Trotz unterschiedlicher politisch-philosophischer Positionen haben die Philosophen Paul Tillich, Ernesto Laclau und Chantal Mouffe eine Gemeinsamkeit: Ihre Schlüsselbegriffe, Utopie bei Paul Tillich und Demokratie bei Laclau/Mouffe, sind nicht zu verwirklichen.
Für Paul Tillich ist die Utopie, ein Zentralproblem seines Politikverständnisses. Ebenfalls wird der Demokratiebegriff von Laclau/Mouffe ins Zentrum der Politik gerückt.
Das Wesen der Utopie bei Tillich und der Demokratie bei Laclau/Mouffe ist, dass diese Begriffe auf dem materiellen Boden unerreichbar bleiben. Beide Ziele scheinen im ersten Moment leicht zu erreichen, aber doch nicht! Sobald man den richtigen „Weg“ gefunden und die genügende „Energie“ aufgebracht hat, um sie zu erreichen, entwischen sie einem aus der Hand und verlegen sich in die ferne Zukunft. Wie ein Regenbogen, der einem immer wieder wegrückt, sobald man sich nähert. Nichtsdestoweniger spielen beide Begriffe im Leben der Menschen und der Völker eine außergewöhnliche Rolle.
Diese Hausarbeit beabsichtigt, die Rolle der Utopie bei Paul Tillich und den Begriff der radikalen Demokratie bei Laclau/Mouffe herauszuarbeiten, um schließlich beide Begriffe in Bezug auf ihre Unerreichbarkeit miteinander zu vergleichen. Es ist sehr interessant festzustellen, dass alle drei Philosophen fast die gleichen Argumente und Begriffe verwenden, um ihre philosophische Theorie zu begründen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- I. Utopie und Demokratie in der Geschichte
- 1. Utopie als Grenzsituation
- 2. Der Geist der Utopie
- 3. Kairos als Aufforderung zur Praxis
- 4. Die Wurzeln der Utopie im menschlichen Wesen
- 5. Die Funktion der Utopie
- 6. Trend und Chance in der Utopie
- 7. Die göttliche und dämonische Dimension
- II. Radikale Demokratie als ein Kampf um Leerraum
- 1. Radikalisierung der Philosophie
- 2. Der Begriff des „,Leeren”
- 3. Ort des Entstehens und Vergehens
- 4. Grenze als Interventionsbereich
- 5. Die Bildung der Identität und des Subjekts
- 6. Artikulation als Operationsmethode
- 7. Das Partikulare und das Universelle
- 8. Hegemonie
- 9. Unerreichbarkeit der Demokratie
- Schluss
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Konzepte der Utopie bei Paul Tillich und der radikalen Demokratie bei Laclau/Mouffe. Der Fokus liegt auf der Unerreichbarkeit beider Konzepte, die trotz ihrer Bedeutung im politischen und gesellschaftlichen Diskurs im materiellen Sinne unerreichbar bleiben. Die Arbeit analysiert, wie diese Unerreichbarkeit durch die jeweiligen Denker erklärt wird und wie sie sich in ihrer Argumentation widerspiegelt. Die zentralen Themen der Arbeit sind:- Die Rolle der Utopie im Denken von Paul Tillich
- Der Begriff der radikalen Demokratie bei Laclau/Mouffe
- Die Unerreichbarkeit der Utopie und der Demokratie
- Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Argumentationslinien von Tillich und Laclau/Mouffe
- Die Bedeutung des Utopischen für die politische Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung, die die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den drei Philosophen Tillich, Laclau und Mouffe herausstellt. Anschließend befasst sich das erste Kapitel mit dem historischen Kontext von Utopie und Demokratie, beginnend mit antiken Quellen. Es werden verschiedene Philosophen wie Hippodamos, Phaleas, Platon, Xenophon, Euhemeros und Jambulos erwähnt, die sich mit dem Entwurf idealer Gesellschaftsmodelle auseinandersetzten. Der zweite Abschnitt des ersten Kapitels erörtert die Utopie als Grenzsituation im Denken von Tillich und die Ähnlichkeiten zu den Begriffen der radikalen Demokratie bei Laclau/Mouffe. Dabei werden insbesondere die Konzepte der Artikulation und Hegemonie im Zusammenhang mit der Grenzsituation beleuchtet. Im weiteren Verlauf des ersten Kapitels wird der „Geist der Utopie“ nach Tillich erläutert und die Rolle des „Kairos“ als Zeit der rechten Entscheidung im historischen Kontext der Utopie diskutiert.Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Arbeit sind Utopie, Demokratie, Radikalisierung, Hegemonie, Grenzsituation, Artikulation, Kairos, Heterogonie, Unbestimmtheit, Überdeterminierung, Spontaneität, Kontingenz. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung dieser Begriffe für das Verständnis von Utopie und radikaler Demokratie im Denken von Paul Tillich und Ernesto Laclau/Chantal Mouffe.- Citation du texte
- Sadik Usta (Auteur), 2011, Der Utopiebegriff bei Paul Tillich und die Unerreichbarkeit der Demokratie bei Laclau/Mouffe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174674