Der Begriff "salaf" bedeutet fortfahren oder fortschreiten. Salafisten fühlen sich berufen, auf dem Weg Mohammeds fortzufahren. Und nur dieser Weg wird von den Salafisten als der einzig wahre Weg zur richtigen Ausübung des islamischen Glaubens angesehen. Im Salafismus gilt nur die reine Glaubenslehre (aqidah) als bindend. Wahr ist nur der Islam, der von den rechtsschaffenden Altvorderen (al-salaf al-salih) in der Frühphase des Islams gelebt wurde, da diese unmittelbar Kontakt mit dem Religionsbegründer Mohammed hatten oder dessen Nachfolger kannten. Die drei Generationen der rechtschaffenden Altvorderen, die von 610 n. Chr. bis zum Tode Ibn Hanbals im Jahre 855 n. Chr. den islamischen Glauben maßgeblich prägten, gelten als die entscheidenden Vorbilder der Salafisten, weil sie angeblich die einzigen Gläubigen waren, die fromm und gottesfürchtig lebten. Alle, die dieser Form der Glaubensausübung nicht folgen, sind keine „wahren“ Muslime und müssen von den Salafisten auf den richtigen Weg zurückgebracht werden. Falls sie diesen salafistischen Weg nicht folgen, „prophezeien [sie] ihnen, nach dem Tod in der Hölle zu landen.“
Interessant ist, dass die Salafisten viele religiöse Veränderungen, die nach 855 n. Chr. in den Islam eingedrungen sind, als unislamische Neuerungen (bida) ansehen und deswegen konsequent ablehnen. Damit werden große Teile der islamischen Rechtsauslegung von den Salafisten nicht geduldet. Dies resultiert aus der strengen Betonung der Einzigkeit Gottes, die für alle Salafisten durch jegliche Art von Neuerungen verteidigt werden muss, um die Einheit des Glaubens (tawhid) aufrecht zu erhalten. Dabei schrecken Salafisten nicht zurück, Jahrhunderte alte Lehrmeinungen der islamischen Rechtsgelehrten, die zwischen dem 9. und dem 19. Jahrhundert den Islam geprägt haben, als unislamisch zu bezeichnen, weil diese angeblich zum Verfall des islamischen Glaubens und somit zum Niedergang der islamischen Herrschaft in der Welt geführt haben sollen.
INHALTSVERZEICHNIS
0 Einleitung
1 Die drei salafistischen Strömungen
1.1 Puristischer Salafismus
1.2 Politischer Salafismus
1.3 Jihadistischer Salafismus
2 Besondere Charakteristika des deutschen Jihadi-Salafismus
2.1 Keine Führungskader der Al-Qaida in Deutschland
2.2 Verbreitung der jihadi-salafisitschen Ideologie in Deutschland
2.3 Der verdeckt agierende Jihadi-Salafismus
2.4 Verzögerte Transformation zum globalen Jihadi-Salafismus
3 Gegenwärtige salafistische Strömungen in Deutschland
3.1 Puristische Salafisten in Deutschland
3.2 Aufspaltung und Radikalisierung des puristisch-salafistischen Milieus
3.3 Der kleine militante Rand im politisch-salafistischen Milieu
3.4 Neue Internationalisten oder deutsche Taliban
3.5 Entsteht ein jihadi-salafistisches Propaganda-Netzwerk im Internet? Die Gefahren des deutschen Online-Jihadismus
4 Schlussfolgerung
0 Einleitung
Der Begriff "salaf" bedeutet fortfahren oder fortschreiten. Salafisten fühlen sich berufen, auf dem Weg Mohammeds fortzufahren. Und nur dieser Weg wird von den Salafisten als der einzig wahre Weg zur richtigen Ausübung des islamischen Glaubens angesehen. Im Salafismus gilt nur die reine Glaubenslehre (aqidah) als bindend. Wahr ist nur der Islam, der von den rechtsschaffenden Altvorderen (al-salaf al-salih) in der Frühphase des Islams gelebt wurde, da diese unmittelbar Kontakt mit dem Religionsbegründer Mohammed hatten oder dessen Nachfolger kannten. Die drei Generationen der rechtschaffenden Altvorderen, die von 610 n. Chr. bis zum Tode Ibn Hanbals im Jahre 855 n. Chr. den islamischen Glauben maßgeblich prägten, gelten als die entscheidenden Vorbilder der Salafisten, weil sie angeblich die einzigen Gläubigen waren, die fromm und gottesfürchtig lebten. Alle, die dieser Form der Glaubensausübung nicht folgen, sind keine „wahren“ Muslime und müssen von den Salafisten auf den richtigen Weg zurückgebracht werden. Falls sie diesen salafistischen Weg nicht folgen, „prophezeien [sie] ihnen, nach dem Tod in der Hölle zu landen.“[1]
Interessant ist, dass die Salafisten viele religiöse Veränderungen, die nach 855 n. Chr. in den Islam eingedrungen sind, als unislamische Neuerungen (bida) ansehen und deswegen konsequent ablehnen. Damit werden große Teile der islamischen Rechtsauslegung von den Salafisten nicht geduldet. Dies resultiert aus der strengen Betonung der Einzigkeit Gottes, die für alle Salafisten durch jegliche Art von Neuerungen verteidigt werden muss, um die Einheit des Glaubens (tawhid) aufrecht zu erhalten.[2] Dabei schrecken Salafisten nicht zurück, Jahrhunderte alte Lehrmeinungen der islamischen Rechtsgelehrten, die zwischen dem 9. und dem 19. Jahrhundert den Islam geprägt haben, als unislamisch zu bezeichnen, weil diese angeblich zum Verfall des islamischen Glaubens und somit zum Niedergang der islamischen Herrschaft in der Welt geführt haben sollen.[3]
Unter den Begriff des Salafismus versteht die heutige Wissenschaft meistens die globale Variante der von Saudi-Arabien verbreiteten religiösen Staatsdoktrin des Wahhabismus. Dies resultiert daraus, dass die heutige salafistische Ideologie insbesondere durch den Wahhabismus geprägt ist, da die globale Verbreitung primär durch die saudi-arabische Missionspolitik gefördert wurde bzw. weiterhin unterstützt wird. Gefördert wird die Ideologie durch saudische Stiftungen, die anderen islamischen Bewegungen Finanzhilfen zu kommen lassen, um ihrer strikten Glaubensauffassung einen größeren Stellenwert in den Bewegungen zu verschaffen. Dabei unterstützen sie seit den 1960er Jahren auch vermehrt europäische Organisationen, die aufgrund der ersten Migrationswelle entstanden sind. Oder sie gründen Buchverlage, die die Verbreitung von salafistischen Publikationen in mehreren europäischen Sprachen fördern sowie die fundamentalistische Weltsicht über das Internet verbreiten.
Im Internet etablieren sich zunehmend von saudi-arabischen Organisationen geförderte Webseiten, die die salafistische Ideologie in europäische Sprachen vermitteln. Unter den international betriebenen Internetseiten sind www.islamhouse.com und www.al-islam.com die bekanntesten, die gezielt europäisches Publikum ansprechen wollen. Das Internet ermöglicht den Salafisten eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung ihrer Ideologie, weil es eine schnelle Kommunikation ermöglicht und ein neues Medium ist, dass viel von Jugendlichen genutzt wird. Diese jungen, medienaffinen Menschen sind die entscheidende Zielgruppe der Salafisten. Zudem befähigt die Salafisten mit dem neuen Kommunikationsmittel, ihre Ideologie in der westlichen Welt zu verbreiten. Dadurch benutzen sie ihre Propagandamaterialien als umfangreichen Hebel zur religiösen sowie politischen Einflussnahme und Meinungslenkung im Westen.
Für die jihadistische Salafisten hat sich die Verwendung des Internets als neue Form der Kriegsführung entwickelt, weil sie dem im Internet geführten Glaubenskrieg einen ähnlich hohen Stellenwert wie dem militärischen oder terroristischen Kampf zu kommen lassen. Ziel der Online-Aktivitäten ist nicht nur die psychologische Kriegsführung gegen den Westen, sondern die Propaganda dient im Wesentlichen auch als motivierender Faktor für die Sympathisanten der jihadistischen Bewegungen. Die Internetpropaganda soll junge Menschen dazu bewegen, aktives Mitglied der globalen jihadistischen Bewegung zu werden, „indem sie die Grenze von passiver Unterstützung zu militanter Opposition überschreiten.“[4] Viele Jugendliche übernehmen in einem ersten Schritt als Aktivist die Verbreitung ideologischer Inhalte des militanten Salafismus auf Webseiten wie YouTube und Facebook. Sie nutzen die Videoportale, um Gewalt verherrlichende Kurzfilme auszutauschen. Langfristig etablieren sich in diesem Social Web virtuelle Netzwerke, die die salafistische Propaganda weiter verbreiten. Insbesondere die Veröffentlichungen von übersetzten Videobotschaften der Al-Qaida-Führer sind unter westlichen Jugendlichen äußerst attraktiv. Gleichzeitig kommt es auch zum Meinungs- und Informationsaustausch sowie zur Etablierung von virtuellen Freundeskreisen. Essentiell ist, dass die Portalnutzer nicht nur als Konsumenten von jihadistischer Propaganda auftreten, sondern teilweise auch eigene Videos und Texte ins Netz stellen. Hierzu gehören auch Übersetzungstätigkeiten von zumeist arabischem Propagandamaterial der Al-Qaida. Bei der Verbreitung von Propagandamaterialien orientieren sich die Internetaktivisten oft an dem großen Vorbild „as-Sahab“, welches die Medienproduktionsfirma der Al-Qaida ist. Aufgrund dieser neuartigen Propagandatätigkeit, die primär durch das Social Web ermöglicht wird, sind terroristische Gruppierungen wie Al-Qaida nur noch bedingt für den Informationsfluss entscheidend verantwortlich. Einen erheblichen Teil der jihadistischen Propaganda betreiben mittlerweile die jungen Sympathisanten selbstständig.[5] Dadurch findet eine Indoktrinierung mit dem jihadi-salafistischem Gedankengut eher durch eine fast verselbstständigte Propagandamaschenerie statt. Für diese neuen Internetaktivisten erfinden die Wissenschaftler der Jihadismus-Forschung Begriffe wie „jihadi pundits“[6], „Entrepeneur of Jihad“[7] oder „internet jihadi scholars“.[8] Die eifrigsten Propagandisten erhalten durch ihre Aktivitäten in den Video- und Webportalen „a prominent position within the online jihadisphere“.[9]
Auch auf den deutschsprachigen Internetseiten nimmt in den letzten Jahren die salafistische Propaganda zu. Die Inhalte der Videos, Bücher und Artikel variieren zwischen dem puristisch-salafistischen Denken eines Pierre Vogels oder Hasan Dabbaghs bis zur radikal-militanten Propaganda von Eric Breininger. Da viele Salafisten im Internet anonym mit ihren Sympathisanten kommunizieren, gibt es oft Anhaltspunkte, welcher salafistischen Strömung sie angehören. Anhand der Propaganda existiert eine der wenigen Möglichkeiten, die jihadi-salafistische Strömung von den anderen Strömungen zu unterscheiden, da es ansonsten nur wenig deutschsprachiges Material gibt, das offen erhältlich ist. In der folgenden Analyse werden die Aktivitäten der deutschen Salafisten im Internet dargelegt. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass der deutsche Salafismus im Vergleich zu den anderen europäischen salafistischen Bewegungen gewisse besondere Charakteristika aufweist, die sich u.a. aufgrund der rigorosen staatlichen Vorgehensweise gegen anti-demokratisch agierenden Bewegungen in Deutschland entwickelt hat.
1 Die drei salafistischen Strömungen
In der Forschung wird der Salafismus in drei Strömungen[10] aufgeteilt, da sich in den vergangenen Jahrzehnten eine dynamischen Entfaltung der salafististischen Denkschulen entwickelt hat, die zu unterschiedlichen Positionen in der Methode (manhaj) der Glaubensausübung geführt hat.[11] Drei Anhaltspunkte gibt es zwischen den Strömungen, die die wesentlichen Unterscheidungen darstellen. Dabei handelt es sich um die Einstellung zur Politik, die Beziehung der jeweiligen Gruppe zu dem herrschenden Regime und die Anwendung von Gewalt.[12]
1.1 Puristischer Salafismus
Die erste Strömung wird von dem Soziologen Oliver Roy als missionarisch und friedfertig bezeichnet. Teilweise charakterisiert er die Strömung auch als neofundamentalistisch. Irritation und Konfusion tritt hingegen vermehrt auf, wenn Roy diese Strömung als Mainstream-Salafismus bestimmt,[13] weil viele Wissenschaftler denselben Begriff für den politischen Salafismus wählen. Quentin Wiktorowicz bezeichnet diese missionarische, pietistische Strömung daher als puristischen Salafismus.[14] Die wichtigsten Religionsgelehrten der puristischen Strömung sind Nasir al-Din al-Albani, Abd al Aziz ibn Baz und Mohammad ibn al-Uthaimin. Ihre dogmatischen Wurzeln resultieren aus den Schriften Ibn Taymiyyas und Ibn Abd al-Wahhabs. Für die puristischen Salafisten ist das Propagieren ihrer Ideen entscheidend, da der Prophet Mohammed in der erste Hälfte seines Lebens nur Mission (da’wa) betrieben hat. Um die junge muslimische Bewegung nicht zu gefährden, gab Mohammed die Anweisung, keinen Aufstand oder Widerstand gegen die politische Elite zu führen. Das Bestreben, den Islam zu einer Weltreligion zu befördern, sollte nicht gefährdet werden.[15] Hierin zeigt sich der apolitische Charakter der Puristen, der jegliche Einmischung in politische Angelegenheiten ablehnt. So behauptet al-Albani, dass die beste Politik das Abwenden von der Politik sei.[16] Dem entsprechend wollen Puristen keine politische Bewegung sein, die eine Partei gründet und aktiv am politischen Geschehen in einem Staat mitwirkt. Laut den Puristen sind dies Innovationen, die von den westlichen Demokratien stammen und deswegen unerlaubte Neuerungen (bida) beinhalten, da sie den Glauben verunreinigen. Aus diesem Grund lehnen die Puristen sogar staatliche Institutionen ab, ohne allerdings gewalttätig gegen diese vorgehen zu wollen. Der salafistische Auftrag besteht nur darin, als Vorhut den Menschen den Glauben näher zu bringen. Sie wollen die „Reform der Seele“[17] und nicht des Staates.
1.2 Politischer Salafismus
Eines der zentralen Probleme des Salafismus besteht darin, wie eine salafistische Bewegung apolitisch in einer modernen, westlich-geprägten Welt handeln soll, obwohl es quasi unmöglich ist, in einer solchen nicht politisch zu agieren. Puristische Salafisten gehen dem Problem des Politischen aus dem Weg, in dem sie nur den Herrschern erlauben, politisch aktiv zu werden. Für eine junge Generation von Arabern ist die Abstinenz von den politischen Prozessen jedoch unerträglich, weil sie die Politik nicht als etwas ansehen, dass nur die Herrscher anginge. Insbesondere Fragen der internationalen Beziehungen zwischen islamischen und westlichen Staaten sieht eine junge Generation von Salafisten als entscheidend an, um sich politisch einzumischen.[18]
In Saudi-Arabien entwickelte sich deshalb ab den 1970er Jahren durch die Ideologen Safar al-Hawali und Salman al-Auda eine politische Strömung im Salafismus, die von den Ideen der Muslimbruderschaft stark beeinflusst wurde. Beide Ideologen waren Schüler des Ägypters Mohammed Qutb, der in den 1960er Jahren nach Saudi-Arabien geflohen war. Durch ihre Ideologie ist ein politisch-aktivistisches Element in die salafistische Strömung eingedrungen, das zu einer neuen Bewegung geführt hat, die al-Sahwa (Erweckung) genannt wird. Prominent wurde die al-Sahwa-Bewegung durch die Kritik von Safar al-Hawali am politischen Handeln des saudischen Königshauses im Golfkrieg von 1990 bis 1991. Unter Puristen ist es nicht erlaubt, die Herrscher für ihr Handeln zu kritisieren. Al-Hawali kritisierte dagegen bewusst das Königshaus, weil sie mit den USA im Golfkrieg kooperierte. Aus al-Hawalis Kritik geht hervor, dass gerade in der Dominanz der USA im Mittleren Osten eines der politischen Kernprobleme resultiert, dem sich die Herrscher in Saudi-Arabien eigentlich hätten widersetzen müssen. Allerdings sieht al-Hawali in der saudischen Kooperation mit den USA ein globales Netzwerk agieren, das den Islam schädigen wolle, weil es von einer christlichen Rechten aus den USA angeführt wird.[19]
Da die politischen Salafisten aus Saudi-Arabien einige Ideen der Muslimbruderschaft adoptiert haben, sehen sie sich ebenfalls gezwungen, eine nicht-gewalttätige, aber politisch aktive Rolle im Staat zu spielen. Die Puristen lehnen die politische Betätigung (dawa hizbiyya) ab, weil es angeblich im Widerspruch zur salafistischen Methode (manhaj) steht. Die politische Betätigung lenkt den gläubigen Muslim auf den falschen Weg, seinen Glauben richtig auszuüben, weil die hizbiyya als unerlaubte Innovation (bida) angesehen wird, die unweigerlich zu Fanatismus führen würde.[20] Der entscheidende Unterschied zwischen puristischen und politischen Salafisten liegt darin, dass die Puristen niemals beabsichtigen würden, dass herrschende Regime zu stürzen. Auch wenn es kein militanter Sturz wäre, betrachten die Puristen dies als anarchischen Zustand (fitna), der die Einheit des Islams (tawhed) gefährden würde. Jede politische Aktivität gegen die Herrscher wird daher als unerlaubte Innovation angesehen, die die Reinheit des Glaubens (tazkiyya) gefährdet.
Die politischen Salafisten kritisieren die Puristen wiederum, da die Reinheit des Islams nicht allein daraus gewährleistet werden kann, indem nur Mission betrieben wird. Um den Islam zu verteidigen, benötige jeder Salafist essentielle Kenntnisse über die politische Welt, in der er lebt. So unterstellen die politischen Salafisten in ihrer Analyse des Weltgeschehens, dass sich die islamische Welt aufgrund des westlichen Einflusses in einer Epoche der Unwissenheit und Ignoranz (jahiliyya) befinde. Entscheidendes Ziel der politischen Salafisten ist es, die Reinheit des Islams wiederherzustellen, in dem der Zustand der jahiliyya durch politische Aktivitäten (harakis) beseitigt wird. Sie wandeln die Idee der Reinheit des Glaubens (tazkiyya) um, in dem der Islam nur „rein“ gehalten werden kann, wenn die Salafisten politisch aktiv werden. Puristen würden hingegen niemals politisch aktiv am Geschehen mitwirken wollen. Für Politische Salafisten liegt hier jedoch ein wesentliches Merkmal ihrer Bewegung, da sie den Islam nur verteidigen können, wenn sie durch aktives politisches Handeln die Feinde davon abhalten, die Einheit des Islams (tawhid) zu zerstören.[21]
Die bekannteste salafistische Gruppierung, die politisch agiert, ist die Muslimbruderschaft. Eigentlich werden die Muslimbrüder als Islamisten bezeichnet. Allerdings kann der Begriff Islamismus sowohl eng als auch weit ausgelegt werden. In der engen Auslegung wird die Muslimbruderschaft nicht als salafistisch angesehen, weil sie eine Islamisierung des Staates und dessen Institutionen anstrebt.[22] Laut dem Sozialwissenschaftler Andreas Armborst besteht der Unterschied zwischen der Muslimbruderschaft und dem politischen Salafismus darin, dass die Muslimbrüder politische Partizipation in den staatlichen Institutionen akzeptieren. Die politischen Salafisten lehnen laut der engen Auslegung angeblich politische Partizipation ab.[23] Dieser These kann nur bedingt zugestimmt werden, da erstens die Puristen jegliche politische Partizipation ablehnen, aber zweitens Ideologen wie al-Hawali definitiv nach politischer Partizipation in Saudi-Arabien streben. Dies wird hingegen nicht vom saudischen Staat geduldet. Meines Erachtens wollen die politischen Salafisten aus Saudi-Arabien ebenfalls eine politische Beteiligung im Staate. Nur das Regime verbietet jegliche politische Beteiligungen am staatlichen Geschehen und duldet deswegen auch keine politischen Bewegungen. Dem entsprechend sind al-Hawali und al-Auda in den 1990er Jahren mehrere Jahre im saudischen Gefängnis gewesen. Und da sie sehr stark von der Muslimbruderschaft – insbesondere von Mohammed Qutb - beeinflusst wurden, wähle ich in meiner Analyse die weite Auslegung. Denn die Muslimbrüder beziehen sich ebenfalls auf die frommen Altvorderen und streben einen reinen Glauben an, den sie allerdings nicht nur durch Mission, sondern auch durch politischen Aktivismus erreichen wollen. Ideologisch ist die al-Sahwa-Bewegung eindeutig den Ideen der Muslimbruderschaft zuzuordnen. Außerdem gibt es arabische Gelehrte wie Muhammad Abed al-Jabir, die alle Islamisten auch als Salafisten ansehen. Heute wird auch der Begriff al-Salafiyia al-harakyia verwendet, um den Aktivismus der Gruppe zu charakterisieren, mit dem sie politische Reformen herbeiführen wollen.[24]
1.3 Jihadistischer Salafismus
Im Gegensatz zu dem puristischen und dem politischen Salafismus sind die Anhänger des Jihadi-Salafismus militant und gewaltbereit. Für die jihadistische Strömung ist das reine Missionieren nicht ausreichend. Sie sehen sich als eine kleine Elite an, die die Muslime vom Unglauben reinigen müssen. Und dies ist nur mit Gewalt möglich. So behauptet einer der wichtigsten Ideologen, Abu Mohammad al-Maqdisi, dass der jihadistische Salafismus den Monotheismus nur durch den Jihad erfüllen kann.[25] Nur mit dem Jihad lässt sich die Einheit des Glaubens (tauhid) wieder herstellen und die Muslime zum „richtigen Glauben“ zurückführen. So charakterisiert al-Maqdisi die Ideologie des Jihadi-Salafismus in einem Interview mit den folgenden Worten: „We make the utmost effort to advance and further explain this Tawheed [Einheit des Glaubens] to the people to remove them from the worship of slaves to the worship of Allah alone. Our focus in this field is the Nullifiers of Islam like turning away from ruling by other than what Allah has revealed, seeking judgment from manmade laws and dismantling Allah’s Sharee’ah [islamisches Recht]. And this is what is meant by the modern Day usage of the word Al-Hakimiyyah [Souveränität Gottes], and Al-Hakimiyyah is a fundamental part of Tawheed.”[26]
Ideentheoretisch existieren im jihadistischen Salafismus drei wesentliche Ableger: Die erste Wurzel liegt in der ägyptischen Muslimbruderschaft, deren militanter Flügel maßgeblich von den Ideologen Sayyid Qutb beeinflusst wurde. Hinzu kommen noch die beiden Ägypter Abd al Salam Faraq und Abd al-Qadir ibn Abd al-Aziz, die bis heute die globale Ideologie stark prägen. Der zweite Ableger beruht auf der saudischen Staatsreligion: dem Wahhabismus. Extremistische Auslegungen gibt es in den Schriften der Religionsgelehrten bzw. Ideologen Nasir al-Fahd, Yusuf al-Uyairi, Abd al-Aziz al-Muqrin und Abu Jandal al-Azdi, die in den 1980er Jahren in Afghanistan kämpften. Der letzte Ableger resultiert aus dem palästinensischen Zweig des Jihadi-Salafismus. Hier sind die Ideologen Abdallah Azzam, Umar Abu Umar Abu Qatada sowie der oben genannte Abu Muhammad al-Maqdisi von besonderer Bedeutung.[27] Zusätzlich spielen die Doktrinen von Ibn Taymiyya, der der wesentliche Ideengeber der Reinigung des Islams (takziyya) von allen unerlaubten Neuerungen (bida) ist, noch eine wichtige Rolle im jihadistischen Denken. Die jihadistischen Salafisten sehen die Umsetzung eines „reinen“ Islam nur dann für möglich, wenn der Westen und das System des Unglaubens und der Barbarei (jahiliyya) zerstört und beseitigt wird.[28]
In den letzten fünf Jahren sind zu den älteren ideentheoretischen Wurzeln noch neue Einflüsse in die Ideologie eingedrungen. Resultierend aus dem neuen Ideologietransfer, der durch die drastisch steigenden salafistischen Internetseiten und die zunehmende Professionalisierung der Propaganda zustande kommt, werden die Propagandabotschaften vermehrt in europäische Sprachen vermittelt.[29] Die Führungskader der Al-Qaida etablierten seit 2001 eine Medienproduktionsfirma namens „as-Sahab“ im Internet, die die Propagandavideos produziert, im Internet verbreitet und gezielt ein junges Publikum im Westen ansprechen soll.[30] Durch die Videos rücken auch zunehmend jüngere Führungskader der Al-Qaida in den Vordergrund, die ideologisch neue Akzente setzen und teilweise bedeutend radikaler als die Al-Qaida-Führung auftreten. Abu Musab al-Zarqawi, der ehemalige irakische Al-Qaida-Führer, gilt als der erste jihadistische Salafist, der die Propaganda über das Internet mit verschiedensten Videoproduktionen stark für ein englisch-sprachiges Publikum ausbaute. Einer der bekanntesten unter den neuen Propagandisten ist Abu Yahya al-Libi, den der Islamwissenschaftler Jarret Brachman schon als den nächsten Osama bin Laden bezeichnet.[31]
2 Besondere Charakteristika des deutschen Jihadi-Salafismus
2.1 Keine Führungskader der Al-Qaida in Deutschland
1989 ist ein entscheidendes Jahr für das Entstehen des europäischen Jihadismus, da sich die sowjetische Armee aus Afghanistan zurückzieht und viele arabische Mudschahideen, die jahrelang gegen die russischen Invasoren kämpften, Afghanistan verlassen. Der Rückzug der Russen wird als ein großer Sieg der Taliban und der arabischen Mudschahideen angesehen. Die meisten arabischen Kämpfer sehen allerdings keinen Grund, weiterhin in Afghanistan zu verbleiben und kehren nach dem Sieg über die Russen in ihre Heimatländer zurück. Saudis, Jemeniten und Kuwaitis reisen problemlos in ihre Heimatländer zurück. Für die nordafrikanischen Mudschahideen ist die Rückreise in ihre Heimatländer jedoch mit Schwierigkeiten verbunden. Denn es droht ihnen die Verfolgung von den staatlichen Sicherheitsbehörden. Daher lebten bis 1992 noch 2800 Araber in Pakistan, die nicht in ihre Heimat zurückkehren konnten. Ab 1992 planten die pakistanischen Sicherheitsbehörden alle „afghanischen Araber“ aus ihrem Land abzuschieben.[32] Dadurch, dass die militanten Araber aus Pakistan gedrängt werden sollten, suchten sie nach einem Rückzugsort, in dem sie für ihre Sache weiter kämpfen konnten. Für die meisten Jihadisten blieb nur die Möglichkeit nach Europa zu fliehen, was sich als äußerst attraktiv erwies, weil genau zu diesem Zeitpunkt der Bürgerkrieg in Bosnien begann. Anfangs versuchten die meisten Afghanistan-Veteranen noch in Großbritannien und Frankreich Asyl zu bekommen. Seit dem Beginn des Bürgerkrieges auf dem Balkan lebten viele Jihadisten in Bosnien. Die Führungskader der „afghanischen Araber“ zog es entweder nach Mailand/Italien oder London/Großbritannien. In den Jahren 1992 und 1993 entstanden in Mailand sowie London die Hauptquartiere des europäischen Jihadismus, von wo Netzwerke organisiert wurden, die für die zukünftige Herausbildung einer jihadistischen Bewegung entscheidend war.
Unter den Jihadisten, die sich in Europa organisierten, waren zahlreiche hochrangige Mitglieder der ägyptischen Bewegung al-Gamaa al-Islamiya. Zudem kamen Führungskader aus Ägypten nach Europa, weil al-Gamaa al-Islamiya Anfang der 1990er Jahre mehrere Anschläge in Ägypten verübte und daraufhin die staatlichen Sicherheitsbehörden eine großangelegte Fahndung gegen die militante Bewegung durchführte.[33] Alison Pargeter schreibt von über 150 Mitgliedern der al-Gamaa al-Islamiya-Bewegung, die in den frühen 1990er Jahren nach Europa kamen.[34] Insbesondere diese Mitglieder waren die Schlüsselfiguren, die in den folgenden Jahren in Europa mehrere europäische Netzwerke aufbauten, die entweder für die Organisation, Propaganda oder Logistik der Bewegung zuständig waren.
Entscheidend ist, dass zahlreiche Ägypter eine wesentliche Rolle in der Frühphase der Organisationsbildung der Al-Qaida spielten. Laut Evan Kohlmann bildete sich in den Jahren 1990 und 1991 das organisatorische Grundgerüst der Al-Qaida. Die Etablierung der jihadistischen Organisation von Osama bin Laden beruhte auf Plänen, die noch in Afghanistan vorgenommen worden sind.[35] Später gehörten einige der damaligen Organisatoren zu den wesentlichen Strippenziehern bei der Etablierung Al-Qaidas in Europa. Unter ihnen war Anwar Shaaban, ein hochrangiges Mitglied der al-Gamaa al-Islamiya, der eine zentrale Rolle spielte und als eine der wichtigsten Führungsgestalten bei der Gründung von jihadistischen Terrorzellen in Europa galt. Shaaban benutzte ab 1992 den Bosnienkrieg als Vorwand, um eine Hauptzentrale für Al-Qaida in Europa zu etablieren. Er gründete das Islamische Kultur Institut in Mailand, um eine organisatorische Basis für die Bildung von terroristischen Zellen in ganz Europa aufzubauen. Gleichzeitig diente das Institut auch als Anlaufstelle für Rekruten, die in Trainingslagern für den Bürgerkrieg in Bosnien ausgebildet werden sollten.
[...]
[1] Metzger, Albrecht: Missionarisch und gewaltbereit, Die salafistische Spielart des Islamismus, unter: www.con-spiration.de/texte/2008/Metzger.html.
[2] Roy, Olivier: Der islamische Weg nach Westen – Globalisierung, Entwurzelung und Radikalisierung, München 2006, S. 239.
[3] Verfassungsschutz NRW (Hrsg.): Salafismus – Entstehung und Ideologie, Eine Analyse der Ideologie durch den Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen, Juli 2009, S. 3.
[4] Tinnes, Judith: Internetnutzung islamistischer Terror- und Insurgentengruppen unter besonderer Berücksichtigung von medialen Geiselnahmen im Irak, Afghanistan, Pakistan und Saudi-Arabien, Saarbrücken 2010, S. 187.
[5] Innenministerium NRW (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen über das Jahr 2009, S. 101 f.
[6] Brachman, Jarret: Al-Qaeda’s Army of One, in: Foreign Policy, 22. Januar 2010, unter: http://www.foreignpolicy.com/articles/2010/01/22/al_qaedas_armies_of_one.
[7] Kohlman, Evan: Interview in dem BBC-Dokumentarfilm „Generation Jihad“, unter: http://www.youtube.com/watch?v=PPpdhdcWIHo.
[8] Paz, Reuven: Debates within the Family, Jihadi-Salafi Debates on Strategy, in Meijer, Roel (Hrsg.): Global Salafism, Islam’s New Religious Movement, London 2009, S. 273.
[9] Brachman, Jarret: Al-Qaeda’s Army of One, in: Foreign Policy, 22. Januar 2010.
[10] Hierbei ist zu beachten, dass ich nicht die Aufgliederung von Oliver Roy übernehme, welche von zahlreichen Verfassungsschutzämtern, Guido Steinberg und Ekkehard Rudolph angewandt wird; siehe Analyse der Typologie in Wiktorowicz, Quintan: Anatomy of the Salafi Movement, in: Studies in Conflict and Terrorism, Vol. 29, Issue 3, 2006, S. 208 & Baehr, Dirk: Kontinuität und Wandel in der Ideologie des Jihadi-Salafismus, Eine ideentheoretische Analyse der Schriften von Abu Musab al-Suri, Abu Mohammad al-Maqdisi und Abu Bakr Naji, Bonn 2009, S. 26 – 43.
[11] Rudolph, Ekkehard: Salafistische Propaganda im Internet, Eine Analyse von Argumentationsmustern im Spannungsfeld von missionarischen Aktivismus, Islamismus und Gewaltlegitimation, in: Pfahl-Traughber, Armin (Hrsg.): Jahrbuch für Extremismus- und Terrorismusforschung 2009/2010, Brühl 2010, S. 488.
[12] Abdel-Latif, Omayma: Trends in Salafism, in: Emerson, Michael/ Kausch, Kristina/ Youngs, Richard (Hrsg.): Islamist Radicalization, The Challenge for Euro-Mediterranean Relations, Centre for European Policy Studies, Brussels 2006, S. 70.
[13] Roy, Olivier: Der islamische Weg nach Westen, S. 241 ff.
[14] Wiktorowicz, Quintan: Anatomy of the Salafi Movement, S. 208.
[15] Wiktorowicz, Quintan: Anatomy of the Salafi Movement, S. 217.
[16] Armborst, Andreas: A Profile of Religious Fundamentalism and Terrorist Activism, in: Defense Against Terrorism Review Vol. 2, No. 1, Spring 2009, S. 50.
[17] Roy, Olivier: Der islamische Weg nach Westen, S. 244.
[18] Wiktorowicz, Quintan: Anatomy of the Salafi Movement, S. 221 f.
[19] Fandy, Mamoun: Saudi Arabia and the Politics of Dissent, New York 2001, S. 61 f.
[20] Hasan, Noorhaidi: Ambivalent Doctrines and Conflicts in the Salafi Movement in Indonesia, in Meijer, Roel (Hrsg.): Global Salafism, Islam’s New Religios Movement, London 2009, S. 171.
[21] Wiktorowicz, Quintan: Anatomy of the Salafi Movement, S. 223 f.
[22] Salomon, Noah: The Salafi Critique of Islamism. Doctrines, Difference and the Problem of Islamic Political Action in Contemporary Sudan, in Meijer, Roel (Hrsg.): Global Salafism, Islam’s New Religios Movement, London 2009, S. 144.
[23] Ich danke Andreas Armborst für den Hinweis, dass in der Wissenschaft zwischen politischen Islam/ Islamismus und politischen Salafismus ein Unterschied gemacht wird; siehe auch in meinem Blog unter: http://jihadisalafismus.wordpress.com/2009/10/10/analyse-des-verfassungschutz-nrw-uber-den-salafismus-teil-2/.
[24] Abdel-Latif, Omayma: Trends in Salafism, S. 69 f.
[25] Hegghammer, Thomas: Jihadi-Salafis or Revolutionaries? On Religion and Politics in the Study of Militant Islamism, in Meijer, Roel (Hrsg.): Global Salafism, Islam’s New Religios Movement, London 2009, S. 255.
[26] Interview mit Abu Muhammad al-Maqdisi, in: al-Asr Magazin, Januar 2010, unter: http://jihadisalafismus.wordpress.com/category/abu-muhammad-al-maqdisi/.
[27] Paz, Reuven: Debates within the Family, Jihadi-Salafi Debates on Strategy, Takfir, Extremism, Suicide Bombings, and the Sense of the Apocalypse, in Meijer, Roel (Hrsg.): Global Salafism, Islam’s New Religios Movement, London 2009, S. 269 f.
[28] Meijer, Roel: Introduction, in Meijer, Roel (Hrsg.): Global Salafism, Islam’s New Religios Movement, London 2009, S. 24 f.
[29] Dengg, Oliver: Der Dschihad und das Mitmach-Netz. Wie „virtuelle Dschihadisten“ das Social Web nutzen, Schriftenreihe der Landesverteidigungsakademie 6/2010, Wien 2010.
[30] Rogan, Hanna: Al-Qaeda’s online media strategies: From Abu Reuter to Irhabi 007, Norwegian Defence Research Establishment (FFI), 01.12.2007, S. 48 ff.
[31] Brachman, Jarret: The next Osama, in Foreign Policy, 10. September 2009, unter: http://www.foreignpolicy.com/articles/2009/09/10/the_next_osama.
[32] Pargeter, Alison: The New Frontier of Jihad. Radical Islam in Europe, Philadelphia 2008, S. 14.
[33] Vidino, Lorenzo: Al Qaeda in Europe. The new Battleground of International Jihad, New York 2006, S. 48 f.
[34] Pargeter, Alison: The New Frontier of Jihad, S. 49.
[35] Kohlmann, Evan F.: AL-Qaeda’s Jihad in Europe. The Afghan-Bosnian Network, New York 2005, S. 186.
- Citation du texte
- Dirk Baehr (Auteur), 2011, Der deutsche Salafismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173076
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