Durch den Gebrauch von Binäroppositionen sieht sich der Rezipient mit Konnotationen konfrontiert, die im der vorliegenden Arbeit näher betrachtet werden sollen. Hierbei wird u.a. auf den Symbolgehalt von Farben und Naturerscheinungen bzw -ereignissen eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
I Einleitung
II Die Morgenstimmung
1. Vor der Entschleierung
2. Nach der „Entschleierung“
III Die Binäroppositionen
IV Die Funktion des Nebels
V Konklusion
Literaturverzeichnis
I Einleitung
Eduard Mörikes Septembermorgen ist ein Naturgedicht, geschrieben in der Zeit der Spätromantik und Biedermeierzeit. Leidenschaft und Sehnsucht, typische Grundthemen der Romantik, scheinen auf den ersten Blick jedoch keine Rolle im Septembermorgen zu spielen. Vielmehr ist hier ein beobachtender und vorausschauender Blick auf die Natur und Naturereignisse zu vermerken, wie sie für die Biedermeierzeit charakteri- stisch sind.
Die Morgenstimmung ist daher nicht geprägt vom Empfinden des lyrischen Ichs, eine emotionale Projektion auf das Naturgeschehen oder gar eine mystisch-göttliche Deutung sind nicht vorhanden. Durch den Gebrauch von Binäroppositionen sieht sich der Rezipient jedoch durchaus mit Konnotationen konfrontiert, die im Folgenden näher betrachtet werden sollen.
Im Zuge der Erläuterung wird sichtbar werden, wie der Nebel als Schleiermetapher nicht nur als Schwelle zum Sonnenaufgang fungiert, sondern auch durch den „Akt des Verschleierns und Enthüllens den Fokus auf das Imaginäre und Mögliche zu schärfen [vermag].“[1] Auf den feinen Unterschied zwischen der Metapher des Schleiers und der der Schwelle wird aus rahmenbedingten Gründen nicht weiter eingegangen. Für diese Abhandlung soll angenommen werden, dass Schleier und Schwelle die gleichen metaphorischen Bedeutungen haben, sind die Unterschiede doch für folgende Ausführungen nicht von Bedeutung.
Es soll jedoch darauf hingewiesen werden, dass sich die Schleiermetaphorik nicht nur auf das Textuelle bezieht, sondern durchaus auch im Bildlichen genutzt wird (man erinnere sich an die Reichstagsverhüllung 1995, die durch Verhüllung und Enthüllung die „unverhüllte Funktion nun genauer und reflexiver repräsentiert, als sie es zuvor vermocht hätte.“)[2]
II Die Morgenstimmung
1. Vor der Entschleierung
Die frühmorgendliche Welt im September vor Sonnenaufgang scheint stillzustehen und auf die ersten Sonnenstrahlen zu warten. „Wald und Wiesen“ werden durch das Verb „träumen“ personifiziert, was die Abwesenheit von Tieren oder gar Menschen nicht vermissen lässt. Selbst das lyrische Ich nimmt hier eine distanzierte Haltung gegenüber dem Stillleben ein; mystische Deutungsweisen oder emotionale Einflüsse seitens des lyrischen Ichs gibt es keine.
Insgesamt scheint der Morgen vom Nebel geprägt zu sein. Dadurch entsteht ein unwirtlicher, kalter aber auch mystischer Charakter, überlässt der Nebel es doch der Imagination, hinter seine „Schleier“ zu blicken. Er steht hier „bildlich für etwas, das dem körperlichen oder geistigen blicke die aussicht [sic!][…]trübt“[3], gleichzeitig jedoch gerade durch diese Vernebelung bzw. Verschleierung auf etwas Ungetrübtes hoffen lässt, gestützt durch das Temporaladverb „noch“, das ebenfalls auf eine stimmliche und optische Veränderung im Landschaftsbild hinweist.
Der Nebel ist daher als Einführung in das Gedicht auch bereits ein Hinweis auf den metaphorischen Schleier, der durch Enthüllung der Natur den Sonnenaufgang kennzeichnet.
Ein weiterer indirekter Indikator einer bevorstehenden Veränderung ist auch das bereits genannte „träumen“. Hier wird nicht nur der ruhende, schlafende Charakter eines Träumenden impliziert, sondern vor allem auch „de[r] zustand und die kraft des geistes, durch welche vorstellungen und gedanken zustande kommen, die an wirklichkeit und wahrheit nicht gebunden sind“ [sic!].[4] Dies unterstützt den Gedanken der Abgrenzung vom Ist-Zustand der nebelverhangenen Welt hin zu einem imaginären klaren Septembermorgen und ist bereits eine Vorbereitung auf die „Enthüllung“.
[...]
[1] Vgl. Greber, Erika: Textile Texte, poetologische Metaphorik und Literaturtheorie, Studien zur Kombinatorik des Wortflechtens und der Kombinatorik. Köln, Weimar, Wien: Böhlau Verlag 2002.
[2] Zentral- und Landesbibliothek Berlin: Das Werk von Christo und Jeanne-Claude als Beitrag zur Zusammenführung von Kunst und Wissenschaft. Horst Bredekamp: Eine Laudatio. http://www.zlb.de/projekte/kulturbox-archiv/buch/brede2.htm#distanznahmen (06. Mai 2010) ((http://www.zlb.de/projekte/kulturbox-archiv/buch/brede2.htm (06.Mai 2010).
[3] Grimm, Jacob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/wbgui?lemid=GA00001 (06. Mai 2010).
[4] ebenda.
- Arbeit zitieren
- Mareike Paulun (Autor:in), 2010, Eduard Mörikes "Septembermorgen", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/174035
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