Eine Frage die jedem in Deutschland kommen sollte ist, wie es das Naziregime in relativ kurzer Zeit geschafft hat – mit passiver und aktiver Beihilfe durch die Bevölkerung – ihre Verbrechen zu begehen. Wie konnte ein großer Teil von Deutschlands Einwohnern dazu gebracht werden sich an Verfolgungen von Minderheiten, vor allem Juden, und grausamen Kriegen zu beteiligen. Waren wirklich alle einer Meinung mit Hitler und seinem Gefolge? Hat sich niemand über die moralischen Aspekte der Schandtaten Gedanken gemacht? „Doch“, sagt Dennis Gansel mit seinem Film „Napola“ aus dem Jahr 2004, „aber es hat nichts genützt.“
Wie konnte so etwas passieren?
Eine Frage die jedem in Deutschland kommen sollte ist, wie es das Naziregime in relativ kurzer Zeit geschafft hat – mit passiver und aktiver Beihilfe durch die Bevölkerung – ihre Verbrechen zu begehen. Wie konnte ein großer Teil von Deutschlands Einwohnern dazu gebracht werden sich an Verfolgungen von Minderheiten, vor allem Juden, und grausamen Kriegen zu beteiligen. Waren wirklich alle einer Meinung mit Hitler und seinem Gefolge? Hat sich niemand über die moralischen Aspekte der Schandtaten Gedanken gemacht? „Doch“, sagt Dennis Gansel mit seinem Film „Napola“ aus dem Jahr 2004, „aber es hat nichts genützt.“
Der Film behandelt die Nazi-Eliteschule Napola und deren Schüler. Die grausame Erziehung hin zum idealen Parteisoldaten wird in vielen Szenen schockierend deutlich. Einmal wird ein Junge gezwungen, der nachts sein Bett genässt hat, vor der versammelten Klasse auf seine Matratze zu urinieren. Die Klasse wird währenddessen zu Liegestützen gezwungen – eine Form der Gruppenbestrafung. Explizit wird der betroffene Schüler öffentlich beschimpft und herabgesetzt. Fazit ist, wie ein Funktionär der Schule beim Essen vorträgt, dass die Schüler ihr Potential ausschöpfen sollen. Gemeint ist damit eiserne Disziplin und der Verlust von Mitleid und Scham. Sehr gut macht der Film deutlich, dass an der Schule keine Abweichungen vom Ideal erlaubt sind. Jede – auch wenn sie nur im Bettnässen besteht – wird durch Demütigungen, Ausschluss oder schlimmerem bestraft.
Was sagt der Film jedoch zu schlimmeren Vergehen, wie der Kritik an den Werten der Ideologie oder gar an ihr selbst? Die entsprechende Figur im Film ist Albrecht, Sohn des Gauleiters Stein. Er prangert in mehreren Situationen Grausamkeit und fehlendes Mitleid an. So z.B. die Forderung, auch am Boden liegende Gegner beim Boxen noch K.O. zu schlagen. Darauf spricht er seinen Freund Friedrich an – die Boxhoffnung der Schule. Doch der ist nur irritiert und pocht auf die Notwendigkeit seiner Tat. Damit macht der Film deutlich, dass die Jugendlichen durch den Einfluss der Schule, in Form von Forderungen und Bestätigung, deren Werte übernehmen – was zu Rücksichtlosigkeit führt.
Diese Werte werden besonders beim Wochenendbesuch von Albrecht und Friedrich bei der Familie Stein klar hervorgehoben. Die Steins sind hohe Nazi-Funktionäre und haben sich die entsprechenden Ideale tief verinnerlicht. Daher reagieren sie auf Albrecht, der ein sensibler Geist mit einer Leidenschaft für das Schreiben ist, sehr kalt. Schon vorher hat Albrecht alle heimgeschickten Aufsätze ungelesen zurückerhalten. Und nun wird er nur für seine körperliche Verfassung kritisiert, die gerade auch durch den Vergleich mit Friedrich einen für ihn sehr nachteiligen Eindruck macht. Als Albrecht dann anlässlich des Geburtstags seines Vaters ein Gedicht vorlesen will, wird er kühl unterbrochen. Stattdessen muss er sich einem ungleichen Boxkampf mit Friedrich stellen. Nach seiner Niederlage wird Friedrich – der Gast – gefeiert, während Albrecht – der Sohn – liegen gelassen wird und unbeachtet bleibt. Der Film stellt ganz klar heraus, dass in der Naziwelt Gedanken und schöne Worte nichts zählen, nur die körperliche Verfassung und Kraft. Menschen mit geistigen Fähigkeiten und Vorlieben bekommen keine Bestätigung und werden auch von den eigenen Eltern auf einen Kurs getrimmt, der den Idealen des Führers entspricht.
Später im Film kommt es zu einer nächtlichen Verfolgungsjagd auf entflohene russische Kriegsgefangene. Dort schießt Albrechts Gruppe auf einige kaum dem Kindsalter entwachsene Soldaten, worauf Albrecht, den sein Mitleid überkommt, versucht die Verwundeten zu retten. Sobald jedoch die Verantwortlichen zu ihnen aufschließen, werden die noch lebenden Flüchtlinge erschossen. Albrecht wird für sein Mitleid und seine versuchte Intervention zurecht gewiesen. Am nächsten Tag verarbeitet er seine Gefühle in einem Aufsatz, in dem er bekennt, Teil des Bösen zu sein, das er eigentlich bekämpfen wollten. Daraufhin erhält er endlich die Aufmerksamkeit seiner Eltern, die er sich vorher so sehr gewünscht hat – nur leider diesmal im negativen Sinne. Ihm wird die Ostfront angedroht, sollte er nicht einen revisionistischen Aufsatz schreiben. Das kann Albrecht nicht mit seinem Gewissen vereinbaren – am nächsten Tag nutzt er eine Trainingseinheit, um sein Leben zu beenden. Ein ähnliches, wenn auch deutlich minderes, Schicksal erwartet auch Friedrich. Er hat versucht, einen Nachruf auf Albrecht in der Schülerzeitung zu beantragen, was abgelehnt wird. Gleichzeitig wird aufgrund der engen Beziehung der beiden Freunde auf eine mögliche Mitschuld Friedrichs an Albrechts Tod angespielt. Er hat nur durch Leistungen für die Schule die Möglichkeit, sich reinzuwaschen. Was er dann aber in einem finalen Boxkampf verweigert. Kritik an Werten und Praktiken der NS wird ein unerträglicher Druck entgegengestellt: Entweder man passt sich an, wird erpresst oder hat keine Zukunft – im wörtlichen Sinne.
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- Citar trabajo
- Jan Hoppe (Autor), 2011, Wie konnte so etwas passieren? Interpretation des Films "Napola", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/176218