Väter sind in den meisten Hollywoodproduktionen als mehr oder weniger handlungs-tragende Figuren präsent. Kaum ein Film, in dem nicht einer der Protagonisten wenigstens für kurze Momente in die Rolle des Vaters schlüpft, mit dem eigenen Vater in Kontakt tritt oder mit Dritten über den abwesenden Vater redet.
Lars-Oliver-Beier meinte, in Hollywoodproduktionen des Jahres 2005 eine auffällige Zunahme an Filmen zu beobachten, die ein Familiensujet in den Mittelpunkt der Handlung stellten.
Und in der Tat fällt auf, dass in den ersten Jahren dieses Jahrzehnts viele US-amerikanische Produktionen die Familie im Allgemeinen und Vaterschaft im Speziellen in das Zentrum ihres Erzählens rücken. Dabei handeln diese Filme sowohl von dysfunktionalen als auch von funktionierenden Familien, sie erzählen von Elternschaft in einem Mittel-/Oberschichtsetting, behandeln Familienverhältnisse in durchaus prekären sozialen Umständen und entwerfen dabei ein so vielschichtiges Bild von Familie, Männlichkeit und Vatersein, wie vielleicht noch nie zuvor in der Filmgeschichte. Allerdings wird Homogenität in der Darstellung von gesellschaftlichen Zuständen erst im Nachhinein in eine Filmepoche oder Dekade hineingelesen. So erscheinen uns die 50er und 80er als Zeiten im Schaffen Hollywoods, die, sich an konservativen Werten orientierend, eher den starken Mann und Vater in den Mittelpunkt rückte, während die späten 60er und 70er Jahre als Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs, der Revolte gegen überkommene Denkstrukturen und Verhaltensmuster gelesen werden können, die vor allem mit dem Bild des Familienpatriarchen abrechneten.
Während die Mütter und der ganze Themenkomplex Mutterschaft sowohl in der Soziologie als auch in den Kultur- und Filmwissenschaften im Rahmen feministischer Studien schon früh diskutiert wurde, blieb die Figur des Vaters lange Zeit unerforscht. Über die Gründe für geringe Beachtung dieser Thematik möchte ich an dieser Stelle nicht spekulieren. Vielmehr ist es interessant zu beobachten, dass gerade in den letzten zehn Jahren viele Filme entstanden sind, die das Thema Vaterschaft und die Achse Vater/Sohn bzw. Vater/Tochter auf der Erzählebene in den Fokus rücken.
Inhaltsverzeichnis
0 Vorbemerkung
1 Einleitung
1.1 Vorgehen
2 Theoretische Vorüberlegungen
2.1 Impact des Feminismus
2.2 Die Männerbewegung - Men´s Studies
2.3 Soziologische Prämissen
2.4 Exkurs: Des Vaters neue Kleider
3 Hollywood und die Funktion des Vaters
3.1 The man in the Grey Flanel Suite - die 50er
3.2 The father strikes Back - Die 80er
4 Der Vater im zeitgenössischen Hollywoodkino
4.1 American Beauty
4.1.1 Narration
4.1.2 Inszenierte Väter
4.1.2.1 Lester Burnham
4.1.2.2 Frank Fitts
4.1.3 Tod des Vaters und Die Zukunft der Familie
5 Ausbli>
5.1 Anschlusskommunikationen
6 Fazit
Filmprotokoll American Beauty
Verwendetet Literatur
Filmographie
0 VORBEMERKUNG
„Die Untersuchung von Kultur ist Ihrem Wesen nach unvollständig. Und mehr noch, je tiefer sie geht, desto unvollständiger wird sie“ (Geertz 1987: 41). Dieses Zitat des Eth- nologen CLIFFORD GEERTZ, bezogen auf seine Tätigkeit der „dichten Beschreibung“ von kulturellen Systemen, der Dechiffrierung und Analyse von Sprache, Gestik und Interak- tionen innerhalb verschiedener, von ihm untersuchten Kulturen und Völker, formuliert ein Problem, das vielleicht nicht nur Ethnologen und Kulturwissenschaftler, sondern allen mit Sprache und kulturellen Erzeugnissen Arbeitenden immer wieder begegnet. Während die sogenannten harten Wissenschaften mit zunehmender Detailfülle immer präzisere Ergebnisse erzielen können, die sich zudem empirisch nachweisen lassen, so führen zu viele Informationen, Interpretationen und zu lange Assoziationsketten in den Geisteswissenschaften häufig zu Unschärfen. Während der Naturwissenschaftler meist ein eindeutiges Ergebnis vorlegen kann, so wird es dem gewissenhaften Ethnologen unmöglich sein, eine pauschalisierte Aussage über gesellschaftliche Zusammenhänge zu machen.
Ebenso unmöglich ist es, den wechselseitigen Einfluss von Film und Gesellschaft im Allgemeinen oder den Einfluss der Darstellung von Vaterschaft im Hollywoodfilm auf reale Väter, Männer und Familien zu ermitteln. In dieser Arbeit werden keine empiri- schen Daten aus qualitativen oder quantitativen Fragebögen verarbeitet, es werden keine Väter/Männer zu Ihrem Selbstbild, ihrer Vorstellung von Vaterschaft oder zu einem möglichen Einfluss fiktionaler Filmväter befragt. Es werden Beobachtungen an filmischen Beispielen und deren Entstehungskontext1 gemacht und Hypothesen über Vaterrepräsentation sowie mögliche Wechselwirkungen von Film und Gesellschaft2 aufgestellt.
Wenn ich im Folgenden immer wieder von den 50er bzw. 80ern ausgehen werde und mit diesen Dekadeneinteilungen Homogenität suggeriere, dann ist mir bewusst und muss auch mitgedacht werden, dass die Assoziation einzelner Hollywooddekaden mit bestimmten Männer- bzw. Vätertypen weder eine Lebenswirklichkeit akkurat be- schreibt, noch einer Vielzahl von koexistierenden Lebensentwürfen und Repräsenta- tionen des Vaters gerecht wird. (Film-)Geschichtsschreibung ist immer eine rückwir- kende Etikettierung und dem Versuch geschuldet, Komplexität zu reduzieren und ei- nen schwierigen Sachverhalt kommensurabel zu machen. So stellt Filmgeschichts- schreibung stets Parallelen her, fasst Phänomene in Clustern zusammen und subsu- miert unter Labeln wie „die 50er“ oder „das neue Hollywood“ - wohl- oder vielleicht auch nichtwissend, dass die konstatierte Homogenität ein Konstrukt ist und immer nur einer Tendenz darstellt. Nicht zuletzt werden mit Labels wie „Die Neuen Männer“ Mei- nungen erzeugt und Marken gemacht, sei es um Produkte zu verkaufen oder um Herr- schaftsinteressen zu festigen und alternative Szenarien/Realitäten zu marginalisieren. So wie Geschichtschreibung meist die Ereignisse aus der Gewinnerperspektive er- zählt…
„(…) jene der Reichen, der Mächtigen, der Männer, (…). Sie repräsentieren immer nur einen klei- nen Teil der Weltgeschichte - sehr oft bleiben die Kriterien der Auswahl dabei obskur - Ge- schichtsbücher desinformieren, indem sie vorgeben, von vergangenen Zeiten zu berichten. Ge- schichte hat aber stets mit der aktuellen Wahrnehmung einer Zeit zu tun.“ (Konrad Becker: 101)
… so bieten griffige Dekaden- oder Generationenzuschreibungen wie The Roaring Twenties/Sixties, der Null - Bock - Generation oder Generation X ebenfalls nur Ausschnit- te einer Wirklichkeit, die sich aus einem anderen Blickwinkel (geographisch, soziokul- turell, historisch) betrachtet anders darstellt. Komplexe Zusammenhänge verdichten sich, während parallel Lebenswelten ausgeklammert werden.
1 EINLEITUNG
Ein Artikel im Magazin Der Spiegel (Beier: 2005) gab vor Jahren die Initialzündung für diese Arbeit. Der Autor Lars-Oliver-Beier meinte, in Hollywoodproduktionen des Jahres 2005 eine auffällige Zunahme an Filmen zu beobachten, die ein Familiensujet in den Mittelpunkt der Handlung stellten.
Und in der Tat fällt auf, dass in den ersten Jahren dieses Jahrzehnts viele US- amerikanische Produktionen die Familie im Allgemeinen und Vaterschaft im Speziellen in das Zentrum ihres Erzählens rücken. Dabei handeln diese Filme sowohl von dysfunk- tionalen als auch von funktionierenden Familien, sie erzählen von Elternschaft in ei- nem Mittel-/Oberschichtsetting, behandeln Familienverhältnisse in durchaus prekären sozialen Umständen und entwerfen dabei ein so vielschichtiges Bild von Familie, Männlichkeit und Vatersein, wie vielleicht noch nie zuvor in der Filmgeschichte. Aller- dings wird Homogenität in der Darstellung von gesellschaftlichen Zuständen erst im Nachhinein in eine Filmepoche oder Dekade hineingelesen. So erscheinen uns die 50er und 80er als Zeiten im Schaffen Hollywoods, die, sich an konservativen Werten orien- tierend, eher den starken Mann und Vater in den Mittelpunkt rückte, während die spä- ten 60er und 70er Jahre als Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs, der Revolte gegen überkommene Denkstrukturen und Verhaltensmuster gelesen werden können, die vor allem mit dem Bild des Familienpatriarchen abrechneten.
Während die Mütter und der ganze Themenkomplex Mutterschaft sowohl in der Sozio- logie als auch in den Kultur- und Filmwissenschaften im Rahmen feministischer Studien schon früh diskutiert wurde, blieb die Figur des Vaters lange Zeit unerforscht. Über die Gründe für geringe Beachtung dieser Thematik möchte ich an dieser Stelle nicht speku- lieren. Vielmehr ist es interessant zu beobachten, dass gerade in den letzten zehn Jah- ren viele Filme entstanden sind, die das Thema Vaterschaft und die Achse Vater/Sohn bzw. Vater/Tochter auf der Erzählebene in den Fokus rücken.
Väter sind in den meisten Hollywoodproduktionen als mehr oder weniger handlungs- tragende Figuren präsent. Kaum ein Film, in dem nicht einer der Protagonisten wenigs- tens für kurze Momente in die Rolle des Vaters schlüpft, mit dem eigenen Vater in Kontakt tritt oder mit Dritten über den abwesenden Vater redet. Familie ist ein Thema, zu dem sich Rezipienten leicht in Bezug bringen können, da die An- bzw. Abwesenheit von Vater und Mutter für jeden positiv oder negativ prägend war. Vaterfiguren bieten somit eine Projektionsfläche für Erlebnisse und Erfahrungen breiter Zuschauerschich- ten. Vor diesem Hintergrund ist es bemerkenswert, wie spät Film- und Literaturwissen- schaft den Vater als Forschungsgegenstand für sich entdeckt haben, und wie gering noch immer die Zahl der Publikationen geblieben ist, die die filmische Figur des Vaters ins Zentrum rücken.
1.1 VORGEHEN
Ausgehend von theoretischen Vorüberlegungen zur Dialektik der Geschlechter werde ich in einem ersten Schritt einige wichtige Phasen der feministischen Forschung der 70er Jahre diskutieren und in einem zweiten Schritt die als Reaktion zu verstehenden Men ’ s Studies exemplarisch vorstellen. Dabei werde ich die beiden Forschungsrichtun- gen nicht solitär betrachten, sondern im Bezug zueinander. Gerade die Feministinnen der zweiten Generationen, allen voran Judith Butler, leiteten durch ihr Infrage stellen der Geschlechterkategorien Mann/Frau überhaupt eine breitere theoretische Beschäf- tigung mit dem Mann ein und machten die vermeintliche Differenz durchlässig. Die reaktionären biologistischen Tendenzen und das seit den späten 80ern vermehrt ein- setzende (populär)wissenschaftliche Interesse an dem Themenkomplex Männlichkeit werde ich in diesem Kapitel sowie schlaglichtartig an anderer Stelle immer wieder ein- fließen lassen.
Um die tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen zu verstehen, die diesem neuen gender-Verständnis vorausgingen, werde ich im darauffolgenden Abschnitt 2.3 einige soziologischen Theorien und Einschätzungen zusammentragen, die Entwicklun- gen innerhalb der Familie und der Gesellschaft seit der industriellen Revolution nach- spüren. Durch die Herauslösung der Familie aus tradierten Zusammenhängen - ausge- löst durch Landflucht und Urbanisierung, außerhäusliche Arbeit des Vaters und die veränderten Lebensbedingungen in der von Ulrich Beck als Zweite Moderne skizzierten Nachkriegszeit - haben sich sowohl die Lebensbedingungen für das Individuum als auch das Verhältnis zwischen den Geschlechtern nachhaltig verändert.
In einem Exkurs werde ich mich unter 2.4 immer mehr dem eigentlichem Thema - der Darstellung des Vaters im zeitgenössischem Hollywoodfilm - annähern, in dem ich ausgehend von bürgerlichen Kleiderkonventionen des 19. Jahrhunderts auf die Funkti- on des Anzugs für unser Vaterbild und die mediale Darstellung des Vaters im Holly- woodfilm eingehe.
In Kapitel 3 steige ich in die filmhistorische Betrachtung der Vaterfigur ein, indem ich exemplarisch auf einzelne Filme der Filmgeschichte eingehe und prominente Vaterbil- der in den USA herausfiltere. Dabei werde ich auf einige besonders auffällige Strömun- gen in der medialen Darstellung von Vaterschaft hinweisen und Veränderungen in der Inszenierung der Vaterfigur verdeutlichen. Dabei kann ein filmhistorischer Bogen von den Vaterrepräsentationen der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart geschlagen wer- den. Dabei liegt der Fokus auf den 50er und 80er Jahren, da Patriarchat und Männlich- keit in diesen Dekaden zu neuer Stärke gelangten, nachdem ihnen Phasen schwacher Väter in der Nachkriegszeit und den studenten- und freiheitsbewegten 60er und 70er Jahren vorausgegangen waren. Dabei wird immer auch der Bezug zur nuclear family berücksichtigt, eine für die 50er und 80er außerordentlich wichtige Kategorie. In den Hollywoodproduktionen der 50er waren es die breadwinner in den grey flanel suits, die das Väter- und Männerbild dieser Jahre des Wohlstands prägten. Die klassische Rollen- verteilung - in den ersten Jahren nach dem Krieg noch durch die Abwesenheit der Vä- ter und die damit verbundene Aufwertung der Mutter - wurde in dieser Zeit wieder hergestellt.
Arbeitsleitend - sowohl für den filmhistorischen Abriss, als auch für die in Kapitel 4 einsetzende Analyse von American Beauty - ist eine Narrationsanalyse, mit der die Position des Vaters innerhalb der Erzählung betrachtet wird. Wie auch in den weiteren Kapiteln ist die Studie „Bringing up Daddy“ der amerikanischen Filmwissenschaftlerin Stella Bruzzi zentral für meine Beschäftigung mit dem Vater im Film.
Im Hauptteil der Arbeit werde ich mich im Rahmen einer narratologischen Analyse mit AMERICAN BEAUTY von Sam Mendes beschäftigen - ein Film, der wie vielleicht kein zwei- ter die amerikanische Kleinfamilie seziert und dekonstruiert und den Vater mit all sei- nen Ängsten, Lügen und Widersprüchen demontiert. Leitende Fragestellungen werden hierbei sein: Welche Haltung nimmt der Vater ein, für welche Werte und Normen steht er, macht er eine Entwicklung durch oder wird er statisch, blass und ohne Konturen gezeichnet? Dabei werde ich die Vaterfiguren Lester Burnham und Frank Fitts kontras- tierend gegenüberstellen und die an ihnen festzumachenden Erziehungskonzepte auf- zeigen, die in diesem Fall viel über die Väter aussagen. Desweiteren werde ich mich mit der Konstruktion von Männlichkeit beschäftigen und performative Momente der Va- terfiguren aufzeigen. Überdies ist es in diesem Kontext wichtig, die Vaterfiguren auf einer ästhetischen Ebene zu analysieren, wobei beispielsweise Kleidung, Beleuchtung, mis é en scene oder Kameraperspektive von Bedeutung sind. Dabei spielen auch Fragen der Inszenierung von Männlichkeit eine wichtige Rolle - vor allem auch in Abgrenzung zur Mutter/Frau und im Zusammenspiel mit den Kindern.
In einem Ausblick möchte ich zeigen, wie sich das Vaterbild seit den 90er Jahren aus- differenziert hat, und wie sich der tradierten Dichotomie „guter Vater - böser Vater“ eine Vielzahl von Vatertypen entgegenstellen lässt. Am Beispiel einiger Produktionen des Kinojahres 2005 möchte ich diese neue Vielschichtigkeit und Vielgestaltigkeit des Vaters aufzeigen und die Zukunft des Vaters in Film und Gesellschaft in den Blick neh- men.
Durch die historische Perspektive werden einerseits Kontinuitäten in der medialen Darstellung des Vaters aufgezeigt. Andererseits können - in Abgrenzung zu den 50er und 80er Jahren - die Veränderungen in zeitgenössischen Vaterrepräsentationen auf- gespürt sowie Tendenzen benannt werden. Es wäre auch denkbar gewesen, die Ent- wicklung seit dem zweiten Weltkrieg möglichst lückenlos darzustellen und die Jahre des Wandels im Hollywoodkino der 60er und 70er Jahre im Blick zu haben. Doch für eine Gegenüberstellung mit dem zeitgenössischen US-Kino erweist sich die hier ge- wählte Ausrichtung als schlüssiger, da auf diese Weise - wie ich zeigen werde - die Veränderungen der Vaterfigur im zeitgenössischen Kino im Kontrast zu den konservati- ven Jahren der Nachkriegs- und Reaganzeit deutlicher hervortreten.
2 THEORETISCHE VORÜBERLEGUNGEN
Der moderne Vater bzw. die neue Männlichkeit kann nur aus einer diachronen Pers- pektive im Vergleich zu Männlichkeitsentwürfen in anderen Zeiten verstanden werden. Ebenso wenig ist die in den 80ern einsetzende wissenschaftliche Beschäftigung mit Fragen des Mannseins ohne einen Rekurs auf die vorausgehenden Kämpfe um die Gleichstellung der Frau sowie die Genderdebatte zu verstehen. Dies soll im Folgenden kurz erläutert werden.
Nicht ohne Grund machten fast zeitgleich zum Kontinuitätsbruch im Geschlechterver- hältnis auch die Geisteswissenschaften und gerade die junge Disziplin Filmwissenschaft einen Wandel durch, der eng an den feministischen Diskurs gekoppelt ist und vielen seiner Wortführerinnen das theoretische Rüstzeug lieferte. Literatur und Filme wurden bis in die 50er im hermeneutischen Diskurs nur ausgehend vom Urheber der Texte bzw. des Films gedacht und gedeutet, wobei die Frage nach der Intention des Autors bzw. Regisseurs im Vordergrund stand. Aufgabe des Rezipienten war es, diese Bedeu- tung oder Absicht eines allwissenden und gottgleichen Schöpfers reflektierend aus dem Text herauszuschälen. Mit der Betonung der Zeichenhaftigkeit kultureller Erzeug- nisse wurde die Deutungshoheit vom Kopf auf die Füße gestellt. Es lag nun beim Be- trachter, vor dem Hintergrund eigener Erfahrung und Lebenswirklichkeit Bedeutung zu konstruieren. Man spricht in den Geisteswissenschaften auch vom semiotic turn, der eng mit dem Namen Roland Barthes und den Vorarbeiten seines Lehrers Ferdinand de Saussure verknüpft ist.
In seinen strukturalistischen und semiologischen Studien hat Barthes sich sukzessive von einer autorzentrierten und hermeneutischen Interpretation von Literatur und ei- nem diachronen Textverständnis entfernt. Beeinflusst von de Saussure sah er in der Literatur in erster Linie ein System von Zeichen, die vom Autor zu einem ästhetischen Gebilde geformt werden, deren Sinn jedoch nicht festgelegt ist, sondern von Rezipien- ten in einem Prozess freier Bedeutungsproduktion im Zusammenspiel von Signifikan- ten erst erzeugt wird (Vgl. Hügli/Lüb>Die Betonung der Zeichenhaftigkeit von kulturellen Erzeugnissen ließ somit eine Viel- falt von Deutungen zu, die immer auch kontextabhängig waren. Wer sieht einen Film, wo wird ein Film gesehen, welche anderen Filme hat ein Rezipient bereits gesehen, welcher sozialen Klasse, Ethnizität oder Bildungsschicht gehört er oder sie an? Es war en vor allem die britischen Cultural Studies, die die Konsumenten von (Film-)Texten in den Vordergrund rückten und vor allem dem soziokulturellen Kontext der Rezeptions- situation Aufmerksamkeit schenkten, so z.B. mit David Morleys „Nationwide“-Studie (1979)3 oder Stuart Halls „Encoding Decoding“-Modell (1974).4
Strukturalismus und seine geistesgeschichtliche Folgebewegung, der Post- Strukturalismus, können als Versuche bezeichnet werden, die Verkrustungen der her- meneutischen Metaerzählung5 aufzubrechen und so den Blick auf die Topographie und das Gemachtsein von Texten und Kultur zu lenken. Erst durch diese gedanklichen Vor- arbeiten, die den Leser vom Diktat des (meist männlichen) Autors befreiten, konnte strukturalistisches Denkens auch für andere Bereiche fruchtbar gemacht werden. Fra- gen nach gesellschaftlicher und familiärer Rollenverteilung wurden auf dieser Folie ebenso alternativ beantwortet, wie die Bedeutung und Auslegung von Geschlecht. Plötzlich gab es nicht nur ein nicht hinterfragbares biologisches Geschlecht (sex), das ein gesellschaftliches Sein von Vornherein auf die häuslich-versorgende (Frau/Mutter) oder außerhäuslich-berufliche (Mann/Vater) Sphäre festlegte, sondern auch ein vom Körper zu trennendes Geschlecht (gender).
Im Folgenden werde ich Bedeutung von gender umreißen und einige Argumente aus der feministischen Theorie, der wissenschaftlichen Männerbewegung (Men ’ s Studies) und der Soziologie sammeln, um die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingun- gen für Vaterschaft und Männlichkeit und ihre filmischen Repräsentationen besser verstehen zu können. Dabei kann und soll es mir nicht um Vollständigkeit und chrono- logische Schlüssigkeit gehen, sondern vielmehr um die Etablierung von Begrifflichkei- ten, die im weiteren Verlauf der Arbeit von Bedeutung sein werden.
2.1 IMPACT DES FEMINISMUS
Wenn von feministischer Theorie gesprochen wird, muss mitgedacht werden, dass es sich dabei nicht um ein geschlossenes und homogenes Theoriegebäude handelt, son- dern vielmehr um einen multiperspektivischen Blick auf den Feminismus, wie Annette Kuhn betont. Gerade die feministische Theorie lehnte sich - unter anderem - gegen den Totalitäts- und Welterklärungsanspruch einer jahrhundertealten und von Männern dominierten Geistestradition auf, wie sie auch tendenziell im Strukturalismus und sei- nen Ansprüchen auf eine „total theory“ (Hayward: 98) zu beobachten war. Für Kuhn ist Feminismus „(…) a set of political practices founded in analyses of the social/historical position of women as subordinated, oppressed or exploited either within dominant modes of production (such as capi- talism) and/or by the social relations of patriarchy or male domination” (Kuhn: 4).
In diesem Sinne verstand die feministische Filmtheorie sich als politisch, indem auf die Inszenierung und Konstruktion von Weiblichkeit im Hollywood-Mainstreamfilm ver- wiesen wurde. Hauptkritikpunkt war, dass ein von Männern dominierter Produktions- prozess die Frau meist als passives Objekt der Begierde inszenierte, während der männliche Held als aktiv Schauender und Handelnder gezeigt wurde. Für die erste Ge- neration feministischer Filmwissenschaft war daher Laura Mulveys 1974 erstmals pub- lizierter Aufsatz „Visual Pleasure and narrative Cinema“ konstitutiv. Mulvey konnte unter Zuhilfenahme psychoanalytischer Begrifflichkeiten zeigen, „wie das Unbewusste der patriarchalen Gesellschaft den Hollywoodfilm strukturiere - oder anders herum - wie sich der typische Hollywoodfilm bereits existierende Faszinationsmuster (…) zu Nutze mache, um das Publikum zu fesseln“ (Ingelfinger/Penkwitt: 12).
Mulvey machte im klassischen Hollywoodfilm drei Blickrichtungen aus, denen ein männlicher Blick zu Eigen war. Auf der ersten Ebene spielt sie auf den Kamerablick der zu 90% männlichen Kameramänner/Regisseure an, die weibliche Schauspieler insze- nieren, ausleuchten und in Szene setzen. In zweiter Instanz ist es der Blick des meist männlichen Helden, der die Frau begehrt und sie in einer bestimmten, sexuell konno- tierten Weise anblickt. Drittens ist es das Publikum, das auf der Suche nach einem Identifikationsangebot meist nur die Position des männlichen Helden (und damit auch sein Begehren, seine Blicke) ein- und übernehmen kann. Diese Identifikation ist für ein männliches Publikum unproblematisch, da sie sich mit dem männlichen Selbstver ständnis deckt und konventionalisierte Erwartungen erfüllt. Weibliche Zuschauer kommen in den Konflikt, sich entweder durch Ablehnung der männlichen Perspektive von der Identifikation auszuschließen, oder den männlichen Blick zu adaptieren und sich in die patriarchale Ordnung einzufügen. Da sich die Identifikation mit den weibli- chen Charakteren - sexuell instrumentalisiert oder männliches Beiwerk repräsentie- rend - mit den herrschenden Konventionen und Erfahrungen von Frauen in einer pat- riarchal organisierten Lebenswelt deckt, wird diese Position von den wenigsten Frauen als problematisch angesehen. So wird die herrschende Ideologie durch Akzeptanz der Blickstrukturen, die sich in der narrativen Struktur der meisten Filme spiegelt, manifes- tiert.
Judith Butler sorgte mit ihrer These der Konstruiertheit von Geschlecht am Anfang der 90er Jahre für Kontroversen innerhalb des universitären Feminismus. Das biologische Geschlecht (sex) sei ebenso kulturell konstruiert wie das soziale Geschlecht gender: „Ja möglicherweise ist sex immer schon gender gewesen, so daß sich herausstellt, daß die Unterscheidung zwischen sex und gender letztlich gar keine Unterscheidung ist“ (But- ler: 24). Gender bezeichnet die soziokulturellen Funktionen von Männlichkeit und Weiblichkeit und markiert die Differenz zwischen biologischen und erworbenen Ge- schlechtsmerkmalen. „Als zugleich semiotische und soziokulturelle Kategorie meint g.(ender) folglich die Bedeutung(en), die eine Kultur der Unterscheidung von Mann und Frau verleiht und die sich mit anderen grundlegenden Sinnstiftungen überlagern bzw. sie stabilisieren kann“ (Nünning: 223). Anderen Autoren ging diese Unterschei- dung zwischen sex und gender nicht weit genug. Vor allem Judith Butler trieb eine wei- tere Dekonstruktion der Kategorie Frau voran, indem sie Weiblichkeit als Konstruktion entlarvte, die nicht Ausdruck einer geschlechtlichen Identität ist, sondern erlernten „effect(s) of performative acts“ (Lupton/Barclay: 12) gleichkommt. Bestimmte Sprech- und Denkweisen, Kleidung, Gehweisen oder gesellschaftliche Gepflogenheiten sind nicht Ausdruck eines Individuums, sondern Praktiken, die in Institutionen wie der Fami- lie, der Schule und der Arbeitswelt erlernt, gefördert und gefordert werden. Aus dieser Perspektive erscheint auch Männlichkeit als ein Phänomen, das erlernt und „perfor- med“ werden kann, das aber keiner angeborenen Wesenheit entsprechen muss (Vgl. Connell: 602ff.).
Auch wenn das Verhältnis der Geschlechter zueinander als durchaus dialektisch be zeichnet werden kann - die Männerbewegung als Gegenreaktion auf die feministische Bewegung, die wiederum einem patriarchalen System entsprungen war - so steht eine Synthese noch aus. Von feministischer Seite wurden konservative, gerade in den Geis- teswissenschaften und der Psychoanalyse sehr populäre Dichotomien von Männlich- keit (Vater-Kultur-Geist…) und Weiblichkeit (Mutter-Natur-Trieb…) immer abgelehnt. Aus feministischer Perspektive handelte es sich dabei um mentale Muster, die über Jahrhunderte patriarchaler Herrschaft hinweg wirkmächtig gewesen waren und als kognitive Grundvoraussetzung für die Unterdrückung der Frau bezeichnet werden könnten (vgl. Anz: 187ff).
Auch heute noch finden sich Publikationen, die sich einer dichotomen Argumentati- onsweise und eines reaktionären Biologismus bedienen. Der italienische Psychoanaly- tiker Luigi Zoja beispielsweise veröffentlichte im Jahr 2002 ein positiv aufgenommenes Buch über „Das Verschwinden der Väter“, in dem er unter anderem Respekt für die Wirkkraft von Tradition, Symbolen und Riten einfordert und an die Männer appelliert, sich ihrer „kollektiven Funktion im Dienste der genetischen Selektion“ (zit. nach Anz: 199) zu besinnen. Der Jungianer Zoja beschwört zudem die im Mann virulente Macht des Unbewussten, die sich nicht in wenigen Generationen auslöschen ließe und die geprägt sei „vom archaischen Bild des starken Vaters“ (Anz: 199). Hinter diesen psy- choanalytisch geprägten Formulierungen steht der Wunsch, eine symbolische Ordnung „als Denk und Sprachordnung“ (Dornhof: 268) zu bewahren, die von Feministinnen, insbesondere von Judith Butler, immer angezweifelt und aufgebrochen wurde:
„Die Unantastbarkeit des Symbolischen als Grundlage sozialer und kultureller Ordnung zu behaupten, wie es die Psychoanalyse ohne Bedenken tut, heißt einen >theologi- schen< Kern zu schützen. Dass Butler (…) daran geht, die Türen der symbolischen Ord- nung aufzubrechen (…), belegt ihr politisches Engagement für die Veränderung der Ge- schlechterverhältnisse - was in diesem Fall heißt, die Notwendigkeit von Müttern und Vätern in Frage zu stellen“ (Angela McRobbie).
Claudia Liebrand und Ines Steiner stellen dieses bis in die 90er Jahre vor allem auch in der Filmwissenschaft populäre gender-Verständnis in Frage, das gender als statische und ahistorische Kategorie fasst. Sie verweisen auf den gemeinsamen etymologischen Ursprung der Begriffe gender und genre im lateinischen genus, das Gattung und Ge schlecht bedeutet. Eben so wie Genres nicht als „transhistorische Größe“ fungieren (Liebrand/Steiner: 8) und sich mit und in der Zeit wandeln, so muss auch Gender dy- namisch begriffen und kann nicht als Naturform verstanden werden (Vgl. ebd.: 7).
Über einen kausalen Zusammenhang zwischen einem offenerem Genderverständnis und einer Zunahme von durchaus gebrochenen Männer- und Vaterrepräsentationen im Hollywoodfilm seit Ende der 90er möchte ich nicht spekulieren. Schließlich gab es auch in früheren Dekaden sowohl den hybriden Männertyp als auch androgyne und/oder dominante Frauenfiguren. Aber vielleicht waren diese Repräsentation eines durchlässigeren Frauen- oder Männerbildes stärker an die Aura einzelner Schauspiele- rInnen6 gebunden, als dass sie einem gesamtgesellschaftlichen Trend entsprachen.
Im folgenden Kapitel werde ich skizzieren, wie sich dieser Machtverlust auf die männli- che Befindlichkeit ausgewirkt hat und wie der wissenschaftliche Feminismus eine Männerbewegung evozierte. In diesem Zusammenhang wird oft vom Backlash, dem Rückschlag der Männer gesprochen, der vor allem in den Hollywoodfilmen der 1980er seinen Widerhall fand - wie in Kapitel 3.2 noch zu zeigen ist.
2.2 DIE MÄNNERBEWEGUNG - MEN´S STUDIES
Die jungen Männer leiden, so das Ergebnis zahlreicher Expertisen (Vgl. Walter). Mäd- chen schneiden in der Pisa-Studie besser ab als Jungs, studieren schneller und zielstre- biger, während unter den jungen Männern die Angst vor der Zukunft wächst.
„Die jungen Männer tragen nach wie vor am Anspruch, künftig als Haupternährer der Familie zu agieren, Karriere zu machen, in einer unsentimentalen Leistungsgesellschaft sich mit Härte durch- zusetzen zu müssen. Zugleich aber wissen sie, dass ihre (potenziellen) Partnerinnen auch andere Eigenschaften und Verhaltensweisen von ihnen verlangen. So sollen sie später die Familie nicht dem Beruf unterordnen, sich in gleichen Teilen um den Haushalt und die Erziehung der Kinder kümmern, und sie sollen darüber hinaus einfühlsame Problemversteher und aufmerksame Zuhörer sein“ (Walter, www.zeit.de/online/2008/02/jungmaenner).
Nun waren die Jungen schon immer verhaltensauffälliger als die Mädchen und neigten eher zu deviantem Verhalten und Gewalt, aber trotzdem wird dieser neuen Unent- schlossenheit und diffusen Zukunftsangst der Männer - nicht nur in Deutschland und Europa7 - eine neue Qualität bescheinigt. Der Mann scheint sich in einer Krise zu be finden, wieder einmal. Denn schon in den 80ern war die sich zu dieser Zeit formieren- de Männerbewegung durch den Feminismus, selbstbewusst auftretende Frauen und Rollendisparitäten überfordert und sah sich durch sie bedroht. Man(n) suchte in Grup- pen nach Leidensgenossen und fand in den darauffolgenden Jahren in zahlreich er- scheinenden Ratgebern wie Iron John (Robert Bly, 1990) oder Manhood (Stephen Bid- dulph, 1996) mythisch verklärte Antworten.
Die einflussreichen filmwissenschaftlichen Anthologien der 90er sehen den Mann in der Krise. Male - Trouble und Men in Trouble sind nur zwei Titel, die sich mit der ver- meidlichen Krise des Mannes beschäftigen und kritisch hinterfragen, was vor allem in den 80er Jahren im Hollywoodkino als Backlash der Männer für Diskussionen sorgte.
Um die Frage nach Vaterschaft und ihrer Darstellung im Hollywoodfilm zu stellen, ist eine einleitende Betrachtung von Männlichkeitskonstruktionen in der Gesellschaft unerlässlich. Als wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den veränderten Bedin- gungen des Mannseins war die Beschäftigung mit dem Mann vor allem in der 80er Jah- ren im angloamerikanischen Raum populär. Ausgelöst wurde dies durch den Einfluss des Feminismus und die seit dem zweiten Weltkrieg sehr beweglich gewordenen Fami- lienstrukturen sowie veränderte Arbeitsmarktbedingungen. Während die feministisch orientierte (Film-)Wissenschaft bis in die 90er den Fokus nur auf die Analyse von Weib- lichkeitsrepräsentationen gelegt und die Männlichkeit weitgehend ausgeklammert hatte (Vgl. Feske: 15), so formierte sich in konservativen Kreisen schon wesentlich frü- her ein noch unorganisierter Widerstand gegen die Errungenschaften des Feminismus und einen so wahrgenommenen Verfall familiärer Werte.
Elisabeth Gotto macht in ihrer Arbeit zur Vaterfigur im Hollywoodfilm innerhalb der Men´s Studies sieben Strömungen aus und unterstreicht somit die Heterogenität die- ses Forschungsfeldes. Bereits in den 70ern formierten sich in New York erste Gruppen, die sich für die Befreiung und Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaf- ten einsetzten. Die Vertreter des homosexuellen Ansatzes betrachteten ihre Arbeit als direkte Herausforderung des tradierten Bildes von Männlichkeit und dem einherge henden Modell der nuclear family. Sie stellten männliche Identität in Frage, indem sie eine sich durch alle Gesellschaftschichten ziehende Homophobie anprangerten und die Angst vor dem schwulen Mann als Schlüsselkonzept männlicher Selbstfindung kenn- zeichneten.
Die afroamerikanische Richtung untersuchte den Zusammenhang von männlicher He- gemonie und Ethnizität und stellte neben die unterdrückte Frau den afroamerikani- schen Mann, der in einer als weiß gekennzeichneten Männerwelt marginalisiert und unterdrückt wird. Die afroamerikanische Männerbewegung lässt sich historisch auf die Rassenkonflikte in den USA zurückführen.
Aus sozialistischer Perspektive zeigt sich der Mann als durch Patriarchat und Kapitalis- mus verformt. Es wird konstatiert, dass Männlichkeit in kapitalistisch geprägten Gesell- schaften nur an den Kategorien Arbeit und Klasse festgemacht werde. Eine Verände- rung der Männerrolle - auch in Bezug auf die Frau - sei erst möglich, wenn Klassen- strukturen weniger wirkmächtig und Machthierarchien in der Arbeitswelt abgebaut sind.
Die christlich orientierte Männerbewegung ist in ihren Grundzügen antifeministisch, da sie den (amerikanischen) Männern bescheinigt, ihrer Funktion als Ernährer und Be- schützer für die Familie unzureichend nachgekommen zu sein. Ihre Vertreter sehen Moral und männliche (Familien-) Verantwortlichkeit, begünstigt durch überambitio- nierte Frauen, in einer Krise, und fordern „eine spirituelle Erneuerung der Männlichkeit sowie die Rekonstitution des traditionellen Patriarchats“ (Gotto: 16). Mit dieser Positi- on rücken sich Autoren wie Bill McCartney8 und Robert Hicks9 in die Nähe von sehr einflussreichen populärwissenschaftlichen Werken aus der mytho - poetischen „ For - schung “ .
Auch Robert Bly und andere Vertreter des mythopoetischen Ansatzes wie Frederic Ra- binowitz oder Sam V. Cochran10 sehen die Männlichkeit in einer Krise. Sie sollten mit ihren reaktionären Thesen einer männlichen Rückbesinnung auf natürlich-biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern innerhalb der Männerbewegung vor allem außerhalb des wissenschaftlichen Diskurses mit Buchpublikationen, Seminaren und esoterischen Erweckungswochenenden ein großes Publikum erreichen. Männlichkeit und Vaterschaft sollte stolz erlebt um empfunden werden, so ihr Credo.
In einer scharfen contra-feministischen Ausrichtung rückten die Vertreter der moral - konservativen Ausrichtung der soziobiologischen Interpretation einer Gesellschafts- ordnung noch näher, propagierten einen Geschlechterbinarismus und lehnten sich gegen die Ergebnisse der Frauenforschung auf, um diese zu dekonstruieren. Zentral waren ihnen nur die Anliegen des Mannes und das Wiederherstellen einer alten Ord- nung.
Aus profeministischer Perspektive wurde festgestellt, dass auch die Männer unter pat- riarchalen Strukturen leiden, da sie nolens volens in einem ungleichen System privile- giert leben, in dessen Machtungleichgewicht sie ebenfalls gefangen sind. Die Haupt- vertreter dieser Richtung der Männerbewegung wie Michael Kimmel oder Robert O. Connell sahen Möglichkeiten des aktiven Widerstandes in der Dekonstruktion von Männlichkeitsstereotypen und in der Erkenntnis, „dass beide Geschlechter in einer Gesellschaft leben, die im kulturellen, sozialen und politischen Bereich von männlichen Prinzipien dominiert wird“ (Gotto: 12). Es sollte auch die von konservativer Seite pro- pagierte „essentielle Männlichkeit“ (Lynne Seagal, zit. in Meuser: 85) in Frage gestellt werden und zwischen den medial verbreiteten Bildern von Männlichkeit und den rea- len alltäglichen Erfahrungen von Männern differenziert werden. Michael Meuser be- trachtete in diesem Zusammenhang die Strukturkategorie Geschlecht für Mann und Frau gleichsam als Schicksal (Vgl. Meuser: 83).
Damit sind die die Profeministen nicht weit von den Positionen Susan Faludis entfernt, die sich der Geschlechterdebatte von zwei Seiten angenähert hat. In ihrem 1992 er- schienen Werk BACKLASH beschreibt sie aus einer 80er-Perspektive, wie gerade die kon- servative Bewegung innerhalb der Men ’ s Studies, aber auch aus der Politik und Holly- wood kommend, die Errungenschaften des Feminismus torpedierten, indem Sie unter anderem die berufstätigen Frauen diskreditierten. Die titelgebenden11 neokonservati ven Anfeindungen zeigten sich im amerikanischen Kino wahrscheinlich nie deutlicher als in Adrien Lynes FATAL ATTRACTION aus dem Jahr 1987. Der Film erzählt von einem verheirateten Mann, der in einer Bar die attraktive Alex kennenlernt, mit ihr eine Nacht verbringt und sich dann wieder in sein beschütztes Eheleben zurückziehen möchte. In den nächsten Tagen wird Alex sich immer wieder bei Dan melden und bit- ten, diese für sie bedeutsamere Beziehung weiterzuführen. In der Folge wird die inzwi- schen von einem Wochentrip zurückgekehrte Ehefrau in diese außereheliche Bezie- hung verwickelt, in deren Folge die verzweifelte Alex bereits versucht hat sich umzub- ringen, und es kommt zum dramatischen Showdown, in dessen Folge die Ehefrau Dans Geliebte in Notwehr erschießen wird und so das Bild - der Film endet mit einem Zoom auf eine Familienphotographie - der heilen Familie retten wird. Faludi berichtet von dem Phänomen, dass der Film in ganz Amerika bei einem vornehmlich männlichen Publikum starke Antipathien und Aggressionen gegen die blonde Alex hervorgerufen hat (Vgl. Faludi:170).
Susam Faludi beschreibt das nationale Paradigma amerikanischer Männlichkeit als ein auf vier Säulen ruhendes Versprechen, das von Männergeneration an Männergenera- tion weitergegeben wird: Es soll eine Grenze eingenommen und ein Feind vernichtet werden, es soll Kameradschaft auch unter Fremden geben, geeint unter dem „Glanz einer Institution“; und es soll eine Familie versorgt und beschützt werden. Wenn der von Edward Norton gespielte Erzähler in David Finchers FIGHT CLUB (1999) seinem Alter Ego Tyler Durden klagt, der Vater habe die Familie verlassen, irgendwo anders eine neue gegründet und er solle es ihm doch gleichtun, dann klingt es wie eine Negativ- antwort auf jenes nationale Paradigma, wie Verena Luecken richtig bemerkt. Außer- dem gäbe es neben der eigenen Depression und Sinnleere keine Kriege, für die es sich zu kämpfen lohne. Faludi macht an der Figur des Erzählers von FIGHT CLUB deutlich, dass die Männer unter einem Werteverlust leiden, unter einem nicht eingelösten Genera- tionenvertrag vom Vater zum Sohne, unter einem sinnentleerten Dasein zwischen Ak- tenstapeln und Konsum (Vgl. Luecken:49)
2.3 SOZIOLOGISCHE PRÄMISSEN
Das normativ verbindliche Leitbild des traditionellen Vaters hat seit dem zweiten Welt- krieg zunehmend an Bedeutung verloren (Vgl. Mühling/Rost: 11). Mit der Rolle des Vaters änderte sich auch seine Rolle in der Familie, wobei die Ursachen für diesen Strukturwandel einander bedingten. Was in den 50ern noch das „anerkannte und all- gemein angestrebte Lebensmodell“ (Beck-Gernsheim: 115) war, in Deutschland im Grundgesetz verankert und unter den Schutz des Staates gestellt, in den USA als nuc - lear family quasi heilig gesprochen, das wurde durch die Bewegungen der späten 60er und frühen 70er Jahre als ideologisches Gefängnis und Brutstätte häuslicher Gewalt und Unterdrückung entlarvt (Vgl. Beck-Gernsheim: 115). Patriarchale und autoritäre Machtverhältnisse wurden angezweifelt, in Deutschland unter anderem ausgelöst durch die nicht aufgearbeitete Nazivergangenheit der Elterngeneration und den Zwei- feln an der väterlichen Ordnung, in den USA festzumachen an einem als imperialistisch wahrgenommenen und von der Vätergeneration initiieren Vietnamkrieg und einer Quasi-Apartheit. Seit dieser Zeit haben sich das Bild und die Wahrnehmung von Familie als gesellschaftlichem Leitmodell grundlegend verändert. Beck-Gernsheim spricht in diesem Zusammenhang von postfamilialen Strukturen12, die einhergehen mit einer u.a. von Ulrich Beck konstatierten Individualisierung der Gesellschaft.13
Waren Familienmitglieder in der vorindustriellen Gesellschaft und in den Anfängen der Industrialisierung oftmals durch wirtschaftliche Zwänge aneinander gebunden, so wurden sie im ausgehenden 19. Jahrhundert, vor allem aber in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg, zunehmend aus familiären Strukturen freigesetzt, was zu einem Machtverlust des Mannes führte (Vgl. Beck-Gernsheim: 123). Mit ihrer Teilnahme am Arbeitsmarkt wurden Frauen in die Lage versetzt, „zunehmend Erwartungen, Wün- sche, Lebenspläne [zu] entwickeln (…), die nicht mehr allein auf die Familie bezogen sind, sondern auf die eigene Person“ (Beck-Gernsheim: 122). Die weibliche Normal- biographie wurde nach und nach vom Zwang einer Ehe um jeden Preis befreit und suk- zessive der Logik einer individuellen Lebensplanung unterworfen.
Die soziologische Wissenschaft hat sich mit dem Vater schwer getan. Während die Men ’ s Studies, wie oben skizziert, seit den 70er Jahren in Amerika und England an Ein- fluss gewonnen haben, so wurden Konzepte von Vaterschaft erst seit den 1990ern im deutschen Sprachraum ernsthaft diskutiert - zunächst in Psychologie und Erziehungs- wissenschaften14, dann auch in den Kulturwissenschaften.
Dem wissenschaftlichen Output stehen unverhältnismäßig viele öffentliche, mediale Diskurse gegenüber, die nicht selten mit einfachen Dichotomien arbeiten und dem traditionellen Vater die „Neuen Väter“ gegenüberstellen.15 Diese Diskurse sind oftmals medial generiert oder auch von der Politik gesteuert16 und haben nur bedingt etwas mit der Lebensrealität von tatsächlichen Vätern zu tun. Michael Matzner weist darauf hin, dass es vielen Diskursen über veränderte Vaterfunktionen an empirischem Mate- rial fehlt und demnach viel spekuliert wird (Vgl. Matzner: 16). Es ist innerhalb der So- ziologie unstrittig, „dass es ein bestimmtes, dominierendes Vaterschaftskonzept in unsrer gegenwärtigen Gesellschaft nicht gibt. Vielmehr müssen wir von der Existenz diverser Variationen individueller Vaterschaft ausgehen“ (Matzner: 17). Somit ist der Neue Vater kein Leitmodell, sondern ein Konzept von Vaterschaft neben anderen.
Der traditionelle Vater hat historisch betrachtet seine Schutz- und Ernährerfunktion sukzessive abgegeben bzw. abgeben müssen, so dass soziologisch von einer Funkti- onsdiffusion gesprochen werden kann (Vgl. Schneider 1989: 70f). Väter sind weiterhin Ernährer, Beschützer, Identifikationsobjekte und zunehmend auch Erzieher, nur teilen sie diese Funktion mit der Mutter, die ihnen idealerweise als gleichberechtigte Partne- rin gegenübersteht. Ihre Kernfunktionen als Beschützer haben sie mangels äußerer, realer Feinde in einer modernen, demokratischen und funktional-differenzierten Ge- sellschaft an den Staat und seine Subsysteme abgegeben. Zwar ließe sich dieser Funk- tionsverlust auch schon in der bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts konsta- tieren, aber das väterlich-männliche Selbstbild wurde erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts brüchig und diffus, als zum einen die Geschlechterhierarchie in Frage gestellt wurde, und zum anderen durch die gesellschaftlichen Bewegungen (APO, 68´er, Feminismus) die patriarchale Autorität zunehmend angezweifelt wurde.
Die für den Vater rollendeterminierenden Faktoren wie Arbeit und Familie waren nicht mehr ausschließlich männlich dominiert. Ulrich Beck beschreibt diese Entwicklungen in seiner einflussreichen Schrift über die Risikogesellschaft (1986) als Effekte einer drei- dimensionalen Individualisierung, die Mann und Frau aus tradierten Zusammenhängen gerissen und freigesetzt hat.
BECK sieht das Individuum unter den veränderten Arbeitsmarkt- und Gesellschaftsbe- dingungen der Nachkriegszeit von tradierten und gesellschaftspolitisch gewachsenen Verbindlichkeiten freigesetzt (Freisetzungsdimension). Ein das Individuum in industriel- len Gesellschaften konstituierendes Korsett aus Klasse, Schicht, Mann-Frau- Beziehungen und Familie wurde aufgrund veränderter Arbeitsmarktbedingungen schrittweise abgelegt. In der Folge entstanden zwar auf der einen Seite Freiräume für eigenes Gestalten einer Biographie, auf der anderen Seite brachen aber auch die halt- gebende Funktion eines größeren Bezugsrahmens weg und setzten die so Freigesetz- ten einem historisch beispiellosen Gestaltungszwang aus. Dieser Verlust von traditio- nellen Sicherheiten (Entzauberungsdimension) verlangt von den Individuen eine ande- re Form der sozialen Einbindung Kontroll - bzw.
[...]
1 So spielen z.B. Fragen nach dem Land und der Zeit, politischen und finanziellen Bedingungen oder nach der Zielgruppe des Filmes eine Rolle - im Fall dieser Arbeit: USA (ca. 2000-2006), konservative bis reak- tionäre Administration und Familienpolitik mit religiösem Einschlag.
2 Interessant ist hier zu beobachten, wie Ideen für Filme entwickelt werden und wie aus einzelnen, z.T. wissenschaftlichen, z.T. gesellschaftlichen Beobachtungen in der immer durstigen Presse- Marketing- landschaft vereinzelte Phänomene zu Entwicklungen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung hochstili- siert werden (z.B. die neuen Väter, new lads /neue Männer).
3 Siehe MORLEY, DAVID 1980: The 'Nationwide' Audience: Structure and Decoding. London: BFI.
4 Siehe: HALL, STUART 1999: Kodieren/Dekodieren. In: Bromley, Roger/Göttlich, Udo/ Winter, Carsten: Cultural Studies. Grundlagentexte zur Einführung. Lüneburg, S. 92-110.
5 Als Metaerzählung oder große Erzählungen sind z.B. zu verstehen: die Aufklärung, der Humanismus, Religionen, aber auch: Patriarchat, das Gesetz des Vaters und vielleicht auch die Familie. Metaerzählun- gen sind im Sinne Lyotards wirkmächtige narrative Konstrukte, die als Komplexitätsreduktion funktionie- ren und eine oftmals verwirrende Wirklichkeit erklärbar machen sollten.
6 Z.B. Marlene Dietrich (30-50er), Bette Davis (40-60er), Valentino (20er) oder James Dean (50er).
7 In Japan ist dieses Phänomen der jung-männlichen Flucht als „Hikikomori“ (Walter) bekannt und be- reits als pathologisch klassifiziert, auch in Großbritannien und den USA leiden die „new lads“ unter Rol- lendiffusionen und girl-power.
8 Bill McCartney, 1992: What Makes A Man A Man. Twelve promises that will change your life. Colorado Springs: Navpress.
9 Robert Hicks, 1993: The Masculine Journey. Understanding The Six Stages Of Manhood. Colorado Springs: Navpress.
10 Frederic Rabinowitz/ Sam V. Cochran: Man Alive. A Primer of Men´s Issues. Pacific Grov: Brookes/Cole.
11 In der Soziologie wird unter Backlash eine negative Reaktion verstanden, die sich gegen eine populäre zeitgenössische Strömung richtet und tendenziell rückwärts gewandt ist (Vgl. Merriam Webster's Colle- giate Dictionary. In: Britannica DVD 2006).
12 Als Gegenmodell zur traditionellen Familie, die ihr Monopol in der Postmoderne verloren hat, kontu- riert Beck-Gernsheim die postfamilialen Strukturen als Verbindungen anderer Art, also Ehen ohne Trau- schein, kinderlose Ehen, Lebensabschnittspartnerschaften, gleichgeschlechtliche Partnerschaften, Haus- gemeinschaften, Patchworkfamilien mit Kindern aus unterschiedlichen Partnerschaften etc. (Vgl. Beck- Gernsheim: 135).
13 Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Blick auf die familiären Strukturen in der vorindustriellen Gesellschaft. Beck-Gernsheim hat am Beispiel sozialhistorischer Studien zeigen können, dass es sich in erster Linie um eine Arbeits- und Wirtschaftsgemeinschaft gehandelt, in der Kinder, Väter, Mütter und Großeltern ihren Teil zum Überleben der Familie beitrugen. Es war kaum Raum für Gefühle und persön- liche Neigungen und der oder die Einzelne war ohne familialen Zusammenhalt oder Einbindung in eine verwandtschaftliche Gemeinschaft kaum überlebensfähig (Vgl. Beck-Gernsheim: 120). Der erste Indivi- dualisierungsschub setzte dann mit der industriellen Revolution ein, die vor allem die Männer zu außer- häuslichem Broterwerb (Produktion) zwang und nach dem bürgerlichen Leitbild der Zeit für die Frau häusliche Aufgaben (Reproduktion) vorsah. Diese Arbeitsteilung machte die Frau vom Erwerb des Man- nes abhängig und der Mann war bei 12-16 Stunden-Schichten abhängig von der häuslichen Versorgung durch die Frau. Dass die Kinder die meiste Zeit mit der Mutter verbrachten und ihre Väter bei außer- häuslicher Arbeit eher selten sahen, liegt auf der Hand. An dem Modell dieser Form von familiärer Ar- beitsteilung hat sich bis in die 1960er Jahre in Deutschland und den USA nichts Grundlegendes geändert.
14 Böhnisch/Winter 1993, Hollstein 1990, Zulehner/Volz 1998, Meuser 1998.
15 Ob nun wissenschaftliche (Werner Schneider, 1989: Die neuen Väter) oder populärwissenschaftliche Buchpublikationen wie „Die neuen Väter zwischen Kind und Karriere" von Thomas Gesterkamp, Zeit- schriftenartikel wie „Helden des Alltags“ im Managermagazin 07/2004 oder diverse Männer- und Vä- terblogs im Internet (http://vaeter-und-karriere.de, http://www.silberkind.de, www.paps.de u.v.a.) alle Beiträge greifen das Thema Vaterschaft nicht ohne Grund auf und liefern Informationen aus erster Hand, Beistand und Kommunikationsmöglichkeit, können aber dem Neuen Vater nicht wirklich Kontur geben, sondern nur weitere Facetten hinzufügen.
16 So hat die deutsche Bundesregierung unter der Familienministerin Ursula von der Leyen das skandi- navische Modell des Elterngeldes für den Vater übernommen und der Diskussion über die Neuen Väter weiter Vorschub geleistet.
- Quote paper
- Alexander Thiele (Author), 2008, Die Funktion des Vaters in Hollywood-Filmen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173155
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