Angesichts der scheinbar niemals endenden Dopingfälle sämtlicher Spitzensportarten würden Sie dem Zellforscher Werner Franke vermutlich zustimmen, wenn er sagt: „Der Sport ist tot. Doping hat ihn kaputt gemacht. Die Doper haben ihn verraten“. Würden Sie ihm allerdings auch noch zustimmen, wenn Sie bedenken, dass schon die alten Griechen mit Stierhoden gedopt haben und der Publizist Martin Krauss die folgende Gegenfrage stellt: „Geht der Sport kaputt, seit es ihn gibt?“. Selbst die Tour de France erweist sich, allen Dopingenthüllungen der letzten Jahre zum Trotz als quicklebendig.
Wie kann es sein, dass Doping dem öffentlichen Anschein nach den gesamten Spitzensport in Frage stellt, gleichzeitig aber schon immer untrennbarer Teil des sportlichen Spektakels war und ist? Entweder ist Doping gar nicht so schlimm, wie einhellig behauptet wird, oder es stimmt nicht, dass es Doping schon immer im Berufsathletentum gab. Da eine der beiden Annahmen demnach falsch oder nur vorgetäuscht sein kann, gilt es zu überlegen, wo das Dopingphänomen am deutlichsten zu Tage tritt, welche historische Entwicklung dort zu beobachten ist und wer dort möglicherweise falsch spielt. Es stellt sich die Frage nach der Rolle des Dopings in einem Theater namens Tour de France.
Im gesamten Spitzensport stellt es sich als unwahrscheinlich heraus, dass moralisches Verhalten auf der ersten Bühne, als der Ebene der Sportler, eine Rolle spielt. Erstens fordert das Drehbuch die Athleten zu unmoralischem Verhalten auf, da die Prämien auf Basis der Leistung und nicht der Moral vergeben werden. Kein Profi-Sportler könnte davon leben, ein erfolgloser Moralist zu sein. Zweitens ist der Profi-Radsport nur auf zweiten, medialen Bühne innerhalb des Dopingdiskurses mit der olympischen Ethik in Berührung gekommen.
Die Massenmedien tragen indirekt dazu bei, dass Doping dem Spitzensport erhalten bleibt, weil sie spannende, verkaufbare Geschichten erzählen müssen. Spannung verspricht das Außergewöhnliche und das Überraschende. Indem sie die Doping-Praktiken anklagen, statt sie als tatsächlichen Regelfall zu akzeptieren, implizieren sie, dass es eine Moral im Spitzensport gibt. So bewahrt paradoxerweise eine rituelle Verurteilung einzelner Sportler, Sportarten und –Verbände auf moralischer Grundlage die Verwertungskette des Spitzensports.
Der Spitzensport kann im Gegensatz zum Freizeit-Sport, somit nicht durch Doping sterben, da er in Bezug auf eine tatsächliche Moral niemals lebendig war.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 1.1 Versuch einer Doping-Definition
- 1.2 Abgrenzung zu nicht behandelten Aspekten
- 2. THEORETISCHER BEZUGSRAHMEN
- 2.1 Einführung
- 2.2 Theorie der Selbstdarstellung im Alltag
- 2.2.1 Status der Goffmanschen Theorie
- 2.2.2 Die Rahmentheorie
- 2.3 Die Macht des Diskurses
- 2.4 Die Mediale Vermittlung des Sports
- 3. REKONSTRUKTION DISKURSIVER DOPINGPRAXIS BEI DER TOUR DE FRANCE
- 3.1 Die Gründung der Tour de France
- 3.2 Rahmung I: Der noch uneingeschränkte Dopingdiskurs
- 3.2.1 Festlegung des Anforderungsprofils
- 3.2.2 1924 - Die Affäre Péllissier
- 3.2.3 Hauptsache im Gespräch
- 3.2.4 Etablierung des politischen Schemas
- 3.3 Rahmung II: Kurzfristige Problematisierung eines Kavalierdeliktes
- 3.3.1 Profit- und Dopingmaximierung
- 3.3.2 1967 Der Tod Tom Simpsons
- 3.3.3 Einführung regelmäßiger Kontrollen
- 3.3.4 Etablierung des Geheimhaltungs- und Opferschemas
- 3.4 Rahmung III: Kriminalisierung
- 3.4.1 EPOchaler Radsportboom
- 3.4.2 1998 Die Festina-Affäre
- 3.4.3 Institutionalisierung der Anti-Doping Bemühungen
- 3.4.4 Etablierung des Kriminalitäts-Schemas
- 3.5 Rahmung IV: Moralische Verdammung
- 3.5.1 Das Karriereende von Jan Ullrich
- 3.5.2 2007 - Patrik Sinkewitz als medialer Doping-GAU
- 3.5.3 Kommunikationskontrolle
- 3.5.4 Etablierung des Täter-Schemas
- 4. ZUSAMMENFASSUNG UNTER BEZUGNAHME AUF DIE ROLLE DER ETHIK
- 4.1 Der Wandel der Sportethik
- 4.2 Moral als mediales Konstruktionsprinzip
- 4.3 Der Medienskandal
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle des Dopings im Radsport, insbesondere im Kontext der Tour de France, durch eine rekonstruktive Diskursanalyse. Sie verfolgt das Ziel, die Entwicklung des Dopingdiskurses im Radsport zu analysieren und aufzuzeigen, wie sich die Wahrnehmung und die öffentliche Debatte über Doping im Laufe der Zeit verändert haben. Die Arbeit beleuchtet dabei die mediale Inszenierung des Dopings und die Rolle der Medien im Diskurs.
- Die Entwicklung des Dopingdiskurses im Radsport
- Die Rolle der Medien im Dopingdiskurs
- Die mediale Inszenierung des Dopings
- Die Konstruktion von Moral im Radsport
- Die Auswirkungen des Dopings auf die Sportethik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz des Themas Doping im Radsport beleuchtet und die Forschungsfrage formuliert. Kapitel 2 stellt den theoretischen Bezugsrahmen vor, der die Analyse des Dopingdiskurses ermöglicht. Die Rekonstruktion des Dopingdiskurses im Radsport erfolgt in Kapitel 3, welches die Entwicklung des Diskurses von den Anfängen der Tour de France bis in die Gegenwart verfolgt. Dieses Kapitel beleuchtet die verschiedenen Phasen des Diskurses, die von der Akzeptanz des Dopings über die Problematisierung bis hin zur Kriminalisierung führen. Kapitel 4 widmet sich der Rolle der Ethik im Radsport und untersucht den Wandel der Sportethik im Kontext des Dopings. Schließlich fasst das Fazit die Ergebnisse der Arbeit zusammen und diskutiert die Bedeutung der gewonnenen Erkenntnisse.
Schlüsselwörter
Doping, Radsport, Tour de France, Diskursanalyse, Medien, Ethik, Sportethik, Mediensystem, Selbstdarstellung, Rahmung, Goffman, Anti-Doping, Kontrollen, Kriminalisierung, Moral, Medienöffentlichkeit, Skandal.
- Arbeit zitieren
- Alexander Ohrt (Autor:in), 2009, Der Skandal ist die Moral - Die Rolle des Dopings in einem Theater namens Tour de France, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170157
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