Brecht ist zur Zeit in aller Munde, jährt sich doch 2006 sein Todestag zum fünfzigsten Mal. Erstaunlich oft findet man seine Stücke derzeit in den Spielplänen der Theaterhäuser und nicht nur in Berlin. Auch eine Inszenierung der Dreigroschen Oper mit Klaus Maria Brandauer als Regisseur und dem Sänger Campino der Punkband „Die Toten Hosen“ als Mackie Messer wird in allen Feuilletons besprochen. Spekulation wird es wohl bleiben müssen, ob Brecht damit einverstanden gewesen wäre, dass das auf die Bühne bringen seines Stücks mit Hilfe einer großen Bank realisiert wurde.
Bertold Brecht kennt jeder. Von der Dreigroschen-Oper hat jeder schon einmal gehört, jeder kann Mackie Messer dem Werk Brechts zuordnen und mit der Mutter Courage und ihren Kindern wurden ganze Schülergenerationen konfrontiert. Episches Theater - ja, ein Begriff von Brecht. Und mehr? Er wollte irgendetwas anders machen als die früheren Dramaturgen und Stückeschreiber. Aber was?
Um zu verstehen, was Brecht mit seiner Theorie des Theaters bewirken wollte, werden wir zuerst einmal die klassischen Varianten der Dramentheorie Aristoteles’ und Schillers ganz kurz beleuchten, um dann Rückschlüsse auf die Verlagerungen der Schwerpunkte und die Veränderungen des Dramenverständnisses ziehen zu können.
Tragödie ist laut Aristoteles die „Nachahmung von Handelnden und nicht durch Bericht, die Jammer und Schauder hervorruft und hierdurch eine Reinigung von derartigen Erregungszuständen bewirkt.“ Durch ein unerwartetes Eintreten eines Ereignisses wird Jammer, Schauder und Mitgefühl beim Publikum erzeugt.
Neben der Tragödie, die ich hier ja näher beleuchten möchte, ließen sich auch Epik, Komödie und Dithyrambendichtung als Teile der aristotelischen Poetik aufführen.
Dichtung, mimêsis also, ist Nachahmung von Handlung und ahmt handelnde Menschen, gleichwohl ob sie gute oder schlechte Menschen sind, nach.
Dementsprechend kann man sagen, dass die dargestellten Charaktere auf der Bühne für den Zuschauer als eine Art Gradmesser der Moral fungieren sollen. In der Komödie werden meist schlechtere Menschen vorgeführt, in der Tragödie, auf die wir hier ja unseren Fokus legen wollen, bessere.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kurzer Einblick in die klassische Dramentheorie
- Entwicklung und Definition des Lehrstücks
- Analyse der Textbeispiele
- „Die Maßnahme“ von Bertolt Brecht
- „Mauser“ von Heiner Müller
- Gegenüberstellung der beiden Werke
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Entwicklung des Lehrstücks als dramatische Gattung und stellt zwei prominente Beispiele, „Die Maßnahme“ von Bertolt Brecht und „Mauser“ von Heiner Müller, einander gegenüber. Die Arbeit beleuchtet die theoretischen Grundlagen des Lehrstücks und die Unterschiede zu der klassischen Dramentheorie, insbesondere im Hinblick auf die Funktion des Theaters und die Beziehung zwischen Zuschauer und Bühne.
- Entwicklung des Lehrstücks als dramatische Gattung
- Theoretische Grundlagen des Lehrstücks
- Unterschiede zwischen klassischer Dramentheorie und Lehrstück
- Analyse von „Die Maßnahme“ von Bertolt Brecht
- Analyse von „Mauser“ von Heiner Müller
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema des Lehrstücks ein und stellt die Relevanz des Themas im Kontext der aktuellen Diskussion um Bertolt Brecht dar. Das zweite Kapitel befasst sich mit der klassischen Dramentheorie von Aristoteles und Schiller und beleuchtet die Funktion des Theaters in der klassischen Tragödie. Das dritte Kapitel analysiert die Entwicklung und Definition des Lehrstücks und untersucht die Unterschiede zu der klassischen Dramentheorie. Das vierte Kapitel präsentiert die Analyse von zwei Textbeispielen, „Die Maßnahme“ von Bertolt Brecht und „Mauser“ von Heiner Müller, und stellt die beiden Werke einander gegenüber.
Schlüsselwörter
Lehrstück, Bertolt Brecht, Heiner Müller, klassische Dramentheorie, Aristoteles, Schiller, Theater, Dramaturgie, Revolution, Moral, Gesellschaft, Analyse, Vergleich, Textbeispiele.
- Citation du texte
- Carola Beck (Auteur), 2006, Das Lehrstück in Theorie und Praxis am Beispiel der Werke „Die Maßnahme“ (Bertolt Brecht) und „Mauser“ (Heiner Müller), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175308
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