Hinsichtlich der aktuellen Dynamik des Web 2.0 steht das deutsche Bildungssystem vor
der Herausforderung, auf diese Entwicklungen zu reagieren. Dies erfordert ein Lernverständnis,
das insbesondere aus konstruktivistischer Perspektive seit Jahren gefordert,
aber in der Praxis kaum durchgesetzt wird. Die Aufgabe der Wissensvermittlung steht in
einem konstruktivistisch orientierten Unterricht nicht im Vordergrund. Vielmehr werden
Lehrerinnen und Lehrer zu Experten für die Gestaltung von Lernsituationen, in denen
sie Lernprozesse moderieren, passiv begleiten und damit den Erkenntnisgewinn der Lernenden
unterstützen (vgl. RÖLL 2010, S. 246). Dementsprechend ist eine Orientierung an
bestehende Wahrnehmungsstrukturen und Lernpräferenzen von Lernenden unumgänglich.
Die Integration von Web 2.0-Technologien, wie das Wiki, eröffnet die Möglichkeit
einen Unterricht nach diesen Anforderungen zu gestalten und kann dem pädagogischen
Alltag innovative Impulse ermöglichen (vgl. RÖLL 2010, S. 201). Meine eigene Berufsschulzeit
vor einigen Jahren kann ich zusammenfassend als ein Treffen beschreiben, das
dazu diente, unsere Schulbücher zu lesen und daraus Aufgaben zu bearbeiten. Die
Unterrichtsinhalte nahm ich keinesfalls in einer Beziehung zu meiner Ausbildung wahr.
Daraus folgte mein Desinteresse zu vielen Themen und meine einzige Lernmotivation
war letztlich die Note als Evaluation meiner Leistungen. Aus diesen Erfahrungen sowie
mit der Motivation nach meinem Studium an der Universität Paderborn Berufsschullehrerin
zu werden, sehe ich das Medium Wiki als eine Chance, einen effektiven und praxisnahen
Unterricht sowohl auf der Schüler- als auch auf der Lehrerseite zu gewährleisten.
Die ursprüngliche Aufgabe von Lehrerinnen und Lehrern ist es, Wissen zu vermitteln
und zu teilen. Das Produkt der Arbeit von Lehrkräften steckt in den Köpfen der Schülerinnen
und Schülern. Wir alle definieren uns über unser Wissen, das aber per se nicht
sichtbar ist. Sichtbar wird es erst, wenn es festgehalten wird. Dies geschieht mit
Büchern, der Wandtafel, dem Overheadprojektor und gelegentlich auch mit dem Beamer.
Diese Medien sind alltäglicher Bestandteil von zahlreichen Schulen, haben aber
eine örtliche und zeitliche Begrenzung. Mit Wikis werden beide Grenzen überwunden:
Wissen wird weltweit, zeitgleich und jederzeit sichtbar.
- Citar trabajo
- Katharina Löwenstein (Autor), 2011, Anforderungen an Lehrkräfte im Dualen System beim Einsatz von Wikis in Lehr-Lern-Arrangements, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175898
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