Der Beruf der Intensivpflege gehört zu den Berufsgruppen, bei denen die erhöhten Belastungen und Anforderungen zu häufigen Berufsausstiegen und zu stressbedingten Erkrankungen führen. Trotzdem gibt es Personen, die den Beruf der Intensivpflege bereits länger als 12 Jahre ausüben. Die Fähigkeiten, die sie entwickelten, helfen anderen, die an den Belastungen und Anforderungen der Arbeit leiden, einen Weg aus der Krise zu finden. Es wurde eine qualitativ empirische Untersuchung durchgeführt. Mittels neun arbeitsbiografischen Interviews konnten 35 Jahre an intensivpflegerischen Erfahrungen gesammelt und qualitativ inhaltsanalytisch ausgewertet werden. Die Untersuchung führte zu folgenden Ergebnissen: Die intrapersonellen Fähigkeiten, wie Resilienz, Humor, gute Beziehung zu sich selbst, innere Achtsamkeit, bewusste Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse und die Fähigkeit, Stress körperlich abzubauen, tragen wesentlich zur Gesundheit und zur Arbeitszufriedenheit bei und steigern die Arbeitsverweildauer des Intensivpflegepersonals. Faktoren, die abhängig von äußeren Umständen sind, können nur bedingt vom Einzelnen beeinflusst werden. Die negativsten Auswirkungen auf die Arbeitsverweildauer, Arbeitszufriedenheit und Gesundheit haben: Ein schlechtes Arbeitsklima, destruktive Kommunikation intra- und interdisziplinär, die fehlende emotionale Präsenz, die fehlende Transparenz und die fehlende Anerkennung von den Führungsebenen. Projekte zur resilienten Unternehmensführung bieten Lösungsansätze für diese Probleme und wecken das Interesse an weiteren wissenschaftlichen Forschungen.
Inhaltsverzeichnis
I. EINLEITUNG
II. THEORIETEIL
2. INTENSIVSTATIONEN UND INTENSIVPFLEGEPERSONAL IN ÖSTERREICH
2.1 Nationale Einteilung der Intensivstationen
2.2 Berufsbild, Berufsprofil und
Leistungsprofil von Intensivpflegepersonal
2.2.1 Berufsbild
2.2.2 Berufsprofil und Leistungsprofil
2.3 Herausforderungen und Belastungen in der Intensivpflege
2.3.1 Psychische Belastungen
2.3.2 Erschwernisse im Sozialleben
2.3.3 Körperliche Belastungen
3. RESILIENZ
3.1 Begriffsdefinition der Resilienz
3.2 Historische Entwicklung des Resilienzkonzeptes
3.3 Die sieben Säulen des Resilienzkonzeptes
3.4 Bedeutung des Resilienzkonzeptes für
Erwachsene im Berufsleben
4. SALUTOGENESE
4 .1 Salutogenese und Pathogenese
4.2 Das Salutogenese – Modell
5. DIE VIER EMOTIONALEN GRUNDBEDÜRFNISSE
6. DER MENSCH ALS GANZES – WECHSELWIRKUNGEN VON
KÖRPER, GEIST UND SEELE
6.1 Authentic Happiness
6.2 Neurobiologie und Psyche
6.3 Achtsamkeit und Gesundheit
7. ZUSAMMENFASSUNG DES THEORETISCHEN MATERIALS
III. EMPIRISCHER TEIL
8. DIE UNTERSUCHUNG
8.1 Die Forschungsfrage und das Erkenntnisinteresse
8.2 Das Erhebungsverfahren: Arbeitsbiografische Interviews
8.3 Auswertungsverfahren: Qualitative Inhaltsanalyse
8.4 Beschreibung der Interviewpartner/innen und der Interviews
9. FORSCHUNGSERGEBNISSE:
ANALYSE UND INTERPRETATION
9.1 Die Anfangszeit
9.1.1 Herausforderungen der Anfangszeit
9.1.2 Zusammenfassung und Interpretation
9.1.3 Belastungen der Anfangszeit
9.1.4 Zusammenfassung und Interpretation
9.2 Arbeitsklima – Zusammenarbeit – Kommunikation
9.2.1 Das Intensivpflegeteam
9.2.2 Zusammenfassung und Interpretation
9.2.3 Das Ärzteteam
9.2.4 Zusammenfassung und Interpretation
9.3 Der Einfluss: Stationsleitung
9.3.1 Einfluss der SL aus der Sicht des Teams
9.3.2 Zusammenfassung und Interpretation
9.3.3 Erfahrungen einer stationsleitenden Intensivschwester
9.3.4 Zusammenfassung und Interpretation
9.4 Einfluss der Institution Krankenanstalt
9.4.1 Vorteile der Institution Krankenanstalt
9.4.2 Zusammenfassung und Interpretation
9.4.3 „Gesundheitsfalle“ Institution Krankenanstalt
9.4.4 Zusammenfassung und Interpretation
9.5 Ressourcen
9.5.1 Äußere Ressourcen
9.5.2 Zusammenfassung und Interpretation
9.5.3 Innere Ressourcen
9.5.3.1 Ausgleichende Ressourcen
9.5.3.2 Schützende Ressourcen
9.5.4 Zusammenfassung und Interpretation
10. ERGEBNISSE – DISKUSSION
10.1 Die Ergebnisse
10.2 Diskussion
III. LITERATURVERZEICHNIS
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
GLOSSAR
ANHANG A
ANHANG B
ANHANG C
I. einleitung
Der Intensivpflegefachdienst zählt zu den Berufen mit einer höheren Anforderung an psychischer und physischer Belastbarkeit. Aus dieser erhöhten Belastung an die Psyche und an den Körper resultiert ein erhöhter Ausfall des Fachpersonals durch Krankheit, Wechsel in andere Fachbereiche der Gesunden- und Krankenpflege oder Wechsel in andere Berufe.
Der rasche Wechsel des Intensivpflegepersonals an den Intensivstationen kostet den Krankenanstalten viel Geld, eine Verlängerung der Arbeitsverweildauer ist deswegen erstrebenswert. Zufriedene gesunde Mitarbeiter steigern die Überlebenschancen von Intensivpatienten.
Es gibt Intensivpflegepersonal, das den Beruf der Intensivpflege bereits Jahrzehnte ausübt. Die folgende Forschungsfrage soll dem auf den Grund gehen:
Welche Fähigkeiten entwickelte Intensivpflegepersonal, das länger als 12 Jahre im Beruf steht und welche Faktoren beeinflussen und fördern die Arbeitsverweildauer, die Arbeitszufriedenheit und die Gesundheit?
Im theoretischen Teil wird der Beruf der Intensivpflege vorgestellt. Die unterschiedlichen Anforderungen an das Intensivpflegepersonal werden erörtert. Die NEXT – Studie (nurses early exit study) stellt zahlenmäßig dar, wo generell europaweit die Schwierigkeiten für das Krankenpflegepersonal liegen. Österreich nahm an dieser Studie nicht teil. Simon, Tackenberg, Hasselhorn, Kümmerling, Büscher & Müller (2005) werteten die deutschen Erhebungen aus der NEXT – Studie aus und lieferten damit einige Zahlen zum Intensivpflegepersonal.
Die erhöhten psychischen Anforderungen verlangen die Entwicklung von Resilienz – psychischer Widerstandsfähigkeit.
In Kapitel drei wird das Konzept der Resilienz behandelt. Wissenschaftliche Projekte der Harvard Business School (siehe Coutu, 2003) befassen sich mit dem Resilienzkonzept für Unternehmen, ein interessanter Aspekt für die heimischen Krankenanstalten.
Ein Teil der beeinflussenden Faktoren auf Verweildauer, Arbeitszufriedenheit und Gesundheit von Intensivpflegepersonal liegt außerhalb des Individuums, die Struktur der Krankenanstalten gehört da dazu.
Kapitel vier und fünf befassen sich wieder mit der Einzelperson. Welche psychischen Faktoren fördern die Gesundheit – dazu geben das Salutogenese Modell (siehe Antonovsky, 1997) und das Modell der vier emotionalen Grundbedürfnisse (siehe Mende, 2006) Antworten.
Kapitel sechs schafft die Verbindung zur somatischen Ebene, in dem die Folgen der Gefühle auf die Seele und den Körper und deren Auswirkungen auf das Berufsleben von Seligman (2002), Grawe (2004), Siegel (2009), Hüther, Roth & von Brück (2009), Reddemann (2004) und Weiss, Harrer & Dietz (2010) wissenschaftlich erklärt werden.
Im Anschluss folgt der empirische Teil. Da die Zahl des Intensivpflegepersonals, welches mindestens 12 Jahre im Beruf steht, gering ist, wurde eine qualitative empirische Studie durchgeführt.
Es wurden neun arbeitsbiografische Interviews mit Experten geführt, transkribiert und mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.
Der Zeitraum, der von den Interviewpartner/innen erzählten Erfahrungen, erstreckte sich über 35 Jahre von 1975 bis 2010. Es wurden vier Intensivschwestern, vier Intensivpfleger und eine stationsleitende Intensivschwester befragt.
Aus den Interviews und den internationalen Studien von Shortell, Zimmerman, Rousseau, Gillies, Wagner, Draper, Knaus & Duffy (1994) und Laporta, Burns & Doig (2005) ging hervor, dass das Arbeitsklima und die Stationsleitung Schlüsselrollen für den Verbleib des Personals und deren Zufriedenheit spielen.
In Kapitel neun finden sich die Analysen und Interpretationen der einzelnen Kategorien: Anfangszeit, Arbeitsklima, Einfluss der Stationsleitung, Einfluss der Institution, Ressourcen.
Das letzte Kapitel behandelt die Ergebnisse und die daraus entstehende Diskussion.
II. THEORIETEIL
2. Intensivstationen und intensivpflegepersonal in Österreich
Prien, Scherer & Van Aken (2007) sowie Hannich (2007) erläutern die verschiedenen Facetten der Herausforderungen von Intensivstationen und deren Personal in dem Buch „Intensivmedizin, ein Manual“. Die ersten Intensivbehandlungseinheiten in Europa entstanden während einer Poliomyelitisepedemie 1952 in Dänemark (vgl. Prien, Scherer & Van Aken, 2007). Die damaligen Teams der ICU-Einheiten waren Pioniere. Kaum Personal, keine spezifischen Ausbildungen, ein Minimum an medizintechnischen Geräten und Monitorings waren Zusammenarbeit und Teamgeist die herausragenden Merkmale.
Alarm schlug nicht der Monitor, sondern das Team, gleich welcher Berufszugehörigkeit. Intensiveinheiten waren ein Abenteuer und jede Neuerung ein unvorhergesehenes Risiko, Herausforderung und gleichzeitig ein Experiment, welches bei Erfolg Heilung brachte. Das Überleben eines schwerstkranken Menschen, der zum Beispiel das erste Mal eine doppellumige Beatmung erhielt, war ein Erfolgsgefühl für die gesamte Intensivmannschaft (vgl. ebd.).
Die Beziehung zu den Patient/innen war viel intensiver als heute. Dieses Gefühl haben heute nur mehr Schwestern/Pfleger, die zum ersten Mal z. B. die Dialysemaschine aufrüsten und bedienen. Das Erfolgserlebnis ist das Gefühl des Einzelnen geworden. Nicht nur mit den guten Gefühlen sind die Berufseinsteiger alleine, mit der Überforderung und dem Leid, das auf Intensivstationen miterlebt wird, ebenso (vgl. Hannich, 2007).
Die medizintechnische und medizinische Entwicklung der letzten 50 Jahre war so rasant, dass das Flair einer ICU ein ganz anderes wurde. Entwickelte sich das Pflegepersonal damals zeitgleich mit der Technik und Medizin, sind die heutigen Neueinsteiger mit einem Maximum an Technik und somit an Sicherheiten und einem Minimum an Humanität konfrontiert (vgl. ebd.). Intensivpflegepersonal mit langjähriger Erfahrung ist das Auffangnetz für die Anfänger.
Es umfasst sowohl die pflegerische und technische Einschulung und auch als emotionales Modell zu fungieren, um die technisierte Intensivmedizin wieder mit Menschlichkeit anzureichern. Geschieht das aus Personalmangel und hohen Fluktuationsraten nicht, besteht für das junge Personal die Gefahr selbst gefühlsmäßig zu verarmen, zu verhärten und zu erkranken (vgl. Hannich, 2007).
Erfahrenes Intensivpflegepersonal ist die Ressource und Stütze von Intensivstationen. Niedrige Fluktuationsraten senken die Kosten und erhöhen die Überlebenschancen von Intensivpatienten. Eine längere Verweildauer des Personals hat eine berufspolitische und ökonomische Relevanz (vgl. Shortell et al., 1994).
Bei einem Blick auf die heutigen Fakten, Daten und Zahlen der Intensivstationen und des Intensivpflegepersonals in Österreich war folgendes zu eruieren:
Laut Bundesministerium (BMGFJ, 2010) gibt es in Österreich, per 31.12.2008, 64.300 Krankenhausbetten, aufgeteilt auf 267 Krankenanstalten. 2005 waren, laut einer Studie vom Institut für Technikfolgenabschätzung (2002) unter der Projektleitung von Claudia Wild, 1803 Intensivbetten in Planung. Im Jahr 1998 gab es 1701 gezählte Intensivbetten an zirka 140 Intensivstationen.
In den 267 österreichischen Krankenanstalten sind 52.924 Personen als diplomiertes Pflegepersonal angestellt (vgl. GÖG, 2009). In Österreich gibt es keine einheitliche Registrierung des Pflegepersonals. Das ist der Grund, warum derzeit keine genaue Anzahl des Intensivpflegepersonals existiert (vgl. ebd.).
Durch die Kategorisierung der Intensivstationen in Österreich ergibt sich eine Pflegebedarfsplanung von mindestens zwei bis maximal drei
Intensivpflegepersonen : Intensivbett (vgl. Institut für Technikfolgenabschätzung, 2002).
An den Universitätskliniken mit fachspezifischen Intensivstationen, zum Beispiel Intensivstation für Herz-Thoraxchirurgie, ist der Pflegepersonal- : Betten-Schlüssel bis 4,3 Pflegepersonen : 1 Bett. Indirekt ergibt sich daraus, dass 10 % des angestellten diplomierten Pflegepersonals in Österreich an Intensivstationen arbeitet. In Niederösterreich liegt der Pflegepersonal/Bettenschlüssel für allgemeine anästhesiologische Intensivstationen (= leistungsintensivste Intensivstation nach den fachspezifischen Intensivstationen) bei 3:1 (vgl. ebd.).
Nationale Rahmenbedingungen für Intensivstationen werden im ÖKAP (Österreichischer Krankenanstalten- und Großgeräteplan) festgelegt.
Regionale Anpassungen und Detailplanungen obliegen den Bundesländern. Die ÖKAP- Standards sichern nur eine Mindestbesetzung des Intensivpflegepersonals. Das erklärt den unterschiedlichen Personaleinsatz (vgl. Institut für Technikfolgenabschätzung, 2002).
So wie die Medizin komplexer und teurer wurde, ist der Personalaufwand gestiegen und die Bedarfsplanung komplexer und undurchsichtiger geworden (vgl. Prien et al., 2007).
Die landesunterschiedlichen Gesetze gleichen einem Dschungel an kaum
nachvollziehbaren Regelungen.
2.1 Nationale Einteilung der Intensivstationen
Die Einteilung erfolgt zwischen Intensivüberwachungseinheiten, IMCU (i ntermediate c are u nit) genannt, und Intensivbehandlungseinheiten (i ntensive c are u nit).
Die Intensivbehandlungseinheiten werden weiters in drei Abstufungen eingeteilt.
Je nach Bettenanzahl, medizinischen Diagnosen, Umfang des Leistungsgeschehens und finanziellen Kosten errechnet sich die jeweilige Kategorie (vgl. Institut für Technikfolgenabschätzung, 2002).
Die zu erhebenden Daten sind:
Administrative Daten von Patient und Aufenthalt
Medizinische Dokumentation
Pflege- und Therapiedokumentation (TISS-28)
Medizinische Dokumentation
Seit März 1998 wurde ein eigenes Dokumentationssystem für die Patient/innen und Leistungen auf Intensivstationen eingeführt und dient als zusätzliche Grundlage für das Leistungsgeschehen von Intensivstationen (vgl. ebd.).
Ein Hauptbewertungskriterium ist das „Therapeutic Intervention Scoring System 28 (TISS 28). Es soll den Aufwand eines Intensivpatienten auf der Basis von täglichen therapeutischen und diagnostischen Maßnahmen berechnen. Obwohl es bereits effizientere Bedarfsberechnungen gibt, wird in Österreich zur Personalbedarfsplanung TISS 28 herangezogen (vgl. Dorfmeister, 1997).
Der Nachteil dieses Scorings liegt darin, dass nur direkt am Patienten erfolgte Leistungen gemessen werden. Der organisatorische, logistische und servicetechnische Aufwand wird nicht einkalkuliert.
Der intensivmedizinische Aufwand einer internistischen Intensivbehandlungseinheit ist geringer als der einer operativen/anästhesiologischen Intensivbehandlungseinheit (vgl. Dorfmeister, 1997).
Je nach Erreichung der TISS 28-Punkte fällt die internistische Intensivstation zwischen Stufe eins und zwei. Die operative/anästhesiologische Intensivstation fällt zwischen Stufe zwei und drei. Werden Nierenersatztherapien und andere Eliminationsverfahren angeboten, fallen diese operativen/anästhesiologischen Intensivstationen in die Stufe drei (vgl. Institut für Technikfolgenabschätzung, 2002).
Intensivpersonal, das an dieser Forschungsarbeit teilnahm, arbeitet auf Intensivstationen der Kategorie zwei und drei.
TISS wurde 1974 entwickelt. Es wurde zur Einschätzung des Schweregrades der Erkrankung und zur Erhebung des medizinischen und pflegerischen Aufwandes eingeführt. Die erste Version umfasste 76 therapeutische Aktivitäten.
Wegen des hohen Zeitaufwandes zur Erfassung der Punkte wurde es 1996 auf 28 bewertende Maßnahmen reduziert. So zählt ein Standardmonitoring fünf Punkte, künstliche Beatmung fünf Punkte, häufiger Verbandwechsel ein Punkt, Pulmonaliskatheter acht Punkte usw. Die Berechung der Punkte muss jeden Tag erfolgen und wird von den Ärzten auf der ICU eingegeben.
Für die Intensivpflegepersonalberechnung wurde in fast allen Bundesländern ebenso TISS 28 herangezogen, Änderungen sind gerade im Entstehen (vgl. Dorfmeister, 1997).
In Wien hatte sich Mitte bis Ende der 90iger Jahre des vorigen Jahrhunderts der Krankenanstaltenverband bemüht, eine effizientere Berechung für die Personalplanung auf Intensivstationen zu erstellen: die Wiener Intensiv-Personal-Planung WIPP.
WIPP ist eine standardisierte Zeitmessstudie zur Erhebung des intensivmedizinischen und intensivpflegerischen Aufwandes der Patienten (vgl. ebd.).
Das Tätigkeitsprofil der Intensivpflegeperson wird in 13 Tätigkeitsgruppen dargestellt. Der Leistungsumfang wird herausgearbeitet und dokumentiert.
Zur täglichen Patient/innenkategorisierung in der Intensivpflege wurde TIPPS (Tägliches Intensiv Pflege Punkte System) entwickelt. Es erweitert die kontinuierliche Erfassung des Pflegeaufwandes von WIPP. Zur Erhebung der TIPPS Punkte gibt es ein Leistungsblatt für das ICU-Personal, welches täglich ausgefüllt wird und nur einige Minuten in Anspruch nimmt. Es liefert einen Pflege- und Betreuungszeitwert pro Patient (vgl. Dorfmeister, 1997).
Berufsfremde Tätigkeiten werden auch mit diesen Systemen nicht erfasst. Ob sich WIPP und TIPPS zur Intensivpflegepersonalberechung besser eignen als TISS 28, ist durch derzeit fehlende Vergleichsdaten nicht zu beurteilen (vgl. ebd.).
2.2 Berufsbild, Berufsprofil und Leistungsprofil von Intensivpflegepersonal in Österreich
2.2.1 Berufsbild
Zu den Gesundheits- und Krankenpflegeberufen zählt der gehobene Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege und die Pflegehilfe. Ausbildungsrichtlinien, Berufspflichten, Berufsrechte und Leistungsprofil sind im Gesunden- und Krankenpflegegesetz (vgl. GuKG, 2010) geregelt.
Der Pflegefachdienst untersteht dem Bundesministerium für Gesundheit (BMGFJ).
Intensivpflegepersonal absolviert die Ausbildung zur allgemeinen Gesundheits- und Krankenpflege in der Dauer von drei Jahren.
Um in einer Spezialeinrichtung einer Intensivstation arbeiten zu können/dürfen, bedarf es der Sonderausbildung zur Intensivpflege, Anästhesiepflege und Nierenersatztherapie.
Es ist gesetzlich erlaubt, die ersten fünf Jahre nach Erwerb des allgemeinen Gesundheits- und Krankenpflegediploms ohne Sonderausbildung auf Intensivstationen in Österreich zu arbeiten.
Spätestens nach fünf Jahren ist die Sonderausbildung verpflichtend. Die Dauer der Sonderausbildung beträgt derzeit ein Jahr (vgl. ebd.).
Personen, die für diese Arbeit interviewt wurden, absolvierten das allgemeine Diplom zur Gesundheits- und Krankenpflege und die Sonderausbildung zur Intensivpflege, Anästhesiepflege und Nierenersatztherapie erfolgreich.
2.2.2 Berufsprofil und Leistungsprofil
Zu den allgemeinen Berufspflichten des Intensivpflegepersonals gehören die Pflegedokumentation, Verschwiegenheitspflicht, Einhaltung der Hygienemaßnahmen, Anzeigepflicht und regelmäßige Fortbildung.
Die allgemeinen und speziellen Tätigkeiten sind gesetzlich geregelt in eigenverantwortlichen, mitverantwortlichen und interdisziplinären Tätigkeitsbereichen sowie in lebensrettenden Sofortmaßnahmen (vgl. GuKG, 2010).
Spezielle Tätigkeiten:
- Mitwirkung an Reanimationen1 und Schocktherapie
- Mitwirkung an Anästhesieverfahren
- Mitwirkung an der Überwachung und Funktionsaufrechterhaltung der apparativen
Ausstattung
Der Begriff der Funktionsaufrechterhaltung setzt in der Praxis medizintechnisches Wissen und regelmäßige Wartungs- und Servicetätigkeiten
voraus. In den großen Krankenanstalten und Universitätskliniken gibt es einen eigenen medizintechnischen Dienst.
- Überwachung und Betreuung schwerstkranker und ateminsuffizienter Patienten mit
invasiven und nichtinvasiven Methoden
- Blutentnahme aus liegenden Kathetern z.B.: Arterienkatheter2, Cavakatheter3, Pulmonaliskatheter4
- Legen von Magen-, Duodenal5- und Temperatursonden, deren regelmäßige Lagekontrolle und Aufrechterhaltung der Funktionstüchtigkeit
Die falsche Lage einer Magensonde kann zum Beispiel zu einer schweren Ateminsuffizienz, Lungenentzündung und bei längerem Nichterkennen zum Tod des Patienten führen.
- Durchführung und Überwachung des extrakorporalen Kreislaufes, dazu gehören die
Nierenersatztherapien und andere Eliminations- und Entgiftungsverfahren (vgl. ebd.)
Ausgenommen davon ist das Setzen des erforderlichen Katheters. Gesetzt werden die Katheter vom Arzt und das Intensivpflegepersonal assistiert dabei.
- Mitwirkung an der Schmerztherapie
- Anleitung und Begleitung von Krankenpflegeschüler/innen und Praktikant/innen der Sonderausbildung zur Intensivpflege
(vgl. GuKG, 2010)
Das Aufgabenfeld des Intensivpflegepersonals ist medizintechnisch geprägt. Dieser Schwerpunkt kristallisiert sich nicht nur aus dem Bundesgesetzblatt (vgl. ebd.) heraus.
Gemäß einer Aufzählung von Hecker et al. (3) ist der durchschnittliche
Intensivarbeitsplatz gekennzeichnet durch
12 Diagnose- und Therapiegeräte pro Patient,
85 Bedienelemente,
65 Anzeigenelemente
30 Alarmmöglichkeiten,
15 Leitungen zum Patienten,
11 Leitungen zur Logistik (Spannungs-, Gasversorgung etc.).
Insgesamt werden 400 Daten pro Tag generiert, auf die reagiert werden muss.
Durchschnittlich alle 90 s wendet sich der Pflegende einer neuen Tätigkeit zu,
50 % der Verrichtungen sind kürzer als eine halbe Minute.
Im Vergleich zur Geräteüberwachung, der Dokumentation und Bilanzierung steht für
die Grundpflege nur ein Viertel an Zeit zur Verfügung, die sich bei Gerätestörungen
weiter reduziert. (Hannich, 2007, S. 80)
Weiters gehört eine menschenwürdige und respektvolle Betreuung der Patient/innen dazu.
Schwerstkranke Menschen sind in einem isolierten Zustand. Ein/e Intensivpatient/in ist mit einem „Neugeborenen“ vergleichbar, völlig angewiesen auf die Umgebung (vgl. Hannich, (2007). Funktioniert das Umfeld unzureichend, droht Lebensgefahr. Es ist notwendig, dass das Pflegepersonal ein emotionales Beziehungsangebot stellt. Gibt es zu wenig emotionale Berührungsangebote, sind psychische Leidenszustände die Folge. Die psychischen Folgen betreffen nicht alleine die Patient/innen, sondern ebenso die Angehörigen und das intensivmedizinische Personal (vgl. Shortell et al., 1994).
2.3 Herausforderungen und Belastungen in der Intensivpflege
2.3.1 Psychische Belastungen
Laut Prien et al. (2007) entsteht der besondere psychische Druck auf das Intensivpflegepersonal nicht nur durch die hohe Sterblichkeit der Intensivpatient/innen, sondern auch dadurch, dass Intensivpatient/innen so bald wie möglich verlegt werden.
Intensivstationen sind die „Kostenschlucker“ der Krankenanstalten. Deswegen ist eine hohe Auslastung der Intensiveinheiten bevorzugt (vgl. Institut für Technikfolgenabschätzung, 2002).
Das Erfolgserlebnis, gute Arbeit geleistet zu haben, ist begrenzt. Der weitere Heilungsprozess kann vom Intensivpflegepersonal nicht beobachtet und wahrgenommen werden (vgl. Prien et al., 2007).
Kollegialität, Teamarbeit, gegenseitiger Respekt und Anerkennung und Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Berufsgruppen verringern den Druck und die Belastungen. Diese Idealvorstellung findet sich nur rudimentär. In der Praxis sind auch die negativen Seiten, wie zum Beispiel Konkurrenz, mangelnde Kommunikation, fehlende Transparenz auf Seiten der Leitungen, zu beobachten.
Die von Shortell et al. (1994) durchgeführte Studie „The Performance of Intensiv Care Units: Does Good Management Make a Difference?“ untersuchte in den USA landesweit 42 Intensivstationen, basierend auf gesammelte Daten von 17.440 Intensivpatient/innen.
Unter anderem wurden die Team-Kultur, Kommunikation, Korrelationen zwischen Fluktuationsraten und Risiko der Sterblichkeit der Patienten, sowie Korrelationen zwischen Fluktuationsraten und unterstützender Haltung der Leitungen erhoben.
„3) caregiver interaction comprising the culture, leadership, coordination, communication, and conflict management abilities of the unit is significantly associated with lower risk-adjusted length of stay (beta = .74), lower nurse turnover (beta = -.36)…“ (Shortell et al., 1994, S. 508)
Ein Ergebnis daraus ist, dass ein Ansteigen der Personalfluktuation nicht nur die Kosten steigert, sondern mit Qualitätsminderung der Versorgung der Patient/innen einhergeht.
Es erhöht sich das Risiko der Sterblichkeit von Intensivpatient/innen signifikant mit Erhöhung der Personalfluktuation (vgl. Shortell et al., 1994).
Die Zufriedenheit des Intensivpflegepersonals beeinflusst die Produktivität und Kontinuität der Versorgung von Intensivpatient/innen.
Je zufriedener das Personal war, desto positivere Ergebnisse konnten erhoben werden (vgl. ebd.).
Zusätzlichen Druck erzeugt die Erwartungshaltung von Führungspersonen der Stationsleitungen, Bereichsleitungen, Anstaltsleitungen, Arbeitgebern, dass das Intensivpflegepersonal verantwortlich für den reibungslosen Ablauf des Stationsbetriebes sei.
Darunter fallen Tätigkeiten wie zum Beispiel Bestellungen, technische Wartungsarbeiten, Ersatz fehlender Sekretär/innen und Reinigungskräfte. Die Belastung entsteht aus den berufsfremden Tätigkeiten, die Zeit in Anspruch nehmen, die dann bei der Betreuung der Patienten abgezogen wird (vgl. Hannich, 2007).
Die folgende Darstellung von Günter Dorfmeister (1997) soll den Pflegeaufwand auf Intensivstationen demonstrieren. Die vorhin erwähnten berufsfremden Aufgaben sind dabei nicht berücksichtigt:
Eine allgemeine Erwachsenenstation, zum Vergleich, berechnet 133 Pflegeminuten/Tag
Herzüberwachungsstation: 545 Pflegeminuten/Tag
Intensivüberwachungsstation IMCU: 745 Pflegeminuten/Tag
Intensivbehandlungsstation ICU: 900 Pflegeminuten/Tag
(Minutenwertformel im Anhang A)
Um hier eine Entlastung des Intensivpflegepersonals herbeizuführen, braucht man eine Erhöhung der Personalplanstellen.
Die durchschnittlichen Personalkosten an ICU-Gesamtkosten in Europa liegen bei 46 %. 27,8 % der ICU-Gesamtkosten machen die Intensivpflegekräfte aus (vgl. Institut für Technikfolgenabschätzung, 2002). Es wird deutlich, dass eine Erhöhung der Planstellen für die Intensivpflege nicht zu finanzieren ist. Das Intensivpflegepersonal ist mit einer permanenten emotionalen Auseinandersetzung von lebensbedrohten und verletzten Patienten konfrontiert. Die Fähigkeit, innere und äußere Balance zwischen Hoffnung und Akzeptanz unser aller Endlichkeit herzustellen, ist nötig.
Simon et al. (2005) werteten die ersten Befragungen aus der NEXT - Studie (nurses early exit study) in Deutschland aus. Durch die NEXT - Studie wurde in 10 europäischen Ländern die Arbeitssituation von Pflegepersonal zum vorzeitigen Ausstieg aus dem Pflegebereich untersucht. 39.898 Pflegepersonen aus Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Norwegen, den Niederlanden, Polen und der Slowakei nahmen an der Befragung teil. Die Studie wurde von der Europäischen Union finanziert und von der Bergischen Universität Wuppertal koordiniert.
Mittels standardisierter Fragebögen wurden die Ursachen des vorzeitigen Berufsausstieges in einer Längsschnittstudie (Beginn Herbst 2002 – Ende Herbst 2004) erhoben. Die hier erwähnten Ergebnisse aus der NEXT - Studie beziehen sich auf 75 Gesundheitseinrichtungen in Deutschland und 3.565 Pflegepersonen, wobei 75 % davon in Krankenhäusern arbeiteten.
Die Häufigkeit mit Tod und Leid direkt konfrontiert zu werden, liegt beim Intensivpersonal an zweiter Stelle, nach den Alten- und Pflegeheimen. Von 100 erreichbaren Punkten liegen die Intensivstationen bei 75,7 Punkten, Alten- und Pflegeheime bei 79,1 Punkten, wobei 100 Punkte bedeuten, dass das Pflegepersonal immer mit Tod und Leid direkt konfrontiert ist (vgl. Simon et al., 2005).
Die Kommunikation mit den Angehörigen, die sich schockiert, überfordert und hilflos fühlen, ist eine weitere Herausforderung an das Einfühlungsvermögen der Pflegekräfte.
Intensivpatient/innen befinden sich in einer physischen und psychischen Extremsituation. Bereits 1968 beschrieben Jores und Freyberger, dass 70 % der längerfristig behandelten Intensivpatient/innen wahnhafte Episoden durchmachen. Erklärt wird dies durch den massiven Einsatz von Sedativa und Katecholaminen (vgl. Hannich, 2007).
Katecholamine wirken nicht nur kreislaufstabilisierend, sondern auch auf das psychovegetative Nervensystem (vgl. Reddemann, 2004). Zum Beispiel sind Hormone, wie Noradrenalin und Dopamin, Inhaltsstoffe von Psychopharmaka ( Noradrenalin, Adrenalin, Dopamin = Katecholamine = Hormone).
Konkret sorgt das Intensivpflegepersonal dafür, dass ein/e Patient/in, der/die sich in einem wahnhaften Schub befindet, sich nicht selbst verletzt und gefährdet. Daher lässt es sich nicht vermeiden, dass die persönliche Freiheit von Patient/innen eingeschränkt wird. Das bedeutet einen Zwiespalt für das Intensivpflegepersonal (vgl. Hannich, 2007).
Einerseits ist Einfühlungsvermögen nötig und andererseits braucht es „Härte“ einen schwerstkranken Menschen seiner Bewegungsfreiheit zu berauben (vgl. Hannich, 2007).
2.3.2 Erschwernisse im Sozialleben
Intensivpflegepersonal arbeitet hauptsächlich im Turnus/Wechseldienst. Das heißt, es werden regelmäßig Nachtdienste und Wochenenddienste geleistet.
Hannich (2007) beobachtete, dass bei längerer Berufstätigkeit die sozialen Kontakte zu anderen Menschen, die von Montag bis Freitag arbeiten, eingeschränkt werden.
Die Familie und Freunde finden sich dann in gleichen oder ähnlichen Berufen. Diese Einschränkung passiert von beiden Seiten. Müssen Einladungen am Wochenende oft abgesagt werden, so ziehen sich Freunde zurück.
Es entsteht ein Rückzug auf Kontakte, die durch den Beruf gemacht werden können. Geleistete Überstunden belasten das Familien- und Sozialleben ebenso.
Die sozialen Beziehungen auf Intensivstationen unter den Kollegen sind intensiv. Ist das Team nicht konfliktfähig, kommt es zu Kündigungswellen, Personalmangel, Mobbing und Erhöhung der Krankenstände. Ist das Team konfliktfähig und ressourcenorientiert eingestellt, entstehen wertvolle und tragfähige Freundschaften, die über die berufliche Tätigkeit hinausgehen (vgl. Laporta et al., 2005).
In der kanadischen Expertendiskussion von Laporta et al. (2005) wurde festgestellt, dass bei unterstützender und wertschätzender Stationsleitung beim Intensivpflegepersonal Zufriedenheit am Arbeitsplatz und eine niedrigere Fluktuationsrate die Folge waren.
Bei fehlender Unterstützung der Teamleitung wurde eine Zunahme der Fluktuationsrate erhoben.
Zahlen zu Fluktuationsraten und durchschnittlicher Verweildauer von Intensivpflegepersonal sind entweder stark verfälscht oder nicht veröffentlicht.
Es wird eine Verweildauer bei Dienstnehmern im Gesundheitsbereich von sechs Jahren im europäischen Durchschnitt angegeben. Da es jedoch viele Berufe im Gesundheitsbereich gibt, ist auch diese Zahl auf das Intensivpflegepersonal in Österreich nicht umsetzbar (vgl. Gleitsmann, 2009).
In deutschen Krankenhäusern liegt das Durchschnittsalter des Pflegepersonals bei 38,3 Lebensjahren. Älteres Pflegepersonal ist weniger oft vertreten als bei den übrigen Erwerbstätigen. Mit den frühen Ausstiegen aus dem Krankenpflegeberuf steigen nicht nur die Kosten der Krankenanstalten durch die erhöhten Fluktuationsraten, sondern es geht das empirische Wissen des erfahrenen Personals verloren (vgl. Simon et al., 2005).
2.3.3 Körperliche Belastungen
Laut Wagner (1998) wirkt beim Tragen einer Last von 45 kg mit ausgestreckten Armen (Heben eines Patienten) eine Gewalt von 720 kg auf eine Lendenwirbelbandscheibe. Pflegepersonen müssen schwere Lasten bewegen. Auf der Intensivstation wird die körperliche Belastung des Hebens durch komatöse Patient/innen erhöht. Komatöse Patient/innen können sich nicht bewegen und werden deswegen in kurzen, regelmäßigen Abständen umgebettet.
Um Folgeerkrankungen bei den Intensivpatient/innen zu vermeiden, ist es Pflicht munter werdende Patient/innen so schnell wie möglich zu mobilisieren (vgl. Prien et al., 2007).
Die Dienstverträge in Österreichs öffentlichen Krankenanstalten sehen bei Physiotherapeuten keinen Turnus-/Wechseldienst vor, das heißt an Sonn- und Feiertagen und in den Nachtstunden sind keine Physiotherapeuten zur Mobilisation der Intensivpatient/innen angestellt. An Sonn- und Feiertagen und in den Nachtstunden ist das die Aufgabe des Intensivpflegepersonals.
Die körperliche Belastung durch häufiges Heben ist nicht beim Intensivpflegepersonal am höchsten, sondern laut Simon et al. (2005) bei den chirurgischen Normalstationen. Das ist darauf zurückzuführen, dass in den letzten 20 Jahren Spezialbetten entwickelt wurden, um Defekte am Patient/innen und Belastungen beim Lagern zu reduzieren.
Der Schichtdienst hat Auswirkungen auf den Wach-Schlafrhythmus. Schlafstörungen, Ermüdung, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwächen und Verschiebungen im Hormonhaushalt sind Symptome davon.
Der Fond Gesundes Österreich (2010) brachte einen Burnout-Leitfaden zur betrieblichen Gesundheitsförderung in Großbetrieben heraus. Es wurden sieben Großbetriebe mit Schichtarbeitsplätzen in die Praxisstudie eingebunden und 2420 Fragebögen ausgewertet. Ergänzend zur quantitativen Erhebung wurden 35 Interviews qualitativ ausgewertet. 67 % der Schichtarbeiter/innen wiesen Burnout-Symptome auf. Sie liegen deutlich über den Tagesarbeitenden, die auf 23 % Burnout-Symptome kamen (vgl. Fond Gesundes Österreich, 2010).
Es besteht eine erhöhte Infektionsgefahr. Die Einhaltung der Hygienemaßnahmen schützt davor. Bei Erstversorgung, bei Notfällen und Nadelstichverletzungen sind die Maßnahmen jedoch nicht immer ausreichend (vgl. Simon et al., 2005).
Umfragen beim Intensivpflegepersonal in Deutschland ergaben, dass die höchsten Belastungen im Vergleich zu anderen Bereichen in der Krankenpflege beim Lärm (61 %), bei der Infektionsgefahr (71,4 %) und Belastungen durch Desinfektions- und Reinigungsmittel, Chemotherapeutika und Gasen (52,6 %) liegen (vgl. ebd.).
Es konnten keine Datenerhebungen zum österreichischen Intensivpflegepersonal gefunden werden.
Interessant für die Wissenschaft ist es, dass es Intensivschwestern und Intensivpfleger gibt, die schon 20 Jahre und noch länger in diesem Bereich arbeiten und ihren Beruf mit Freude und Engagement ausüben. Um den Anforderungen der Intensivpflege gerecht zu werden, bedarf es psychischer Widerstandsfähigkeit, der Fähigkeit, Resilienz auszubilden. Intensivschwestern/-pfleger haben Fähigkeiten mitgebracht bzw. entwickelt, die sie diesen anstrengenden Beruf länger ausüben lassen.
3. RESILIENZ
3.1 Begriffsdefinition der Resilienz
Das Wort Resilienz ist in allgemeinen deutschen Wörterbüchern, zum Beispiel im Duden nicht zu finden, sondern nur in Fachwörterbüchern. Im Englischen bedeutet „resilience“ Elastizität, Spannkraft und „resilient“ elastisch, spannkräftig (vgl. Langenscheidts Großes Schulwörterbuch, 1988) und leitet sich vom Lateinischen „resilire“ ab und bedeutet zurückspringen und abprallen.
Der Begriff Resilienz bedeutet auch die Toleranz eines Systems gegenüber Störungen. Der Terminus Resilienz wird in der Physik, Psychologie, Pädagogik, Soziologie, Ökonomie und in der Technik verwendet (vgl. Loth, 2008).
So findet man diesen Ausdruck nur in einschlägiger Fachliteratur. Nimmt man die Psychologie her, findet man das Konzept der Resilienz in der Soziologie (siehe Loth, 2008), der systemischen Familientherapie (siehe Welter-Enderlin, 2010) und der Entwicklungspsychologie (siehe Werner, 2007).
Innerhalb der Psychologie versteht man darunter die psychische Widerstandsfähigkeit von Menschen.
3.2 Historische Entwicklung des Resilienzkonzeptes
Ursprünglich wurde der Resilienzbegriff in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts von dem Kinderpsychiater James Anthony (1974) eingeführt. Er wollte der Fähigkeit von Kindern, die unversehrt aus widrigsten Familien- und Sozialverhältnissen herausgingen, einen Namen geben (vgl. Loth, 2008).
Der Resilienzbegriff hielt Einzug in die Entwicklungspsychologie und in die Fachrichtungen, die sich mit Kindern und deren nahen und weiteren Umgebung beschäftigten, wie zum Beispiel die Soziologie, Pädagogik und Familientherapie.
War der frühere Fokus der Psychotherapie auf die krankmachenden Faktoren gerichtet, vollzog sich langsam ein Wandel (vgl. ebd.).
Immer mehr Therapeuten wollten erforschen, warum manche Kinder trotz widrigster Umstände gesund blieben und keine psychischen Leidenszustände entwickelten (vgl. Loth, 2008).
Eine der meist erwähnten Studien zur Resilienzforschung wurde von Emmy E. Werner (2007) gemeinsam mit Kinderärzten, Psychologen und Sozialarbeitern durchgeführt.
Sie untersuchten 689 Kinder auf der Insel Kauai im hawaiischen Archipel von Geburt an. Die Längsschnittstudie begann 1955 und dauerte 40 Jahre. Die Kinder stammten aus armen und zerrütteten Familien, umgeben von Arbeitslosigkeit und psychischen Erkrankungen der Eltern und nahen Verwandten (vgl. ebd.).
„Auf der anderen Seite entwickelte sich ein Drittel dieser Kinder trotz der erheblichen Risiken, denen sie ausgesetzt waren, zu leistungsfähigen, zuversichtlichen und fürsorglichen Erwachsenen.“ (Werner, 2007, S. 21)
Ein zweites Drittel hatte Verhaltensprobleme, geriet mit der Exekutive in Konflikt, erholte sich aber wieder. Ein Zehntel aller Probanden entwickelte psychische Erkrankungen (vgl. Welter-Enderlin, 2010).
Alle Kinder waren den gleichen Risiken ausgesetzt. Die Vergleichsgruppe der nicht resilienten Kinder entwickelte sich aus der Gesamtgruppe und musste nicht künstlich zusammengestellt werden. Das abgeschlossene Territorium der Insel war ein weiterer Vorteil für die Studie, externe Einflüsse waren automatisch minimiert (vgl. ebd.).
Zu den beobachteten Risikofaktoren zählte Werner (2000) chronische Armut, geburtsbedingte Komplikationen, elterliche Psychopathien und dauerhafte Disharmonien in den Familien.
Die resilienten Kinder griffen auf Schutzfaktoren zurück, die Werner (2007) in drei Dimensionen teilte, in Schutzfaktoren, die aus den Kindern selbst, von Seiten der Familie und aus dem sozialen Umfeld kamen.
Die resiliente Gruppe fiel schon als Babys auf, dass sie freundlicher, unkomplizierter und gutmütiger auf Erwachsene wirkte. Im Kleinkindalter war sie selbstständiger, aufmerksamer, flexibler und kommunikativer als die nicht-resiliente Gruppe.
Im Teenageralter hatte sie ein positives Selbstbild ausgebildet und ging vielen, unterschiedlichen Interessen nach (vgl. ebd.).
Innerhalb der Familie suchten sie sich meist von sich aus mindestens eine Bezugsperson, mit der sie tragfähige Bindungen eingehen konnte.
Im sozialen Umfeld knüpften die widerstandsfähigen Kinder weitere Beziehungen zu gleichaltrigen Kindern, Lehrern oder zu anderen Personen (vgl. Werner, 2000).
Ein weiterer interessanter Aspekt wurde im Laufe der Studie beobachtbar. Einige Kinder, die im Kindesalter zur resilienten Gruppe zählten, verloren im Erwachsenenalter ihre Widerstandsfähigkeit. Umgekehrt erwarben andere Kinder der nicht resilienten Gruppe als Erwachsene die Fähigkeit der Resilienz (vgl. ebd.).
Eine Schlussfolgerung daraus ist, dass Resilienz keine angeborene Eigenschaft, sondern eine Fähigkeit ist, die auch im Erwachsenenalter entwickelt werden kann (vgl. ebd.).
„ Halten wir also fest, dass Resilienz aus heutiger Sicht nicht mehr als eine menschliche Eigenschaft betrachtet wird. Es ist vielmehr eine Fähigkeit, die ein Mensch entwickeln kann und die ihm dazu verhilft sich trotz Widrigkeiten positiv zu entwickeln.“ (Loth, 2008, S. 9)
Damit eröffnen sich neue therapeutische und präventive Möglichkeiten für Erwachsene.
3.3 Die sieben Säulen des Resilienzkonzeptes
Weltweit sind sich die Forscher der Sozialwissenschaften einig, dass bestimmte Muster, bestimmte Fähigkeiten, bestimmte Persönlichkeitsmerkmale und bestimmte mentale Einstellungen bei resilienten Menschen anders sein müssen als bei Menschen, die an Lebenskrisen scheitern, stecken bleiben oder erkranken (vgl. Welter-Enderlin, 2010).
„Der Resilienzansatz ermutigt Menschen dazu, frühere Wunden in ihrer [sic] Beziehungen heilen zu lassen.“ (Welter-Enderlin, 2010, S. 150)
Man kennt aus dem eigenen Umfeld die Erzählungen aus dem 2. Weltkrieg. Menschen erlebten schier unerträgliche Qualen. Sie überlebten Folter, Hunger, Vergewaltigungen und Verluste. Nicht, dass diese Traumatisierungen nicht ihre Spuren hinterlassen hätten, doch hatten diese Menschen sich nicht brechen lassen (vgl. ebd.).
„Fortunately, not all crucible experiences are traumatic. In fact, they involve a positive, if deeply challenging, expierence such as having a demanding boss or mentor.“ (Bennis & Thomas, 2003, S. 50)
Nicht nur bei traumatisierten Kindern und Erwachsenen hat das Konzept einen Nutzen, sondern durch die massiven Veränderungen im Berufsleben, den stetig steigenden beruflichen Anforderungen und dem Druck, wie zum Beispiel in der Intensivpflege, birgt die Resilienz therapeutisches und präventives Potential (vgl. Coutu, 2003).
In der Literatur der Resilienzforschung kristallisieren sich sieben Säulen heraus, worin sich widerstandsfähige Menschen, egal welchen Alters, von nicht resilienten Menschen unterscheiden (vgl. Wolter, 2005):
Akzeptanz der Krise
Orientierung nach Lösungen
Opferrolle verlassen
Um Hilfe bitten und annehmen
Optimismus
Alternativen entwickeln
Zukunftspläne
Akzeptanz der Krise:
Beobachtbar ist die Einstellung von resilienten Menschen, dass die momentan erlebte Widrigkeit eben „so ist, wie sie ist“ (vgl. Coutu, 2003).
Gefühle werden bewusst wahrgenommen und nicht abgespalten. Die Gefühle werden gelebt und trotzdem gelingt es der Person, eine Art Beobachterposition einzunehmen.
Die Beobachterposition ermöglicht einen Perspektivenwechsel wie Welter-Enderlin (2010) bemerkte und verhindert ein „Überschwemmen“ der negativ erlebten Ereignisse. Es ist wie ein „sich Zeit nehmen“, bis ein Weg aus der Krise sich abzeichnet.
Belastende Ereignisse lösen immer Ängste aus. Es ist wichtig, sich nicht in den Gefühlen der Angst zu verlieren. Ein archaischer Reflex des Gehirns lässt Menschen bei zuviel Angst erstarren und macht handlungsunfähig. Je nach Art der Bedrohung ist selbst dieser Reflex des „Totstellens“ lebenserhaltend (vgl. Reddemann & Dehner-Rau, 2004).
Nicht jede Krise bedroht sofort die Existenz. Resiliente Menschen besitzen die Fähigkeit, die Bedrohung durch das Akzeptieren abzuschätzen und sich den erlebten Ängsten zu stellen.
Eine Passage aus dem erhobenen Interview von Interviewpartnerin 9:
„Ich hab das nie so gehabt, dass ich das nicht mehr aushalte und „keiner hilft mir“, das war eben meine Aufgabe.“ (Transkript 9: 4.11.2010)
Orientierung nach Lösungen:
Die Krise löst in widerstandsfähigen Personen einen Suchprozess aus. Wo „dünnhäutige“ Menschen in der Hoffnungslosigkeit landen, entsteht im „Resilienten“ ein kreativer Prozess der Problemlösung. Es werden Lösungsmöglichkeiten gefunden, die im Normalfall undenkbar wären (vgl. Coutu, 2003).
Belastende Erlebnisse können Kräfte wecken, die man sich vorher nicht zugetraut hätte. Die Orientierung nach Lösungen ist das Zutrauen in die eigene Kompetenz. Eine einmal gut überwundene Krise stärkt das Selbstvertrauen und die Persönlichkeit (vgl. Reddemann & Dehner-Rau, 2004).
Die Opferrolle verlassen:
Das Wort Opfer impliziert bereits Schwäche. Fühlt man sich als Opfer ist, man gleichzeitig schwach, gedemütigt und fühlt sich als Verlierer. Man übergibt die Verantwortung über sich selbst dem Täter. Man wird Opfer der Umstände. Wieder spielt die bewusste Wahrnehmung eine große Rolle.
Wird man sich der eigenen Schwäche gewahr, ist es möglich sich umzuschauen, wie man wieder zu mehr Stärke und Hilfe von außen kommt. Das Problem bei nicht resilienten Menschen liegt nicht in dem Gefühl ein Opfer zu sein, sondern in der Opferrolle stecken zu bleiben (vgl. Reddemann & Dehner-Rau, 2004).
Um Hilfe bitten und annehmen:
Hier geht es darum, Kontakte und Beziehungen herzustellen. Wenn ein Baby schreit, ist es ein Schrei, um die Aufmerksamkeit der versorgenden Umwelt auf sich zu ziehen und somit Beziehungen zu anderen Menschen zu suchen (vgl. Bolby, 1969).
Dies ist ebenso ein archaischer Reflex um zu überleben wie der Totstellreflex, Fluchtreflex und der Kampfreflex, die Grawe (2004) in Bezug zur Entstehung von Angsterkrankungen erörterte. Die Bitte um Hilfe muss geäußert werden, um von anderen Menschen wahrgenommen zu werden.
Viele resiliente Menschen verfügen über ein gutes soziales Netzwerk und über tragende Bindungen zu geliebten Menschen. Das Gefühl etwas „nicht allein durchstehen“ zu müssen stärkt das Gefühl des Selbstwertes. Das Sprechen über die schlimmen Umstände und die Reflexionen des Gegenübers erleichtern wieder einen Perspektivenwechsel (vgl. Welter-Enderlin, 2010).
Doch nicht nur Menschen mit engen Familienbindungen und dichtem sozialen Netzwerk besitzen die Fähigkeit der Resilienz. Rosmarie Welter-Enderlin (2010) beschreibt die Fallgeschichte von Anna, einer Frau, die seit ihrer frühen Kindheit mit Enttäuschungen konfrontiert war. Der Vater verließ früh die Familie. Die Mutter wurde alkoholkrank und der Stiefvater litt an Spielsucht und veräußerte sämtliches Vermögen.
Anna unterstützte den Stiefvater mit ihrem Lehrlingsgehalt und ihrem Ersparten. Die Schwester wurde drogenabhängig und landete in der Gosse. Dem Stiefvater wurde es zuviel und er verließ die Familie mit dem Geld von Anna. Anna wurde von ihrer Familie in dieser Zeit ausgenutzt und enttäuscht.
Mit den partnerschaftlichen Beziehungen erlebte sie als Erwachsene ähnliches. Trotzdem blieb Anna eine offene und einfühlsame Frau. Sie hatte nicht das Glück auf Menschen zurückgreifen zu können, denen sie vertrauen konnte und die ihr halfen.
Für Anna waren ihre Haustiere eine starke Kraftquelle und sie bewahrte sich die Fähigkeit, um Hilfe zu bitten. Sie wendete sich an eine Hilfsorganisation, obwohl da die erste Wahl nicht die beste war, gab sie nicht auf, bis sie endlich kompetente Hilfe bekam. Anna blieb vor allem immer mit sich selbst in gutem Kontakt (vgl. ebd.).
Die Beziehungsfähigkeit eines Menschen umfasst nicht nur die Beziehung zu anderen, sondern auch zu sich selbst.
Optimismus:
Damit ist gemeint, dass der Glaube an eine bessere Zukunft, trotz der gerade so schlimm empfundenen Gegenwart, erhalten bleibt. Es ist die Gewissheit, dass auch die ärgste Zeit einen Anfang und vor allem ein Ende hat (vgl. Reddemann, 2003).
Es gilt die Bewusstheit der eigenen Ressourcen zu entwickeln. Die Ressourcen sind die Quellen der inneren Kraft und sind so vielfältig wie es Menschen gibt. Für einen ist es der Glaube, für jemand anderen ist es die tiefe Verbundenheit mit der Natur (vgl. Welter-Enderlin, 2010).
Widerstandsfähige Menschen sind Meister im Reframing und Optimismus. Unter Reframing ist gemeint, dass widrige Umstände in einem anderen, positiven Licht betrachtet und in einen anderen Rahmen gestellt werden (vgl. Reddemann, 2003).
Alternativen entwickeln:
Widerstandsfähige Menschen besitzen den Mut, einmal etwas anders zu machen als bisher. Sie entwickeln alternatives Verhalten.
Wenn die bisher gemachten Erfahrungen nicht mehr weiterhelfen und nicht aus der Krise lotsen, so gehen sie Wege, die für sie völlig neu sind. Sie haben die Fähigkeit, sich neu zu erfinden (vgl. Coutu, 2003). „…to improvise a solution to a problem without proper or obvious tools or materials.“ (Coutu, 2003, S. 14)
Zukunftspläne:
Der Fokus auf zukünftige Ziele löst den Impuls, sich dorthin zu bewegen, aus. Hat ein Mensch ein Ziel, so will er es erreichen. Ziele geben dem Leben einen Sinn und schenken Orientierung. Die Orientierung ist der Weg aus Aussichtslosigkeit (vgl. Mende, 2006).
Resiliente Menschen rechnen mit den Wechselfällen des Lebens. So wie sie offen für neue Wege sind, sind sie vorbereitet für etwaige Notfälle (vgl. Coutu, 2003). Es scheint die richtige Mischung zwischen Neugier und Sicherheit zu sein, die sie so „elastisch“ macht.
3.4 Bedeutung des Resilienzkonzeptes für Erwachsene im Berufsleben
Das Konzept der Resilienz findet zunehmend Interesse für präventive und therapeutische Maßnahmen in der Arbeitswelt.
Durch die massive Zunahme von beruflichen Anforderungen stiegen die psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen in Deutschland von 2001 bis 2005 um 3,9 %. Dies ist eine allgemeine Entwicklung (vgl. Ulich, 2008).
Bei den Gesundheitsberufen ist die Gefährdung, eine arbeitsbedingten Erkrankung zu erleiden, höher. Es leiden 20 % der Ärzte in Deutschland am Burnout Syndrom und 10 % an substanzbezogenen Störungen (vgl. ebd.).
Die Suizidrate von weiblichen Ärzten ist fünffach höher als die der Allgemeinbevölkerung. Es wurden keine Erhebungen zum Erkrankungsrisiko von Pflegepersonal gefunden (vgl. Ulich, 2008).
Beachtet man die berufspolitischen und ökonomischen Folgen von steigenden Fluktuationsraten im Pflegeberuf allgemein und speziell in der Intensivpflege, ist es unverständlich, dass das Interesse die Berufszufriedenheit und Gesundheit in den Pflegeberufen zu verbessern, so gering ist und es nur von Seiten des Individuums Verbesserungsmaßnahmen gibt (vgl. Oetting, 2008).
Jeder einzelne Arbeitnehmer stößt einmal an eine Grenze seiner Resilienz, ab dieser Grenze sind die Institutionen gefordert, die strukturelle Widerstandskraft zu steigern.
Laut Oetting (2008) sind in den USA die Forschungen zur Resilienz bei Erwachsenen und die Umsetzung in die Praxis weiter fortgeschritten als in Österreich und Deutschland.
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