Der Text „Ein erstaunlicher Sachverhalt – oder: Das Problem“ aus dem Buch „Das Geschäft mit der Nachricht“, geschrieben von Manfred Steffens und 1971 im dtv erschienen, befasst sich mit der Frage, ob es eine „Wahrheit nach Maß“ gibt.
Manfred Steffens
„Ein erstaunlicher Sachverhalt - oder: Das Problem"
Über die „Wahrheit nach Maß"
Analyse von
Tim Blume
Der Text „Ein erstaunlicher Sachverhalt - oder: Das Problem“ aus dem Buch „Das Geschäft mit der Nachricht“, geschrieben von Manfred Steffens und 1971 im dtv erschienen, befasst sich mit der Frage, ob es eine „Wahrheit nach Maß“ gibt.
Da die Witzfigur „Graf Bobby“ einmal gesagt habe, dass in der Welt immer gerade so viel passiere, wie in eine Zeitung hineinpasse, geht der Autor davon aus, dass es eine ,Wahr- heit nach Maß‘ gibt. Da in eine Zeitung nur eine gewisse Anzahl an Nachrichten hineinpasse, sei sie das Maß der „Wahrheit nach Maß“. Des Weiteren beschreibt der Autor den Ablauf den ein Ereignis beschreitet, ehe es in der Zeitung als Nachricht gedruckt wird. Dabei nennt er einige Prozentwerte, die die „Wahrheit nach Maß“ verdeutlichen sollen: Über 99 Prozent der Nachrichten gelangen nicht zu Presse, davon wiederum gelangen weitere 99 Prozent nicht an die Augen des Lesers. Mit weiteren Prozentangaben schmückt er seinen Text aus. Schlussendlich kommt er zu dem Ergebnis, dass man tatsächlich sagen kann, das dass, was die Presse den Lesern an Nachrichten bietet, einer „Wahrheit nach Maß“ entspricht.
Über den Aufbau des Textes kann man sagen, dass dieser einer Erörterung stark ähnelt: Die Einleitung, in der sich der Autor fragt, ob es eine „Wahrheit nach Maß“ gibt, bzw. diese These aufstellt, leitet über in den Hauptteil, in dem er diese Frage zu beantworten versucht. Dabei ist jedoch auffällig, dass es nur Argumente die für seine These sprechen gibt. Hier unterscheidet sich der Aufbau von dem einer Erörterung. Abgerundet wird der Text durch die Verifizierung der Autorenthese. Manfred Steffens kommt zu dem Ergebnis, dass es eine „Wahrheit nach Maß“ gibt.
Auffällig ist weiter, das der Autor in seiner Einleitung in gewisser Weise kompliziert schreibt, was dafür sorgt, dass sich die Gedanken des Lesers „drehen“. Dies ist aber gleichzeitig der Teil, der die Einleitung interessant und lesenswert macht.
Weiterhin verwendet der Autor sehr viele Prozentangaben, jeweils 99 Prozent, um den kleinen Teil der Anzahl der Nachrichten, die zum Leser vordringen, zu beschreiben. Hierbei ist jedoch fragwürdig, ob die genannten Zahlen auch der Wirklichkeit entsprechen, da sie nur in ungenauer Form vorliegen. „Über 99 Prozent“ stellt dabei die Aussage dar, die vom Leser nicht nachvollzogen werden kann, sie wird auch in keiner Weise durch Angabe einer Quelle belegt.
Was den Text auszeichnet, ist, dass der Verfasser ihn nicht höchst fachlich und schwer verständlich geschrieben hat. Trotz der Einleitung und der hohen Anzahl an Zahlen bleibt der Text verständlich. Zudem versucht der Autor den Text auf humorvolle Weise zu vermitteln. Er beginnt seinen Text mit einem Zitat der Witzfigur „Graf Bobby“, dessen Inhalt von Bedeutung für die folgende Einleitung ist. Auch in seinem Hauptteil versucht er Humor einzubauen: So würde man weder ein Stück an eine Zeitung drankleben, noch ein Stück freilassen, bloß weil es zu viel oder nicht genug Nachrichten gab. Einige Zeilen weiter kann man den Text dann schon als ironisch auffassen: „Über 99 Prozent aller Nachrichten, die schließlich doch der Presse bekannt werden, gelangen nie vor die Augen des Lesers, weil sie als zu unbedeutend, zu fragmentarisch, zu polemisch, oder - nach den jeweils herrschenden Vorstellungen - zu unsittlich aussortiert und dem Papierkorb anvertraut werden.“ Hierbei ist besonders das „den Papierkorb anvertraut werden“ als komisch zu erachten.
Doch gibt es wirklich eine „Wahrheit nach Maß“, wie sie vom Verfasser Manfred Steffens beschrieben wird? Als besonders starkes Argument schreibt der Autor, dass ein Großteil der Ereignisse die in auf der Welt geschehen von der Presse gar nicht zur Kenntnis genommen würden.
Diese Aussage kann ich bestätigen. Man kann sie zusätzlich an einem Beispiel verdeutlichen: Wenn zum Beispiel der Premierminister von Togo stirbt, wird davon keine deutsche Zeitung berichten. In Togo und Umgebung wird diese Nachricht hingegen in jeder Zeitung zu finden sein. Stirbt jedoch der Premierminister Großbritanniens, wird sich diese Nachricht in weitaus mehr Zeitungen dieser Welt wiederfinden. Diese beiden
Nachrichten unterscheiden sich in dem Punkt, dass viele Zeitungen den Tod Gordon Browns für bedeutender halten, als den Tod des togoischen Premierministers. Auch gehen die Vorstellungen der Presse hinsichtlich der Bedeutsamkeit oder der Sachlichkeit auseinander, zeitweise ist sie auch von Zensurmaßnahmen betroffen: So bestand während der Zeit der Spanischen Grippe in vielen Ländern eine strenge Zensur, nur in Spanien nicht: Deshalb wurde die Grippe als Spanische Grippe bekannt.
Wie man also sieht, ist die „Wahrheit“ die in den Zeitungen erscheint, tatsächlich von einigen Faktoren abhängig. Daher kann ich dem Autor zustimmen, dass man in der Tat bei dem, was die Presse den Lesern an Nachrichten bietet, von einer „Wahrheit nach Maß“ sprechen kann.
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- Quote paper
- Tim Blume (Author), 2009, Manfred Steffens: „Ein erstaunlicher Sachverhalt – oder: Das Problem“ – eine Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170183
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