Die Wissenschaftssoziologie ist noch ein recht junges Themenfeld innerhalb der Soziologie. Sie erforscht die gegenseitige Beeinflussung zwischen Wissenschaft und der sie umgebenden Gesellschaft. Grundlegend ist das Axiom, dass Wissenschaft immer in einem sozialen Rahmen stattfindet und daher von sozialen Faktoren geprägt ist. Umgekehrt wirkt die Wissenschaft natürlich auch immer in die sie umgebende Gesellschaft hinein und verändert diese durch hinzugewonnene Erkenntnisse.
Dabei sind die Funktionsweisen der gegenseitigen Beeinflussung sowohl für die Wissenschaft als auch für die Gesellschaft von großer Bedeutung. Innerhalb der Wissenschaft musste insbesondere die Naturwissenschaft erkennen, dass die Soziologie ihr jegliche „Objektivität“ absprach und dem Ausgang wissenschaftlicher Diskurse Willkür unterstellte.
Die Gesellschaft bekam hingegen vorgeführt, dass wissenschaftliche Erkenntnisse, je nach Dringlichkeit und gesellschaftlicher Akzeptanz, das tägliche Leben und Denken des Einzelnen, teilweise seine ganze Realität, gestalten können.
Daraus resultiert auch der Nutzen der „science studies“ für die Gesellschaft, aber hauptsächlich für die Wissenschaft, denn die Erkenntnisse der Wissenschaftssoziologie erlauben, nachdem sie die Schwächen der
(Natur-)Wissenschaften offengelegt haben, eine weitere Objektivierung wissenschaftlichen Arbeitens. Für die Wissensgesellschaft bieten die „science studies“ mit der Akteur-Netzwerk-Theorie und der Standpunkttheorie weitere Bewertungsrahmen bei der Beurteilung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Formulierungen.
Aus diesen Gründen bietet es sich an, einzelne Theorien der Wissenschaftssoziologie genauer zu betrachten. So formuliert die Soziologie des Labors, verbunden mit der Theorie des Konstruktivismus, grundlegende theoretische Überlegungen zur Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnisse und deren Rezeption in der Gesellschaft.
Die Akteur-Netzwerk-Theorie beobachtet hingegen, wie Wissenschaftler versuchen, ihre Ergebnisse unanfechtbar zu gestalten und deren Verbreitung zu fördern. Gleichzeitig stellt die Akteur-Netzwerk-Theorie die Frage, aus welchen Gründen manche wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Gesellschaft eher akzeptiert und aufgenommen werden als andere.
Als dritte Theorie wird die „Standpoint Theory“ vorgestellt.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Laborstudien und der Konstruktivismus
3 Die Akteur-Netzwerk-Theorie
4 Die Standpunkttheorie
5 Fazit
Literatur
1 Einleitung
Die Wissenschaftssoziologie ist noch ein recht junges Themenfeld innerhalb der Soziologie. Sie erforscht die gegenseitige Beeinflussung zwischen Wissenschaft und der sie umgebenden Gesellschaft. Grundlegend ist das Axiom, dass Wissenschaft immer in einem sozialen Rahmen stattfindet und daher von sozialen Faktoren geprägt ist. Umgekehrt wirkt die Wissenschaft natürlich auch immer in die sie umgebende Gesellschaft hinein und verändert diese durch hinzugewonnene Erkenntnisse.
Dabei sind die Funktionsweisen der gegenseitigen Beeinflussung sowohl für die Wissenschaft als auch für die Gesellschaft von großer Bedeutung.
Innerhalb der Wissenschaft musste insbesondere die Naturwissenschaft erkennen, dass die Soziologie ihr jegliche „Objektivität“ absprach und dem Ausgang wissenschaftlicher Diskurse Willkür unterstellte.
Die Gesellschaft bekam hingegen vorgeführt, dass wissenschaftliche Erkenntnisse, je nach Dringlichkeit und gesellschaftlicher Akzeptanz, das tägliche Leben und Denken des Einzelnen, teilweise seine ganze Realität, gestalten können.
Daraus resultiert auch der Nutzen der „science studies“ für die Gesellschaft, aber hauptsächlich für die Wissenschaft, denn die Erkenntnisse der Wissenschaftssoziologie erlauben, nachdem sie die Schwächen der (Natur-)Wissenschaften offengelegt haben, eine weitere Objektivierung wissenschaftlichen Arbeitens. Für die Wissensgesellschaft bieten die „scienc studies“ mit der Akteur-Netzwerk-Theorie und der Standpunkttheorie weitere Bewertungsrahmen bei der Beurteilung wissenschaftlicher Erkenntnisse un Formulierungen.
Aus diesen Gründen bietet es sich an, einzelne Theorien der Wissenschaftssoziologie genauer zu betrachten. So formuliert die Soziologie des Labors, verbunden mit der Theorie des Konstruktivismus, grundlegende theoretische Überlegungen zur Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnisse und deren Rezeption in der Gesellschaft.
Die Akteur-Netzwerk-Theorie beobachtet hingegen, wie Wissenschaftler versuchen, ihre Ergebnisse unanfechtbar zu gestalten und deren Verbreitung zu fördern. Gleichzeitig stellt die Akteur-Netzwerk-Theorie die Frage, au welchen Gründen manche wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Gesellschaft eher akzeptiert und aufgenommen werden als andere.
Als dritte Theorie wird die „Standpoint Theory“ vorgestellt. Diese ursprünglich feministische Theorie behauptet, dass Forschungsergebnisse und ihre Formulierung vom Standpunkt des jeweiligen Forschers in der Gesellschaft abhängig sind, d. h. von seinem Alter, seinem Geschlecht, seiner Ethnie und seiner sozialen Stellung.
2 Die Laborstudien und der Konstruktivismus
Der Konstruktivismus geht davon aus, dass die Wissenschaft, und hier besonders die Naturwissenschaft, Phänomene nicht entdeckt, sondern konstruiert. Zwar wird die real-materielle Existenz dieser Phänomene durch die Konstruktivisten nicht bezweifelt, jedoch argumentieren sie, dass Phänomene erst durch ihre „Entdeckung“ Bestandteil des menschlichen Bewusstseins werden. Insbesondere bei unsichtbaren Phänomenen wird dies deutlich.
So wurden Viren, die es während der menschlichen Existenz schon immer gab,erst ein Teil des menschlichen Bewusstseins, nachdem sie vonWissenschaftlern entdeckt und beschrieben wurden. Die Wissenschaftlerbestimmten über ihre Veröffentlichungen ebenfalls das Wissen und dieVorstellungen, die wir von Viren besitzen.[1] Jedoch übernimmt die Gesellschaft das von der Wissenschaft konstruierteWissen selten vollständig und gestaltet oftmals eine mit den Wissenschaften nicht übereinstimmende, teils gegensätzliche Wirklichkeit. Die Gründe hierfür sind vielfältig: die Komplexität der Wissenschaften, z. B. der Physik oder der Chemie, die meist vereinfachte Verbreitung wissenschaftlicher Ergebnisseinnerhalb der Gesellschaft, wissenschaftliche Vorurteile wie „ein Schnaps nach dem Essen fördert die Verdauung“ oder die Legendenbildung beigeisteswissenschaftlichen Fächern wie z. B. in der Geschichtswissenschaft:„Die Hexenverfolgung fand im Mittelalter statt.“
[...]
[1] Latour, Bruno: Gebt mir ein Laboratorium und ich werde die Welt aus den Angeln heben. In: Belliger, Andréa, Krieger, David J. (Hrsg.): ANThology. Ein einführendes Handbuch zur Akteur-Netzwerk-Theorie, Bielefeld 2006, S. 119 f.
- Arbeit zitieren
- Marcel Stepanek (Autor:in), 2009, Wissenschaftssoziologie - Science Studies, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169673
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