A. Ist der Mord ein qualifizierter Totschlag oder ein selbstständiges Delikt?
Eine der bekanntesten Kontroversen im Bereich der vorsätzlichen Tötungsdelikte ist, wie die beiden Straftatbestände, der des Mordes gemäß § 211 StGB und der des Totschlags gemäß § 212 StGB zueinander stehen.
Nach Meinung der Literatur bildet der Totschlag den Grundtatbestand der vorsätzlichen Tötungsdelikte. Der Mord gemäß stellt eine unselbstständige Qualifikation des Totschlags dar, während § 216 StGB als unselbstständige Privilegierung gelte, bei dessen Vorliegen der Totschlag zurücktritt.
Nach Auffassung der Rechtsprechung sind die §§ 211, 212, 216 StGB selbstständige unabhängige Tatbestände mit unterschiedlichem Unrechtsgehalt.
Dem Meinungsstreit kommt dabei nicht nur lediglich dogmatische Bedeutung zu, sondern er wirkt sich bei Teilnahme an einem Tötungsdelikt erheblich auf die Strafbarkeit des Teilnehmers aus.
Der Mord steht als schwerstes Delikt am Anfang der Straftaten gegen das Leben. Der Mord unterscheidet sich vom Totschlag dadurch, dass letzterem keine besondere gesetzliche Verwerflichkeit anhaftet. Somit beinhaltet der Mord zwangsläufig den Totschlag, was im Wortlaut des § 212 StGB durch „ohne Mörder zu sein“ auch deutlich zum Ausdruck kommt. Ob man deshalb den Mord als qualifizierten Totschlag begreifen kann, ist zwischen Rechtslehre und Rechtsprechung heftig umstritten.
Gliederung
A. Ist der Mord eine qualifizierter Totschlag oder ein selbstständiges Delikt?
I. Abgrenzung §211 StGB und § 212 StGB mittels der Mordmerkmale
II. Wortlaut „Mörder“ und „Totschläger“
1. Grammatische Auslegung
2. Historische Auslegung
3. Systematische Auslegung
4. Teleologische Auslegung
a. Akzessorietät
b. Besondere persönliche Merkmale.
aa. Täterbezogene Merkmale
bb. Tatbezogene Merkmale
cc. Regelungsgehalt §28 StGB
dd. Mordmerkmale im Lichte des § 28 StGB
III. Zusammenfassung und Lösung des Meinungsstreits
IV. Folgen der Kontroverse: die Strafandrohung
B. Ergebnis der Betrachtung
- Citation du texte
- Marius Wallmeier (Auteur), 2011, Vorsätzliche Tötungsdelikte: Verhältnis von Mord und Totschlag zueinander , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169655
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