Um feststellen zu können ob und welche Störung der Persönlichkeit bei einem Menschen
vorliegt, muss geklärt werden wie eine Persönlichkeit bzw. ein Charakter entsteht. Zum
näheren Verständnis soll hier die Persönlichkeitstheorie in Sigmund Freuds Psychoanalyse
herangezogen werden.
Freud geht in seinem allgemeinen Menschenbild davon aus, dass alle menschlichen
Aktivitäten durch die Verarbeitung von Energie hervorgerufen werden. Diese Energie entsteht
durch körperliche Spannungszustände, den Trieben. Er spricht von drei psychischen
Instanzen, welche die Verarbeitung von Energie regeln. Er nennt sie das ES, das ICH und das
ÜBER-ICH.
Bei der Geburt ist nur das ES vorhanden. Es ist dem „Lustprinzip“ unterworfen, d.h. Es strebt
an sofort Energie zu entladen. Es sucht Lust und vermeidet den Schmerz. Durch Kontakt mit
der Außenwelt bildet sich im Laufe der Entwicklung aus einigen Teilen des Es das Ich heraus.
Das Ich vermittelt zwischen dem Es und der Außenwelt. Einerseits versucht es den Einfluss
der Außenwelt zu ändern durch bestimmte Verhaltensweisen, wie z.B. Flucht, Anpassung,
andererseits versucht das Ich die Triebansprüche des Es einzudämmen. (Asendorpf, 1996)
Das Über-Ich ist entstanden durch die Werthaltung und den sozialen Normen, die durch die
Eltern oder Vorbildern vermittelt wurden. Diese vermittelten Normen wurden verinnerlicht
und führten zu einer Eigendynamik im Ich. „Das Über-Ich beobachtet das Ich und suche es
anstelle der Eltern und Vorbilder zu kontrollieren.“ (Asendorpf 1996, S.16) Kurz gesagt,
bedeutet das für das Ich, es muss zwischen dem ES, der Außenwelt und dem Über-Ich
vermitteln. Dieses von Freud bezeichnete Seelenleben findet auf drei Bewusstseinsebenen
statt.
Die bewusste Ebene beinhaltet Inhalte des momentanen Bewusstseins, wie z.B.
Wahrnehmungen, Gefühle, Gedanken, Erinnerungen und Vorstellungen. In der vorbewussten
Ebene befinden sich prinzipiell die gleichen Inhalte, dennoch erreichen sie nicht das
Bewusstsein des jeweiligen Menschen. Sie können aber bewusst gemacht werden, zum
Beispiel das <<automatische>> Handeln beim Autofahren. [...]
Inhaltsverzeichnis
1. Psychoanalytischer Ansatz von Sigmund Freud
2. Psychoanalytischer Ansatz zur Kriminalität
3. Allgemeines Erscheinungsbild und Charakteristika dissozialer Menschen
4. Das therapeutische Vorgehen
5. Zusammenfassung im Hinblick auf spezifische therapeutische Behandlungsprobleme
Literaturverzeichnis
1. Psychoanalytischer Ansatz von Sigmund Freud
Um feststellen zu können ob und welche Störung der Persönlichkeit bei einem Menschen vorliegt, muss geklärt werden wie eine Persönlichkeit bzw. ein Charakter entsteht. Zum näheren Verständnis soll hier die Persönlichkeitstheorie in Sigmund Freuds Psychoanalyse herangezogen werden.
Freud geht in seinem allgemeinen Menschenbild davon aus, dass alle menschlichen Aktivitäten durch die Verarbeitung von Energie hervorgerufen werden. Diese Energie entsteht durch körperliche Spannungszustände, den Trieben. Er spricht von drei psychischen Instanzen, welche die Verarbeitung von Energie regeln. Er nennt sie das ES, das ICH und das ÜBER-ICH.
Bei der Geburt ist nur das ES vorhanden. Es ist dem „Lustprinzip“ unterworfen, d.h. Es strebt an sofort Energie zu entladen. Es sucht Lust und vermeidet den Schmerz. Durch Kontakt mit der Außenwelt bildet sich im Laufe der Entwicklung aus einigen Teilen des Es das Ich heraus. Das Ich vermittelt zwischen dem Es und der Außenwelt. Einerseits versucht es den Einfluss der Außenwelt zu ändern durch bestimmte Verhaltensweisen, wie z.B. Flucht, Anpassung, andererseits versucht das Ich die Triebansprüche des Es einzudämmen. (Asendorpf, 1996)
Das Über-Ich ist entstanden durch die Werthaltung und den sozialen Normen, die durch die Eltern oder Vorbildern vermittelt wurden. Diese vermittelten Normen wurden verinnerlicht und führten zu einer Eigendynamik im Ich. „Das Über-Ich beobachtet das Ich und suche es anstelle der Eltern und Vorbilder zu kontrollieren.“ (Asendorpf 1996, S.16) Kurz gesagt, bedeutet das für das Ich, es muss zwischen dem ES, der Außenwelt und dem Über-Ich vermitteln. Dieses von Freud bezeichnete Seelenleben findet auf drei Bewusstseinsebenen statt.
Die bewusste Ebene beinhaltet Inhalte des momentanen Bewusstseins, wie z.B. Wahrnehmungen, Gefühle, Gedanken, Erinnerungen und Vorstellungen. In der vorbewussten Ebene befinden sich prinzipiell die gleichen Inhalte, dennoch erreichen sie nicht das Bewusstsein des jeweiligen Menschen. Sie können aber bewusst gemacht werden, zum Beispiel das <<automatische>> Handeln beim Autofahren. Beim Unbewussten ist es allerdings kaum möglich Inhalte ins Bewusstsein zurufen. Es ist eventuell nur möglich durch therapeutische Maßnahmen und laut Freud speziell durch die Traumdeutung Unbewusstes bewusst zu machen. Für die drei psychischen Instanzen bedeutet dies Folgendes. Alle Inhalte sowie Aktivitäten des Es sind unbewusst, ebenso existieren Teile des Ich und Über-Ich, die nicht bewusst sind, d.h. dass sich das Ich gegen Wahrnehmungen, Gedanken und Erinnerungen, die auf Triebimpulsen beruhen, wehren kann, indem des Ich dies ins Unbewusste verdrängt. Dennoch sind die Impulse des Triebes im Unbewussten weiterhin motivational und affektiv wirksam. (Asendorpf, 1996)
Diese allgemeine Darstellung ist die Grundvoraussetzung für das freudsche Persönlichkeitskonzept, denn nur durch diese Prozesse wird das Verständnis von Persönlichkeitsstrukturen gewährleistet. Da die Es-Ansprüche, Ich-Funktionen und die Ansprüche des Über-Ich von Person zu Person variieren, entstehen verschieden Charaktere. Die Persönlichkeit eines Menschen ist also eine Konstruktion von angeborenen Faktoren (Trieben) und von Erfahrungen. In Bezug auf den Einfluss der Erfahrungen auf den Charakter meint Freud, „...dass es besonders die frühkindliche Erfahrungen seien, die den späteren Charakter prägen.“ (Asendorpf 1996, S.17) In diesem Zusammenhang sind drei Phasen genannt, als erstes die vor allem im ersten Lebensjahr auftretende orale Phase, in der die Triebbefriedigung vorwiegend mit dem Mund durch Saugen, Beißen und Kauen erfolgt. Als zweites ist die anale Phase genannt, welche vorwiegend im zweiten und dritten Lebensjahr existiert. Hier richten sich die Impulse des Triebes vorrangig auf den Anus. Im dritten bis zum fünften Lebensjahr entwickelt sich die phallische Phase, in welcher der Penis bzw. die Scheide bevorzugte erogene Zone sind. In dieser Phase entsteht oft der Ödipuskonflikt, d.h. es kommt zu Triebimpulsen auf das gegengeschlechtliche Elternteil und zu einer Rivalität mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil.
Worin besteht aber nun der Zusammenhang zwischen diesen Entwicklungsphasen und der Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen? Wenn die Eltern in einer dieser drei Phasen eine zu große Triebbefriedigung von Seiten der Kinder zulassen oder diese zu sehr einschränken, kann es mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer Fixierung der vorhandenen frühkindlichen Triebimpulse kommen. Welche dann den Charakter, die Persönlichkeit bestimmen. (Asendorfp, 1996) Eine orale Fixierung kann z.B. zu einer übermäßigen Abhängigkeit von Menschen führen oder zu übermäßigen Essen, Trinken oder Rauchen. Eine Fixierung der analen Phase führt oft zu einem zwanghaft ordentlichen und geizigen Charakter. (Asendorpf, 1996) Und bei einer phallischen Fixierung ist es durchaus möglich, dass der Ödipuskomplex die Persönlichkeit kennzeichnet. In diesem Zusammenhang erwähnt Freud noch eine zweite Theorie der Persönlichkeitsbildung. Sie beruht auf der Angstverarbeitung. Angst entsteht wenn das Ich überfordert wird. Das Ich kämpft mit Hilfe von Abwehrmechanismen (Tabelle 1) gegen die angstauslösenden Triebimpulse des Es an.
Tabelle 1 Einige Abwehrmechanismen des Ich nach Sigmund Freud (Asendorpf 1996, S.19)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Für die Persönlichkeitsentstehung heißt dies, dass sich während der Ich-Entwicklung bestimmte Abwehrmechanismen bevorzugt entwickeln, d.h. es gibt zum Beispiel typische Verleugner.
Somit wird der Charakter einerseits durch eventueller Fixierung der frühkindlichen Entwicklungsphasen und andererseits durch eine Entwicklung von typischen Abwehrmechanismen geprägt.
2. Psychoanalytischer Ansatz zur Kriminalität
Die Psychoanalyse (Freud 1952) hat wichtige Erklärungsversuche zur Entstehung seelischer Erkrankungen geliefert, u.a. auch das Kriminalität lediglich ein Symptom für tieferliegende seelische und charakterliche Störung ist. Dabei liegt die Ursache für psychische Krankheiten und für soziales Fehlverhalten schon in frühen Störungen der psychischen Entwicklung eines Menschen. Ebenso spielen traumatische Erfahrungen im ersten Lebensjahr bei dieser Krankheitsbildung ein Rolle. Dabei ist aber irrelevant ob die Erfahrungen durch Umweltveränderungen (Elternkonflikte, Persönlichkeitsstörungen der Eltern, Elternverluste etc.) oder durch konstitunelle Schwächen (Emotionale Bindungsbereitschaft, Frustrationstoleranz etc.) entstanden sind. Im Folgenden soll dies näher erläutert werden.
Die psychische Entwicklung in der Kindheit ist durch meist negative Erfahrungen, Erlebnisse beeinträchtigt. Dementsprechend existiert ein starkes Über-Ich, welches eine Triebbefriedung unmöglich macht. Es entstehen krankhafte Konflikte, die zu einer Symptombildung wie zum Beispiel kriminelles Verhalten führen können.
Bei all dieser Betrachtung sollte aber nicht außer Acht gelassen werden, das delinquentes oder antisoziales Verhalten auch pubertätsgebunden sein kann, wie z.B. nach dem Motto „Jugendlicher Leichtsinn“ oder „no risk no fun“. Doch dies sollte eine vorübergehende Form und unabhängig von der überdauernden dissozialen Persönlichkeitsentwicklung sein.
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- Arbeit zitieren
- Anne Herrmann (Autor:in), 2003, Psychodynamik und Möglichkeiten zur Psychotherapie Straffälliger, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16996
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