Es wird behauptet, dass der Name der Wigmodiburg, die dem Dorf Wimmelburg seinen Namen gegeben hat, von einem edlen Ritter Wigmod abstammt. Einen Wigmod hat es aber nicht gegeben. Wenn man die Geschichte des Thüringer Königsreichs bis zu seiner Zerschlagung durch die Franken im Jahre 531 und die Geschichte der Wigmodiburg bis zu deren Umgründung in ein Kloster im Jahre 1121 betrachtet, fällt auf, dass oft Altsachsen in der Gegend des Mansfelder Landes siedelten und dort sogar noch zu Luthers Zeiten niederdeutsch gesprochen wurde. Sowohl die Bezeichnungen Friesenfeld, Hassegau und Schwabengau weisen nachdrücklich darauf hin. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist anzunehmen, dass der Name Wigmodiburg von Altsachsen, die Karl der Große im Jahre 804 in diese Gaue deportierte, mitgebracht wurde. Wie die Seeburg - ehemals Hocseoburg - nach dem Hasagowe in Altsachsen, aus der ihre Bewohner kamen, benannte man auch die Wigmodiburg nach der Heimat ihrer Neusiedler aus Wigmodien.
Diese kleine Broschüre ist meinen Großeltern
Bertha und Paul Zinke,
Martha und Arthur Pabst,
meinen Eltern Gislinde und Herbert Zinke
gewidmet.
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St. Cyriacus-Kirche in Wimmelburg
Wenn man von Riestedt über Emseloh auf der B 80 nach Osten fährt, gelangt man zum Hornburger Sattel, der sich vom ehemaligen Salzigen See bis zum Harz hinstreckt. An diesen schmiegt sich bergaufwärts das Dorf Blankenheim. Auf dem Höhepunkt des Hornburger Sattels liegt die zu Wimmelburg gehörende Exklave Birkenschäferei, die vielleicht der Rest einer Wüstung ist, an der Grenze des ehemaligen Kreises Mansfelder Land. Von dort geht es bergabwärts auf einer langgezogenen, berüchtigten Rasereistrecke über eine Eisenbahnbrücke nach Wimmelburg.
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Wimmelburg und seine Nachbardörfer
Wimmelburg liegt im Tal der Bösen Sieben. Die Ortschaft bildet zugleich die nordöstliche Grenze des Friesenfeldes und gehörte seit Bestehen der Grafschaft Mansfeld zu deren Territorium.
Die östliche Grenze bilden zwei Erhebungen, eine natürlich gewachsene und eine künstlich aufgeschüttete.
Die natürlich gewachsene, linkerhand gelegene Erhebung ist der Friedrichsberg, die künstliche wird von einer großflächigen Schieferhalde gebildet, die sich rechterhand bis Wolferode hinzieht und die Fortsetzung eines natürlichen Hügels, der Hüneburg genannt wird, darstellt.
Rechterseits vor beiden Erhebungen stehen die St. Cyriakus Kirche und die ehemalige Domäne. Beide Anlagen sind die Reste eines Benediktinerklosters und stehen unter Denkmalsschutz, der allerdings leider lediglich der Bewahrung und sogar dem Abriss der Restgebäude dient. Sogar der Straßenname „Platz der LPG“ ist erhalten geblieben.
Die Kirchenglocke der uralten Kirche von Wimmelburg, die sich seit 1121 an ihrer heutigen Stelle befindet, läutet schon lange nicht mehr. Das Glockengerüst ist morsch und baufällig und es ist wohl kein Geld vorhanden, um es zu reparieren.
Selbst die jetzige Kirche St. Cyriakus ist, obwohl sehr alt, ist lediglich der Rest eines Klosters, das wahrscheinlich bereits 1059 bestand. Allerdings standen die Gebäude dieses Klosters nicht am heutigen Ort, sondern sie überragten die Ortschaft durch ihre Lage auf dem Friedrichsberg.
Im Jahre 1038 starb dort auf dem Friedrichsberg der altsächsische Pfalzgraf, Siegfried. Nach dessen Tod in der damaligen Anlage einer als Wigmodiburg bezeichneten Burg, in der er auch begraben worden sein soll, gestalteten später sein Bruder Burchard (Bischof von 1036 bis 1060) seine Schwester Cäcilie von Sangerhausen, die mit Ludwig dem Bärtigen verheiratet war, die Burg zu einem Kloster um. Die umgestaltete Burg bestand als Kloster bis 1121.
Der Tod Siegfrieds im Jahre 1038 fiel bereits in die Regierungszeit des Saliers Konrad I., der nach Ausbleiben männlicher Nachkommen die Ottonen ablöste.
Graf Siegfrieds ältere Schwester hieß Cäcilie, eine jüngere Schwester wurde Christina genannt.
Christina aus dem Geschlecht der Mansfelder Grafen war eine Tochter von Siegfried II. aus sächsischem Hause und Ehefrau von Hoyer von Mansfeld, der als Graf im Hassegau und im Jahre 1050 als Ahnherr der Mansfelder Grafen erwähnt ist. Christina, die Schwester von Siegfried II. und Ehefrau von Hoyer, Graf im Hassegau, waren die Ahnen des Geschlechtes der Familie der Mansfelder Grafen.
Ihr Sohn war Hoyer I., der im Jahre 1069 von Kaiser Heinrich IV. zum Gaugrafen im nördlichen Hassegau ernannt wurde und die Nachfolge der Wettiner, die sich gegen den Kaiser aufgelehnt hatten, antrat.
Die Wigmodiburg muss bis zu ihrer Umgestaltung zu einem Kloster eine Lieblingsburg und eine bedeutende Feste der Pfalzgrafen von Sachsen aus Merseburgischem Geschlecht gewesen sein. Darauf deuten nicht zuletzt der Aufenthalt von Pfalzgraf Siegfried zu seinem Todeszeitpunkt und sein dortiges Begräbnis hin.
Vor ihrer Umgestaltung zum Kloster nannte man die Anlagen Wigmodiburg. Von der Wigmodiburg sind heutzutage so gut wie keine Reste mehr erhalten. Ich möchte die Burg Wigmodiburg und nicht Wigmodeburg nennen, da die erste Bezeichnung viel besser zur Geltung bringt, dass es sich um eine uralte Anlage handelt.
An den Hängen des Friedrichsberges soll nach Angaben kirchlicher Chronisten auch ein Weinberg vorhanden gewesen sein.
Vielfache Beschwerden von Gläubigen und Mönchen über die üble Lage des Klosters auf dem schwer zu ersteigenden Friedrichsberge veranlassten den Abt Milo des Klosters, sich an Bischof Reinhard von Halberstadt zu wenden und um Verlegung des Klosters ins Tal der Bösen Sieben zu bitten.
Die Böse Sieben hieß zu diesem Zeitpunkt noch Willerbach oder Willerbeke. Die Sprache zum Zeitpunkt der Namensgebung war altsächsisch, der Vorläufer des heutigen Niederdeutsch. Zu gewissen Zeiten erscheint der Name des Baches auch als Klippenbach.
Die Böse Sieben ist ein mittlerweile ziemlich geschrumpfter Bach, der, wie man an der Hochwassersäule in der Nähe des ehemaligen Zollhauses sehen kann, vor noch gar nicht allzu langer Zeit ziemliches Hochwasser führen konnte. Ich kann mich noch erinnern, dass zu meiner Schulzeit die gesamte Fläche, auf der sich heute das Einkaufszentrum Wimmelburg befindet und das damals als Ersatzsportplatz diente, vollständig unter Wasser stand.
Die Böse Sieben fließt durch den größten Teil des westlichen Mansfelder Landes und der Volksmund meint, dass sie so heißen soll, weil sie von sieben Quellbächen gespeist wird. Diese heißen Vietsbach oder Goldbach, Dippelsbach, Kliebigsbach, Goldgrundbach, Pfaffengrundbach, Saugrundbach und Wolferöder Bach.
Den Versuch, den Namen Böse Sieben aus einer Verunstaltung eines slawischen Namens herzuleiten, halte ich allerdings für verfehlt. Slawen gab es in dieser Gegend nie und selbst die Annahme, dass es Siedler gegeben hätte, die einen sogenannten wendischen Dialekt gesprochen hätten, ist wohl mehr Wunschdenken. Um in einer seit Jahrhunderten von germanischen Stämmen bevölkerten und kulturell ausgestalteten Region einen so wichtigen Bach, wie es die Böse Sieben war, mit einem anderen als einem germanischen oder alteuropäischen Namen zu benennen, müsste man schon wirtschaftlich so stark gewesen sein, dass man auch eine militärische und kulturelle Vorherrschaft hätte ausüben können.
Es ist meines Erachtens wohl eher davon auszugehen, dass sowohl der Name der Bösen Sieben als auch der Siebenhitze in Eisleben auf die alteuropäische Hydronymie zurückgehen.
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Die Böse Sieben, Hochwasser 2006
Nach Hans Krahe gibt es im Gebiet dieser alteuropäischen Gewässerbezeichnungen viele Flüsse und Bäche, deren Namen sich von indogermanisch „souos“ ableiten, das sich später zu althochdeutsch „sou“ wandelte und Flüssigkeit, Feuchtigkeit bedeutete. Die Böse Sieben war ja nicht nur ein wilder Bach sondern trug auch zur Bildung von Sümpfen und Feuchtniederungen bei, ein Grund, warum Friesen in unserer Gegend zur Trockenlegung herangezogen wurden. Als man die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „sauos“ nicht mehr kannte, wird man volksetymologisch daraus Sieben gemacht haben.
Die mit den Awaren, die Karl der Große zwischen 791 und 803 vernichtend schlug, als deren versklavte Fußtruppen in Mitteleuropa angeschwemmten und von den Chronisten aus dieser Zeit Sclavi genannten Heiden aus Osteuropa, benutzen nach ihrer Seßhaftwerdung noch den Holzpflug, den man in den germanischen Gegenden schon seit Jahrhunderten wegen seiner Ineffektivität nicht mehr verwendete.
Die Theorie vom Ankommen von Gruppen, die eine Sprache nach Mitteleuropa brachten, die man später als slawisch bezeichnete, wurde von dem Sprachwissenschaftler Herbert Galton in seinem Buch „Der Einfluss des Altaischen auf die Entstehung des Slawischen“ aufgestellt, der sich auf den russischen Ethnologen Nikolai Trubetzkoy stützt. Dieser mit sprachvergleichenden Methoden arbeitenden Theorie zufolge wurden indogermanisch sprechende Stämme, die nördlich des Schwarzen Meeres siedelten, von turk- bzw. mongolischsprachigen Awaren und Hunnen versklavt und als Fußtruppen in den Kämpfen gegen römische und germanische Heere benutzt. Während dieser Versklavung wurden die ursprünglich altiranischen Dialekte derart von den turksprachigen Befehlshabern, die als Befehlssprache diese altiranischen Dialekte verwendeten, verunstaltet, dass letztendlich daraus die Grundlage für das von Kyrill und Method erarbeitete Kirchenslawisch als Kunstsprache für die christliche Missionierung entstand.
Im 8. Jh. ist die Dreifelderwirtschaft im Merowinger Reich nachweisbar. Sie beruht auf planmäßiger Düngung, die Viehhaltung wird auf Stallhaltung umgestellt, wobei das Winterfutter auf Wiesen gewonnen wird. Die Bodenfruchtbarkeit wird durch den Wechsel Winterung (Roggen, Weizen) – Sommerung (Gerste, Hafer) - Brache erhalten. Als Ackernahrung reichen so 15 ha Land aus, der Bevölkerungsüberschuss konnte längere Zeit im gleichen Raum ernährt werden.
Im 10. Jh. ist die Dreifelderwirtschaft bis zur Elbe und Saale sowie dem westlichen Böhmerwald vorgedrungen.
Zu den Zeiten der vermuteten Einsickerung der Slawen herrschte die Feldgraswirtschaft vom Atlantik bis zum Ural. Alle auf dieser Wirtschaftsgrundlage besiedelten Landstriche waren voll bevölkert. Die von Südost ankommenden Slawen hätten also über ein besseres Wirtschaftssystem zur Ernährung von mehr Menschen auf gleichem Raum verfügen müssen oder hätten nur mit Krieg und Kampf Gebiete besiedeln können. Doch beides war nicht der Fall, zeitgenössische Berichte darüber finden sich nicht.
Von vielen Historikern wird vermutet, dass nach der Niederwerfung der aus Asien nach Europa drängenden Reiterhorden die nunmehr ohne ihre Herren verbliebenen „Slawen“ teils als Grenztruppen teils als Bewohner der nach dem Fall des Thüringerreiches von den Germanen aufgegebenen und bislang noch nicht wieder besiedelten Gegenden zwischen Saale und Elbe angesiedelt wurden.
Zurück zum Kloster: da die zu einem Bendiktinerkloster bereits umgestaltete Wigmodiburg in den Jahren um 1059 schon aufgegeben war und mit der beabsichtigten Verlegung ins Tal kein Grund bestand, die Gebäude weiterbestehen zu lassen, werden die Baumaterialien für den Neuaufbau des Klosters im Tale genutzt worden sein. Das wird auch die Ursache dafür sein, dass man von den ehemaligen Anlagen auf dem Friedrichsberge fast nichts mehr findet.
Nichtsdestotrotz weist allein die Tatsache der Umnutzung des Baumaterials darauf hin, dass die Wigmodiburg eine ziemlich umfangreiche aus steinernen Gebäuden bestehende Burg gewesen sein muss. Warum sonst wohl hätte man sich die Mühe gemacht, in jahrelanger aufreibender Arbeit das Baumaterial vom Berg ins Tal zu schaffen.
Das Wimmelburger Benediktinerkloster hatte große Bedeutung in der Grafschaft Mansfeld und in Thüringen, war ein überregional berühmter, bedeutender Wallfahrtsort und verfügte über ausgedehnte Besitzungen im Umland.
Das Nachbardorf Wolferode liegt ursprünglich auf der Flur des Wimmelburger Klosters. Das Gelände bis und um den Wolferöder Bahnhof ist noch heute Wimmelburger Flur.
Kloster St. Cyriakus übte das Münzrecht auch für Eisleber Geld aus, was eine hohe Bedeutung und Wirtschaftskraft verdeutlicht. Die Äbte waren ab 1162 befugt, die Mitra zu tragen. Es war neben dem Kloster in Helfta wohl das bedeutendste Kloster in der Grafschaft und weithin berühmt für sein silbernes Glöckchen, das Cyriakusglöcklein.
Diesem Glöckchen wurde nachgesagt, dass Jedermann, der seinen Klang vernahm, von allen seinen Gebrechen und Leiden befreit wurde. Deshalb war der Andrang von Wallfahrern groß, die das Kloster reich machten. Das Glöckchen verbrannte zusammen mit großen Teilen des Klosters am 10. Januar 1680.
Die heutige Kirche ist noch nur ein kleiner Rest dessen, was das Kloster mit seiner dreischiffigen romanischen Apsis einstmals darstellte.
Die Folgen des Bauernkrieges mit seinen Klosterüberfällen und die nachfolgende Säkularisierung an die Grafen von Mansfeld waren sicherlich am Kloster nicht spurlos vorübergegangen. Die Eisleber Stadtchronik berichtet, dass die Bauern und losen Leute in der Zeit vom 2. bis 4. Mai 1525 das Kloster gepucht und geplündert haben.
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St. Cyriacus-Kirche im Winter
Im Dreißigjährigen Krieg werden sowohl das Dorf Wimmelburg als auch das Kloster, das bereits einige Jahre 1579 zuvor finanziell und besitzseitig bei Abwicklung der Grafschaft Mansfeld hart in Anspruch genommen wurde, von der Pest heimgesucht und mehrfach von Söldnern geplündert.
Zu allem Überfluss brannten im Jahre 1680 große Teile des Klostergutes mit der Klosterkirche ab. Es musste alles neu aufgebaut werden.
Auch das Cyriakusglöckchen war zerstört und wurde neu gegossen.
Die ursprüngliche Bedeutung des Wimmelburger Benediktinerklosters war verlorengegangen und das wirkte sich natürlich auch auf das Dorf aus, das neben dem Bergbau auch vom Kloster lebte.
Die heute in Wimmelburg vorhandene St. Cyriacus-Kirche ist ein Rest der ehemaligen Klosterkirche. Vor deren Inanspruchnahme als Dorfkirche bestand im Dorf die dem Heiligen Vincentius geweihte Kirche, die sich in der Nähe des alten Gottesackers befunden haben soll. Ich weiß von meinen Großeltern, dass der alte Friedhof am Ortseingang von Eisleben kommend unterhalb der Hüttenhalde in Höhe des Ortsschildes gelegen war.
Von der einstigen Bedeutung des Kupferbergbaus, der nach der Legende von Nappian und Neucke im Jahre 1199 beim nahegelegenen Hettstedt begonnen hat, für Wimmelburg, zeugen die vielen Kupferhalden sowohl im Ort selbst als auch im Umkreis.
Vermutlich wurde in der Gegend jedoch Kupfer wesentlich früher während der Bronzezeit bereits gefördert, bevor Nappian und Neucke aktiv wurden. Man muss sich nur daran erinnern, dass gar nicht so weit weg bei Nebra eine fast
3 000 Jahre alte Himmelscheibe aus Kupfer gefunden wurde. Momentan herrscht zwar noch die Meinung vor, dass das dafür verwendete Kupfer aus fernen Gegenden stamme, aber auch der Fakt der Himmelsscheibe als Produkt der lokalen Bevölkerung, der sogenannten Unstrutgruppe, wurde ja lange Zeit von verschiedenen Wissenschaftlern bestritten.
Bei der weiteren Behandlung von Burg und Kloster ist vor allem interessant, wer die Wigmodiburg erbaut und welchem Zwecke sie gedient hatte.
Die Behauptung sagt, es sei ein Wigmod gewesen, der die Burg erbaut und ihr auch seinen Namen gegeben hat.
Richard Jecht schreibt in seinem Wörterbuch der Mansfelder Mundart 1888, dass nach Hermann Grössler der Name sowohl der Burg als auch des Dorfes „Burg des Wigmod“ bedeutet.
Die Dorfchronik, mit deren Erarbeitung anlässlich der 950. Jahrfeier der ersten urkundlichen Erwähnung Wimmelburgs begonnen wurde, behauptet ebenfalls, dass der Erbauer der Burg Wigmod gewesen sein soll.
Nachgewiesen sind Burgen, deren Name sich von ihrem Erbauer oder dem Bezeichnung eines Geschlechtes nach dem Namen des Geschlechtsbegründers herleiten.
Wer also war Wigmod?
Es sollte wohl eher ein Mann sein, den man Wigmod nannte. Wigmod ist eine Bezeichnung oder ein Name, der sich aus den athochdeutschen Bestandteilen wig – Kampf, Streit, Krieg, Gefecht, Schlacht und muot - Mut, Gemüt, Herz, Seele, Sinn, Geist, Verstand, Gesinnung, Sinnesart, Gemütsverfassung, Erregung, Leidenschaft, Neigung, Verlangen, Absicht, Gefühl zusammensetzt.
Man wird voraussetzen können, dass zur Zeit der Benennung der Burg, wann immer das geschah, in der Wimmelburger Gegend, die ja zum 531 untergegangenen Thüringer Königreich gehörte, ein germanischer oder frühdeutscher Dialekt gesprochen wurde. Zur Zeit der ersten urkundlichen Erwähnung – 1038 – sprach man sowieso bereits altsächsisch.
Es ist demzufolge nicht falsch, den Namen Wigmod als leidenschaftlichen oder mutigen Krieger zu deuten.
Woher kam Wigmod, welchem Geschlecht gehörte er an, welche Funktion und Bedeutung hatte er?
Nehmen wir zum Vergleich die gar nicht so weit entfernte Konradsburg an der alten Heerstraße von Quedlinburg nach Eisleben. Hier spricht man davon, dass der Gründer dieser Burg Konrad hieß, vermutlich Graf Konrad I. der Jüngere, der ab 908 Graf im Hassegau aus dem Geschlecht der Konradiner war. Nach ihm wurde diese Burg benannt. Der Hassegau ist das zum Osten hin gelegene Nachbargebiet des Friesenfeldes.
Diese Konradsburg hatte ein Schicksal, das dem der Wigmodiburg übrigens äußerst ähnlich war – als man die Anlage als Burg nicht mehr nutzen musste, da keine Grenzen zu verteidigen waren, geschah die Umwandlung in ein Benediktinerkloster, später war sie dann auch eine Domäne. Es bestehen somit beachtliche historische Parallelen.
Der Name Wigmodiburg muss vor dem Jahre 1038 vergeben worden sein. In diesem Jahr starb dort Pfalzgraf Siegfried von Goseck und die Kunde berichtet von seinem Tod auf der Wigmodiburg.
Man kann zu Zeiten, in denen Wigmod hätte leben müssen, ziemlich viele Dokumente finden und ist über die Umstände und die handelnden Personen
ganz gut informiert. Einen Wigmod als Namensgeber einer doch wohl nicht
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Konradsburg mit Brockenblick
unwichtigen Burg, in der der Pfalzgraf Siegfried gestorben und begraben ist, muss man demzufolge ebenfalls finden können.
Über Siegfried, der um 1017 Pfalzgraf von Sachsen wurde, besitzen wir trotz seiner für seine Zeit langen Tätigkeit außer Angaben über seine genealogische Zuordnung wenige Berichte, woraus zu entnehmen wäre, welche konkreten Taten er vollbracht hat.
Als Nachfolger Burchards im Pfalzgrafenamt und in der Grafschaft lässt er sich eigentlich erst 1028 nachweisen. Eine verderbte Urkunde von 1021, die aber zweifellos auch auf Siegfried zu beziehen ist, nennt zwei Orte "in comitatu vero Sigi(frit)hi comitis". Außerdem berichten die Hildesheimer Annalen zum 25. April 1038 seinen Tod. Er sei als der Bruder des Mindener Bischofs Bruno, der dieses Amt von 1037 – 1055 innehatte, auf Wigmodiburg gestorben und dort auch begraben worden.
Für diesen Bischof Bruno und seine Mutter Ota wurde 1045 eine Bestätigungsurkunde über verschiedene Rechte in Eisleben ausgestellt. Diese Ota wäre demnach nicht nur Brunos, sondern auch Siegfrieds Mutter.
Der Name Siegfried, der später weder bei den Goseckern, den altsächsischen Pfalzgrafen noch bei einem anderen Geschlecht dieser Gegend wieder anzutreffen ist, legt den Schluss auf eine Verwandtschaft mit den Grafen von Merseburg nahe. Außerdem ist auch deren Eigengut im nördlichen Teil des Hassegaues zu suchen.
Untersuchungen der pfalzsächsischen Genealogie haben wahrscheinlich gemacht, dass die Gemahlin Ludwigs des Bärtigen von Thüringen, Cäcilie von Sangerhausen, eine Schwester Brunos von Minden und somit auch Siegfrieds Schwester war.
Sie besaß ein Allodialgut von 7 000 Hufen (etwa 84 000 ha) in eben demselben Gebiet wie Bruno und seine Familie. Es dürfte sich dann vielleicht teilweise sogar um Güter handeln, die vorher Pfalzgraf Siegfried gehörten und die nun in den Besitz der Landgrafen von Thüringen kamen. Das würde bestätigen, dass Siegfried als der letzte im pfalzgräflichen Mannesstamm einem sehr begüterten Geschlecht angehörte.
Nach dem Tode Burchards, des Vaters von Siegfried wiederholte sich in der Ausübung des Grafenamtes im Hassegau der schon früher festgestellte Wechsel zwischen den beiden Geschlechtern. Warum Siegfried ebenso die Pfalzgrafenwürde erhielt, wissen wir nicht. Vielleicht wollte Heinrich II. auch bei diesem Pfalzgrafen die starke Machtkonzentration, die Burchard in die Hand gegeben war, erhalten.
Siegfrieds Nachfolger als Pfalzgraf war ein Graf Friedrich. Vielleicht stammt von ihm der Name Friedrichsberg ab, auf dem die Wigmodiburg einstmals stand.
Aber das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte.
Ludwig der Springer, der Graf Thüringens, hatte als mütterlichen Oheim einen Hamezo, der wie auch ein Hildibold Bruder unseres Pfalzgrafen Siegfried II. war
Cäcilie von Sangerhausen, die Matrona Nobilissima Saxonia, war wie gesagt Schwester unseres Siegfrieds. Nachdem mit Siegfried II. die männliche Linie des sächsischen Geschlechts des Pfalzgrafen Burchards ausgestorben war, wurde Cäcilie zu einer der Erbtöchter Burchards.
Die zweite Erbtochter war Siegfrieds jüngere Schwester Christina, die auch das Kloster Wimmelburg, das aus der Burg entstanden war, mit stiftete.
Worin lag wohl der Grund, die befestigte Burg, die ja eine ziemliche Bedeutung hatte, wie das Begräbnis des Pfalzgrafen bezeugt, in ein Kloster umzuwandeln?
Ein Grund mag darin gelegen haben, dass die Wigmodiburg die Hauptburg von Siegfried II. war und mit seinem Ableben und dem Fakt, dass er der letzte männliche Nachfolger war, keine Bedeutung mehr hatte. Siegfrieds Grafschaft wird wohl unter seinen Verwandten aufgeteilt worden sein. Sein Nachfolger Friedrich aus anderem Geschlecht wird den Fortbestand einer befestigten Anlage Wigmodiburg nicht mehr für erforderlich angesehen haben.
Untersuchungen von Helmut Flachendecker haben ergeben, dass im Mittelalter geistliche und weltliche Sphären nicht getrennt voneinander waren. Daraus ergaben sich folgenreiche Konsequenzen. Die damaligen Adligen hatten nicht nur die weltliche Macht über ihre Untertanen, sondern sie waren auch für ihr eigenes und das Seelenheil ihrer Untertanen verantwortlich. Für die Sorge um das Seelenheil waren Kirchen und Klöster zuständig und für die Adligen ergab sich daraus die Verpflichtung, derartige Institutionen zu gründen.
Die Gründung von Klöstern spielte bei der Festigung einer Adelsherrschaft über ein Gebiet eine bedeutende Rolle. Flachendecker stellt fest, dass vor allem in Landschaften, in denen unterschiedliche Herrschaftsdynastien um Macht und Einfluss kämpften, Klostergründungen eine wichtige Aufgabe hatten. In seinen Untersuchungen beruft er sich speziell auf das 12. Jahrhundert, genau die Zeit, in der die Wigmodiburg zu einem Kloster umgewidmet wurde. Dabei spielte die für ein Kloster ungünstige Lage nicht die ausschlaggebende Rolle, diese Unbequemlichkeit kam erst später zum Tragen.
Der weltliche Nachfolger von Siegfried wird wohl eine Burg bereits besessen haben. Auch eine stadtähnliche Ortschaft wird in seinem Bereich vorhanden gewesen sein, vielleicht war es schon Eisleben. Zur Abrundung seiner Territorialgewalt gehörte nun noch ein Kloster.
Wie bereits erwähnt, wurde die Wigmodiburg von Christina, der Schwester Siegfrieds II. und Ehefrau von Hoyer, umgegründet. Christina war die Gattin von Hoyer, der als Graf im Hassegau beurkundet ist. Vorstellbar wäre wohl, dass die Territorialherrschaft, die Siegfried verwaltete, an die Familie der zukünftigen Grafen von Mansfeld übergegangen war. Man weiß, dass Hoyer ein Verbündeter und Begünstigter von Heinrich IV. war.
Das Gaugrafenamt erhielten die Mansfelder im Jahre 1069 von Heinrich IV. im Jahre 1069. Ein Gaugraf verwaltete eine Territorialeinheit Gau und unterschied sich damit in seinen Befugnissen von einem Pfalzgrafen, dem eine Pfalz, d.i. ein Aufenthaltsort für den obersten Landesherrn – König oder Kaiser – unterstanden.
Eine Klostergründung brachte viele Vorteile mit sich.
Der weltliche Herrscher hatte das absolute Mitspracherecht bei der Besetzung der Abt- bzw. Äbtissinenstelle. So konnten Nachfahren oder Verwandte zum Nutzen des Landesherrn untergebracht werden.
Weiterhin bildeten sowohl die weltlichen als auch geistlichen Rechte über das Territorium die Grundlage einer dauerhaften Landesherrschaft.
Es gab also genügend gute Gründe für die Nachfolger von Siegfried II. die nunmehr unwichtige Burg zu einem Kloster umzufunktionieren.
Klöster waren aber nicht nur ein geistlich-administratives Zentrum der Landesherrschaft, sie waren auch die Grundlage für eine landwirtschaftliche Absicherung des Funktionierens des Landes. Klöster beschäftigten sich mit landwirtschaftlichen Neuerungen – Dreifelderwirtschaft, Eisenpflug, Fischzucht, Mühlen usw.
Man kann mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass eine Burg auf dem Friedrichsberge lange vor dem Jahre 1038 und lange vor dem Thüringer Königreich bestanden hat.
Verschiedentliche Bodenfunde lassen den Schluss zu, dass bereits in der Jungsteinzeit Menschen in dieser Gegend wohnten.
In Mitteleuropa breitete sich das Neolithikum ab 5 600 – 5 500 v. Chr. vom Donauraum her nach Norden bis an die Lößgrenze aus. Fruchtbare Landschaften im späteren Deutschland, in denen bereits vor mehr als 5 000 Jahren vor Christi Geburt, also während des Frühneolithikums, Landwirtschaft betreibende Kulturen dominierten, trugen dazu bei, dass Menschen dauerhaft sesshaft wurden. Die landwirtschaftlich zur damaligen Zeit mit ihren noch primitiven Werkzeugen nutzbaren Gebiete erstreckten sich bis nördlich von Hannover, bis zur sogenannten Lößgrenze.
Spätere Kulturen aus der Bronzezeit haben eine Wohngrube und aus der Eisenzeit eine Deckschale in Wimmelburg und der Birkenschäferei hinterlassen.
Menschen, die sich mit Landwirtschaft befassten, erzeugten in der Regel Überschüsse zumindest jedoch Vorräte für die Winterzeit. Diese Vorräte mussten vor Räubern und Plünderern geschützt werden.
Man kann sich gut vorstellen, dass der Friedrichsberg, der ja wie wir bereits wissen, sehr steil und nur schwer zu erklimmen ist, zur Anlage einer Fliehburg einlud. Feinde hatten es schwer, dorthin zu gelangen und wenn man deren Kommen rechtzeitig erkannt hatte, konnte man dort vor deren Zugriff sicher sein und sich gut verteidigen
Diese Fliehburgen befanden sich in unmittelbarer Nähe unbefestigter bäuerlicher Siedlungen und boten im Falle eines feindlichen Angriffs der Bevölkerung einer Region Schutz, während die Siedlungen meist der Plünderung
und Zerstörung durch die Angreifer anheimfielen. In den weitläufigen Fliehburgen konnten auch Vorräte gehortet werden, mit denen man sich während einer Belagerung versorgte, die man aber auch generell vor dem Zugriff Fremder in Friedenszeiten dort besser schützen konnte als im Dorf selbst.
Bei der Lage der Burg kommt noch ihre Bedeutung verstärkend hinzu, dass von Eisleben kommend die uralte Straße von Leipzig - Halle nach Kassel führte, auf der vorrangig bestimmt das in Halle hergestellte Salz transportiert wurde. Diese Alte Salzstraße ist uralt und es wird von einigen Wissenschaftlern behauptet, dass schon die Römer diesen Weg benutzten und das bei Halle gewonnene Salz in ihre Gebiete links des Rheins transportiert haben. Der Name des Flusses Saale, der durch Halle fließt, bedeutet nichts anderes als Salzfluss.
Wenn man sich in Erinnerung ruft, dass die Hanse zur Sicherung des Salzhandels entstanden ist, kann man sich auch vorstellen, dass eine Burg zur Abschöpfung von Wegzoll aber auch zum Schutz des Salztransports in der engen Durchfahrt zwischen Hüneburg und dem Friedrichsberg großen Sinn machte.
Wie viele andere der heutigen Straßen in Mitteldeutschland reicht diese sogenannte Leipziger Straße in ihrer Linienführung sicher bis in die Jungsteinzeit zurück. Der Verlauf der Alten Leipziger Straße wich jedoch von der jetzigen B 80 in vielen Bereichen ab. Sie verlief von Eisleben kommend zwischen der Hüneburg und dem Friedrichsberg nach Wolferode zu. Am Ortsausgang von Wimmelburg in Richtung Wolferode streckte sie sich entlang des Auswärtigen Gehöftes durch den Saugrund an der Wüstung Gebhardrode bei den Holzmarken in Richtung Klosterrode. Man kann aufgrund der topografischen Lage davon ausgehen, dass diese Salzstraße die Böse Sieben an einer Furt überquerte, die sich ungefähr dort befand, wo sich auch heute noch die Brücke in der Nähe der Wimmelburger Kirche befindet. Diese Furt, die geschützt und bewacht werden musste, war ein weiterer Grund für eine befestigte Burg. Das Haus, das in Richtung Eisleben links hinter der Brücke liegt, heißt heute noch Zollhaus.
In der Wolferöder Flur befanden sich früher zwei Ortschaften, die seit langem wüst liegen. Das war Gebhardrode im Saugrund und Erwinsrode, das etwas nordöstlich der Birkenschäferei zwischen Saugrund und Pfaffengrund lag.
Die Wigmodiburg auf dem Friedrichsberge hatte sozusagen die ideale Lage sowohl als Fliehburg als auch als Ausgangspunkt für die Überwachung der Alten Leipziger Straße. Sie befand sich auf der hassegauischen Seite, da sie östlich an der Bösen Sieben lag. Darüber hinaus war sie durch ihre exponierte Lage an der Bösen Sieben Grenzburg zwischen dem westlich liegendem Friesenfeld und dem östlichen Hassegau. Genau lokalisiert lag sie im Hassegau, da die Böse Sieben der Grenzfluss zwischen beiden Landschaften war.
Es ist sehr wahrscheinlich und bestimmt nicht übertrieben, wenn man davon ausgeht, dass die Wigmodiburg mit dem Dorf Wimmelburg einer der ältesten dauerhaften Siedlungsorte im nordöstlichen Friesenfeld ist.
Die ursprüngliche Fliehburg auf dem Friedrichsberg wird wohl einfach nur Burg genannt worden sein.
Burg ist ein altes germanisches und deutsches Wort, mit dem man Gebäude bezeichnete, in denen etwas verborgen oder geborgen wurde. Damit sind gewiss die schon genannten Vorräte gemeint, die man vor dem Zugriff von Feinden geborgen halten wollte.
Die umliegenden Dörfer Kreisfeld, Wolferode, Blankenheim, die Grunddörfer und auch Helbra als größte Ansiedlung besitzen keine Burgen und sind mit Ausnahme vielleicht von Helbra ausgehend von ihren Ortsnamen fränkische Gründungen nach der Zerschlagung des Thüringerreiches.
Wobei man bei der Betrachtung der Ortsnamen vor allem bei Helbra die unseriöse Erklärung seiner angeblichen Herkunft von „helb ´ra“ als von „halb ran“ zwischen Eisleben und Mansfeld schnellstens einstellen sollte. Da waren Hermann Grössler und Richard Jecht vor über 100 Jahren schon wesentlich weiter und vor allem wissenschaftlicher.
Außer dem Namen Wimmelburg ist keine andere Bezeichnung für das Dorf bekannt. Es ist auch gewiss, dass der Dorfname von der Burg abgeleitet und lediglich in späterer Verballhornung zu Wimmelburg abgeschliffen wurde.
Um es kurz zu machen, es konnten weder ein Wigmod als bedeutende Persönlichkeit noch ein derartiges Geschlecht in der Zeit um das 11. Jahrhundert oder irgendwann früher gefunden werden, woher man den Burgennamen hätte ableiten können.
Ein einfacher Bauer wäre bestimmt nicht als Namenspate in Frage gekommen.
Mit der Namensgebung wollte man doch auch bei Nachbarn und Feinden Eindruck schinden. Man wollte den Namen benutzen können, um zu sagen, dass hier ein großer Kämpfer namens Wigmod oder dessen Geschlecht der Beschützer ist, um dadurch zusätzlich Respekt als Verstärkung der Verteidigungsmaßnahmen zu erheischen.
Wenn man mit der Herleitung des Namens einer Burg von einer Person nicht weiterkommt, stellt sich die Frage, wo man diesen Namen auf andere Art herbekommen hat und wie er dorthin gelangt ist. Und wenn die Burg und der Name schon lange vor Siegfrieds Tod 1038 bestanden, muss man vielleicht einfach zu früheren Zeiten suchen.
Die Wigmodiburg lag im nördlichen Bereich des Thüringer Königsreiches.
Merwig I. wird als erster Thüringer König bezeichnet. Er soll 329 geboren worden sein. Man kann also den Beginn seines Königsreiches frühestens in der Zeit um etwa 350 nach Ch. annehmen.
Es gibt aus neueren Forschungen wichtige Gründe anzunehmen, dass die mitteldeutschen Gegenden bis zur Elbe bis zum Zusammenbruch des Römerreiches Einflussgebiete der Römer waren. Römer haben diese Gegenden militärisch und sicher auch wirtschaftlich durchdrungen, wenn sie hier auch nicht dauerhaft geherrscht haben. Die ersten Thüringer Adligen werden deshalb auch auf von den Römern Vorhandenes bei ihrer Reichsgründung aufgebaut haben. Das Römerreich war 476 endgültig zusammengebrochen, als der Germane Odoaker den weströmischen Kaiser Romulus Augustulus absetzte.
Wenn man sich nun mit der Herkunft der alten Thüringer auseinandersetzt, muss man sich sehr schnell mit der germanischen Besiedlung ganz Mitteldeutschlands bis zur Oder beschäftigen.
Man kann davon ausgehen, dass den Hauptanteil an der Zusammensetzung der Thüringer die Hermunduren beigesteuert haben. Die Hermunduren waren seit dem ersten Jahrhundert v. Ch. zusammen mit den Langobarden, den Semnonen, den Juthungen, den Markomannen und den Quaden Träger der elbgermanischen Kultur. Tacitus zählt sie zum großen Stammesverband der Elbsueben, die im heutigen Nordostdeutschland siedelten. Die Ostsee hieß zu römischen Zeiten Mare Suebicum, schwäbisches Meer.
Später in der Zeit zwischen 166 und 180 n. Ch. siedelten sich ebenfalls aus dem Norden kommend Hassegauer, Schwaben, Friesen, Angeln und Warnen, die vermutlich durch Klimaverschlechterungen gezwungen wurden, ihre Heimat zu verlassen, in der Thüringer Gegend an.
Im Verlaufe der Völkerwanderung wird es weitere germanische Stämme oder zumindest Teile davon in diese mitteldeutschen Gegenden verschlagen haben.
In der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern 451 wurden die Hunnen, wenn auch nicht besiegt, so jedoch unwiderruflich in ihren weiteren Expansionen gestoppt. Mit dieser Schlacht begann der Niedergang der hunnischen Eroberungen und sie stellten keine weitere Gefahr für Mitteleuropa mehr dar.
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- Quote paper
- Dr. Hans-Peter Zinke (Author), 2011, W I G M O D I B U R G, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176492
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