Aus der Problemskizze:
"Die Schwierigkeit, angemessen von Gottes Vorsehung angesichts des farben- und facettenreichen, allzuoft aber auch tristen und unverständlich trüben Weltenlaufes zu reden, ist nicht nur sprichwörtlich seit biblischen Zeiten in verschiedenen Ansätzen sowohl klagend festgestellt als auch denkerisch zu lösen versucht worden. [...]
Auch Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher selbst hatte Schwierigkeiten, den Begriff der Vorsehung, zumal in seiner seit der altprotestantischen Orthodoxie klassisch gewordenen Prägung, unbesehen zu übernehmen, da er befürchtete, er stelle nicht scharf genug „die Beziehung jedes einzelnen Theiles auf den Zusammenhang des Ganzen“ heraus oder lasse „das göttliche Weltregiment [verstanden] als eine innerlich zusammenstimmende Anordnung“ nicht eindeutig erkennbar werden. Er entwickelt sein Verständnis einer [...] göttlichen Vorsehung, indem er anhand der von ihm so genannten „schlechthinigen Abhängigkeit“ des unmittelbaren Selbstbewußtseins als Frömmigkeit im ersten Teil seiner Glaubenslehre, bes. §§ 36-39; 46-49 und §§ 54f., das Verhältnis des Menschen zu Gott als Schöpfer, worunter er Gott in erster Linie auch als die Schöpfung Erhaltenden versteht, näher bestimmt und dann über eine auf die Erlösung bezogene Lehre der göttlichen Eigenschaften in den §§ 164-169 die Begründung für einen recht verstandenen Begriff der Weltregierung Gottes gibt.
Diese Seminararbeit versucht nach einer grundlegenden Darstellung des Glaubens als „Gefühl schlechthiniger Abhängigkeit“ als terminologischer Leitfaden der Glaubenslehre anhand der oben aufgezeigten Orientierungslinie zu erfassen, was genau nach Schleiermacher unter Schöpfung und ihrer Erhaltung zu verstehen ist. Dabei wird es in einem eigenen Abschnitt geboten sein, näher auf die Problematik des in der von Gott geordneten und in ihrem Sosein gewollten Welt erfahrbaren Übels – die Frage nach den „guten und […] bösen Brunnen“ – einzugehen sowie anschließend zu betrachten, was innerhalb dieser Kategorien vor allem für den sich sowohl als schlechthin abhängig als auch partiell frei verstehenden Menschen der sogenannte „Naturzusammenhang“ austrägt für die Begriffe der göttlichen Allmacht und Allursächlichkeit. In einem letzten Schritt wird zu zeigen sein, wie der als Liebe und Weisheit verstandene Gott in der und durch die Erlösung erkannt werden kann und wie das Ziel der göttlichen Weltregierung, mithin der göttlichen Vorherbestimmung, nach Schleiermacher zu bestimmen ist."
- Arbeit zitieren
- Ferenc Herzig (Autor:in), 2011, Vorbestimmt und abgesegnet - Schleiermachers Begriff einer göttlichen Vorsehung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/171420
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