Der Film „Jud Süß“ von 1940 gilt als „wirkungsmächtigster antisemitischer Hetzfilm des NS-Regimes“und kann für die heutige Rezeption als „weitgehend unsichtbarer 'Verdiktfilm'“ angesehen werden, der nur unter begleitetender Aufsicht gezeigt werden darf. Dieser seit Ende der NS-Herrschaft bestehende Umstand hat eine gewisse Änderung erfahren, denn auf der Berlinale 2010 feierte „Jud Süß - Film ohne Gewissen“ (Im Folgenden: „Film ohne Gewissen“) Premiere. Dieser Film zeigt eine Interpretation des Entstehungsprozesses von „Jud Süß“ und auch den Film selbst in verschiedenen Varianten: So sind Szenen in nachgestellten Drehs zu sehen, Original-Filmmaterial und Original-Filmmaterial mit digital einkopierten Köpfen der Darstellenden aus „Film ohne Gewissen“. Auf diese Weise können Teile aus „Jud Süß“ wieder im Kino und ohne wissenschaftliche Begleitung gesehen werden.
Dieser Umstand ist Anlass, danach zu fragen, wie diese Bearbeitung des „Jud Süß“-Stoffes in Presserezensionen aufgenommen wurde und wie sie in der Tradition von Rezeptionen des Filmes nach 1945 stehen. Im Folgenden werde ich einige Punkte herausarbeiten, die ich als zentral für die Rezeption des Films von 1940 erachte. Jeweils anschließend sollen die Positionen der Rezensionen zu „Film ohne Gewissen“ von Oskar Roehler aufgezeigt werden und eine Einordnung in die zuvor dargestellte Rezeption stattfinden. Diese Arbeit beansprucht schon allein wegen der willkürlichen Quellenauswahl keinen Anspruch auf eine umfassende Analyse, soll aber erste Hinweise darauf liefern, wie 70 Jahre nach der Uraufführung von „Jud Süß“ mit diesem Werk umgegangen wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Rolle des Regisseurs: Veit Harlan
- Der Schauspieler Ferdinand Marian
- Die Beteiligten und der Nationalsozialismus — verstrickt oder verführt?
- Die Dämonisierung des Films als Täter
- Resümee
- Literaturverzeichnis
- Quellen
- Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rezeption des Films „Jud Süß" von 1940 und seiner Bearbeitung „Jud Süß - Film ohne Gewissen" in der deutschen Presse. Sie analysiert die Kontinuitäten und Brüche in der Rezeption des Films nach 1945 und beleuchtet die Rolle von Regisseur Veit Harlan und Schauspieler Ferdinand Marian in diesem Kontext.
- Die Rolle des Regisseurs Veit Harlan in der Rezeption von „Jud Süß" und „Film ohne Gewissen"
- Die Darstellung des Schauspielers Ferdinand Marian in den Rezensionen und in „Film ohne Gewissen"
- Die Frage der Verstrickung oder Verführung von Künstlern im Nationalsozialismus
- Die Dämonisierung des Films „Jud Süß" als Täter und die Frage seiner Wirkung
- Die Kontinuitäten und Brüche in der Rezeption von „Jud Süß" nach 1945
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und beleuchtet die Rezeption des Films „Jud Süß" und seiner Bearbeitung „Film ohne Gewissen". Sie stellt die Forschungsfrage nach den Kontinuitäten und Brüchen in der Rezeption des Films nach 1945 und gibt einen Überblick über die verwendeten Quellen.
Das Kapitel „Die Rolle des Regisseurs: Veit Harlan" analysiert die Rezeption von Veit Harlan in der deutschen Presse. Es wird deutlich, dass Harlan in den Rezensionen zu „Film ohne Gewissen" eher am Rande erwähnt wird und ihm eine weitreichende Schuld abgesprochen wird.
Das Kapitel „Der Schauspieler Ferdinand Marian" widmet sich der Rezeption von Ferdinand Marian in den Rezensionen und in „Film ohne Gewissen". Es wird deutlich, dass Marian in den Rezensionen fast ausschließlich in Zusammenhang mit seiner Rolle porträtiert wird und die Grenzen zwischen beiden Figuren verschwimmen.
Das Kapitel „Die Beteiligten und der Nationalsozialismus — verstrickt oder verführt?" untersucht die Frage der Verstrickung oder Verführung von Künstlern im Nationalsozialismus. Die Rezensionen verhandeln die Rolle der beteiligten Künstler ambivalent und greifen das Motiv der Verführung auf, kritisieren aber gleichzeitig die Darstellung in „Film ohne Gewissen", die das Verhältnis zwischen Joseph Goebbels und Ferdinand Marian als Täter-Opfer-Beziehung konstruiert.
Das Kapitel „Die Dämonisierung des Films als Täter" analysiert die Dämonisierung des Films „Jud Süß" als Täter und die Frage seiner Wirkung. Es wird deutlich, dass der Film in den Rezensionen als „perfidester" Film des NS-Regimes bezeichnet wird und ihm eine einfache Kausalbeziehung mit antisemitischen Aktionen zugeschrieben wird.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Film „Jud Süß", die Rezeption des Films in der deutschen Presse, die Rolle von Veit Harlan und Ferdinand Marian, die Verstrickung von Künstlern im Nationalsozialismus, die Dämonisierung des Films als Täter und die Frage seiner Wirkung.
- Quote paper
- Silvio Schwartz (Author), 2010, Rezensionen zu „Jud Süß - Film ohne Gewissen“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172455
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