Diskursgeschichte als Methode zur Analyse von Machtverhältnissen, Gesetzmäßigkeiten und Abhängigkeiten, die in personenübergreifenden Rede- und Textsystemen zum Ausdruck kommen.
Eine Annäherung an historische Diskursanalyse
Literatur
- Claudia Bruns: Wissen - Macht - Subjekte(e). Dimensionen historischer Diskursanalyse am Beispiel des Männerbunddiskurses im Wilhelminischen Kaiserreich, in: Franz X. Eder: Historische Diskursanalysen, Genealogie, Theorie, Anwendungen, Wiesbaden 2006, S.189-203.
- Claudia Bruns (2008): Politik des Eros. Der Männerbund in Wissenschaft, Politik und Jugendkultur (1880-1934), Köln/Weimar/Wien 2008, S.9-47.
- Franz X. Eder: Historische Diskurse und ihre Analyse - eine Einleitung, in: ders.: Historische Diskursanalysen, Genealogie, Theorie, Anwendungen, Wiesbaden 2006, S.9-23.
- Peter Haslinger: Diskurs, Sprache, Zeit, Identität. Pladoyer für eine erweiterte Diskursgeschichte, in: Franz X. Eder: Historische Diskursanalysen, Genealogie, Theorie, Anwendungen, Wiesbaden 2006, S.27-50.
- Philip Sarasin: Geschichtswissenschaft und Diskursanalyse, Frankfurt am Main 2003, S.7-60.
Auf andere Autor_innen, z.B. Norman Fairclough, Siegfried Jäger, Achim Landwehr und Ruth Wodak, wird an dieser Stelle nicht eingegangen.
Begriffsbestimmungen
Die verwendeten Begriffe werden von den Autor_innen unterschiedlich konzeptualisiert und gebraucht. Auch über den Oberbegriff besteht keine Einigkeit – Haslinger stellt eine latente Konkurrenz zwischen den Begriffen „historische Diskursanalyse“ und „Diskursgeschichte“ fest.[1] Die Autor_innen beziehen sich auf die „deutsche Geschichtswissenschaft“, wobei nicht immer klar ist, ob damit eine sprachliche oder geographische Eingrenzung gemeint ist.
Im Folgenden können die verschiedenen Definitionen nur angerissen werden – ich möchte dadurch in erster Linie aufzeigen, welche unterschiedlichen Auffassungen vorhanden sind.
Diskurs
Claudia Bruns sieht Diskurse als Differenz zwischen dem, was jemand zu einer bestimmten Zeit potenziell nach Regeln der Grammatik äußern konnte und dem, was tatsächlich gesagt worden ist.[2] Diskurse nach Eder sind Praktiken, die Aussagen zu einem bestimmten Thema systematisch organisieren und regulieren und damit die Möglichkeitsbedingungen des von einer sozialen Gruppe in einem Zeitraum Denk- und Sagbaren bestimmen. Michel Foucault bildet den Ausgangspunkt der Diskursdebatte in den Geschichtswissenschaften.[3]
Diskursanalyse
Diskursanalyse sieht Franz X. Eder nicht als Methode an, die man „lernen“ könnte, sondern als Forschungsprogramm bzw. Forschungsperspektive. Philip Sarasin versteht sie als theoretische und philosophische Haltung. Es können unterschiedliche wissenschaftlich ausgearbeitete und explizite Methoden und Verfahren eingesetzt werden können, abhängig davon, ob die textuelle Ebene, die diskursive Ebene oder die Ebene diskursiver sozialer Praktiken in den Vordergrund rücken soll. Dabei spielen die Fragen- und Hypothesenstellung ebenso eine Rolle wie der vorhandene Quellenkorpus. Anstatt nach Makro- und Mikroebene und nach Struktur und Praxis zu differenzieren, können Fiktion und Realitat, Denken und Handeln, Kultur und Politik als miteinander verwoben betrachtet werden.[4] Ziel nach Sarasin sei es, die formellen Bedingungen zu untersuchen, die die Produktion von Sinn steuern.[5]
[...]
[1] Haslinger, S.27.
[1] Bruns, S.191.
[1] Eder, S.13.
[1] Bruns, S.189; Eder, S.13; Sarasin, S.8.
[1] Sarasin, S.33.
- Quote paper
- Silvio Schwartz (Author), 2009, Eine Annäherung an historische Diskursanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172453