Die hier vorliegende historisch- kritische Exegese beschäftigt sich mit dem Vater Unser (Mt 6,9-13). Ansatzweise wird die anschließende Doxologie angesprochen, diese bleibt jedoch im Hintergrund. Das Bittgebet1 an sich ist mir in meinen bisherigen Lebensjahren sehr vertraut geworden. Sobald ich jedoch versuchte, mir inhaltlich über die Zusammenhänge klar zu werden, empfand ich es als fremd. Immer wieder fragte ich mich, was hinter den Bitten steht. Die dabei aufkommenden Fragen blieben bisher unbeantwortet. In einer Vorlesung über Jesus von Nazareth an der TU Braunschweig bei Hr. Prof. Wehnert habe ich erste, inhaltlich und vertiefende Zugänge zu dem Gebet gefunden. Aber auch dort war die Zeit nicht gegeben, um sich näher mit dem Gebet, was zentral im christlichen Glauben verankert ist, zu beschäftigen. An dieser Stelle möchte ich nun die Chance nutzen, das Gebet nach seinem damaligen Verständnis, seiner Bedeutung und Aussagekraft zu untersuchen.
Zwar gibt es das Vater Unser, auch Unservater genannt, ebenfalls bei Lukas (Lk 11,2-4), ich habe mich aber für die matthäische Form entschieden. Die Entscheidung wurzelt darin, dass mir diese Form gegenwärtiger ist und in der liturgischen Form auch stärkeren Anklang gefunden hat.[...]
3. Literarkritik / Quellenkritik
Das Vater Unser kommt, wie bereits erwähnt, in den synoptischen Evangelien zwei Mal vor: Lk 11,2-4 und Mt 6,9-13. Markus hat das Bittgebet nicht, weist aber in der Getsemani Perikope durch Logien Vergleichbarkeiten auf. Außerdem ist das Vater Unser auch in der Did 8,2 f. zu finden und ähnelt dabei der matthäischen Form.14
Das synoptische Problem ist in der Wissenschaft mit diversen Hypothesen versucht worden zu lösen. An dieser Stelle soll ein eine knappe Erläuterung der Benutzungshypothese angeführt werden.
[...]
6. Religionsgeschichtlicher Vergleich
Das Vater Unser weist vor allem zu zwei jüdischen Gebeten Ähnlichkeiten auf. Ich werde in diesem Schritt zunächst das Vater Unser mit dem Qaddisch vergleichen. Danach soll ein Vergleich zu dem Schemone-Esre erfolgen.[...]
9. Gesamtinterpretation und Stellungnahme
Die Anrede
Vater bedeutet auf aramäisch abba.65 Dieses abba kann je nach Artikulation als familiärer Papa, aber auch als mein Vater verstanden werden. Letzteres ist in dem uns vorliegenden Kontext der Fall. Die unverwechselbare Anrede mit Vater offenbart sich erst später, in der Zeit, als die Christen griechisch sprachen, die das aramäische abba übernahmen. [...]
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Übersetzungsvergleich
1.1. Vergleich der Übersetzungen
1.2. Begründung der Übersetzungsauswahl
2. Textanalyse
3. Literarkritik / Quellenkritik
4. Formkritik / Formgeschichte
5. Traditionsgeschichte
6. Religionsgeschichtlicher Vergleich
7. Redaktionskritik / Redaktionsgeschichte
8. Pragmatische Analyse
9. Gesamtinterpretation und Stellungnahme
- Arbeit zitieren
- Laura Kirchner (Autor:in), 2011, Exegese zum "Vater Unser" (Mt), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172063
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