Laut Hartweg kann davon ausgegangen werden, dass der Bücherkäufer jener Zeit durch die Druckereien und Drucke mit den gängigen Mundarten vertraut war und, dass seine Toleranzschwelle gegenüber Kommunikationsschwierigkeiten weitaus höher war, als wir es uns heute denken können. Die damals noch fehlenden Regelungen der Sprache, wie die Orthographie, lassen darauf schließen, dass sich ein Leser der damaligen Zeit kaum von solchen Faktoren vom Kauf hat abbringen lassen . Er bezeichnet Schirokauers Ansichten als „revisionsbedürftig“ aber auffordernd zu einer „fruchtbaren Auseinandersetzung“ .
Obwohl ein bedeutender, von den Druckeroffizinen ausgehender und den Vereinheitlichungsprozeß der dt. Schriftsprache fördernder Einfluß nur als wenig angefochtenes Postulat der dt. Sprachgeschichtsschreibung galt und heute noch gilt ist die Bedeutung des Buchdrucks bei der Vereinheitlichung der deutschen Schriftsprache bis heute nicht eindeutig geklärt und die Frage ob spracheinheitliche Bestrebungen einen wesentlichen Faktor der Marktpolitik der Drucker darstellte bleibt kontrovers .
Inhaltsverzeichnis
1. Wer hat es erfunden?
2. Wie funktioniert es?
3. Auswirkungen
4. Die Rolle der Drucker bei der Entstehung einer einheitlichen Schriftsprache
Bibliographie
1. Wer hat es erfunden?
Bereits Jahrhunderte vor Gutenbergs Geburt gab es Vorformen des Druckens im ostasiatischen Bereich. In China wurde bereits im 5. Jahrhundert vor Christus Schrift verwendet, was der Fund von Schriftzeichen auf Knochen, Keramik u.a. belegt[1]. Die Erfindung des Papiers aus Hanffasern und ähnlichen Stoffen verhalf den Chinesen zur Reproduktion der Schrift. Das Medium des Papieres brachte auch bald das Verlangen mit sich, Schriftzeichen ebenso reproduzieren zu können, was uns zu den Vorformen des Druckens und somit näher an unser Thema des Buchdruckes mit beweglichen Lettern führt. Bereits im Jahr 175 findet man die chinesische Literatur in Stein eingeritzt. Das Verfahren des Abklatschens nutzen die Chinesen bereits im 2. Jahrhundert nach Christus um ihre Texte zu kopieren. Dabei ritze man die Schriftzeichen in eine Steinplatte, drückte befeuchtetes Papier auf die Inschriftenseite und bürstete anschließend das Papier solang mit Tusche bis sich die Schriftzeichen weiß vom sonst eingeschwärzten Papier absetzten.
Eine Gutenbergs Buchdruck noch ähnlichere Form lässt sich in dieser Region bereits im 7 Jahrhundert in Form des Holztafeldruckes finden. Diese Form des Druckens produzierte Bücher, Enzyklopädien, Bilddrucke u.a. bis ins 19. Jahrhundert hinein. Hierbei wurden die Schriftzeichen seitenverkehrt in Holz geschnitzt und die dadurch entstandenen erhöhten Buchstaben in Farbe getunkt und in richtiger Position auf das Papier gedruckt. Trotz der fortwährenden Benutzung des Holztafeldruckes benutzte der Chinese Bi Sheng bereits im Jahre 1040 einen Druck mit beweglichen Lettern. Diese bestanden im Unterschied zu Gutenberg aus Keramik und wurden auf einer Eisenform zu ganzen Texten zusammen gefügt und mit einer Schicht aus Wachs und Harz an dieser Form fixiert. Wollte man die Lettern wieder verwenden und um platzieren so musste man die Eisenplatte erhitzen um die Mischung aus Wachs und Harz zu schmelzen und die Lettern wieder zu lösen. Der Druck mit beweglichen Lettern setzte sich in China jedoch lange Zeit nicht durch aufgrund der Komplexität ihrer Schriftzeichen, die es zu Tausenden gab während Gutenberg mit 26 Lettern und weiteren Satzzeichen einen erfolgversprechenderen Weg einschlug.[2]
An diesem Punkt möchte ich mich von der Betitelung Gutenbergs als Erfinder des Buchdrucks distanzieren und darauf verweisen, dass er die bereits vorhandenen Vorgänger und Formen des Buchdruckes (Tonstempel im 12. Jh., Holzschnitt um 1400 und Kupferstich um 1446)[3] vereinfachte. Der Patrizier, der um 1400 In Mainz geboren ist und 1468 verstarb, revolutionierte den Buchdruck um 1450, nachdem er den Einsatz von aus Holz geschnitzten Lettern (wie ihn bereits seine chinesischen Vorfahren betrieben), durch bewegliche Metalllettern ersetzte. Um sein Ziel zu erreichen nahm er eine hohe Verschuldung in Kauf, erzielte kaum Gewinne und lebte somit wider heutige Erwartung in armen Verhältnissen[4].
2. Wie funktioniert es?
Der der Erfindung zu Grunde liegende Gedanke ist der einen Text in alle seine Bestandteile zu zerlegen[5]. Die auswechselbaren Metalllettern ermöglichen es einen Text geradezu beliebig zu vervielfältigen und zahlreiche identische Texte herzustellen[6]. Um dies zu erreichen wurden die Einzelelemente des Texte als seitenverkehre Lettern in Metall gegossen und anschließend in einer Spindelpresse, die einen gleichmäßigen Druck ermöglicht, auf Papier gedruckt[7]. Es gilt anzumerken, dass Gutenberg nicht nur die beweglichen Lettern aus Metall hervorbrachte, darüber hinaus erfand er das Gießgerät, die haltende Metallschiene, die Tinte, die Presse und den Guss. Nach vielen Experimenten verwendete er für den Guss eine Legierung aus Blei und Zinn die leichtes Gießen ermöglichte und unter dem Druck der Presse dennoch die Form bewahrte[8].[9]
3. Auswirkungen
Während Hartwig den Buchdruck mit beweglichen Metallettern als „markantes Ereignis in der europäischen Kulturgeschichte“[10] bringt Polenz an: „Die Bedeutung des Buchdrucks für die Popularisierung des Lesens und für die deutsche Sprachgeschichte des Frühneuhochdeutschen ist früher überschätzt worden.“[11]. Er verweist darauf, dass um 1500 nur 1-4% des Deutschen Volkes zum lesefähigen Publikum zählen[12]. Gedruckte Bücher sind bis ins 16. Jh. hinein so teuer, dass sich bis dato das Abschreiben rentiert[13]. Gedruckte Exemplare dienen lange Zeit weiterhin repräsentativen Zwecken vermögender Leute, beschränken sich auf höhere Gesellschaftskreise[14] und erreichen somit in den ersten Jahrzehnten nach der Einführung des Buchdrucks mit beweglichen Metalllettern keine neuen Leserschichten[15]. Neben der leichteren und schnelleren Textbearbeitung die diese Methode des Druckens ermöglicht, sieht Hartwig das Problem der Auswahl. Zwar gab es einen Aufschwung in der Buchproduktion zu verzeichnen, die Anzahl der Titel jedoch wurde für lange Zeit eingegrenzt und somit wurde die Verbreitung moderner Literatur bis 1500 blockiert[16]. Auch Polenz datiert die Wende zu dieser Zeit nämlich um 1480:
[...]
[1] Stadt Mainz
[2] Stadt Mainz
[3] Polenz (2000), S. 127
[4] Polenz (2000), S. 128
[5] Stadt Mainz
[6] Schmidt (2007), S.114-115
[7] Stadt Mainz
[8] Stadt Mainz
[9] Für nähere Information über das Gießen der Lettern und weitere Prozesse des Druckvorganges siehe die Website des Gutenbergmuseums der Stadt Mainz (s. Bibliographie)
[10] Hartweg (2000), S.1682
[11] Polenz (2000), S.126
[12] Polenz (2000), S.128
[13] Polenz (2000), S.127
[14] Hartweg (2000), S.1685
[15] Polenz (2000), S.127
[16] Hartweg (2000), S. 1682
- Arbeit zitieren
- Nathalie Gerlach (Autor:in), 2011, Der Buchdruck und seine Rolle bei der Entstehung einer einheitlichen Schriftsprache, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175802
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