[...] Die Gesellschaft
hält damit Einzug in die `Gutenberg Galaxis´.
Die Entwicklung der Mikroelektronik hat uns heute an eine weitere Schwelle
gebracht; die dritte Medienrevolution hat stattgefunden. Wie bei jeder einschneidenden
Veränderung keimen gleichermaßen übergroße Hoffnungen wie
lähmende Befürchtungen auf. Beides ist emotional verständlich, sollte aber den
Umgang mit dem jeweiligen Medium nicht ausschließlich bestimmen.
Wir stehen heute wieder vor der Frage, was für kulturelle Auswirkungen diese
mediale Veränderung haben wird. Worte wie Medien- oder Informationsgesellschaft
prägen momentan den Diskurs, ohne daß diese Begrifflichkeiten über
diffuse Zustandbeschreibungen hinauskämen. Deutlich wird jedoch, welche
prägende Bedeutung Medien für gesellschaftliche Strukturen haben. Zumindest
soweit herrscht Forschungskonsens, daß die mediale Entwicklung der letzten
Jahrzehnte kein sozial randständiges Phänomen ist. Schon beginnen die Abgesänge
auf das die Schriftkultur beherrschende Medium, das Buch. „Offensichtlich
ist das Informationsverarbeitungssystem Buch der Komplexität unserer
sozialen Systeme nicht mehr gewachsen.“ (Bolz 1993, 203)
Solche Äußerungen scheinen reflexartig bei Veränderungen des kulturellen
Leitmediums aufzutreten. Sie verkennen jedoch die Tatsache, daß neue Medien
alte niemals gänzlich verdrängt haben. Gleichzeitig legen sie eine einseitige
Bezüglichkeit von Medien und Gesellschaft nahe: Mediale Revolutionen reagieren
auf geänderte gesellschaftliche Verhältnisse. Diese Sichtweise wird
den komplexen systemischen Bedingungen unserer Kultur ebenso wenig gerecht
wie medientheoretischen Überlegungen, die davon ausgehen, daß
(Sprach)Zeichenverwendung Welt erst konstituiert.
Die vorliegende Arbeit diskutiert auf dem Hintergrund der oben skizzierten Problematik Möglichkeiten und Grenzen von computergestützter Informationsvermittlung
in Form von Hypertexten. Dies kann nur sinnvoll geleistet werden,
wenn eine Einbettung in die Medialitätsdebatte sowie grundlegende psychologische
Erkenntnisse in bezug auf Informationsverarbeitung berücksichtigt werden.
Das angeführte Material dient dazu, ein Fundament zu legen für ein weitreichenderes
Verständnis von Kommunikations- und Verstehensbedingungen.
Anhand des recht überschaubaren Forschungsfeldes Hypertext soll verdeutlicht
werden, daß die auf der Mirkoebene auftretenden Phänomene nicht aus der
übergreifenden Debatte gelöst werden können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Medialität und Sinnkonstruktion
- Die Kübeltheorie
- Semilogischer Konstruktivismus
- Psychologischer Hintergrund
- Wahrnehmung
- Bottom-up Prozesse
- Top-down Prozesse
- Gedächtnis
- Wahrnehmung
- Hypertext
- Merkmale
- Knoten
- Links
- Nicht-Linearität
- Navigation
- Multimedialität
- Kohärenzbildung?
- Das Theorem der kognitiven Plausibilität
- Merkmale
- Hypertext vs. Printtext: Ist der Hypertext wirklich ein Übertext?
- Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Möglichkeiten und Grenzen von computergestützter Informationsvermittlung in Form von Hypertexten. Dabei werden die mediale Einbettung des Hypertextes und grundlegende psychologische Erkenntnisse zur Informationsverarbeitung berücksichtigt. Die Analyse soll ein umfassenderes Verständnis von Kommunikations- und Verstehensbedingungen im Kontext von Hypertexten ermöglichen.
- Medialität und Sinnkonstruktion im Kontext von Hypertexten
- Psychologische Grundlagen der Informationsverarbeitung im digitalen Raum
- Vergleich von Hypertexten und Printtexten
- Die Rolle der Kohärenzbildung in Hypertexten
- Die Grenzen und Möglichkeiten von Hypertexten im Kontext der Informationsvermittlung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Kapitel stellt die drei medialen Revolutionen der Menschheitsgeschichte vor und betont die besondere Bedeutung der Schrift und des Buchdrucks für die Entwicklung der Kultur. Die aktuelle mediale Revolution, geprägt durch die Entwicklung der Mikroelektronik, wirft Fragen nach den kulturellen Auswirkungen auf. Die Bedeutung von Medien für gesellschaftliche Strukturen wird deutlich, und der Autor beleuchtet kritisch die Diskussion über die vermeintliche Überlegenheit neuer Medien gegenüber älteren Formen.
- Medialität und Sinnkonstruktion: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Rolle von Sprache als Medium und der damit verbundenen Konstruktion von Sinn. Die Bedeutung von Sprache als weltvermittelnde Instanz wird betont, und es werden die etymologischen Wurzeln des Begriffs "Medium" erläutert. Der Autor beleuchtet die aktuelle medientheoretische Debatte und nennt wichtige Vertreter des Fachgebiets.
- Psychologischer Hintergrund: In diesem Kapitel werden wichtige psychologische Aspekte der Wahrnehmung und des Gedächtnisses vorgestellt. Dabei werden die Unterscheidung zwischen "bottom-up" und "top-down" Prozessen der Wahrnehmung sowie verschiedene Aspekte des Gedächtnisses, wie beispielsweise die Unterscheidung zwischen Kurz- und Langzeitgedächtnis, behandelt.
- Hypertext: Das Kapitel beschäftigt sich mit den charakteristischen Merkmalen des Hypertextes. Es werden die zentralen Elemente des Hypertextes, wie Knoten, Links, Nicht-Linearität, Navigation und Multimedialität, erläutert. Der Autor stellt die Frage nach der Kohärenzbildung in Hypertexten und führt das Theorem der kognitiven Plausibilität ein.
- Hypertext vs. Printtext: Ist der Hypertext wirklich ein Übertext?: Dieses Kapitel untersucht die Unterschiede zwischen dem linearen Lesen von Printtexten und dem nicht-linearen Navigieren in Hypertexten. Es werden die Herausforderungen des Hypertextes im Hinblick auf die Konstruktion von Sinn und die Leseführung diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der medialen Entwicklung, Hypertexten, Informationsvermittlung, Kommunikations- und Verstehensbedingungen, Sinnkonstruktion, Wahrnehmung, Gedächtnis, Nicht-Linearität, Kohärenzbildung, Medientheorie und psychologischen Grundlagen der Informationsverarbeitung.
- Citar trabajo
- Meike Adam (Autor), 2001, Aspekte der Hypertextrezeption, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17430