Die Komponentenanalyse ist eine linguistische Methode, die es ermöglicht, Wortbedeutungen in kleine Bestandteile aufzuschlüsseln. Doch schon bei einer kurzen Auseinandersetzung mit der Thematik der Komponentenanalyse erkennt man, dass diese spezielle sprachwissenschaftliche Betrachtungsweise von Wortbedeutungen nicht immer zu dem gewünschten Ergebnis führt. Mittlerweile sind sich Linguisten durchaus einig, dass die Untersuchung von lexikalischen Bedeutungseinheiten, besonders bei Verben, durch die Komponentenanalyse kaum realisierbar ist und meist zu keinem zufrieden stellenden Resultat führt. In dieser wissenschaftlichen Arbeit wird zum einen genauer auf die unterschiedlichen linguistischen Auffassungen zur Komponentenanalyse eingegangen, zum anderen wird aber auch die Problematik der Komponentenanalyse dargestellt. Um das zu verdeutlichen, habe ich versucht mit Verben der Bewegung, welche ich aus Toni Morrisons Roman Beloved entnommen habe, eine Komponentenanalyse durchzuführen.
Die Komponentenanalyse ist eine linguistische Methode, die es ermöglicht, Wortbedeutungen in kleine Bestandteile aufzuschlüsseln. Doch schon bei einer kurzen Auseinandersetzung mit der Thematik der Komponentenanalyse erkennt man, dass diese spezielle sprachwissenschaftliche Betrachtungsweise von Wortbedeutungen nicht immer zu dem gewünschten Ergebnis führt. Mittlerweile sind sich Linguisten durchaus einig, dass die Untersuchung von lexikalischen Bedeutungseinheiten, besonders bei Verben, durch die Komponentenanalyse kaum realisierbar ist und meist zu keinem zufrieden stellenden Resultat führt. In dieser wissenschaftlichen Arbeit wird zum einen genauer auf die unterschiedlichen linguistischen Auffassungen zur Komponentenanalyse eingegangen, zum anderen wird aber auch die Problematik der Komponentenanalyse dargestellt. Um das zu verdeutlichen, habe ich versucht mit Verben der Bewegung, welche ich aus Toni Morrisons Roman Beloved entnommen habe, eine Komponentenanalyse durchzuführen.
Die Komponentenanalyse, die auch oft unter den Englischen Bedeutungen Feature Semantics (Lipka 2002: 134) und analysis of semantic categories (Taylor 21995: 30) bekannt ist, ist eine Methode in der Semantik, durch die man die Bedeutung eines bestimmten Wortes in einem Wortfeld in mehrere semantische Einzelteile, beziehungsweise Komponenten, zerlegen und analysieren kann. “The method of analysing meaning is terms of semantic components which are gained through contrasting meanings of lexical units (in a lexical field) is known as componential analysis. (Herbst 2004: 211)” Den Ursprung dieser Methode findet man in der Phonologie. Ähnlich wie in der Phonologie versucht die Komponentenanalyse ein Inventar an semantischen Bestandteilen zu erstellen, das distinktive Merkmale aufweist (Herbst 2004: 211). Man hoffte, dass es durch diese semantische Analyse möglich ist, jede Wortbedeutung in eine Kombination von semantischen Einzelteilen aufzugliedern. Die Ergebnisse der Komponentenanalyse sollen „zur Aufdeckung des komplizierten Zusammenhanges zwischen Sprache, Bewußtsein und Realität beitragen (Viehweger et al. 1977:113).“ Zu den Aufgaben der Komponentenanalyse heißt es weiter:
Eine erste Aufgabe linguistischer semantischer Komponentenanalyse ist daher das Aufsuchen all der Erschienungen in der Sprache, in denen semantische Relationen zwischen Wortschatzelementen im Sprachsystem grammatisch wirksam werden, desgleichen die Bereitstellung eines methodischen Instrumentariums zu ihrem Nachweis, um sie mittels semantischer Komponenten darzustellen. (Viehweger et al. 1977:113)
Wie bereits oben schon erwähnt, bekommt man durch die Komponentenanalyse die Option, Unterschiede innerhalb eines Wortfeldes zu hervorheben. So differenzieren sich die Wörter 'Mann' und 'Frau' nur durch das Merkmal [+ männlich] und [– männlich], wodurch es zu einem Bedeutungsunterschied kommt.
Zur weiteren Verdeutlichung der Feature Semantics wird das nachfolgende Beispiel angefügt: der Begriff 'Junggeselle' kann in folgende semantische Merkmale aufgeschlüsselt werden, nämlich in [Mensch], [männlich], [erwachsen], [nie verheiratet]. Diese vier Komponenten definieren eindeutig einen Junggesellen, und somit kann jedes Wesen, dass diese Merkmale hat, nur als ein Junggeselle bezeichnet werden (Taylor 21995: 30). Die Komponentenanalyse trägt dazu bei, dass man durch die unterschiedlichen semantischen Bestandteile die exakte Bedeutung eines Wortes erhält[1].
Die erste Problematik der Komponentenanalyse liegt darin, dass keine einheitliche sprachwissenschaftliche Definition für die semantischen Merkmale existiert und es diesbezüglich diverse unterschiedliche sprachwissenschaftliche Erklärungen gibt. Damit die unterschiedlichen Denkweisen deutlich werden, werden in den nachfolgenden Absätzen die verschiedenen Auffassungen von Aristoteles, Leonhard Lipka, Eugene A. Nida und Thomas Herbst genauer betrachtet.
Der erste, der eine erste 'klassische Betrachtungsweise' hinsichtlich der Komponentenanalyse und ihrer Bestandteile machte, war Aristoteles. John Taylor verwendet den Begriff 'klassisch' ganz bewusst:
In speaking of the classical approach to categories, I am using the term 'classical' in two senses. The approach is classical in that it goes back ultimately to Greek antiquity; it is classical also in that it has dominated psychology, philosophy, and linguistics (especially autonomous linguistics, both structuralist and generative) throughout much of the twentieth century. (21995: 22)
In seiner frühen Denkweise mussten die Merkmale in der Analyse von Wortbedeutung bei Aristoteles folgende vier Eigenschaften haben. Die semantischen Komponenten mussten notwendig und ausreichend sein, zusätzlich mussten sie binär sein, sie mussten klare Grenzen haben und die Mitglieder innerhalb einer Kategorie mussten den gleichen Status haben (Taylor 21995: 23f).
Was Aristoteles mit notwendigen und ausreichenden Merkmalen meinte, kann an dem Beispiel 'Mensch' erklärt werden. Damit man ein Wesen als 'Mensch' bezeichnen kann, muss man zuerst die Bedeutung von dem Wort 'Mensch' wissen, was zur Folge hat, dass man das Wesentliche des Begriffes weiß, das heißt, ein Mensch kann als zweibeiniges Lebewesen charakterisiert werden (Taylor 21995: 23). Diese beiden Merkmale, nämlich [zweibeinig] und [Lebewesen], sind absolut notwendig, um 'Mensch' kategorisieren zu können:
These two features are, individually, necessary for the definition of the category (the destruction of either causes 'the destruction of the whole'); if any of the defining features is not exhibited by the entity, then the entity is not a member of the category. Jointly, the tow features are sufficient. (Taylor 21995: 23)
Zu dem binären Merkmalen heißt es bei Taylor : „The law of the excluded middle states that a thing must either be or not be, it must either possess a feature or not possess it, it must either belong to a category or not belong to it (1995: 23)” Das beudeutet, dass das semantische Merkmal einen Plus- oder Minuswert haben muss, zum Beispiel hat der Junggeselle das Merkmal [+ männlich], die Junggesellin dagegen [ – männlich].
Der letzte Punkt schließt gleich an den folgenden an, denn ein Merkmal Bestandteil der Feature Semantics in Aristoteles Theorie sollte klare und eindeutige Grenzen aufweisen:
A feature is either involved in the definition of a category, or it is not; an entity either possesses this feature, or it does not. In any given instance a feature is either present or absent, and it can take on only one of two values, either [+] or [-]. (Taylor 21995: 23)
Das heißt, dass untersuchte Wort eine eindeutige Bedeutung haben muss. Man muss ihm ein Merkmal definitiv zuschreiben können oder nicht. Bei den beiden Wörtern 'Mann' und 'Frau' kann man in jedem Fall sagen, dass 'Mann' das Merkmal [+ männlich] hat, während der Bedeutung von 'Frau' immer [– männlich] zugeschrieben werden kann.
Schließlich sollte auch noch der letzte Aspekt beachtet werden: „A category, once established, divides the universe into two sets of entities – those that are member of the category, and those that are not.” (Taylor 21995: 23) Das heißt, dass die Mitglieder innerhalb einer Kategorie den gleichen Status haben müssen.
Leonhard Lipka hat wiederum eine andere Ansicht hinsichtlich der Komponentenanalyse. Für ihn liegt deren Ursprung in der Phonologie und in den Ansichten der Prager Schule der Linguistik um 1940[2]. Um Lipkas Auffassung zu verdeutlichen, wird folgendes Zitat angeführt:
It was already recognized by Hjelmslev, […], that generally speaking we can establish parallels between the phonological and semantic levels of languages. This parallelism therefore allows us to describe both levels with the same type of distinctive feature. Chomsky later transferred the concept of feature to the level of syntax as well. In my opinion semantic features must be empirically justified (2002: 124).
[...]
[1] Wie schon erwähnt, kommt es jedoch größtenteils zu keinem passenden Ergebnis, vor allem, wenn man versucht Bedeutungen von Verben aufzuschlüsseln und zu klassifizieren.
[2] Die Plosive /b/ und /p/ erhielten dort zum Beispiel erstmals die Unterscheidung [+ VOICE], beziehungsweise [– VOICE], welche als distinctive features bezeichnet wurden (2002: 124).
- Citation du texte
- Anna-Lena Storch (Auteur), 2007, Veranschaulichung der Komponentenanalyse und deren Problematik anhand von Verben der Bewegung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/175257
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