Die Kurzgeschichte „Schönes goldenes Haar“ von Gabriele Wohmann aus dem Jahre 1968 thematisiert das gestörte Verhältnis zweier älterer Menschen, deren Beziehung sich aufgrund von Kommunikationsproblemen zum Negativen gewandelt hat. Die Frau denkt über ihre Jugend nach und ihr fällt auf, dass sie nur noch dazu da ist, ihren Mann zu verpflegen und dass ihre Wünsche und sie selbst dabei viel zu kurz kommen. In dem folgenden Aufsatz werde ich die Kurzgeschichte, unter Berücksichtigung der inneren- sowie äußeren Gefühlswelt der Frau, analysieren, die Situation, den Anlass sowie den Gegenstand des Gesprächs beschreiben und versuchen das Kommunikationsproblem anhand der verschiedenen Modelle zu erläutern.
Analyse der Kurzgeschichte „Schönes goldenes Haar“
Aufgabe 1)
Die Kurzgeschichte „Schönes goldenes Haar“ von Gabriele Wohmann aus dem Jahre 1968 thematisiert das gestörte Verhältnis zweier älterer Menschen, deren Beziehung sich aufgrund von Kommunikationsproblemen zum Negativen gewandelt hat. Die Frau denkt über ihre Jugend nach und ihr fällt auf, dass sie nur noch dazu da ist, ihren Mann zu verpflegen und dass ihre Wünsche und sie selbst dabei viel zu kurz kommen. In dem folgenden Aufsatz werde ich die Kurzgeschichte, unter Berücksichtigung der inneren- sowie äußeren Gefühlswelt der Frau, analysieren, die Situation, den Anlass sowie den Gegenstand des Gesprächs beschreiben und versuchen das Kommunikationsproblem anhand der verschiedenen Modelle zu erläutern.
Die Kurzgeschichte beschreibt einen möglicherweise typischen Abend eines Ehepaares in ihrer Wohnung. Während der Mann sich von seiner Frau bedienen lässt, stopft diese Socken und denkt dabei über ihr Liebesleben nach und ihr fällt auf, dass Frauen „[r]ichtige Opferlämmer“ (Z. 17) in den Händen der Männer sind. Gleichzeitig befindet sich ihre Tochter zusammen mit einem jungen Mann eine Etage höher und verbringt dort einen anscheinend schönen Abend. Dies benutzt die Frau als Anlass ihren Mann dazu zu bewegen, selbst einmal über seine Jugend nachzudenken. Dieser ignoriert seine Frau jedoch weitgehend und antwortet nur in kurzen, knappen und nicht aussagekräftigen Sätzen. Zwar denkt der Mann über die Worte seiner Frau nach, doch dies nur sehr oberflächlich, und als er ihre Hilflosigkeit nicht mehr erträgt, entflieht er dem Gespräch und schaltet das Radio an.
Der Leser wird, wie für eine Kurzgeschichte üblich, direkt in das Geschehen hineinversetzt: „Ich versteh dich nicht“ (Z.1). Dies ist einer der ersten Versuche die Aufmerksamkeit ihres Mannes auf sich zu ziehen. Angeregt durch den oben angesprochenen Herrenbesuch will die Frau den Mann auf ihr gemeinsames Liebesleben und die damit verbundenen Erinnerungen Aufmerksam machen. Zwar wird während der gesamten Kurzgeschichte die Verwendung der wörtlichen Rede auf ein Minimum reduziert, was die Langeweile im Wohnzimmer und die generelle Einsamkeit im Leben der Frau hervorheben soll, doch lassen sich die gestörte Beziehung sowie die Ursache(n) für das Kommunikationsproblem trotzdem erkennen. Mit Rückgriff auf die Axiome Watzlawicks lassen sich einige Probleme finden und erklären. Nach dem 3. Axiom, besteht jede Kommunikation aus einer Inhalts und einer Beziehungsebene. Während die Frau auf ihre Beziehung anspielt und sagen will: „Lass uns beide auch mal wieder etwas gemeinsam machen!“, interpretiert der Mann nur das sachliche, also nur die Aussage oder Frage: „Was meinst du, machen die beiden da oben?“. Um zu bestärken, was sie genau meint, benutzt die Frau die Wiederholung „Ich verstehe dich nicht (vgl. Z.1, 19, 22,…). Sie hofft, dass sie ihren Mann doch noch dazu bewegen kann, sich an die alten Zeiten zu erinnern und so noch ein bisschen Spaß mit haben kann. „Denk doch mal nach“ (Z. 9).
Ein sehr wichtiger Aspekt ist die innere Gefühlswelt der Frau und der damit verbundene Monolog, in dem ihre Ansichten und ihre Meinung klar ersichtlich werden: „[Ist] es überhaupt ein Vergnügen für Frauen“ (Z. 16). Diese Meinung wird zum einen dadurch bestärkt, dass sie keinen Spaß mehr im Leben hat und gezwungen ist tagein tagaus mit ihrem Mann zu leben, der sein Leben in vollen Zügen genießt, was aus dem „prallen Stück Bauch“ (Z. 35) und seiner Einstellung zu den Klagen seiner Frau hervorgehtHier . „Alles zu seiner Zeit“ (Z. 34). Er scheint mit dem Thema Jugend und Spaß haben längst abgeschlossen zu haben und denkt nicht an die Wünsche seiner Frau was diese in ihren Gedanken bestärkt von „Krallenpfoten“ (Z. 53) gefangen gehalten zu werden. Ein sehr wichtiger Aspekt ist die Symmetrie zwischen ihrer Gedankenwelt und ihrem äußeren Handeln, so „[fleckt] Aufregung [] ihr Gesicht“ (Z. 3/4) und durch ihrem non-verbales Verhalten wird klar wie aufgeregt die Frau ist: „[…], schob den braunen Wollsocken UNRUHIG übers Stopfei“ (Z. 4-5). „[…] in der heißen Faust“ (Z.30). Im Gegensatz dazu ist der Mann völlig ruhig. Er liest seine Zeitung und beachtet seine Frau nicht. Im Verhalten der Frau findet sich das 4. Axiom wieder, es besagt, dass sich jede Kommunikation digitaler sowie analoger Modalitäten bedient. In diesem Falle liegt beides vor, zum einen versucht sie den Mann mit Worten zu überreden „Man könnte meinen du hättest deine eigene Jugend vergessen“ (Z. 9/10) (digital), zum anderen wird ihr Begehr dadurch deutlich, dass sie „steif, schwitzend zu ihm hin [lächelt]“ (Z. 32-33), was auf eine analoge Kommunikation schließen lässt. Der Mann kommuniziert ebenfalls mit der Frau. Doch ganz anders als diese es sich wünscht. „Der Schirm bedruckter Seiten tuschelte“ (Z. 20) und der einzige Satz von ihm lautet: „Na was denn, Herrgott noch mal, du stellst dich an“ (Z. 26). Desweiteren entflieht er der Konversation, als er ernsthaft für einige Sekunden darüber nachdenkt, wie es seiner Frau geht, und schaltet das Radio an, welches das Wohnzimmer aus „seinem bräunlichen Dösen [schreckt]“ (Z. 39). Hier liegt in erster Linie das 1. Axiom Watzlawicks vor, welches besagt, dass es unmöglich ist nicht zu kommunizieren. Genau dies macht der Mann, er zeigt seiner Frau: „Es ist mir unangenehm, lass mich“.
Als sie zu dem Schluss kommt, dass es keinen Sinn hat, ihn mit Anspielungen zur Kommunikation zu bewegen, trennt sie sich von den Wunschgedanken der früheren Liebe und wendet sich gedanklich wieder Laurela zu. Laurela, ihre Tochter, stellt eigentlich die einzige Bezugsperson in ihrem Leben dar und es dreht sich alles um sie. Nachdem sie sich vor Abscheu von ihrem Mann abgewendet hat, denkt sie sofort an Laurela und somit auch an ihre Schönheit, was ihrer Meinung der Grund dafür ist, warum „sie [die Männer] ihr nachl[au]fen“ (vgl. 43/44). Mit diesem Gedankengang wird ihr gleichzeitig auch wieder klar, dass diese junge Frau auch die Tochter ihres Mannes ist, was sie zuerst nicht wahrhaben wollte.
Mir gefällt diese Geschichte sehr gut, weil sie zeiget, wozu es führen kann, wenn sich einer der Partner (hier der Mann) abkapselt. Gabriele Wohmann ist bekannt dafür, die Problematiken in Ehen und Familien aufzuzeichnen. Ich verstehe diese Geschichte auch als Appell an Frauen: „Lebt so wie ihr wollt, lasst euch nicht unterdrücken,…“, welcher vor allem zur Entstehungszeit des Werkes eine große Rolle spielte und mit der Emanzipation zusammenhängt.
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- Citar trabajo
- Tom Schnee (Autor), 2011, Analyse der Kurzgeschichte "Schönes goldenes Haar" (Gabriele Wohmann), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176360