Gibt es ein erfolgreiches Krisenmanagement? Die Seminararbeit versucht, diese Fragestellungen zu beantworten. Dazu wird am Beginn ein Themenkomplex behandelt, welcher die Theorie von Risiken, Krisen und internationalen Konflikten erklärt, gefolgt von der Thematisierung der Kubakrise als Beispiel einer Krise, welche vor dem Krieg bewahrt wurde. Es werden zum einen der Verlauf der Krise aufgezeigt, sowie die Handlungsalternativen, welche denkbar waren, und für welche sich die Verantwortlichen entschieden haben.
Inhalt
1 Am Abgrund unserer Welt
2 Theorien von Risiken und Krisen internationaler Beziehungen
2.1 Risiko
2.1.1 Der Risikobegriff
2.1.2 Risikobehaftetes Handeln
2.2 Entscheidungsfaktoren der internationalen Politik
2.3 Die internationale Krise
3 Vom Kalten Krieg, seinen Kriegern und seiner Strategie
3.1 Das Wesen des Kalten Krieges
3.2 Elitenwechsel in Moskau
3.3 Das Sicherheitsdilemma und die Strategie des Kalten Krieges
4 Der Weg in die Krise
4.1 Kuba und die USA
4.2 Kuba und die Sowjetunion
4.3 Raketen auf Kuba
5 Die Kuba-Krise: Reaktion und Entscheidung
5.1 Das ExComm und die Optionen des Handelns
5.2 Entscheidung
5.3 Kontrollverlust
5.4 Deeskalation durch Kommunikation
6 Schlusswort
Literaturverzeichnis
1 Am Abgrund unserer Welt
Wir schreiben das Jahr 1965, drei Jahre nach dem Beginn der Kubakrise. Die Geschehnisse waren weltverändernd, sogar fast Weltzerstörend. Was geschah vor drei Jahren das der dritte Weltkrieg entbrannte?
Dazu wenden wir den Blick zurück in das Jahr 1962, mitten in der Kubakrise. Die Verhandlungen der amerikanischen und der sowjetischen Führung über die Stationierung von Mittelstreckenraketen auf Kuba und deren Pendant in der Türkei blieben erfolglos. Die UdSSR wollte es nicht hinnehmen, dass die NATO mit den USA als Führungsnation in der Türkei Raketenstellungen errichtet, welche es ermöglichen bis nach Moskau zu wirken. Die Antwort auf diese Provokation war einfach. Kuba wurde Plattform sowjetischer Mittel- und Langstreckenraketen. Der kleine kommunistische Außenposten auf dem Vorhof der USA eignete sich perfekt, für eine solche Unternehmung. Die Krise war im Gange. Beide Seiten wollten sich durchsetzten um ihre Raketen zu sichern. Es gab keine Kompromissfähigkeit. Es entstand das Risiko eines Nuklearkrieges, doch bestand auch ein entsprechendes Bewusstsein für das Ausmaß einer solchen Katastrophe? Die Überlegungen im Weißen Haus waren vielfältig. Alle vorstellbaren Szenarien wurden durchdacht und geplant. Wie sollte man sich entscheiden? Spekulationen gehören auf beiden Seiten zum Entscheidungs- prozess, Gewissheit gab es nicht.
Es wurde ein Embargo über Kuba verhängt und eine Seegrenze gezogen, welche durch die amerikanische Marine gesichert wurde. Gleichzeitig waren mehrere sowjetische Frachter auf dem Weg nach Kuba. Die Informationen über die Ladung waren vage. Wahrscheinlich waren Langstreckenraketen oder zumindest Technik um diese abzuschießen an Bord der Frachter. Einer der spannensten Momente der Krise näherte sich seinem Höhepunkt. Es sollte der entscheidende Moment werden in dem die Krise endete, und der Krieg begann.
Die Frachter durchbrachen die Blockade der Marineschiffe, diese eröffneten das Feuer und versenkten den russischen Konvoi. Die amerikanische Regierung hatte für diesen Moment das Militär schon größtenteils mobilisiert, doch auch die Sowjetunion und deren Verbündete waren vorbereitet. Amerikanische Bomber zerstörten Kuba vollständig, sodass kein einziges militärisches Fahrzeug übrig blieb. In Europa brach umgehend das Schreckensszenario aus. Deutschland bildete anfangs das Schlachtfeld der Truppen des Warschauer Paktes und der NATO. Es kam allerdings zu keinem Stellungkrieg, da die sowjetischen Truppen sehr schnell vorrückten. Nach den ersten Stunden konventionellen Gefechtes wurden vom westdeutschen Territorium die ersten Mittel- und Langstreckenraketen mit Atomsprengköpfen in Richtung Moskau abgefeuert. Nach dem Prinzip der Vergeltung folgten Nuklearangriffe aus den Staaten des Warschauer Paktes. Es spielte bald keine Rolle mehr, eine große konventionelle Armee zu haben, da durch die Raketenangriffe fast alle Gefechte bedeutungslos wurden.
Nach wenigen Tagen Raketenbeschuss zwischen Nordamerika, Europa und Nordasien glich Mitteleuropa einer Steppe. Riesige Landstriche, ganze Länder wurden entvölkert Die beiden Supermächte haben sich faktisch selbst ausgelöscht. Noch knapp einen Monat lieferten sich versprengte Gruppen der beiden Militärbündnisse Gefechte, bis auch diese einsahen, dass es nichts mehr gab wofür es sich zu kämpfen lohnte. Die meisten Staats- und Regierungschefs wurden während der Nuklearschläge getötet. Einige wenige konnten sich retten. Flüchtlingsströme aus Europa und Asien waren auf dem Weg nach Afrika, Indien und vor allem Australien. In Nordamerika versuchten die Überlebenden nach Südamerika zu fliehen.
Fast die gesamte Nordhalbkugel ist durch starke radioaktive Belastung sowie durch eine Vielzahl biologischer und chemischer Waffen stark verseucht und Schätzungen zufolge für die nächsten fünfzigtausend Jahre unbewohnbar. Keiner der Konfliktparteien konnte diesen Krieg gewinnen, alle Involvierten haben ihn verloren.
Warum ist die Kubakrise nicht so verlaufen? Hätte sie dem entsprechend verlaufen können? Welche Faktoren beeinflussen die internationalen Beziehungen zweier Gegenspieler? Gibt es ein erfolgreiches Krisenmanagement? Die Seminararbeit versucht, diese Fragestellungen zu beantworten. Dazu wird am Beginn ein Themenkomplex behandelt, welcher die Theorie von Risiken, Krisen und internationalen Konflikten erklärt, gefolgt von der Thematisierung der Kubakrise als Beispiel einer Krise, welche vor dem Krieg bewahrt wurde. Es werden zum einen der Verlauf der Krise aufgezeigt, sowie die Handlungsalternativen, welche denkbar waren, und für welche sich die Verantwortlichen entschieden haben.
2 Theorien von Risiken und Krisen internationaler Beziehungen
2.1 Risiko
2.1.1 Der Risikobegriff
Das Wort Risiko beschreibt in unserem heutigen Sprachgebrauch eine Situation mit hohem Gefährdungspotential, besonders für Menschen. Diese können psychischer oder physischer Natur sein, wobei das Bewusstsein einer Bedrohung nicht direkt vorhanden sein muss.1
Betrachtet man den Risikobegriff im Zusammenhang mit globalen Konflikten kann hier eine spezifische Differenzierung vorgenommen werden. Ein grundlegender Aspekt ist dabei die Verknüpfung von Gewinn- und Verlustmöglichkeiten. Akteure, die internationale Risiken durch bestimmte Handlungen eingehen, verfolgen ihre jeweiligen, mehr oder minder risikoreichen Strategien, um eigene Interessen durchzusetzen oder spezielle Bedürfnisse zu Befriedigen. Bereits an dieser Stelle fällt die Individualität dieses Themenkomplexes auf, da die Bewertung der internationalen Politik durch die verschiedenen Sichtweisen der Parteien (in diesem Falle sind es die internationalen Staaten) oft stark auseinandergehen. Allerdings ergibt sich in der Gewinn- und Verlustrechnung trotzdem eine basale Häufigkeitsverteilung. Dadurch erkennt man trotz der Individualität der Einzelstaaten Grenzen der Kalkulationen.2
Wesentlicher Bestandteil des Risikos, ist die Ungewissheit über den Ausgang der entsprechenden Situation. Jedoch kann nicht nur das Ergebnis als Wahrscheinlichkeitsvariable betrachtet werden, sondern der Prozess selbst, also die Entscheidungsfindung und Bewertung charakterisiert das Risiko. Dahingehend ist der Begriff geteilt in objektive und subjektive Risiken. Bei den objektive Risiken kennen die Handelnden die Umstände vollständig und können somit eine Wahrscheinlichkeit bestimmen, die repräsentativ für das entsprechende Risiko steht. Ergibt sich hingegen ein subjektives Risiko, so sind alle Variablen die Einfluss nehmen können unbekannt und müssen von den Akteuren individuell bewertet werden. Das letztgenannte Risiko ist somit doppelt belastet von Ungewissheit. Es kristallisiert sich als Hauptform in internationalen Konflikten.3
2.1.2 Risikobehaftetes Handeln
Im Kontext des Risikobegriffes lohnt es, einen Blick auf Handlungs- und Entscheidungsmuster zu werfen, speziell in welcher Form sie auf Risiken beruhen oder wie sich die Reaktion daraus darstellt.
Zwei Entscheidungsmuster kategorisieren das risikobehaftete Handeln. Zum einen der irrationale Entscheidungstypus und zum anderen der rationale Entscheidungstypus. Diese beiden Entscheidungs- und Bewertungsformen sind Grundlage einer jeden risikobehafteten Handlung.4
Der irrationale Entscheidungstypus ist charakterisiert durch psychologische und psychopathologische Einflüsse auf den jeweiligen Entscheidungsträger, welcher nicht in der Lage ist, angemessen oder rational (im Sinne von fundamentalen Verhaltensweisen zwischenmenschlicher/ internationaler Beziehungen) zu entscheiden und zu handeln.5 Dieser Entscheidungstypus erschwert die Analyse internationaler Krisen dann, wenn eine einzelne Person mit hohem Einfluss auf diese Weise entscheidet.
Der kalkulierende Entscheidungstypus hingegen berücksichtigt rationale Aspekte bei der Entscheidungsfindung. Der Gewinn, die Risiken und ]die Kosten einer Aktion werden durch eine Mittel- und Zielkalkulation gegeneinander abgewogen. Trotz der Rationalität ist es bei diesem Typus möglich, bewusst Risiken und Gefahren einzugehen. Aufgrund des sachlichen Bewertens einer Krisensituation, sind diese Handlungen an Faktoren geknüpft, welche die Risikohöhe, die Zielsetzung und die psychologische Motivation ineinander in Bezug setzen und abwägen.
Bei der Höhe des Risikos ergibt sich eine wechselseitige Beziehung. Je höher das Risiko eingestuft ist, desto geringer wird letztlich die Bereitschaft sein, es einzugehen. Die Zielsetzung beschäftigt sich mit dem Maß der Bedeutung, welches dem Erreichen des Zieles zugeschrieben wird. Somit findet eine Wertung der Interessen statt, die wiederum zu einer Abwägung und Entscheidung führt. Das Risiko wird mit diesen Faktoren in Relation gesetzt.
Die psychologische Motivation des Handelnden führt die fortlaufende Bewertung einer Krise weiter. Grundlegende psychologische Unterschiede im Eingehen von Gefahren und Risiken bilden den Kern dieses Faktors. Er ist Abhängig von der Persönlichkeitsstruktur des Individuums, dessen psychologische Antriebsmechanismen bzw. der individuellen Wahrnehmung.
Im zurückliegenden Kapitel ist die Grundannahme für risikobehaftetes Entscheiden und Handeln, das bewusste Vorgehen nach einem entsprechendem Schema. Allerdings bleibt darauf hinzuweisen, dass es Situationen gibt, in denen kalkuliert risikobehaftetes Handeln von unkontrollierbaren Vorgängen beeinflusst wird. Kalkuliert risiko- behaftetes Handelns kann aus diesen Gründen unkalkulierbar werden! Es stellt sich die Frage wie im Kontext dieses Kapitel eine Handlungsüberlegung richtig verlaufen kann. Zum einen müssen die Begriffe „entscheiden“ und „handeln“ voneinander getrennt werden. Das bewusste Entscheiden steht dem ungeplanten Vorgehen gegenüber. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass Informationen auf denen die Entscheidungen beruhen falsch, unvollständig, ungenau oder bewusst manipuliert sein können. Ebenso sind die Maxime der Ausführung subjektiven Einflüssen ausgesetzt, da delegierte Aufgaben unterschiedlich umgesetzt werden können. Die Beauftragten können nachlässig, mit unverhältnismäßigem Aufwand oder zu großem Eifer die Aufgaben erfüllen. Schließlich könnte die Ausführung auch gänzlich ausbleiben.6 Die Vielzahl von möglichen Kommunikationsstörungen auf den unterschiedlichen Beziehungsebenen kommen hier zum tragen.7
2.2 Entscheidungsfaktoren der internationalen Politik
Beschäftigt man sich mit Risiken, Krisen, Konflikten und Kriegen der modernen Welt, so ist die Analyse internationaler Beziehungen als Wegbereiter unverzichtbar. Im folgenden Kapitel soll versucht werden, einige Hauptkriterien für Entscheidungen im Bereich der internationalen Politik zu erläutern.
Der rationale Grundcharakter zeichnet sich aus durch die Ratio von Strategie, Taktik, offensiven oder defensiven Vorgehen und dem Einsatz begrenzter Mittel zum Erreichen eines bestimmten Zieles. In der Interaktion mit Gegenparteien ist es notwendig, Handlungen durch Hineinversetzten in den Gegner zu erahnen oder diesen sogar zu manipulieren.
Handlungsentscheidend bei diesen Prozessen sind z.B. Risiken, Ziele, Motivationen, Lage, der relative Unterschied, Kommunikation, innenpolitische Bedingungen und der Zeitdruck.
Das Eingehen von Risiken ist abhängig von der Höhe des wahrgenommenen Risikos, der Ziel- Wertvorstellung und der psychologischen Motivation (siehe 1.1.2). Dieser Risikobegriff wird erweitert durch das Urteil einer Konfliktpartei über die „Persönlichkeitsstruktur“ der anderen Seite, also deren Risikofreudigkeit, die Möglichkeit, psychologisch Einfluss zu nehmen, die Präferenzen und die Gewinnerwartung.
Die individuelle Lage einer Konfliktpartei ist als Entscheidungsfaktor ein wichtiges Maß für die Risikobereitschaft. Diese steigt, wenn die eigene Position schwächer wird, aus der Bereitschaft heraus, die nachteilige Entwicklung abzuwenden.8 Schwächere Staaten sind somit in Krisen und Konflikten eher bereit Risiken einzugehen, um sich zu behaupten. Für diese Konstellation bietet die Geschichtsschreibung eine Reihe von Beispielen an. So etwa die deutschen Kleinsaaten 1871 gegenüber andern europäischen Nationalstaaten, oder der Präventivkrieg Israels 1967 gegen die arabischen Staaten.9
Der relative Unterschied beschreibt das Verhältnis zwischen Konfliktparteien im Kontext von Niederlage und der Herbeiführung einer Katastrophe.
[...]
1 Vgl. Meyers Lexikonredaktion(Hrsg.), 2003: Meyers Grosses Taschenlexikon. In 23 Bänden. 9.Auflage, Mannheim, Meyer, S. 6211.
2 Vgl. Vierecke, Andreas; Mayerhofer Bernd; Kohout, Franz. 2010: Dtv-Atlas politik. Politische Theorie, Politische Systeme, Internationale Beziehungen. München, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co.KG, S. 193.
3 Vgl. Adomeit, Hannes, Die Sowjetmacht in internationalen Krisen und Konflikten. Verhaltensmuster, Handlungsprinzipien, Bestimmungsfaktoren, Baden-Baden, 1983, S.27-28.
4 Vgl. Adomeit, Hannes, Die Sowjetmacht in internationalen Krisen und Konflikten. S.28-29.
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6 Vgl. Adomeit, Hannes, Die Sowjetmacht in internationalen Krisen und Konflikten. S.28-33.
7 Vgl. Schulz von Thun, Friedmann, Miteinander reden 1, Störungen und Klärungen, Allgemeine Psychologie der Kommunikation. 2011, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, S.14-15.
8 Vgl. Adomeit, Hannes, Die Sowjetmacht in internationalen Krisen und Konflikten. S.34-35.
9 Vgl. Adomeit, Hannes, Die Sowjetmacht in internationalen Krisen und Konflikten. S.38-39.
- Arbeit zitieren
- Richard Salomo (Autor:in), Richard Schatton (Autor:in), 2011, Die Kubakrise - gelungenes Krisenmanagement oder Glück?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173879
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