Die positiven Wirkungen einer Sporttherapie, insbesondere eines Ausdauertrainings, auf den menschlichen Organismus mit der Förderung von Leistungsfähigkeit, Wohlbefinden von Körper und Seele und der Erhaltung oder Wiederherstellung von Gesundheit erscheinen uns bekannt. Das deutsche Gesundheitssystem mit seinem Reformdschungel verlangt jedoch den exakten Nachweis der Wirksamkeit aller erstattungsfähigen Therapeutika. Dazu gehört auch die Sporttherapie. Diese Wirksamkeit beim Gesunden und im Hochleistungssport wird durch Untersuchungen insbesondere zur Trainingsphysiologie ständig nachgewiesen und es ist inzwischen unbestritten, dass auch der kranke Organismus diesen Regeln folgt. Natürlich kann seine Adaptationsfähigkeit eingeschränkt und veränderte Qualität und Quantität im Vergleich zum „Gesunden“ vorhanden sein, aber auch hier sind positive Effekte in zahlreichen Studien (siehe auch Literatur) sicher dokumentiert. Sporttherapie ist also, fachlich kompetent eingesetzt, sogar erstattungsfähig, auch wenn manche Verbände oder Kassen damit Probleme haben.
Die allgemeinen Gesetzmäßigkeiten des sportlichen Trainings als Grundlage der Sporttherapie sollten schon Basiswissen von Sportmedizinern, sportmedizinisch tätigen Kolleginnen und Kollegen und jedes Sporttherapeuten sein. [...]
Inhaltsverzeichnis
Einführung
1.Training Sporttherapie
2. Regeneration (Wiederherstellung) und Entspannung
3. Wirkungen des angepassten Training
4. Trainingsbereiche/ -formen
5. Trainingsmethoden
6. Beispiele zur Trainingsgestaltung
7. Literatur und weiterführende Literatur
Der Autor
Nachtrag
Einführung
Die positiven Wirkungen einer Sporttherapie, insbesondere eines Ausdauertrainings, auf den menschlichen Organismus mit der Förderung von Leistungsfähigkeit, Wohlbefinden von Körper und Seele und der Erhaltung oder Wiederherstellung von Gesundheit erscheinen uns bekannt. Das deutsche Gesundheitssystem mit seinem Reformdschungel verlangt jedoch den exakten Nachweis der Wirksamkeit aller erstattungsfähigen Therapeutika. Dazu gehört auch die Sporttherapie. Diese Wirksamkeit beim Gesunden und im Hochleistungssport wird durch Untersuchungen insbesondere zur Trainingsphysiologie ständig nachgewiesen und es ist inzwischen unbestritten, dass auch der kranke Organismus diesen Regeln folgt. Natürlich kann seine Adaptationsfähigkeit eingeschränkt und veränderte Qualität und Quantität im Vergleich zum „Gesunden“ vorhanden sein, aber auch hier sind positive Effekte in zahlreichen Studien (siehe auch Literatur) sicher dokumentiert. Sporttherapie ist also, fachlich kompetent eingesetzt, sogar erstattungsfähig, auch wenn manche Verbände oder Kassen damit Probleme haben.
Die allgemeinen Gesetzmäßigkeiten des sportlichen Trainings als Grundlage der Sporttherapie sollten schon Basiswissen von Sportmedizinern, sportmedizinisch tätigen Kolleginnen und Kollegen und jedes Sporttherapeuten sein.
Wir geben hier jedoch keine Trainingslehre oder Grundlagentheorie wieder und unsere Ausführungen haben nur bedingt Lehrbuchcharakter. So ist dieser Teil II ein Mix aus Information zu Grundlagen, eigenen Erkenntnissen und ebenso wie der Teil I (Leistungsdiagnostik) nur ein repetitorisches Vademecum, mit Basiswiederholungen und mit Hinweisen auf einige wichtige trainingsphysiologische und allgemeine Aspekte für eine funktionelle Sporttherapie hier im Sinne. von Training, wobei der Schwerpunkt auf den Ausdauerbereich gelegt wird und die sportmedizinische Sichtweise überwiegt! Denn unter Ausdauertraining versteht man Trainingsprogramme und –formen, deren Ziel es ist, die Fähigkeit des Körpers zu verbessern, über einen ausgedehnten Zeitraum Leistung zu erbringen! Ausdauertraining trägt wesentlich dazu bei einen guten Gesundheitszustand zu entwickeln, also gesundheitsfördernd im Sinne der Ottawa-Charta zu sein. Insbesondere sind positive Effekte auf das Herz-Kreislaufsystem zu nennen, was sich beispielsweise in einer deutlichen Reduktion des Herzinfarktrisikos ausdrückt (siehe Literatur) und in der Stärkung des Immunsystems, sowie einer „Verbesserung“ des Blutbildes.
Für das Nachschlagen in den Standartwerken von Autoren wie Harre, Neumann, Hollmann, Shephard, Ảstrand oder Badtke u.v.a. findet sich als „Wegweiser“ das Literaturverzeichnis. Insbesondere sei auch auf die „Sports Medicine – Principles of Primary Care“ von Giles R. Scuderi, Peter McCann and Peter J. Bruno, Mosby St-Louis, verwiesen!
Wie im Teil I sind unserer Meinung nach wichtige Dinge mit einem Merke versehen, Cave weist auf Beachtenswertes hin und unter dem Schlagwort: Aspekt, gibt es zu einigen Themen Zusatzinformationen, die auch Behandlungsgrundlagen und therapeutische Ansätze beinhalten.
Wir wollen aber auch erinnern an moderne Möglichkeiten der Belastungssteuerung und hinweisen auf die rehabilitativen Einsatzfelder, Laufen und Gehen (Walking, Nordic Walking), Radfahren und Skilaufen und wünschen uns damit insbesondere den Präventionsgedanken, sei es primär, sekundär oder tertiär, in Erinnerung gebracht zu haben.
R.Gassel
Training/Sporttherapie
1.Das sportliche Training
Training bezeichnet im Sport einen komplexen Handlungsprozess mit dem Ziel der planmäßigen und sachorientierten Einwirkung auf den sportlichen Leistungszustand und auf die Fähigkeit zur bestmöglichen Leistungspräsentation in Bewährungssituationen.
- Als komplex wird in diesem Zusammenhang ein Handlungsprozess bezeichnet, der darauf ausgerichtet ist, angemessene Wirkungen auf alle leistungsrelevanten Merkmale des Sportlers zu erzielen.
- Planmäßigkeit ist gegeben, wenn Teilziele, Trainingsinhalte, Trainingsmethoden, Trainingsaufbau und Trainingsorganisation (unter Beachtung trainings-wissenschaftlicher Erkenntnisse und trainingspraktischer Erfahrung) über einen längeren Zeitraum hinweg im Voraus festgelegt sind, wenn sich der Trainingsvollzug an diesen Vorgaben orientiert, wenn die Durchführung kontrolliert wird, wenn die Wirkung mit differenzierenden Leistungskontrollen überprüft wird, wenn also eine Steuerung und Regelung im Hinblick auf das angestrebte Ziel erfolgt.
- Sachorientiert heißt, dass alle Handlungen so ausgeführt werden, dass sie auf direktem Weg zu dem angestrebten Ziel einer bestimmten Leistung oder einem bestimmten Leistungszustand hinführen.
- Je nach Trainingsziel soll durch Training der Leistungszustand des Sportlers erhöht, erhalten oder auch reduziert (Abtrainieren) werden. Im Training kann sowohl selbst trainiert (als Sportler) werden als auch jemand trainiert (als Trainer) werden (vgl. Harre, Hollmann, Röthig u.a. 1992)
- Sportmedizinisch ist T. außerdem: die planmäßige Belastung mittels Körperübungen mit dem Versuch der psychischen und physischen Vervollkommnung oder Wiederherstellung (Rehabilitationstraining)
- Trainingsziele u.a.:
- Verbesserung einer bestimmten motorischen Leistung (Ausdauer, Schnelligkeit, Kraft, Beweglichkeit, Koordination)
- Neubildung von Strukturen (Muskelmasse, Blutvolumen, energetische Speicher)
- Allgemeines Ziel: Verbesserung oder Rekonstruktion der Leistungsfähigkeit von Organ- und Funktionssystemen
- Adaptation im überdurchschnittlichen Maß nur im leistungssportlichen Bereich erforderlich!
2.Das Üben
- Umfasst Maßnahmen zum verbessern bestehender morphologischer Strukturen
- Übungseffekte treten bereits nach wenigen Wiederholungen, nach wenigen Tagen auf, Þ dies ist ausreichend Evidenz basiert
Beispiel: tägliche gleichbleibende Ergometerbelastung
Þ Fahren über drei Stufen von 25 bis 75 Watt über 9 Minuten führt bereits nach drei Tagen zu einer zunehmenden Senkung des Energieverbrauches! (siehe auch Literatur)!
Merke: man unterscheidet aus didaktischen Gründen zwischen Training und Üben, Übergänge sind fließend, morphologisch erfassbare Trainingswirkungen benötigen lange Zeit der Reizeinwirkung (Wochen bis Monate)! Im stationär/ambulanten Bereich zur Rehabilitation/Kur beruhen fast alle Effekte der Leistungssteigerung auf Übungseffekten!
3.Die Sporttherapie
- ist die Anwendung von Körperübungen, dosiert nach Art, Dauer, Intensität,
- Wiederholungshäufigkeit, dem Verhältnis Belastung zu Erholung nach dem Grundprinzipien der wissenschaftlichen Trainingslehre
- Soll grundsätzlich ganzheitlich ausgerichtet sein (körperlich, seelisch, sozial!)
- Gesundheitsfördernd wirken
Merke: Dies gilt auch für den kranken Organismus, angepasst und abgewandelt an seine veränderte Trainierbarkeit und Adaptationsmöglichkeit sowie der gewünschten Notwendigkeiten (siehe auch Literatur/ Reinhold)
4.Das Übungsprogramm
- Muss einfach und wiederholbar sein
- Muss ein Körpergefühl erzeugen und erfahrungsbildend (ggf. auch durch Irrtum!) sein
Merke: bei einer stationären Heilbehandlung ist beispielsweise zu unterscheiden zwischen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bei vielen Erkrankungen sind Trainingsanpassungen eher negativ
Beispiel: bei einer peripheren ADBS könnte ein Maximalkrafttraining zu einer Hypertrophie der Muskulatur führen (Wadenmuskulatur) Þ weitere Herabsetzung der Leistungsfähigkeit der sowieso schlecht durchbluteten Muskulatur!
5.Grundregeln (Leitlinien) der Belastung durch eine Sporttherapie/Training
Merke: Schultz/Arndtsche Regel: schwache Reize wirken anregend, starke Reize lösen Anpassungen aus, sehr starke Reize können den Organismus schädigen!
Belastung kann als kybernetisches Modell einfach erklärt werden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Belastung Beanspruchung Reaktionen/Adaptationen
Merke: die körperliche Belastung entspricht dem typischen Stressmodell, es kommt immer zu einer Erschöpfung mit anschließender Erholung (siehe auch dort) bei adäquater Durchführung der Belastung antwortet der Körper mit einer Adaptation und einer Steigerung der Belastbarkeit! (siehe auch Þ Überkompensation)
- Jede Belastung verändert den Organismus, sie ist immer entsprechend des Ziels und dem individuellen Leistungsvermögen zu dosieren (nach Anamnese, bei Patienten Klinik, Leistungsdiagnostik, Alter, Geschlecht etc.)
- Sie muss nach Art, Dauer, Trainingshäufigkeit/Erholungsphase individuell dosiert werden, ggf. Gruppenarbeit
- Bei Adaptationseffekten muss die Belastung ggf. gesteigert werden (im Trainingsverlauf) um weiterhin Reize zu setzen (siehe Trainingsprinzipien)
- Die Belastung stört (gewollt) die Homöostase mit unterschiedlichen Auslenkungen je nach Alter, Geschlecht, Vorerkrankung, Trainingszustand.
- Gleiche äußere Belastungsreize können völlig unterschiedlich adaptiert oder sogar negativ darauf reagiert werden
- Das Dosis-Wirkungs-Modell trifft auch die Sporttherapie/Training zu
Je nach Ausgangssituation ist für das Behandlungs- oder Trainingsziel adäquat einer medikamentösen Therapie die Belastungsanforderung exakt festzulegen (schriftlich und in Absprache mit dem Probanden/Sportler/Patienten) und nur mit dessen Einverständnis
Merke:
Es sollte immer ein Basisprogramm geben, um das/ein vorher fest bestimmtes Trainingsziel
- möglichst rasch (Zeitziele, Zeitfenster)
- möglichst einfach (Wahl der Trainingsmittel, Aufwand)
- mit möglichst geringem (gesundheitlichen) Risiko zu erreichen.
- jede Trainingskurve verläuft asymptomatisch! Þ je besser der Trainingszustand, umso geringer der Leistungszuwachs bei gleicher Trainingsintensität
Für den Anfänger wichtig:
Art der Trainingsmittel ist nicht entscheidend für Trainingsfortschritt, jedoch die Intensität! Þ Anteil des VO2max, der im Training umgesetzt wird!
Nach Svedenhag finden sich bei bisher Untrainierten keine Unterschiede ob Intervallmethode oder Dauermethode als Trainingsmittel eingesetzt wurde (siehe auch Trainingsmethoden)
- Noch einmal: Jede Belastung bewirkt eine bestimmte Beanspruchung
- Wiederholt hohe Belastungen lösen Anpassungsprozesse aus, die psychophysische Leistungsfähigkeit steigt
- Bei optimaler Steuerung von Be- und Entlastung kann die Trainingsbelastung und Trainingsadaptation bis zur individuellen Grenze genutzt werden.
- Je älter der Patient/Sportler um so geringer ist die Leistungsreserve (am höchsten zwischen 20-30, danach Abnahme um 8-10% pro Dekade (siehe auch Teil I Leistungsdiagnostik)
wichtige biologische Steuergrößen
- Herzfrequenz (Puls/min)
- Herzfrequenzvariabilität
- Sauerstoffaufnahme, maximale Sauerstoffaufnahme VO2max
- Energieumsatz
- Laktat (individuelle anaerobe Schwelle ist nicht trainierbar!)
- Harnstoff und CK (Kreatininkinase)
siehe auch Leistungsdiagnostik (Teil I) und Abschnitt: Trainingssteuerung
Merke also:
Grundlage für einen Trainingserfolg ist die Anpassung des Individuums auf anatomischer (funktioneller), energetischer und psychophysischer Ebene, dies stellt immer eine Entität dar. Man spricht von einer biologischen Anpassung.
Die anatomischen und funktionellen sowie physischen Wirkungen werden später noch besprochen.
Trainingsprinzipien
Um die genannten Anpassungsvorgänge auszulösen und zu stabilisieren müssen bei der Planung und Steuerung des Trainings einige allgemeingültige Gesetzmäßigkeiten beachtet werden.
In der Trainingswissenschaft hat man hierzu Trainingsprinzipien verfasst, und entsprechend ihrer Absicht in solche zur Auslösung, Sicherung und Steuerung der Anpassung unterteilt. Die im Folgenden näher erläuterten Prinzipien sind diejenigen, mit denen sich der Skisportler aufgrund ihres biologischen Hintergrundes am häufigsten auseinandersetzen muss. Die Tabelle gibt einen Überblick über die Trainingsprinzipien und ihre biologischen Gesetzmäßigkeiten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. TL1 aus Zintl 1990
Prinzip des wirksamen Reizes
Es besagt, dass ein Trainingsreiz eine bestimmte Intensitätsschwelle übersteigen muss um überhaupt eine Anpassungsreaktion auszulösen d.h. um trainingswirksam zu sein. Die notwendige Höhe des Reizes ist dabei vom Trainingszustand des jeweiligen Sportlers abhängig.
Prinzip der progressiven Belastungssteuerung
Im Zuge der Trainingsanpassungen über einige Zeit wirkt derselbe Reiz irgendwann nicht mehr überschwellig und ruft daher keine weitere Leistungssteigerung hervor. Die Konsequenz daraus ist die fortschreitende Steigerung der Trainingsbelastung in gewissen Zeitabständen. Diese kann je nachdem welche Vorraussetzungen beim Sportler vorliegen allmählich oder sprunghaft geschehen.
Prinzip der Variation der Trainingsbelastung
Im Zusammenhang mit funktionellen und organischen Anpassungen des Organismus an Trainingsbelastungen spielt das vegetative Nervensystem eine wichtige Rolle. Bei zu eintöniger Belastungsgestaltung und einer daraus resultierenden gleichartigen Stimulierung verliert der Sympathikus seinen ergotropen (Leistungssteigernden) Effekt. Es kommt zu einer Stagnation des Trainingsgewinns.
Prinzip der optimalen Gestaltung von Belastung und Erholung
Dieses Prinzip beruht auf der Tatsache, dass jeder Trainingsbelastung (katabolen Phase) eine gewisse Zeit der Wiederherstellung (anabole Phase) folgen muss, um eine erneute gleichartige Belastung bei günstigen Voraussetzungen durchführen zu können. Dieses Prinzip basiert auf dem Phänomen der Superkompensation das besagt, dass die Wiederherstellung nach einer Belastung nicht nur bis zum Ausgangsniveau erfolgt, sondern darüber hinaus. (vgl. Abb.TL)
Prinzip der Kontinuität
Um eine Trainingseffekt nicht nur auszulösen, sondern die Leistungsfähigkeit auf dem neuen Niveau zu stabilisieren ist es notwendig, dass die Belastungen über einen längeren Zeitraum (Wochen – Monate) kontinuierlich wiederholt werden. Die endgültige Adaptation ist erst erreicht, wenn die Umstellung in allen Funktions¬systemen erfolgt ist.
Prinzip der Individualität und Altersgemäßheit
Die Anpassungsfähigkeit an gesetzte Trainingsreize ist individuellen durchaus unterschiedlich ausgeprägt. Dies liegt zum einen an der unterschiedlichen Genexpression also den entsprechenden Erbanlagen und zum anderen an den Persönlichkeitsmerkmalen des einzelnen Sportlers. Diese wiederum unterliegen der biologischen Entwicklung des Individuums, also seinem biologischen Alter. Bestimmten konditionellen und koordinativen Fähigkeiten werden so genannte sensitive Phasen zugeordnet, also Zeitabschnitte in der biologischen Entwicklung mit erhöhter Anpassungsfähigkeit. Diese sind im Sinne der langfristigen Leistungsentwicklung unbedingt zu beachten.
Prinzip der regulierenden Wechselwirkung
Verschiedene Elemente des Trainings können sich positiv oder negativ beeinflussen. Das Prinzip besagt, dass bei der Planung des Trainings darauf geachtet werden muss negative Wechselwirkungen einzelner Trainingsinhalte möglichst zu vermeiden.
Modell der Superkompensation
Merke: der Nettoeffekt der Leistungssteigerung wird als Superkompensation bezeichnet
Beste Form der Adaptation (siehe auch Kompensation/Regeneration)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.: Superkompensation (modif n. Neumann)
Vom jeweiligen individuellen Leistungsniveau ausgehend
- kommt es zunächst durch den Trainingsreiz zu einer Ermüdung (siehe auch dort!) und einem damit verbundenen Verringern des Leistungsniveaus,
- dann setzt die Regenerationsphase ein, die zeitlich (Länge) abhängig von der vorangehenden Belastung ist
- zum Ende der Regenerationsphase wird dann ein höheres Niveau der Leistungsfähigkeit als zu Beginn des Trainingsprozesses erreicht.
Dieser verschwindet jedoch wieder, wenn an diese zeitlich keine neuen Trainingsbelastungen mehr als Reiz gesetzt werden.(siehe unten)
Cave: die Superkompensation ist eines der wichtigsten Trainingsziele, da indirekt das physische Leistungsniveau gesteigert wird!
Merke: Belastung und Entlastung sind eine Einheit im Trainingsprozess und führen (richtig dosiert) zur Widerherstellung der Homöostase und zur Kompensation auf einem höheren Niveau (Modell der Superkompensation)
Ebenso sind Kompensation und Regeneration ebenfalls eine Einheit!
- Einstellung einesneuen Gleichgewichtes mit verbesserter Grundleistung
- Je schlechter der Trainingszustand ums langsamer geht dieser Prozess
- Anzustreben: nächstes Training in der Superkompensationsphase mit dem Ziel einer optimalen Adaptation
- Ein bestimmtes Maß an Zuwachs der Leistung sollte nicht überschritten werden (Gefahr neuer Gesundheitsschäden, muskuläre Hypertrophie, Herzbelastung ...)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. Be- und Entlastungsphasen mit Kompensationseffekt (nach Neumann)
- Kontinuierliche Trainingsreize führen beim Trainingsanfänger fast immer schnell zu einem höheren Leistungsniveau mit anschließendem fehlenden Kurvenanstieg (Sättigung) bei gleicher Trainingsbelastung Þ erst nach Trainingsvariabilität mit höherem Leistungsniveau Þ erneuter Zuwachs der Leistungsfähigkeit
- Je höher das Leistungsniveau ist umso geringer der weitere Zuwachs
Beispiel: ein Neueinsteiger kann bei passenden gesundheitlichen und Rahmenbedingungen seinen 2 Marathon oft bis zu eine halbe Stunde schneller laufen als den ersten! Im Hochleistungsbereich gibt es i.d.R. nur Minutenzuwachs! (eigene Entwicklung: erster Marathon 3:34, Zweiter 2:51 Sechster 2:25, im Laufe von drei Jahren)
Merke: Ökonomisierungseffekt: ist ein übrigbleibendes leicht erhöhtes Trainings- bzw. Leistungsniveau als Residuum des früheren Trainings Þ
Beendigung eines jahrelangen Trainings führt zu raschem Leistungsabfall mit anschließender langsamer Rückbildung des Leistungsniveaus bis zum Ökonomisierungseffekt
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Steuergrößen beim Training/Üben
1. Umfang: Quantität des in verschiedenen Trainingsabschnitten geplanten oder realisieren Trainings (Stunden oder Strecke (Kilometer)
2. Dauer: zeitliche Festlegung (Begrenzung) der Trainings-belastungnach Zeit oder nach Streckenlänge
3. Intensität: individuell dosierbar, Stärke der Trainingsbelastung (i.d.R. nach entsprechendem Leistungstest (PWC+Laktat) Festlegung einer Geschwindigkeit, Leistung ***siehe dort
4. Häufigkeit: Anzahl der Trainingseinheiten pro Abschnitt oder während einer Rehabilitation
5. Dichte: Verhältnis von Belastung und Erholung innerhalb einer Trainingseinheit/Trainingstages/Woche/Abschnittes
6. Frequenz: Frequenz zyklischer Bewegungen beim Sport (Tritt-frequenz, Schrittfrequenz)
*** Intensität der Belastung
Merke: es wird unterschieden zwischen motorischer Belastung (Außeneinwirkung) und innerer Beanspruchung!
Gleiche motorische Belastung kann individuell extrem unterschiedliche Beanspruchung auslösen
Beispiel: Patient nach Herzinfarkt bereits mit Laktat 4 mmol/l bei 1,7 m/s Lauftempo oder 25 Watt Fahrradergometer! Bei normal Trainierten dagegen 4 mmol/l Laktat bei 3 m/s oder 5,5 m/s bei Ausdauerläufern (siehe auch Literatur /Buhl)
- Belastung kann in Watt (bei Ergometertraining/Fahrrad) in m/s oder km/h (Lauf/Gehband, Laufstrecke), Anzahl Wiederholungen/Zeiteinheit (Kreistraining), Masse in kg (Krafttraining) angegeben werden
- Die Belastungsanforderung wird nach Leistungsdiagnostik (individuelle maximale Leistung) in % dieser Leistung angegeben z.B. extensiver Dauerlauf mit 65%
- Die Dosierung der Beanspruchung erfolgt nach Hf, Blutdruck, Atmung und Laktatbestimmung
- Weitere Kriterien: u.a. Glukose, FS, Ketonkörper, Kreatinphosphokinase im Blut…
Merke: das Verhältnis von Dauer der Belastung und Intensität hat großen Einfluss auf Energiegewinnung und Stoffwechselweg:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Merke: koronare Durchblutungsstörungen kann man durch Wandern und Walking über Beanspruchung des Fettstoffwechsels günstig beeinflussen, aber auch über Förderung der Sauerstoffversorgung durch Laufen (Joggen)
Trainingseffekte
Optimales Training
Optimale neue Reize sollten jeweils im Zeitraum der Superkompensation gesetzt werden. Nachgewiesen ist der dadurch als Summation aus den Einzelwirkungen sichtbare kontinuierliche Leistungsaufbau
Beispiel Ausdauerläufe im aeroben Bereich, z.B. 3-4 /Woche
Summierte Trainingswirkung“
Die summierte Wirkung (Wirksamkeit) beruht auf dem Prinzip der vorzeitigen Reizsetzung in der Regenerationsphase es folgt eine überschießende Superkompensation (Aufstockung der Ermüdung mit anschließender Erholung)
Cave: diese Methode sollte nicht ohne Anleitung eines erfahrenen Trainers und nicht im Breitensport erfolgen
Beispiel: Höhentrainingslager mit anderer Grundvoraussetzung für den Gesamtorganismus und i.d.R. inkompletter Regeneration von Tag zu Tag und erst später erfolgender Adaptation
Oder intensives Intervalltraining mit hoher Wiederholungszahl
Leistungsverlust
Durch Reize zum falschen Zeitpunkt (zu früh) oder zu häufig und zu hart führen zur Leistungsminderung bereits vorhandener Möglichkeiten.
Die neue Reizsetzung trifft auf unerholte Energiesysteme (Speicher) und beanspruchte unerholte Strukturen (Zellen, Gewebe u. Organsysteme)
Þ siehe Übertraining
- deutlich gesteigerte Verletzungsgefahr des Stütz- und Bewegungsapparates !
- Überlastungsschäden ( siehe Teil 3 häufige Verletzungen und Folgen des Ausdauersports)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.: Abhängigkeit der Leistung vom Trainingsreiz (modif. Wik.)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.: Einfluß der Trainingshäufigkeit auf die Leistung (modif. Wik.)
Leistungsstagnation
Weder Zuwachs noch Abfall der Leistung durch:
- Monotonie oder zu geringe Trainingsreize und damit fehlende biologische Reizsetzung, oder bereits vorhandene Reizsättigung mit entsprechendem Gewöhnungseffekt Þ die Superkompensation bleibt aus
- Zu lange Trainingsinterwalle treffen auf den Organismus erst nach Ausklingen der Superkompensation und werden damit ineffektiv
Merke: bei Neustartern (Anfängern) im Ausdauerbereich führt in der Regel, bei entsprechenden biologischen/körperlichen/physiologischen und psychischen Voraussetzungen und passendem Trainingsreiz, bereits eine Einheit (z.B:30 – 45 min, Dauerlauf bei einer Pulsfrequenz zwischen 130 bis 150/min) zu einem Leistungszuwachs. Diese wird jedoch zukünftig ausbleiben, erhöht man nicht die Anzahl des Trainings und letztlich auch die Intensität. Für ein Hochleistungssport ist sind wenigstens 5 besser noch 7 Trainingseinheiten erforderlich.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.: Vergleich verschiedener Trainingsmethoden (nach wik.)
Die grüne Linie:
Training mit hoher Intensität im aeroben Bereich (3,5 mmol/l Laktatwert, Hf 85%) mit optimalem Leistungszuwachs Þ Überkompensation
Weiße Linie:
Training mit geringerer Intensität und geringerem Kompensationseffekt (Hf 75%)
Rote Linie:
Training mit sehr hoher Intensität im bereits anaeroben Bereich bei Ausbelastung mit der Folge längerer Erholung und fehlender Überkompensation
Merke: die muskuläre Wiederherstellungszeit ist geprägt durch die jeweilige Trainingsintensität (Belastungsintensität). Die Belastungsdauer hat wenig(er) Einfluß!
(siehe Regeneration!)
Erwärmung und Belastungsvorbereitung
- Grundsatz: feste Gliederung jeder Trainingseinheit in:
1. Einleitung = Erwärmung u. mentale Vorbereitung
2. Hauptteil (eigentliches Training)
3. Abschluss = Nachbereitung
- Aktiv (Körperübungen)
- Passiv (Einreibungen, Massage, vorbereitende Wärmeanwendungen) Bei degenerativen. Gelenkerkrankungen KW, Fango, Kirschkernkissen o.ä. durchaus günstig
Merke: einer passiven Vorbereitung ist eine aktive Bewegung (bei Patienten im schmerzfreien Bereich!) immer vorzuziehen.
Die Geschwindigkeit des Zellstoffwechsels steigt pro Grad Körpertemperatur um bis zu 13% (siehe Literatur/Astrand) = Solltemperatur
- Weitere Effekte:
- Steigerung der Elastizität der Muskelfasern
- Rascherer Stoffwechsel im Muskel
- Innere Reibung nimmt ab – Senkung der Rissgefahr in der Muskulatur
- Verbesserter und betonter Sympathicotonus (z.B. Vergrößerung der Bronchienquerschnitte)
- Koordinationsverbesserung zwischen vegetativen und motorischen Funktionen, ebenfalls Sympathikus bedingt mit vermehrter Ausschüttung von Nebennierenrindenhormonen und Schilddrüse
- Verbesserte allgemeine Durchblutung
- Rezeptorempfindlichkeit steigt, Reizschwellen der Muskulatur sinken, Reaktionsgeschwindigkeit nimmt zu
Merke: „toter Punkt“ und „walk through the pain” siehe auch Leistungsdiagnostik
Abschnitt 9.4.1.!
- Besondere Überwachung bei Kreislaufkranken (koronare DBS)!
- Bei gesunden Trainierenden als „normale“ Reaktion möglich
Ermüdung
(Siehe auch Muskulatur)
Ermüdung: ist in der Regel das zunehmende Versagen der muskulären Funktion hinsichtlich Kraft und Ausdauer (z.B. Kontraktionsstärke, -häufigkeit)
Diese wirkt limitierend auf die Leistungsfähigkeit und ist individuell
- Ist eine objektive Folge des Trainings
- Ist immer komplex (Gesamtorganismus)
- Periphere und zentrale Komponenten bedingen einander
- Ist belastungsspezifisch, aber individuell
- Äußert sich in einem Prozess zeitweiser Leistungsminderung (morphologisch, metabolisch, funktionell und psychisch)
Merke: der Ermüdungszustand ist das Resultat aus der Belastung und dem zum Zeitpunkt Trainingszustand des Patienten/Sportlers und muss nicht unbedingt mit tatsächlichen biochemischen Parametern korrelieren! (siehe auch Literatur, u.a. Scheibe et al)
Muskelschmerz während der Belastung oder sofort danach: „Stoffwechselschmerzen“, O2-Mangel im Gewebe
Muskelkater: Mikrotraumatisierung in der Muskulatur mit Kreatininkinase Anstieg im Serum
Ursache i.d.R. ungewohnter Dehnungsreiz sogenannter negativer Muskelbelastungsreiz
Cave:
Ein Erschöpfungszustand kann auch Vorbote einer Depression sein, insbesondere bei inadäquater Belastung und früherer anderer Reaktion
Tabelle: Ermüdungssymptome (modif. nach Harre)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aspekt: biochemische Ermüdungsursachen
Heute nimmt man 5 metabolische Ursachen an:
1. Erschöpfung der intramuskulären Phosphokreatinspeicher
2. Milchsäureakkumulation intramuskulär
3. Erschöpfung der intramuskulären Glykogenspeicher
4. Blutzuckerkonzentration fällt ab (Hypoglykämie)
5. AS (verzweigtkettig)↓, Tryptophan ↑!
6.
Merke: 1 und 2 sind muskuläre Ursachen, 3 bis 5 sind Prozesse bei denen auch cerebrale Vorgänge involviert sind.
Im Gehirn gibt es (wahrscheinlich) metabolisch orientierte Rezeptoren, die Blutinhalte sondieren/analysieren und ggf. auf Grundlage des metabolischen Ist-Zustandes sensitiv den Sportler steuern (z,B. Aufgabeimpuls, Wettkampfabbruch)
[...]
- Arbeit zitieren
- Ass. Prof. Dr. med. Rolf Gassel (Autor:in), 2011, Sportmedizinische Grundlagen und Empfehlungen - Kleines Sportmedizinisches Repetitorium für die Praxis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/171186
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