Die Gruppe der Sieben (G7), deren Mitgliedern USA, Kanada, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Japan bis vor wenigen Jahren die stärkste Wirtschaftskraft und der größte Gestaltungsspielraum im internationalen Finanzregime zugekommen war, schien während der Finanzkrise des Jahres 2010 nicht dazu in der
Lage, in ihrem eigenen Interesse für Stabilität auf dem Kapitalmarkt zu sorgen – nach Lehman Brothers meldeten weitere Banken und zahlreiche von ihnen abhängige Unternehmen Konkurs an, der Dollarkurs brach ein, Rezession und steigende Arbeitslosigkeit folgten. Dass unkoordinierte finanz- und wirtschaftspolitische Alleingänge ebenfalls keinen Ausweg aus einer globalen Krise darstellen, hatte man jedoch bereits in den 1930er Jahren
gelernt, als der damalige Zusammenbruch der Weltwirtschaft durch protektionistische Maßnahmen der am stärksten betroffenen Staaten die Abwärtsspirale immer weiter nach unten gedreht hatten. Anstatt also die internationale Kooperation einzufrieren, brachte sich eine relativ junge Institution ins Spiel, deren Zusammensetzung weniger auf dem Prinzip der Exklusivität beruhte als jene der G7/G8, und dabei den neuen ökonomischen (und politischen) Gegebenheiten auf der Welt besser zu entsprechen schien: die G20.
Ähnlich wie bei der G7 in deren Gründungsphase ist es das Ziel der G20, die Weltwirtschaft zu stabilisieren und die entsprechenden Maßnahmen einzuleiten, um sich in Zukunft vor Krisen des Finanzsektors zu schützen. Ausgehend von der Tatsache, dass die Staaten der G7 gleichzeitig Mitglieder der G20 sind, und außerdem
zu den federführenden Kräften innerhalb der ebenfalls in die G20 integrierten internationalen Organisationen zählen, stellt sich die Frage, wie sich die G7 seit ihrer Gründung bis in die 1990er Jahre als wichtiges Instrument der staatenübergreifenden Politikkoordination im Finanzsystem behaupten konnte, und warum
sie gegen Ende des 20. Jahrhunderts insoweit einen Bedeutungsverlust hinnehmen musste, als ihre Mitglieder selbst Teil eines von seiner Intention her ähnlich ausgerichteten Gremiums wurden, in welchem
den noch im Aufholprozess befindlichen Volkswirtschaften in Asien, Afrika und Lateinamerika ein den traditionellen, 'westlichen' Wirtschaftsmächten gleichrangiger Status zukommen soll. Der Aufstieg und Niedergang der G7/G8 wird dabei anhand der Theorien des Neorealismus, des Institutionalismus und des liberalen Internationalismus analysiert.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die G7 und ihre Rolle in der globalisierten Weltordnung
2.1 Gründungsziel und Beschaffenheit der G7
2.2 Funktionsweise und Entscheidungsfelder
2.3 Zusammenwirken mit internationalen Organisationen
3. Die Bewertung von globaler Kooperation im Spektrum der IB-Theorien
3.1 Neorealismus
3.2 Institutionalismus
3.3 Liberaler Internationalismus
4. Die G7 im 21. Jahrhundert - ein Auslaufmodell?
5. Literatur- und Quellenverzeichnis
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