„Im Theater erwarten die Zuschauer Theater – nicht die veritable Auferstehung einer fürchterlichen Vergangenheit; sie hat nur eine schwache Gegenwart.“ So die Meinung von Ludwig Marcuse in seiner Kritik Was ermittelt Peter Weiss?, zu lesen in: Kürbiskern 2 von 1966.
Verdrängung, Vergessen und schnellst möglicher Wiederaufbau eines zerstörten Landes beherrschten nach dem Krieg vorrangig die Gesellschaft Westdeutschlands.
Die Verdrängung und das Vergessen ging so weit und führte dazu, dass ehemals aktive Nationalsozialisten oder Sympathisanten erneut oder vielleicht auch dadurch nicht unbedeutende gesellschaftliche Positionen bezogen oder Zugang zu höchsten Staatsämtern fanden. Beispiele hierfür sind u.a. H. Globke, der Mitautor der berüchtigten Nürnberger Rassengesetze, der als Staatssekretär im Kanzleramt tätig war oder auch der damalige Verkehrsminister Hans Christian Seebohm, der einst Transportführer im KZ war. Sagte Adenauer 1946 noch: „Die größte Aufmerksamkeit werden wir der Ausmerzung des nationalsozialistischen und militaristischen Geistes in Deutschland widmen müssen“, so lauteten 1952 bereits seine Worte: „wir sollten jetzt mit der Naziriecherei einmal Schluss machen.“
Diese politische und gesellschaftliche Tendenz spiegelte sich auch in der Theaterlandschaft wieder. Den Anklang bei den Zuschauern erlangten vornehmlich Stücke, die nicht an die Zeit zwischen 33 und 45 rührten. Dies waren vor allem religiös-metaphysische bzw. psychologisch-psychoanalytische Schauspiele aus dem anglo-amerikanischen und französischen Raum.
Anfang der 60er Jahre erlebte das politische Theater durch die so genannten Dokumentarstücke einen neuen Aufschwung.
Die bekanntesten Beispiele hierfür sind Hochhuths Stellvertreter, Kipphardts Oppenheimer und Peter Weiss Ermittlung.
Ein Stück, welches, in vom Autor zusammengefasster und in oratorischer Form komponiert, die Frankfurter Prozesse zum Inhalt hat.
Ziel dieser Arbeit soll es sein, anhand der Intention zu diesen Stück und der gezielten Komposition eines authentischen Materials durch den Autor, aufzuzeigen, dass die Thematik Auschwitz als eine Folie für eine grundlegende Gesellschaftskritik und Mahnung an eine ganze Gesellschaft dient. Ergänzend dazu soll ein Einblick über die Inszenierung des Stückes an der Volksbühne durch Erwin Piscator gegeben werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Meine Ortschaft - Peter Weiss und Auschwitz
- Die Frankfurter Prozesse als Grundlage für die Ermittlung
- Die Suche nach der passenden Form – Vom Plan eines Welttheaters zum dokumentarischen Drama
- Die Ermittlung – Ein Konzentrat der Aussage
- Aufbau und Figurenkonstellation
- Zum Inhalt, der offenen Frage von Schuld bzw. Mitschuld und die Aussagen des Zeugen 3
- Die Aufführung der Ermittlung durch Erwin Piscator an der Freien Volksbühne
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Peter Weiss' Stück „Die Ermittlung“ und untersucht dessen Intention und die gezielte Komposition authentischen Materials durch den Autor. Ziel ist es aufzuzeigen, dass die Thematik Auschwitz als Folie für eine grundlegende Gesellschaftskritik und Mahnung an eine ganze Gesellschaft dient. Darüber hinaus soll ein Einblick in die Inszenierung des Stückes an der Volksbühne durch Erwin Piscator gegeben werden.
- Die Frankfurter Prozesse als Grundlage für die Ermittlung
- Die Suche nach einer geeigneten Form für die Darstellung von Auschwitz
- Die Ermittlung als dokumentarisches Drama
- Die Rolle des Autors und die Bedeutung der Authentizität
- Die Inszenierung von Erwin Piscator und deren Bedeutung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die gesellschaftliche Situation in Westdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg und die Verdrängung der NS-Vergangenheit. Im zweiten Kapitel werden biographische Informationen über Peter Weiss und dessen Bezug zu Auschwitz präsentiert. Das dritte Kapitel widmet sich den Frankfurter Prozessen als Grundlage für „Die Ermittlung“. Kapitel 4 untersucht die Suche nach einer geeigneten Form für die Darstellung der Thematik Auschwitz, während Kapitel 5 den Aufbau, die Figurenkonstellation und den Inhalt des Stückes analysiert. Das sechste Kapitel behandelt die Aufführung der Ermittlung durch Erwin Piscator an der Freien Volksbühne.
Schlüsselwörter
Peter Weiss, Die Ermittlung, Frankfurter Prozesse, Auschwitz, Dokumentartheater, Gesellschaftskritik, Erwin Piscator, Freie Volksbühne, Authentizität, Erinnerungskultur
- Arbeit zitieren
- Nanni Harbordt (Autor:in), 2011, Ein Konzentrat der Aussage: Peter Weiss - Die Ermittlung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174314
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