Seit Mitte der neunziger Jahre befindet sich die deutsche Bauwirtschaft in einer Rezession, deren Ende zur Zeit nicht absehbar zu sein scheint. Die momentane Situation wird im allgemeinen als pessimistisch und desolat angesehen. Die Finanzknappheit der Bauherren, die Osterweiterung des überregionalen Baumarktes und der zunehmende Konkurrenzdruck auf dem heftig umkämpften Baumarkt zwingt sowohl Planer als auch die ausführenden Unternehmen oftmals zur Akquisition von Aufträgen mit Hilfe von Angeboten, die nicht einmal zur Deckung der Fixkosten ausreichen.
Obwohl auf ausländischen Baumärkten ähnliche Situationen zu finden sind zeigen Studien, dass besonders in Deutschland das Bauen vergleichsweise teuer ist . Funktionale Ausschreibung, Schlüsselfertigbau und die Nachfrage nach kompletten Baudienstleistungen sind zwar noch nicht ausschließlich marktbestimmend, bedingen aber heutzutage immer öfter die Involvierung von Hauptunternehmern in das Baugeschehen.
Im Hinblick auf die Zusammenarbeit von General- und Nachunternehmern und ein möglicherweise nutzbares Optimierungspotenzial, welches durch ein verbessertes Miteinander freigesetzt werden könnte, wurden in der Vergangenheit in Deutschland nur wenige Untersuchungen durchgeführt. Ein Grund dafür ist in der konträren Position der beiden Baubeteiligten zu sehen, das durch Misstrauen und Preisdruck gekennzeichnet ist.
Die Beschaffung von zuverlässigen Informationen gestaltet sich somit als sehr kompliziert, weil beide Baubeteiligten befürchten, dass vertrauliche und wettbewerbsfördernde Informationen nach außen getragen werden könnten. Im angloamerikanischen Raum hingegen sind trotz der forschungswidrigen Umstände, die diese Thematik mit sich bringt, Versuche unternommen worden, um das Verhältnis zwischen General- und Nachunternehmern zu beleuchten und vermutete Optimierungspotenziale aufzudecken.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Bedeutung des Themas und Einordnung in den übergeordneten Kontext
1.2 Begründung der thematischen Abgrenzung
1.3 Ziele und Gliederung
2 Volkswirtschaftliche Bedeutung und strukturelle Gliederung der Bauwirtschaft im angloamerikanischen Wirtschaftsraum
2.1 Zusammenhänge und Bewertungskriterien einer modernen Volkswirtschaft
2.2 Die derzeitige Situation der Volkswirtschaft in Großbritannien und in den USA und deren zeitliches Wachstum
2.2.1 Definition und Bedeutung des Wirtschaftswachstums
2.2.2 Chronologie des Wirtschaftswachstums in Großbritannien und den USA
2.3 Volkswirtschaftliche Kenngrößen in der britischen und amerikanischen Bauwirtschaft
2.3.1 Bautätigkeit
2.3.1.1 Preisindices für Baustoffe und Bauleistungen
2.3.1.2 Auftragseingänge
2.3.1.3 Abgeschlossene Bautätigkeiten
2.3.2 Betriebsgrößenklassen, Beschäftigte und Umsatz
2.4 Marktlage und Wettbewerbssituation
2.4.1 Insolvenzquoten
2.4.2 Liquidationssicherung
2.4.3 Arbeitslosenquoten
2.5 Bedeutung der Bauwirtschaft für die angloamerikanische Volkswirtschaft
2.6 Wichtige Besonderheiten der britischen und amerikanischen Bauwirtschaft
2.7 Kausalität des strukturellen Wandels und kritische Bewertung der Entwicklungstendenzen in der angloamerikanischen Bauwirtschaft
3 Vertragliche Beziehungen und Wettbewerbsmechanismen der angloamerikanischen Baubeteiligten
3.1 Die charakteristischen Tätigkeiten der Baubeteiligten
3.1.1 Bauherr
3.1.2 Architekt
3.1.3 Bauingenieur
3.1.4 Fachplaner
3.1.5 Sonderfachleute
3.2 General- und Nachunternehmer als Fachfirmen der Bauausführung
3.2.1 Definition und Abgrenzungskriterien
3.2.2 Das Leistungsangebot
3.2.3 Die Gründe des Bauherren für die Beauftragung eines Generalunternehmers
3.2.4 Der Nachunternehmer
3.2.5 Vorteile und Risiko des Nachunternehmereinsatzes aus Sicht des Generalunternehmers
3.3 Vergabeformen und Wettbewerbsgrundlagen
3.3.1 Traditionelle Vergabeform (traditional method)
3.3.2 Gesamtvergabe von Planungs- und Bauleistungen (design and build methods)
3.3.2.1 Entwerfen und Errichten (design and build)
3.3.2.2 Schlüsselfertige Vergabe (turnkey)
3.3.3 Getrennte Vergabe von Planungs- und Bauleistungen (management methods)
3.3.3.1 Koordination durch einen construction manager (construction management)
3.3.3.2 Koordination durch einen management contractor (management contracting)
3.3.4 Planen und Koordinieren (design and management method)
3.4 Vertragsarten
3.4.1 Preisbasierte Leistungsverträge (price based contracts)
3.4.1.1 Einheitspreisvertrag (admeasurement contract)
3.4.1.2 Pauschalverträge (lump sum contract)
3.4.2 Kostenbasierte Aufwandsverträge (cost based contracts)
3.4.2.1 Stundenlohnverträge mit vorgegebenen Einheitspreisen (schedule of rates contract)
3.4.2.2 Stundenlohnvertrag ohne vorgegebene Einheitspreise (schedule of prices contract)
3.4.2.3 Kostenrückerstattungsverträge (cost reimbursable contracts)
3.4.3 Zielsetzende Verträge (target contracts)
3.4.3.1 Ziel-Kostenvertäge (cost target contracts)
3.4.3.2 Ziel-Zeitverträge (time target contracts)
3.4.3.3 Ziel-Leistungsverträge (performance target contracts)
3.4.4 Britische Standardverträge
3.4.4.1 Vertragswerke des FIDIC
3.4.4.2 ICE Conditions of Contract
3.4.4.3 New Engineering Contract
3.4.5 Amerikanische Standardverträge
4 Aktuelle Beziehungen angloamerikanischer General- und Nachunternehmer
4.1 Grundlegende Geschäftsbeziehungen und übliche Generalunternehmer-Praktiken
4.2 Die gegenseitige Abhängigkeit und Erwartungshaltung von angloamerikanischen Generalunternehmer und Nachunternehmer
4.3 Submission
4.3.1 Ablauf und gebräuchliche Formen der Submission
4.3.2 Verhalten und Preispolitik der Nachunternehmer
4.3.3 Wichtige Kriterien der Generalunternehmer bei der Auftragsvergabe
4.3.4 Faktoren für die wiederholte Auftragserteilung
4.4 Konfliktschwerpunkte und Lösungsansätze
4.4.1 Zahlungsmoral und Liquiditätssicherung
4.4.2 Preisdruck
4.4.3 Termindruck
4.4.4 Qualität
4.4.5 Mangelhafte Weitergabe von Informationen und unvorteilhafte Kommunikation
4.4.6 Fehlende Anerkennung von Erfahrung, Kompetenz und Know-how
4.5 Ursachen und Folgen der Interessenkonflikte
4.5.1 Bauablauf- und Terminverzögerungen
4.5.1.1 Häufigkeit von Terminverzögerungen
4.5.1.2 Ursachen für Terminverzögerungen
4.5.2 Nachträge
4.5.2.1 Ursachen von Nachträge
4.5.2.2 Nachtragshäufigkeit
4.5.2.3 Nachtragshöhe
4.6 Partnerschaftliche Kooperationsbeziehungen als Entschärfung der Konfliktpotentiale?
4.7 Schlichtungsmechanismen
4.7.1 Die Schlichtung durch einen Mediator
4.7.2 Der engineer in der Rolle des Schlichters nach der FIDIC
4.7.3 Die Schlichtung mittels Adjudicators nach dem NEC des ICE
4.7.4 Das britische Schlichtungsmodell „Dispute Adjudication Board“
4.7.5 Das amerikanische Schlichtungsmodell „Dispute Review Board“
4.7.6 Vorteile der Schlichtungsmechanismen
5 Resümee
5.1 Zusammenfassung
5.2 Perspektiven
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 2-1: Auftragseingänge im britischen Bauwirtschaft von 1990 bis 2000 zu konstanten Preisen von 1995 (in Mrd. Englischen Pfund)
Abbildung 2-2: Wert der jährlichen neuen Auftragseingänge der amerikanischen Bauindustrie von 1990 bis 2000 (in Millionen US-Dollar)
Abbildung 2-3: jährlich fertig gestellte Bauobjekte in Großbritannien
Abbildung 2-4: jährlich fertig gestellte Bauobjekte in den USA
Abbildung 2-5: Insolvenzrate im britischen Baugewerbe von 1990 bis 2000
Abbildung 2-6: Kreditvergabe amerikanischer Banken an Bauunternehmen
Abbildung 2-7: Vergleichende Darstellung der Arbeitslosenquote von 1990 bis 2000
Abbildung 3-1: Überblick der wichtigsten Baubeteiligten in Großbritannien und in den USA
Abbildung 3-2: Die Anwendungsformen des integrierten Construction Managements und deren vergleichbare deutschen Unternehmenseinsatzformen
Abbildung 3-3: Kostenentwicklung und die Einflussnahme während der Projektdauer
Abbildung 3-4: Vergleichende Gegenüberstellung der Vergabearten in Deutschland und Großbritannien / USA
Abbildung 3-5: Strukturierte Darstellung der angloamerikanischen Vergabearten
Abbildung 3-6: Schematische Darstellung des management contracting
Abbildung 3-7: Systematische Darstellung der angloamerikanischen Vertragsarten
Abbildung 3-8: Vergleichende Gegenüberstellung der Vertragsformen in Deutschland und Großbritannien / USA
Abbildung 3-9: Die verwendeten Vertragsarten in Großbritannien
Abbildung 4-1: NU Beurteilung der GU-Kriterien bei der Auftragsvergabe
Abbildung 4-2: Faktoren der GU für die wiederholte Zuschlagserteilung nach Abwägung der NU
Abbildung 4-3: Projektbezogene Terminverzögerungen
Abbildung 4-4: Ursachen für Terminverzögerungen und deren kausale Zuordnung der Verantwortlichkeit aus Sicht der NU
Abbildung 4-5: Ursachen für Nachträge aus Sicht der NU
Abbildung 4-6: Projektbezogene Nachtragshäufigkeit
Abbildung 4-7: Nachtragshäufigkeit und Nachtragshöhe in Abhängigkeit der Auftragssumme bei Pauschalverträgen
Abbildung 4-8: Bedeutung der Soft-Skills der GU-Bauleitung aus Sicht der NU
Tabellenverzeichnis
Tabelle 2-1: Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen (Mill. US-$)
Tabelle 2-2: Prozentuales Wachstum des Bruttoinlandsproduktes
Tabelle 2-3: Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen je Einwohner (in Tsd US-$) und prozentuale Wachstumsraten
Tabelle 2-4: Preisindex für Baustoffe
Tabelle 2-5: Preisindex für Bauleistungen
Tabelle 2-6: Bauunternehmen, Beschäftigte und jährlicher Umsatz des britischen Baugewerbes, getrennt nach Betriebsgrößenklassen im Jahr 2000
Tabelle 2-7: Bauunternehmen, Beschäftigte und jährlicher Umsatz des amerikanischen Bauhauptgewerbes, getrennt nach Betriebsgrößenklassen im Jahr 2000
Tabelle 2-8: Gewichtung der britischen und amerikanischen Bauindustrie
Abkürzungsverzeichnis und Akronyme
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
1.1 Bedeutung des Themas und Einordnung in den übergeordneten Kontext
Seit Mitte der neunziger Jahre befindet sich die deutsche Bauwirtschaft in einer Rezession, deren Ende zur Zeit nicht absehbar zu sein scheint. Die momentane Situation wird im allgemeinen als pessimistisch und desolat angesehen. Die Finanzknappheit der Bauherren, die Osterweiterung des überregionalen Baumarktes und der zunehmende Konkurrenzdruck auf dem heftig umkämpften Baumarkt zwingt sowohl Planer als auch die ausführenden Unternehmen oftmals zur Akquisition von Aufträgen mit Hilfe von Angeboten, die nicht einmal zur Deckung der Fixkosten ausreichen.
Obwohl auf ausländischen Baumärkten ähnliche Situationen zu finden sind zeigen Studien, dass besonders in Deutschland das Bauen vergleichsweise teuer ist[1]. Funktionale Ausschreibung, Schlüsselfertigbau und die Nachfrage nach kompletten Baudienstleistungen sind zwar noch nicht ausschließlich marktbestimmend, bedingen aber heutzutage immer öfter die Involvierung von Hauptunternehmern in das Baugeschehen.
Im Hinblick auf die Zusammenarbeit von General- und Nachunternehmern und ein möglicherweise nutzbares Optimierungspotenzial, welches durch ein verbessertes Miteinander freigesetzt werden könnte, wurden in der Vergangenheit in Deutschland nur wenige Untersuchungen durchgeführt. Ein Grund dafür ist in der konträren Position der beiden Baubeteiligten zu sehen, das durch Misstrauen und Preisdruck gekennzeichnet ist.
Die Beschaffung von zuverlässigen Informationen gestaltet sich somit als sehr kompliziert, weil beide Baubeteiligten befürchten, dass vertrauliche und wettbewerbsfördernde Informationen nach außen getragen werden könnten. Im angloamerikanischen Raum hingegen sind trotz der forschungswidrigen Umstände, die diese Thematik mit sich bringt, Versuche unternommen worden, um das Verhältnis zwischen General- und Nachunternehmern zu beleuchten und vermutete Optimierungspotenziale aufzudecken.
1.2 Begründung der thematischen Abgrenzung
Großbritannien und die USA wurden bewusst als Repräsentanten für ausländische Baumärkte gewählt. Zum einen leistet die Baubranche in diesen Ländern ebenso wie in Deutschland einen wesentlichen Beitrag an dem Ergebnis der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Zum anderen darf angenommen werden, dass aufgrund der Zugehörigkeit zum westlichen Kulturkreis durchaus eine gewisse Vergleichbarkeit und u.U. eine Übertragbarkeit auf die deutsche Bauwirtschaft hinsichtlich der Planung und Abwicklung von Bauprojekten gegeben ist.
In dieser Arbeit wird auf eine explizite Differenzierung zwischen dem britischen und dem amerikanischen Baumarkt verzichtet, weil die verwendeten Begriffe und die grundlegende Charakterisierung der Zusammenarbeit von General- und Nachunternehmer nur geringe Unterschiede aufweisen und größtenteils auf identischen Grundlagen basieren. Die prägenden Unterschiede werden an den entsprechenden Textpassagen betont hervorgehoben.
Die Verwendung der englischen Fachterminologie[2] wird durch die Thematik dieser Arbeit begründet. Es soll vermieden werden, dass für ein und dieselbe Sache oder Personengruppe unterschiedliche Formulierung unter sonst gleichen Bedingungen entstehen. Daher wird auf eine Übersetzung verzichtet, wenn keine allgemein anerkannte deutsche Begriffsdefinition für einen englischen oder amerikanischen Ausdruck existent ist. Außerdem wird in der vorliegenden Ausarbeitung bereits durch die sowohl verwendete deutsche als auch englische Sprache ersichtlich, ob im speziellen der deutsche oder angloamerikanische Baumarkt angesprochen wird.
Um den zeitlichen Rahmen der Diplomarbeit nicht zu sprengen, wird sich der Verfasser auf das Sichten, Sortieren und kritische Bewerten der aktuell vorhandenen Fachliteratur beschränken. Eine eigene empirische Erhebung erscheint angesichts der bereits durchgeführten Befragungen von Generalunternehmern und Nachunternehmern auf den jeweiligen heimischen Baumärkten nicht sinnvoll und wird daher nicht vorgenommen. Statt dessen werden die Ergebnisse aus der heutigen Sicht und mit der Möglichkeit des daraus resultierenden erweiterten Horizontes deskriptiv und kritisch einander gegenüber gestellt, woraus sich die Grundlage für eigene weiterführende Schlussfolgerungen ergibt.
1.3 Ziele und Gliederung
Die vorliegende Arbeit wird dem Ziel gerecht, eine aktuelle Übersicht über die gemeinsame Bautätigkeit von Generalunternehmern und den von ihnen beauftragten Nachunternehmern des angloamerikanischen Baumarktes zu bieten. Zudem wird ausführlich auf die grundsätzlichen Mechanismen der Zusammenarbeit eingegangen. Zu nennen seien z.B. die Beziehungen der Baubeteiligten zueinander sowie die vertraglichen Rahmenwerke der angloamerikanischen Bauwirtschaft. Es werden sowohl Unterschiede als auch Parallelen zu den bekannten deutschen Verhältnissen aufgezeigt, um auf diese Weise zum Verständnis der Sachlage beizutragen und Missverständnissen vorzubeugen.
Im Anschluss an diese einleitenden Worte des ersten Kapitels widmet sich das zweite Kapitel der angloamerikanische Volkswirtschaften im Groben und der Bauwirtschaft im Besonderen. Neben den determinierenden Randbedingungen des Baumarktes werden darüber hinaus aktuelle Kenndaten der Bauwirtschaft angeführt und in Relation zu den Entwicklungen gesetzt, so dass abschließend der Strukturwandel und die Stellung der General- bzw. Nachunternehmer in der Baubranche dargestellt werden können.
Grundlegende Zusammenhänge bezüglich der rechtlichen und vertraglichen Wechselbeziehungen von angloamerikanischen Baubeteiligten werden in Kapitel drei aufgezeigt. Die Baubeteiligten mit Schwerpunkt auf den bauausführenden General- und Nachunternehmer werden erschöpfend vorgestellt und hinsichtlich ihrer Tätigkeiten charakterisiert. Darüber hinaus werden die Vergabeformen von Bauleistungen und die zur Anwendung kommenden Vertragsarten inklusive der häufig verwendeten Standardverträge vorgestellt.
Kapitel vier wird die Geschäftsbeziehungen der General- und Nachunternehmer ausführlich explizieren. Dabei werden sowohl die in der Praxis gebräuchlichen Submissionsverfahren erläutert als auch die gewichtigsten Interessenkonflikte angesprochen. Darüber hinaus werden die resultierenden Folgen verdeutlicht und Möglichkeiten der Konfliktlösung vorgestellt.
Abgeschlossen wird die vorliegende Ausarbeitung durch einen Ausblick auf sich abzeichnende Veränderungen des Baugeschehens und wünschenswerten weiterführende Untersuchungen.
2 Volkswirtschaftliche Bedeutung und strukturelle Gliederung der Bauwirtschaft im angloamerikanischen Wirtschaftsraum
2.1 Zusammenhänge und Bewertungskriterien einer modernen Volkswirtschaft
Moderne Volkswirtschaften nehmen einen großen Einfluss auf die am Markt tätigen Unternehmen und legen die Randbedingungen für den Wettbewerb fest. Die Preisbildung der freien Marktwirtschaft ist determiniert durch Angebot und Nachfrage, die auf ihm ausgeglichen und abgestimmt werden, woraus sich Interaktionen für die wichtigen wirtschaftlichen Tätigkeiten und Vorgänge wie z.B. Produzieren, Investieren und Konsumieren ergeben.
Um ein möglichst umfassendes, tief gegliedertes und aussagefähiges Gesamtbild des wirtschaftlichen Geschehens in Großbritannien und in den USA zu erhalten werden im Folgenden die aktuell vorliegenden volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) der beiden zuvor genannten Länder vergleichend zu Deutschland dargestellt. Dies hilft einerseits die Relationen untereinander einschätzen zu können und andererseits die vorherrschenden Marktbedingungen transparenter gestalten zu können.
2.2 Die derzeitige Situation der Volkswirtschaft in Großbritannien und in den USA und deren zeitliches Wachstum
2.2.1 Definition und Bedeutung des Wirtschaftswachstums
Das Wirtschaftswachstum ist nach vorherrschender Meinung als die Zunahme des realen Bruttoinlandsproduktes (Gross Domestic Product) definiert.[3] Das Bruttoinlandsprodukt[4] (BIP) misst die Produktion von Waren und Dienstleistungen im Inland nach Abzug der Vorleistungen[5] und wird daher in erster Linie als ein Produktionsindikator angesehen, der somit Ausdruck für die Wirtschaftskraft eines Staates ist.[6]
Das Bruttoinlandsprodukt wird, ebenso wie die weiteren wichtigsten Teilgrößen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, in konstanten Preisen (von 1995) berechnet und angegeben, um die tendenziellen Veränderungen leichter nachvollziehen zu können[7], da ansonsten die Entwicklung gegenüber dem jeweiligen Vorjahr angesichts der wechselnden Gewichtung nach der Paasche-Formel[8] nur mit Einschränkungen fassbar wäre. In diesem Fall wird häufig von dem realen Inlandsprodukt im Gegensatz zum nominalen Inlandsprodukt, das in jeweiligen Preisen des betrachteten Zeitraumes ausgedrückt ist, gesprochen. Bei Division der nominalen durch die entsprechenden realen Größen ergeben sich die Preisindices auf der Basis 1995.
Die Bedeutung des Wachstums erklärt sich an Hand der folgenden Zusammenstellung:
- Ein wirtschaftliches Wachstum schafft Verteilungsspielräume auf den Angebots- und Nachfragemärkten, woraus sich mit geringem Aufwand Marktanpassungen ergeben können. Strukturelle Anpassungen werden demnach erleichtert und die Produktionsfaktoren wechseln grundsätzlich von schrumpfenden Branchen in expandierende Branchen über.
- Das Wachstum gilt als Motor für die Beschäftigung, da eine steigende Produktion eine zunehmende Nachfrage nach Arbeitskräften nach sich zieht, d.h. über ein wachsendes BIP können mehr Arbeitskräfte in die Wirtschaft integriert werden.
- Durch eine Verbesserung der Standortqualität wird vor allem das produzierende Gewerbe gefördert. Die daraus resultierende erhöhte Nachfrage nach industriellen Anlagen und Produktionsstätten fördert sekundär und zeitlich versetzt die Bauindustrie.
- Wachstum gilt somit als Ausweis wirtschaftlicher Potenz und damit als Magnet für ausländische Investoren.
- Wachstum schafft einen Zuwachs an politischem Einfluss.
Im Folgenden wird im speziellen das zeitliche Wirtschaftswachstum Großbritanniens und der USA dargestellt.
2.2.2 Chronologie des Wirtschaftswachstums in Großbritannien und den USA
Die nachfolgende Tabelle 2-1 stellt die Bruttoinlandsprodukte zu konstanten Marktpreisen von Großbritannien und der USA vergleichend zu Deutschland dar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2-1: Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen (Mill. US-$)[9],[10]
Die Darstellung des Bruttoinlandsprodukts zu konstanten Marktpreisen von 1995 lässt erkennen, dass Großbritannien, ebenso wie Deutschland und die USA, eine gefestigte Marktwirtschaft mit stetig steigendem Wachstum präsentieren. Das Bruttoinlandsprodukt stieg im betrachteten Zeitraum von 1992 bis 1999 ausnahmslos in jedem der drei verglichenen Staaten an.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2-2: Prozentuales Wachstum des Bruttoinlandsproduktes
Dieser Anstieg betrug in Großbritannien ca. 9 %, was einem jährlichen Wachstum von 1,29 % gleichkommt. Deutlich stärker entwickelte sich das Wirtschaftswachstum in Deutschland und in den Vereinigten Staaten. Hier wurde innerhalb von sieben Jahren das Bruttoinlandsprodukt prozentual um 28,43 % bzw. 22,21 % gesteigert. Dies entspricht einem Wachstum von 4,06 % respektive 3,17 % pro Jahr (siehe Tabelle 2-2).
Die absoluten Zahlenwerte des Bruttoinlandsproduktes der Tabelle 2-1 können aufgrund der stark differierenden Einwohnerzahlen der verglichenen Länder über das starke Wachstum der britischen Wirtschaft hinwegtäuschen. Deshalb wird zusätzlich in Tabelle 2-3 das Bruttoinlandsprodukt der einzelnen Staaten zu Marktpreisen von 1995 je Einwohner dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2-3: Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen je Einwohner (in Tsd US-$) und prozentuale Wachstumsraten[11],[12]
Auf diese Weise wird deutlich ersichtlich, dass Großbritannien trotz der vorherrschenden europäischen Wirtschaftsschwäche 1995/1996 eine durchschnittliche Wachstumsrate von etwa 2,83 % vorweisen konnte. Eine Gegenüberstellung mit dem amerikanischen Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 2,88 % pro Jahr zeigt nur noch marginale Unterschiede. Deutschland hingegen wies im selben Zeitraum nur ein Wachstum von 1,01 % vor, obwohl in Westeuropa zum Vergleich das Bruttoinlandsprodukt insgesamt dagegen um 2,0 % anstieg.[13]
Aktuelle Prognosen, die derzeitig noch nicht in den jüngsten Veröffentlichungen der statistischen Bundesämter erschienen sind, schätzen für die US-Wirtschaft im Jahre 2002 eine Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukt von 1,5 % bis 2,0 % voraus.
Nach der schweren Rezession der britischen Wirtschaft zu Beginn der neunziger Jahre hat eine expansive Geldpolitik[14] bis Mitte 1996 zu einem lang anhaltenden Aufschwung in Großbritannien beigetragen, doch nun ist eine harte Konjunkturlandung in Sicht. Im Verlauf dieses Jahres dürfte das Wirtschaftswachstum allenfalls stagnieren.
Gemäß der OECD (Organization for Economic Cooperation and Development) wird der deutschen Wirtschaft ein realistisches Wachstum von 0,6 % bis maximal 0,8 % prognostiziert. Derzeitig belegt Deutschland im europäischen Vergleich der BIP den letzten Platz.[15] Trotz der allgemein vorherrschenden Meinung kann allerdings noch nicht von einer gesamtwirtschaftlichen Rezession in Deutschland ausgegangen werden.
Aus makroökonomischer Sicht wird diese durch eine negativ reale Wachstumsrate für zwei aufeinander folgende Quartale definiert.[16],[17]
2.3 Volkswirtschaftliche Kenngrößen in der britischen und amerikanischen Bauwirtschaft
2.3.1 Bautätigkeit
Der jährliche Preisindex für Baustoffe und Bauleistungen sowie der Umfang der Auftragseingänge und die Zahl der abgeschlossenen Bauprojekte pro Jahr geben Aufschluss über die zeitliche Entwicklung der Bauwirtschaft.
2.3.1.1 Preisindices für Baustoffe und Bauleistungen
Mittels der auf 1995 basierten und von Inflationseinflüssen bereinigten Preisindices für Baustoffe (siehe Tabelle 2-4) und Bauleistungen (Tabelle 2-5) lässt sich übersichtlich vergleichen, wie sich das Preisniveau in der Baubranche über die vergangenen Jahre hinweg entwickelt hat.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2-4: Preisindex für Baustoffe[18],[19]
Die Preise für Bauleistungen und die zur Herstellung notwendigen Baustoffe stiegen im Gegensatz zu Deutschland sowohl in Großbritannien als auch in den USA kontinuierlich stark an. So nahmen die britischen und amerikanischen Preise für Baustoffe innerhalb der vergangenen Dekade um ca. 17 % zu und lagen somit weit über der durchschnittlichen Inflationsrate der Wirtschaft von ca. 2 %[20]. Das bedeutet, dass die Verteuerung der Baustoffe nicht nur eine Folge aus Inflationseinflüssen darstellt, sondern das eine reale Verteuerung vorliegt. Zwar zeigen sich nach vorherrschender Meinung gewisse Signale einer diesbezüglichen Trendwende, doch derzeitig verharren die Preisindices auf einem annähernd gleich bleibenden Niveau.[21]
Eine Betrachtung der Preisindices für Baustoffe in Tabelle 2-5 zeigt hingegen, dass die Preise für Bauleistungen in Großbritannien einer Fluktuation unterworfen waren und ab 1998 einen sprunghaften stetigen Anstieg vollzogen. Dies kann auf überproportional steigende Lohnkosten hindeuten oder aber ein Hinweis auf eine wechselnde Nachfrage nach Bauleistungen sein.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1) Hoch- und Tiefbauten aller Art; W = Wohngebäude, B = Bürogebäude, G = Gewerbliche Betriebsgebäude
Tabelle 2-5: Preisindex für Bauleistungen[22],[23]
Bei einem Vergleich der amerikanischen Preisindices untereinander fällt auf, dass die Bauleistungen im Laufe der Jahre schneller anstiegen als die Baustoffpreise.
Die deutschen Vergleichswerte beider angegebenen Preisindices divergieren hingegen nur in geringem Maße. Die Größenordnung und der Verlauf unterliegen aber demselben Trend.
2.3.1.2 Auftragseingänge
Die Nachfrage nach Bauleistung drückt sich in der Summe der Auftragseingänge aus. Die Abbildung 2-1 und Abbildung 2-2 verdeutlichen grafisch die Auftragseingänge im britischen bzw. amerikanischen Bauwirtschaft von 1990 bis 2000.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2-1: Auftragseingänge im britischen Bauwirtschaft von 1990 bis 2000 zu konstanten Preisen von 1995 (in Mrd. Englischen Pfund)[24]
Als Auftragseingänge gelten die im Berichtsmonat eingegangenen und vom Betrieb fest akzeptierten Bauaufträge zur Erstellung von Neubauten. Die Zuordnung fand aufgrund der vertraglichen Vereinbarungen zwischen den privaten bzw. öffentlichen Auftraggebern und den Hauptunternehmern statt. Ein Ausgleich für die im Baugewerbe auftretenden jahreszeitlichen Schwankungen ist durch die statistischen Erhebungen ebenso berücksichtigt.
Die hellblaue Fläche zeigt den Anteil der Auftragseingänge zur Herstellung von öffentlichen Gebäuden und Verkehrswegen. Die dunkelblaue Fläche repräsentiert die kumulative Menge aller privaten Bautätigkeiten.
Es ist in Abbildung 2-1 zu erkennen, dass der Wert der Auftragseingänge im britischen Baugewerbe für private als auch öffentliche Bauvorhaben denselben konjunkturellen Schwankungen unterliegen. Somit liegen keine Hinweise auf besondere Ereignisse in der Vergangenheit vor, die auf eine der beiden dargestellten Kategorien einen besonderen individuellen Einfluss zu nehmen schienen. Eine schwach ansteigende Nachfragezunahme ist beiden Kurven gemein. Die unregelmäßige Entwicklung der in Tabelle 2-5 dargestellten Preisindices für Bauleistungen hat scheinbar keinen Einfluss auf den Wert der Auftragseingänge im britischen Baugewerbe ausgeübt.
Die Abbildung 2-2 der folgenden Seite stellt den Wert der jährlichen Auftragseingänge im amerikanischen Baugewerbe von 1990 bis 2000 in Millionen US-$ dar.
Anhand der Darstellung zu konstanten Preis von 1996 ist ersichtlich, dass der Wert aller Bauaufträge innerhalb von 10 Jahren von 480 000 Mil. US-$ auf annähernd 800 000 Mil. US-$ gestiegen ist. Dies ist separat gesehen noch kein Beleg für einen Zuwachs der Bautätigkeit, sondern muss im Zusammenhang mit der im selben Zeitraum von Inflation berichtigten Preissteigerung[25] für Bauleistungen gesehen werden. Verglichen mit dem in Kapitel 2.3.1.1 angegebenen Preisindices und die dort ersichtliche Zunahme des Preisindex für amerikanische Bauleistungen um ca. 22 % wird verdeutlicht, dass nicht nur relativ, sondern auch absolut betrachtet, der Wert der Bautätigkeiten gestiegen ist.
Circa drei Viertel dieser Bautätigkeit entfiel auf den privaten Wohnungsbau mit einem Gesamt-Bauvolumen von 323 708 Mil. US-$ im Jahre 2000. Dies bekräftigt demzufolge die bedeutsame Stellung der privaten Investoren und potentiellen Auftrageber für am amerikanischen Baumarkt aktive Unternehmen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2-2: Wert der jährlichen neuen Auftragseingänge der amerikanischen Bauindustrie von 1990 bis 2000 (in Millionen US-Dollar)[26]
2.3.1.3 Abgeschlossene Bautätigkeiten
Auch der Umfang der abgeschlossenen Bautätigkeiten kann als ein Maß zur Beurteilung der Bautätigkeit auf angloamerikanischen Baumärkten herangezogen werden. In den Statistiken werden die Bauprojekte berücksichtigt, die im Berichtsjahr abgeschlossen wurden.
Die Anzahl der jährlich abgeschlossenen Bauprojekte in Großbritannien wird für den Zeitraum von 1949 bis 2000 in Abbildung 2-3 dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2-3: jährlich fertig gestellte Bauobjekte in Großbritannien[27]
Der in der Nachkriegszeit vorhandene Boom in der britischen Bauindustrie erreichte mit über 350.000 jährlich fertig gestellten Bauobjekten Mitte der 1960er Jahre einen vorläufigen Höhepunkt und konnte sich bis hin zum Jahr 1967 auf fast 440.000 Objekte erhöhen. Von diesem Zeitpunkt an unterlag die britische Baukonjunktur einem bis in die 1980er Jahre reichenden starken Abwärtstrend, der letztendlich in der Weltrezession von 1980 endete. Trotz der leicht fallenden Trendlinie zeichnet sich eine Konsolidierung ab, die auf eine Marktsättigung hindeutet.
Ein vergleichbarer Chart jährlich fertig gestellter Bauobjekte in den USA ist durch Abbildung 2-4 gegeben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2-4: jährlich fertig gestellte Bauobjekte in den USA[28]
Auffallend ist die über den Zeitraum von 1968 bis 2001 auftretende ungewöhnlich ausgeprägte Fluktuation. Die Ölkrise 1973 und deren weltweiten Auswirkungen auf die Wirtschaft beeinflussten den amerikanischen Baumarkt negativ und war hauptverantwortlich für dessen ersten Einbruch, der bis 1975 anhielt. Die Anzahl der fertig gestellten Bauobjekte fiel in diesem Zeitraum von jährlich über 2 100 000 auf weniger als 1 500 000 beendete Bauvorhaben. Der folgende bauwirtschaftliche Abwärtstrend ging mit der Weltrezession zu Beginn der achtziger Jahre einher. Erst 1982, bei einem Tiefstand von knapp 1 000 000 fertig gestellten Bauobjekten pro Jahr, entspannte sich die Marktlage.
Um dennoch anschaulich eine Entwicklung zeigen zu können, ist zusätzlich eine lineare Trendlinie eingefügt worden. Mit ihrer Hilfe ist ersichtlich, dass über die vergangenen Dekaden hinweg die Anzahl der jährlich fertig gestellten Bauobjekte langsam und kontinuierlich abnahm.
Eine vergleichende Betrachtung des steigenden Auftragswertes der jährlichen neuen Auftragseingänge des Kapitels 2.3.1.2 mit der abnehmenden Anzahl der jährlich fertig gestellten Bauwerke bestätigt durch die gegensätzliche landesunabhängige Entwicklung, dass die Kosten für Bauleistungen, wie bereits in Kapitel 2.3.1.1 gezeigt, stetig anwachsen. Die zunehmenden Baukosten können durch die gestiegenen Sicherheitsanforderungen, das verstärkte Umweltbewusstsein, die technisch aufwendigeren Bauverfahren und nicht zuletzt durch die gewünschte Qualitätssteigerung der Bauherren begründet werden.
2.3.2 Betriebsgrößenklassen, Beschäftigte und Umsatz
Die in Tabelle 2-6 und Tabelle 2-7 aufbereiteten Zahlenwerte geben nur einen Auszug dessen wieder, was die nationalen statistischen Bundesämter bereits als umfangreiche Datensammlungen zu der Struktur der einzelnen Industriezweige vorweisen können. Zum leichteren Verständnis muss bedacht werden, dass in den folgenden beiden Tabellen dieses Kapitels unter „Beschäftigte“ alle direkt einem Bauunternehmen angeschlossenen und für dieses freiberuflich tätigen Personen verstanden werden. Der angegebene erwirtschaftete Umsatz stellt den Gesamtbetrag aus dem Umsatz aus Bauleistungen[29], den Umsätzen aus sonstigen eigenen Erzeugnissen und Leistungen aus Nebengeschäften dar. Des weiteren weicht die Einteilung der Größenklassen von Bauunternehmen in Großbritannien von der in Amerika üblichen Einteilung ab, da die statistischen Erhebungsverfahren von Land zu Land differieren. Eine Überführung oder Umrechnung der Daten auf eine einheitliche Klassenverteilung ist nicht möglich. Daher werden beide Länder mit den ihnen zugrunde gelegten Betriebsgrößenklassen für den Bausektor aufgeführt. Die Ergebnisse sind somit nicht exakt vergleichbar, aber die wesentlichen Angaben zur Struktur der Bauwirtschaft sind für jedes Land getrennt ersichtlich.
Nach der offiziellen Einteilung des britischen „Department of Trade and Industry“ (DTI) werden in Großbritannien Betriebe mit bis zu 13 Mitarbeitern als Kleinbetriebe und ab 115 Angestellten als Großbetriebe bezeichnet. Alle Unternehmen, die sich zwischen diese Grenzen eingliedern lassen, werden als mittelständige Unternehmen angeführt. Eine offizielle Klassifizierung wird in den USA durch die Standard Industry Classification (SIC) vorgenommen.[30] Diese nimmt allerdings nur eine Zuordnung der Beschäftigten in eine der vordefinierten Betriebsgrößenklassen vor und bietet keine allgemein anerkannte Einteilung von kleinen, mittelständische und großen Unternehmen an.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2-6: Bauunternehmen, Beschäftigte und jährlicher Umsatz des britischen Bauindustrie, getrennt nach Betriebsgrößenklassen im Jahr 2000[31]
Tabelle 2-6 schlüsselt die Anzahl der Bauunternehmen, Beschäftigte und den jährlichen Umsatz des britischen Baugewerbes auf. Die Betriebsgrößenklassen wurden auf der Basis der Beschäftigtenzahl pro Unternehmen gebildet.
Von den über 160 000 Unternehmen, die dem britischen Baugewerbe zugeordnet werden, sind 53,67 % Ein-Personen-Betriebe und fast 30 % aller Betriebe beschäftigen zwei bis drei Mitarbeiter. Diese hohen Prozentsätze an Kleinstbetrieben ist durch die zu Grunde liegende Erhebungsmethode zu erklären. Es wurden neben den privaten Bauunternehmen des Bauhauptgewerbes auch die zahlreichen Betriebe des Baunebengewerbes und des Bauausbaugewerbes erfasst. Da allerdings die Tätigkeitsfelder von Nachunternehmern sich vom Schwerpunkt her im Ausbaugewerbe befinden, ist diese statistische Darstellung sehr gut geeignet, das große Angebotspolypol der Nachunternehmer in der britischen Bauindustrie zu zeigen. Der Nachfragemarkt der potenziellen Arbeitgeber[32] hingegen bildet sich aus den mittelständischen und großen Bauunternehmen, die zusammen ca. 4 % der Baubetriebe ausmachen; gerade 0,32 % der am britischen Baumarkt aktiven Unternehmen zählen zu den großen Baufirmen. Die Nachfrageseite stellt demnach ein Oligopol dar. Auf Grund dieser Zuordnung von Bauunternehmen zu den definierten Betriebsgrößenklassen kann von einer klein und mittelständischen Struktur gesprochen werden.
Die Beschäftigtenzahlen pro Betriebsgrößenklasse weist eine abweichend verlaufende Gewichtung auf. Demnach stellen kleine Bauunuternehmen 51,8 %, mittelständische Firmen 22,94 % und die großen Bauunternehmen mit jeweils mehr als 114 Mitarbeitern insgesamt 25,27 % der vorhandenen Arbeitsplätze in der britischen Bauwirtschaft zur Verfügung. Eine Aussage zu der Struktur des britischen Baugewerbes ist auf der Basis dieser Klasseneinteilung weniger eindeutig möglich als zuvor. Dennoch überwiegen wiederum die kleinen Baubetriebe.
Eine Betrachtung der Tabelle 2-6 hinsichtlich der Umsätze ergibt, dass sich der Gesamtumsatz der Baubranche auf kleine (36,11%), mittelständische (28,69%) und große Bauunternehmen (34,69%) fast ausgeglichen verteilt.
Die Tabelle 2-7 zeigt die Zuordnung der privaten amerikanischen Bauunternehmen (private contractors), die im Register des „Department of the Environment“ eingetragen sind zu den gegebenen Betriebsgrößenklassen. Bauabteilungen von Behörden und Kommunen sind nicht inbegriffen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2-7: Bauunternehmen, Beschäftigte und jährlicher Umsatz des amerikanischen Bauhauptgewerbes, getrennt nach Betriebsgrößenklassen im Jahr 2000[33]
Aus der vorangestellten Übersicht der amerikanischen Struktur des Baugewerbes sind Parallelen zu den strukturellen Zusammensetzungen der britischen Bauindustrie zu erkennen. Es zeigt sich wiederum, dass das Gros von Betrieben (64,43 %) den kleinen Bauunternehmen mit maximal 4 Beschäftigten zuzurechnen ist, wohingegen Betriebe mit mehr als 100 Mitarbeitern weniger als ein Prozent aller Bauunternehmen darstellen. Ein am Markt hauptsächlich als Generalunternehmer auftretendes Unternehmen weißt durchschnittlich 237 Angestellte und ein 46-jähriges Bestehen auf.[34]
Wird hingegen die Verteilung der Beschäftigten zu den Betriebsgrößenklassen betrachtet, so fällt auf, dass der überwiegende Anteil von 31,70 % aller Beschäftigten in den Betrieben mit 20 bis 99 Mitarbeitern angestellt ist. Diese Klasse stellt eine zu grobe Einteilung dar, um die Struktur der Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern detaillierter nachvollziehen zu können. Dadurch wird die ansonsten über alle Klassen hinweg gleichmäßige Verteilung der Beschäftigtenzahlen augenscheinlich gestört.
Mit geringen Abweichungen zu dem Kriterium der Beschäftigtenzahlen zeigen sich die Zuordnungen der amerikanischen Bauunternehmen hinsichtlich der Betriebsgrößenklassen, wenn der Umsatz als Kriterium der Klassifizierung gewählt wird. Es liegt eine marginale Verlagerung der prozentualen Verteilung zugunsten der größeren Betriebe vor.
2.4 Marktlage und Wettbewerbssituation
2.4.1 Insolvenzquoten
Als ein Indikator für die vorherrschende Marktlage und Wettbewerbssituation auf den angloamerikanischen Baumärkten kann die vorhandene Insolvenzrate angesehen werden. Sie ist als Ersatz-Indikator für die Entwicklung auf der Angebotsseite des Baumarktes zu verstehen.
Die Insolvenzraten im britischen Baugewerbe der Jahre 1990 bis 2000 wird in Abbildung 2-5 der folgenden Seite nach privaten Bauunternehmen und nach selbstständigen Erwerbstätigen aufgeschlüsselt.
Die grundlegende Situation des Baumarktes ist geprägt von einer im Vergleich zu anderen wirtschaftlichen Sektoren überproportional hohen Insolvenzrate im Bauhaupt- und Baunebengewerbe.[35]
Das derzeitige Niveau der Insolvenzrate bewegt sich deutlich unter dem von 1990. Die auffällige Zunahme der Insolvenzquote ab Beginn der 90er Jahre spiegelt die damalige äußerst angespannte Baumarktsituation und den vorherrschenden Abschwung in der Baubranche wider.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2-5: Insolvenzrate im britischen Baugewerbe von 1990 bis 2000[36]
Von der schlechten Marktlage waren hauptsächlich kleinere Unternehmen und die Selbstständigen des Baugewerbes betroffen. Ihre Fähigkeit, sich an die komplizierten Prozesse des Konjunkturzyklus sowie an die Veränderung der Märkte oder der Wirtschaftsstrukturen anzupassen ist geringer ausgeprägt, als bei den großen Bauunternehmen. Daher bedarf es für kleine Betriebe mehr Zeit, um sich den wandelnden Marktbedingungen anzugleichen. Es ist eine verzögerte Reaktion auf die während des Zeitraumes 1990 bis 1993 vorausgegangenen rezessionären Bedingungen.
Als weitere Faktoren für die Insolvenzanfälligkeit von Bauunternehmen können folgende Punkte genannt werden[37]:
- Unzulängliche Produkt- oder Produktionskapazitäten oder eine Veränderung der Produktionsvorschriften
- Der „Domino-Effekt“. Er besagt, dass vertikal voneinander anhängige Unternehmen Insolvenzsituationen gegenseitig beeinflussen. Die starke vor allem finanzielle Abhängigkeit der Nachunternehmer von den Generalunternehmern ist besonders in der Baubranche sehr risikobehaftet und muss daher äußerst kritisch betrachtet werden.
- Die Unfähigkeit, externe Schocks aufgrund unzureichender Kapitalbasis aufzufangen. Eine zu geringe und tendenziell sinkende Eigenkapitalquote gerade kleinerer Bauunternehmen[38] und die damit verbundene Unterkapitalisierung ist für die Baubranche fast landesunabhängig kennzeichnend.
- Die schlechte Zahlungsmoral der Auftraggeber. Da besonders die Liquiditätssicherung auf Grund der geringen Eigenkapitalquote kleinerer Unternehmen oftmals problematisch ist, fällt die schlechte Zahlungsmoral der Generalunternehmer gegenüber den beauftragten Nachunternehmern besonders ins Gewicht.
- Eine schwierige Kreditbeschaffung
Eine vergleichbare Datenquelle zur Beurteilung der Insolvenzrate in der amerikanischen Bauindustrie lag dem Verfasser zum Zeitpunkt der Ausarbeitung nur in unzureichender Qualität vor. Daher wird auf eine Betrachtung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der amerikanischen Baubranche auf Grundlage dieses Indikators verzichtet.
2.4.2 Liquidationssicherung
Aufgrund der Tatsache, dass die Kreditbeschaffung für viele Bauunternehmen eine große Rolle spielt, wird dieser Zusammenhang beispielhaft für Amerika anhand von Abbildung 2-4 grafisch ausführlich erläutert.
Zu sehen ist die Bewilligung von Kreditanträgen an Bauunternehmen durch amerikanische Bankinstitute. Die blaue Linie verdeutlicht die abnehmende Bereitschaft zur Kreditvergabe an große Bauunternehmen, wohingegen die grüne Linie die Bewilligung von Krediten an kleine und mittelständische Unternehmen ausdrückt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2-6: Kreditvergabe amerikanischer Banken an Bauunternehmen[39]
Der Verlauf der Graphen im positiven Wertebereich drückt aus, dass zwischen 1993 und 1999 die Kreditinstitute eine größtenteils zusagende Haltung gegenüber den Kreditnehmern einnahmen, so dass durchweg mehr Kredite vergeben wurden als auf der anderen Seite abgelehnt wurden. Doch mit der Jahrtausendwende änderte sich der Trend sprunghaft ins Gegenteilige, so dass momentan bis zu 50 % aller beantragten Kredite abgelehnt werden.
Die gestiegenen Anforderungen der Bankinstitute bei der Kreditvergabe zeigen, dass sich das Risikobewusstsein allgemein akzentuiert hat .Die Veränderung der vergebenen Kredite deutet eine restriktivere Geschäftspraxis der Banken an. Deren Vorsicht resultiert aus der verschlechterten wirtschaftlichen Sicherheit und der bisherigen Wertberichtigung aus stillen Reserven der Bauunternehmen als Kreditnehmer.
2.4.3 Arbeitslosenquoten
Nach herrschender Meinung kann auch die Arbeitslosenquote als ein Merkmal der wirtschaftlichen Situation eines Industriezweiges herangezogen werden. Der jährliche prozentuale Durchschnitt der Arbeitslosenquote im britischen (blau) und amerikanischen (grün) Baugewerbe wird der Arbeitslosenquote der übrigen Industrien in Abbildung 2-7 vergleichend gegenübergestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2-7: Vergleichende Darstellung der Arbeitslosenquote von 1990 bis 2000[40],[41]
Während der neunziger Jahre verringerte sich die Rate der Arbeitslosigkeit im britischen Baugewerbe von fast 20% in den frühen neunziger Jahren auf 6 %. Somit lag sie im Jahre 2000 nah an dem nationalen Durchschnitt der gesamten Arbeitslosenquote von 5,5 % der gesamten restlichen Industrien. Die auffallend große Diskrepanz zwischen den Arbeitslosenquoten im Baugewerbe und der der übrigen Industrien in den Jahren 1991 bis 1994 zeigt die damalige sehr rezessive Situation der britischen Bauindustrie. Diese auffällig hohen Arbeitslosenquoten dieser Jahre gehen mit den hohen Insolvenzzahlen[42] des gleichen Zeitraumes einher.
Der daran anschließende abnehmende Trend zeigt einerseits, dass sich die Marktsituation der Bauindustrie in beiden Ländern entspannt. Andererseits sank während der letzten Dekade die Tätigkeit im Baugewerbe relativ betrachtet schneller als im Vergleich zu den übrigen Wirtschaftszweigen. In Verbindung mit dem gleichzeitig langsameren Wirtschaftsaufschwung im Bausektor, verglichen mit den anderen Sektoren der Wirtschaft, ergab sich daher ein Abwandern von Arbeitskräften aus dem Baugewerbe in andere Sektoren, die somit zur Abnahme der Arbeitslosenrate beitrug.
2.5 Bedeutung der Bauwirtschaft für die angloamerikanische Volkswirtschaft
Der Tabelle 2-8 kann entnommen werden, dass die amerikanische Bauindustrie 5,36 % aller Arbeitsplätze und 12,3 % aller Unternehmen des Landes repräsentiert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2-8: Gewichtung der britischen und amerikanischen Bauindustrie[43],[44]
Der Anteil des Bruttoinlandsproduktes, das aus der amerikanischen Bauwirtschaft resultiert, beträgt über 8,6 Milliarden US-Dollar. Dies entspricht 5,36 Prozent des gesamten Bruttoinlandsproduktes der USA.
In Großbritannien nimmt die Bauwirtschaft einen etwa gleich hohen Stellenwert ein. Sie erwirtschaftet mit 972 Millionen britischen Pfund 6,0 Prozent des gesamten Bruttoinlandsproduktes. Ferner beschäftigt die britische Bauindustrie annähernd eine Millionen Menschen. Gegenwärtig kann etwa jedes zehnte Unternehmen der Baubranche zugerechnet werden.
Der Sektor der Bauwirtschaft erwirtschaftet somit sowohl in Großbritannien als auch in den USA einen bedeutsamen Anteil an dem gesamten Bruttoinlandsprodukt[45] und stellt darüber hinaus einen beachtlichen Teil der verfügbaren Arbeitsplätze. Internationale Vergleiche zeigen, dass sich hoch entwickelte Wirtschaftssysteme durch ein Bruttoinlandsprodukt auszeichnen, dass, wie im Falle von Großbritannien und den USA, zu großen Teilen von der Bauwirtschaft erbracht wird.[46] Dem amerikanischen Bausektor wird aus diesem Grunde oft unterstellt, dass er selten neue und innovative Baumethoden fördert, dass sowohl motivierende Anreize fehlen als auch die Notwendigkeit zur Verbesserung der bauwirtschaftlichen Situation nicht gesehen werden.[47]
Hinzu kommt, dass der Bausektor aufgrund der direkten oder indirekten Einflussnahme durch die Regierung ein Schlüsselinstrument in der Wirtschaftspolitik darstellt und daher im besonderen Interesse der Regierung gefördert wird.
2.6 Wichtige Besonderheiten der britischen und amerikanischen Bauwirtschaft
In der Vergangenheit ist vor allem in Großbritannien zu beobachten gewesen, dass der Einfluss der britischen Regierung auf den Bausektor bemerkenswert ausgeprägt ist. Die staatliche Politik der Regierungen hat oftmals die Bauwirtschaft als wirtschaftlichen Regulator für Nachfrageschwankungen auf dem Baumarkt benutzt, um aus dem sich ergebenden Effekt auf kommerzielle und spekulative öffentliche Projekte für sich einen Nutzen zu ziehen.[48]
Es ist daher nicht verwunderlich, dass die britische Regierung eine große Anzahl von Institutionen unterhält, über die eine gewisse Kontrolle der Baubranche ausgeübt werden kann. Eine herausragende Rolle in der britischen Bauwirtschaft nimmt das Construction Industry Training Board (CITB) ein. Es wurde 1964 durch einen Beschluss der Regierung gegründet und bietet für den gesamten Bereich des Bausektors Fortbildungsmaßnahmen an, die der internationalen Wettbewerbsfähigkeit dieser Branche dienen soll. Finanziert wird diese Organisation sowohl durch staatliche Stellen als auch durch einen Großteil der britischen Bauunternehmen.[49] Eine weitere staatliche Institution zur Unterstützung der britischen Bauwirtschaft stellt die Government Training Service Agency (TSA) dar. Über das TSA werden ebenfalls Fortbildungsmöglichkeiten finanziert.[50]
2.7 Kausalität des strukturellen Wandels und kritische Bewertung der Entwicklungstendenzen in der angloamerikanischen Bauwirtschaft
Zunehmender internationaler Wettbewerb, das Zusammenwachsen des europäischen Marktes sowie ein verstärkter Kostendruck zwingen die Bauunternehmen, ihre Strategie grundsätzlich zu überdenken und eine Neupositionierung im nationalen und internationalen Baugeschehen in Betracht zu ziehen.
Bereits seit einiger Zeit ist verstärkt zu beobachten, dass, ähnlich wie in anderen Industriezweigen und vor allem in Amerika, konkurrierende Bauunternehmen übernommen, strategische Allianzen geschmiedet und Kooperationsabkommen unterzeichnet werden. Dies drückt sich in einer sinkenden Anzahl von auf dem Markt tätigen Bauunternehmen aus[51].
Die detailliertere Auswertung einer Zeitreihenbetrachtung[52] verdeutlicht, dass sich über die vergangenen Jahrzehnte hinweg ein Umstrukturierungsprozess vollzieht, der bis heute noch nicht beendet ist.
Bei schrumpfendem Nachfragevolumen und zu großer Kapazitäten auf der Angebotsseite der Bauunternehmen, scheiden einzelne weniger wettbewerbsfähige Unternehmen aus dem Markt aus. Dadurch ändert sich nicht nur die Anzahl der auf dem Markt tätigen Unternehmen, sondern auch die Struktur der Baubranche, da sich das Verhältnis von kleinen und mittelständischen Unternehmen zu großen Bauunternehmen ändert. Die Zahl der kleinen Bauunternehmen nimmt zu, wohingegen die Anzahl der mittelständischen und vor allem großen Bauunternehmen deutlich abgenommen hat.
Weitere Ursachen der strukturellen Wandlungen des Bausektors lassen sich schematisch in folgende Gliederungspunkte subsumieren.
- Öffnung der Märkte und daraus resultierende steigende Mobilität
- Wohlstandsgefälle forciert Zustrom billiger Arbeitskräfte aus dem Ausland
- Internationale Verflechtungen werden immer ausgeprägter und viele große Unternehmen expandieren durch Globalisierung, d.h. der Aktionsradius von Bauunternehmen wird größer und die Erschließung neuer Märkte ist somit möglich. Das vorrangige Ziel dieser Maßnahme ist die Risikoverteilung der inländischen Marktsituation auf andere u.U. davon unabhängige Wirtschaftssysteme des Auslandes
- Neue Technologien und Organisationsformen
- Zunehmende Bedeutung stationärer Vorfertigung in Fertigteilwerken
- Neue Verfahrenstechniken und Automatisierung
- Computerisierung und verbesserte Logistik des Bauprozesses
- Verbesserungen im Planungsprozess
- Trend zum Schlüsselfertigbau
- Verstärktes Maß an Umbau- anstelle von Neubaumaßnahmen
Begünstigt werden die Umstrukturierungsprozesse überdies durch die heutzutage vorhandene Einstellung der Bauherren zur Finanzierung der Bauprojekte. Während früher die Bauherren traditionsgemäß selber die Finanzierungsmöglichkeiten für ihr Bauvorhaben ergründeten, so verlangen sie gegenwärtig häufig ein komplettes Service-Paket von einem Hauptunternehmer, das auch die vollständige Finanzierung umfasst. Infolgedessen hat die Nachfrage nach größere Bauunternehmen, die diese Leistungen durch eingehende Verbindungen mit Banken und anderen Geldinstituten anbieten können, zugenommen.
Anhand der angeführten Kenndaten ist ersichtlich, dass die schwerwiegenden Rezessionen zu Beginn der neunziger Jahre einen gewaltigen Druck auf die britische Bauindustrie ausübte. Durchweg fast alle großen Unternehmen dieser Branche konnten nur noch bis zu 50 % des Personals einsetzen, das in den siebziger Jahren möglich gewesen war.[53]
Eine notwendige Restrukturierung der Unternehmensstrukturen fand statt, wodurch sich die Unternehmen gezwungen sahen, sich auf das neu definierte Kerngeschäft zu reduzieren und alle weiteren Aufgabengebiete an Nachunternehmer zu vergeben. Dadurch nahm die Bedeutung der Nachunternehmer in der Bauwirtschaft deutlich zu. Ähnliche Prozesse fanden ebenfalls in der amerikanischen Bauindustrie statt.
Es kann verallgemeinert werden, dass während des wirtschaftlichen Booms viel Kapital in die Industrie fließt. Erfahrungsgemäß kommen diese Mittel zuerst dem produzierenden Gewerbe zu Gute. Zeitlich versetzt profitiert auch die Bauindustrie von diesem wirtschaftlichen Aufschwung, da die Nachfrage nach notwendigen Industriebauten steigt. Zeigt die allgemeine Wirtschaftslage eines Staates einen Konjunkturrückgang an, so treten die umgekehrten Effekte ein. So erzwingen große Unternehmen durch den Abbau von Arbeitsplätzen eine Verringerung der Lohnkosten, um ihre Wettbewerbsfähigkeit insgesamt zu erhalten. In sehr kleinen und kleinen Unternehmen kann ein Wachstumsrückgang nicht ohne weiteres durch Arbeitsplatzabbau aufgefangen werden. Der Wachstumsrückgang muss statt dessen durch einen komplexen Prozess von Markteintritten und -austritten ausgeglichen werden, bei dem neue Unternehmen, die besser an neue Marktgegebenheiten angepasst sind, stagnierende oder/und schrumpfende Unternehmen ersetzen.
Die sich daraus ergebenden Schwankungen können kleine und mittelständische Firmen, die oftmals traditionelle Familienbetriebe darstellen, auf Grund ihrer unzureichenden Liquidität[54] nicht genauso schnell ausgleichen wie die großen Bauaktiengesellschaften der Branche. Zudem haben diese, im Vergleich zu den oftmals nur regional tätigen Kleinbetrieben, den Vorteil, durch ihre weltweite Tätigkeit die Möglichkeit Verluste im Inland durch positive Ergebnisse im Ausland auszugleichen. Mit anderen Worten ausgedrückt: Nachfrageengpässe treffen daher kleine Firmen am stärksten. Die Folgen sind Entlassungen und Insolvenzen, wie die Zusammenhänge in Kapitel 2.4 belegen.
3 Vertragliche Beziehungen und Wettbewerbsmechanismen der angloamerikanischen Baubeteiligten
3.1 Die charakteristischen Tätigkeiten der Baubeteiligten
Anhand der nachfolgenden Abbildung 3-1 ist zu erkennen, dass im angloamerikanischen Raum die Baubeteiligten detaillierter voneinander unterschieden werden als es in Deutschland üblich ist. Dies zeigt die Notwendigkeit auf die wesentlichen Beteiligten näher einzugehen, um deren Mitwirken am ausländischen Bauprozess verstehen zu können.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3-1: Überblick der wichtigsten Baubeteiligten in Großbritannien und in den USA
Da im Rahmen dieser Arbeit ein verstärktes Augenmerk vor allem auf Generalunternehmer und Nachunternehmer gelegt wird, ist diesen Baubeteiligten im Anschluss an die Vorstellung der weiteren angloamerikanischen Baubeteiligten ein ausführlicher und gesonderter Gliederungspunkt gewidmet, der die beiden zentralen Unternehmenseinsatzformen aufzeigt.
Es sei vorab darauf hingewiesen, dass der Begriff Generalunternehmer im angloamerikanischen Raum aufgrund des ungleichen Rollenverhaltens der dortigen Baubeteiligten unüblich ist. Die hierzulande gebräuchliche Trennung der verschiedenen Bauunternehmenseinsatzformen ist daher nur bedingt möglich ist. Im Folgenden wird daher der angloamerikanische Ausdruck contractor i.S. eines Generalunternehmers verwendet. Unter einem contractor soll demnach derjenige verstanden werden, der dem Bauherrn vertraglich die gesamte zur Fertigstellung eines Bauwerkes nötige Bauleistung schuldet. Diese Definition sei vorerst unabhängig von dem Grad der eigenen Bautätigkeit des contractors zu sehen. Wenn die Gesamtheit aller Unternehmenseinsatzformen von Generalunternehmer, Generalübernehmer, Totalunter- und Totalübernehmer nach deutschem Verständnis angesprochen werden soll, ohne ein spezielles Augenmerk auf die charakteristischen Wesensmerkmale zu richten, wird der Begriff Hauptunternehmer verwendet.
Nur bei einer zwingend notwendigen Begriffsdifferenzierung wird ausdrücklich zwischen den Einsatzformen eines Bauunternehmens unterschieden.
Auch das Verhältnis der angloamerikanischen Nachunternehmer (subcontractor) zu den Bauherren auf der einen und zu dem contractor auf der anderen Seite zeigt Abweichungen zu den deutschen Geschäftsbeziehungen. Die in Deutschland verbreitete Definition eines Nachunternehmers als
„ein Unternehmer, der Bauleistungen bzw. Teile davon ausführt, ohne von einem Bauherrn dazu beauftragt zu sein“[55],
ist somit nicht uneingeschränkt übertragbar.
An dieser Stelle sei vorausgreifend auf die Kapitel 3.2.1 und 3.2.4 verwiesen, in denen diese Zusammenhänge an geeigneter Stelle ausführlich dargelegt werden.
3.1.1 Bauherr
Die Bezeichnung des Bauherrn oder Auftraggebers ist äquipollent in der englischen Terminologie der Baubranche wiederzufinden. Als allgemein übliche Bezeichnung werden in den USA „owner“ (Inhaber; Besitzer; Eigentümer) und in Großbritannien sowohl der Begriff „employer“ (Arbeitgeber) oder auch „client“ (Kunde, Klient) verwendet. Die Austauschbarkeit dieser Begriffe deutet zwar keine grundlegende Unterscheidung seiner Stellung im Baugeschehen von der des Bauherrn in Deutschland an, doch verdeutlicht die Bezeichnung client bereits, dass Bauherren in einem verstärktem Maße als Kunden der britischen Bauindustrie angesehen werden, deren Anliegen und Wünsche befriedigt werden müssen. Ebenso wie in Deutschland wird zusätzlich in public (öffentliche) und private (private) clients unterschieden.
Die Beteiligung des Bauherrn an dem Bauprojekt hat sich verändert. Für den Bauherrn steht der Wunsch im Vordergrund, dass von ihm ins Auge gefasste Bauprojekt innerhalb des vorgeschätzten Kosten- und Terminrahmen mit möglichst wenig eigenem Aufwand zu realisieren.
Bauherren gelten heutzutage, sowohl national als auch international, somit immer öfter nur noch als „Veranlasser einer Baumaßnahme“[56]. Die in vergangenen Zeiten vorwiegend selbst erbrachten Leistungen wie z.B. das Erörtern der Finanzierung, die Vorplanung oder die Beauftragung von einzelnen Fachfirmen, geben Bauherren immer öfter an Generalunternehmer und vergleichbare Unternehmenseinsatzformen ab. Auf diese Weise entstand der Trend zum Schlüsselfertigbau, bei dem der Bauherr mitunter nur noch die Funktion des Bauwerkes beschreibt. Der beauftragte Hauptunternehmer wird alle zur wirtschaftlichen und technischen Fertigung anfallenden konzeptionellen, planerischen und bauausführenden Leistungen entweder selber erbringen oder durch geeignete Nachunternehmer ausführen lassen. Die sich daraus ergebenden Vorteile werden in Kapitel 3.2.3 eingehender herausgearbeitet.
[...]
[1] Department of Trade and Industry (Hrsg.), in: Construction Statistics Annual 2001 Edition, London, 2001, S.201
[2] im folgenden kursiv dargestellt
[3] Vgl.: Statistisches Bundesamt, Gruppe III A (Hrsg.), Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Wiesbaden, 2002, Seite 2
[4] Anm.: Veraltete Bezeichnung: Bruttosozialprodukt
[5] Unter Vorleistungen ist der Wert der Güter (Waren und Dienstleistungen) zu verstehen, die inländische Wirtschaftseinheiten von anderen (in- und ausländischen) Wirtschaftseinheiten bezogen und im Berichtszeitraum im Zuge der Produktion verbraucht haben.
[6] Vgl.: Statistisches Bundesamt, a.a.O., Seite 2
[7] Anm.: Daher auch „Wertindex“ genannt
[8] Anm.: Misst die Verteuerung der wirtschaftlichen Leistung des Berichtsjahres gegenüber dem Basisjahr .
[9] Statistisches Bundesamt, Gruppe III A (Hrsg.), Statistisches Jahrbuch 2001 für das Ausland, Wiesbaden, 2002, S.351 f.
[10] Anm.: in konstanten Preisen und Wechselkursen basiert auf 1995
[11] Statistisches Bundesamt, Gruppe III A (Hrsg.), a.a.O., S.353 f.
[12] In konstanten Preisen und Wechselkursen basiert auf 1995
[13] Vgl. dies und das folgende: Volz, Joachim, Konjunkturelle Abschwächung auch in Großbritannien, in: Wochenbericht des DIW, Nr. 11, 2001
[14] Anm. : Eine expansive Geldpolitik bezeichnet den Anstieg der durch die Bundeszentralbank herausgegebenen Geldmenge. Mit dieser Maßnahme wird im allgemeinen ein Rückgang der Zinsen erreicht, was sich in aller Regel positiv auf das Wirtschaftswachstum auswirkt.
[15] Vgl.: OECD, Paris, 2002
[16] Vgl.: Hamilton, J. D., A new approach to the economic analysis of nonstationary time series and the business cycle, in: Econometrica,Vol. 57, 1989, S. 365
[17] Über die exakte Definition einer Rezession gibt es jedoch zwei Auffassungen. In den USA vergleichen die Statistiker die beiden Quartale, in welchen die Wirtschaft schrumpft, meist mit dem gerade vorangegangenen Quartal. In Deutschland wird der gleiche Zeitraum des Vorjahres als Vergleich herangezogen. Aufgrund dieses Unterschiedes wird in den USA schneller von einer Rezession gesprochen als in Deutschland.
[18] Statistisches Bundesamt, a.a.O., S.346
[19] Umbasiert auf 1995 = 100
[20] Statistisches Bundesamt, a.a.O., S.118
[21] Vgl.: Construction Industry Board (CIB) (Hrsg.), The State of the Construction Industry, London, 2000, Seite 2
[22] Statistisches Bundesamt, Gruppe III A (Hrsg.), a.a.O., S.346
[23] Anm.: Umbasiert auf 1995 = 100
[24] Department of Trade and Industry (Hrsg.), a.a.O., S.15
[25] Siehe Kapitel hierzu 2.3.1.1
[26] U.S. Census Bureau (Hrsg.), in: Statistical Abstract of the United States: 2001, Washington DC, 2002, S. 592
[27] geänd. nach: Office of the Deputy Prime Minister (Hrsg.), a.a.O., Seite 201
[28] U.S. Census Bureau (Hrsg.), in: New Residential Construction, Washington DC, 2002, Seite 28
[29] Anm.: auch baugewerblicher Umsatz genannt
[30] Vgl.: Kale, S./ A., D., General contractors’ relationship with subcontractors: a strategic asset, in: Construction Management and Economics, Vol. 19, 2001, Seite 544
[31] Daten entnommen aus: Department of Trade and Industry (Hrsg.), a.a.O., Seite 46, 49, 51
[32] Wie in Kapitel 4.2 ausführlich erläutert wird, binden Nachunternehmer 70 % bis 90 % ihrer Kapazitäten an Hauptunternehmer, anstatt ihre Leistungen direkt am Baumarkt anzubieten.
[33] Vgl.: U.S. Census Bureau (Hrsg.), in: Statistical Abstract of the United States: 2001, Washington DC, 2002, Seite 485
[34] Vgl.: Kale, S./ A., D., a.a.O., Seite 546
[35] Vgl.: Lowe, J. G., Insolvency in the UK construction industry, in: Journal of Financial Management of Property and Construction , Glasgow, 1994, Seite 201
[36] Department of Trade and Industry (Hrsg.), a.a.O., S.48
[37] Vgl.: Lowe, J. G., a.a.O., Seite 202
[38] Die Eigenkapitalquote reflektiert das in Prozent ausgedrückte Verhältnis von Eigenkapital, in Form von Rücklagen, Gewinnvortrag, und evt. Berichtigungen, zum Gesamtkapital eines Unternehmens.
[39] Vgl.: Bank Ehinger & Cie AG (Hrsg.), Quarterly Economic, New York, 2001, Seite 2
[40] Vgl.: Construction Industry Board (CIB) (Hrsg.), a.a.O., Seite 8
[41] U.S. Census Bureau (Hrsg.), a.a.O., Seite 388
[42] Siehe auch Kapitel 2.4.1
[43] Vgl.: U.S. Census Bureau (Hrsg.), a.a.O., Seite 485
[44] Vgl.: The Stationery Office (Hrsg.), UK Yearbook 2002, Norwich, 2002, Seiten 150 und 381
[45] Im weltweiten Ranking des Bruttoinlandsproduktes liegt die USA auf Rang eins, Deutschland auf Rang drei und Großbritannien auf Rang fünf.
[46] Vgl.: Lowe, J. G., Construction Economics, in: Journal of Financial Management of Property and Construction , Glasgow, 1994, Seite 1
[47] Vgl.: DIST + NatBACC (Hrsg.), Procurement & Project Delivery in the Building and Contruction Industries, Initial Report to Department of Industry Science Tourism (DIST) & National Building & Construction Committee (NatBACC), London, 1998, Seite 14
[48] Vgl.: Lowe, J. G., Insolvency in the UK construction industry, a.a.O., Seite 202
[49] Vgl.: Forster, G., Building Organisation & Procedures: 1. Construction industry - Management, Library of Congress Cataloging in Publication Data, Harlow, 1986, Seite 54
[50] Vgl.: Ebenda, Seite 23
[51] Siehe hierzu Kapitel 2.7
[52] Aufgrund des Datenumfanges hier nicht aufgeführt. Vgl.: The Stationery Office (Hrsg.), UK Yearbook 2002, a.a.O. und U.S. Census Bureau (Hrsg.), Statistical Abstract of the United States: 2001, a.a..O.
[53] Vgl.: Thoburn, John Thomas / Takashima, Makoto, Industrial subcontracting in the UK and Japan, Avebury, 1992, Seite 57
[54] Siehe auch Kapitel 2.4.2
[55] Brüssel, W.: Baubetrieb von A bis Z, 2. Auflage, Düsseldorf, 1995, S.256
[56] Brüssel, W.: Baubetrieb von A bis Z, a.a..O., S.71
- Citation du texte
- Daniel Schmolke (Auteur), 2002, Die Zusammenarbeit von General- und Nachunternehmern auf ausländischen Baumärkten am Beispiel von Großbritannien und den USA, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16985
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