Generell sollte Heilfasten nur stationär in speziellen Fastenkliniken unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden. Durch das Rahmenprogramm mit Bewegung, Psychotherapie, Entspannung und Ernährungsschulung kann Heilfasten ein Impuls für eine Änderung des Lebensstils sein. Die positiven Erfahrungen einer Heilfastenkur können zu einer gesundheitsbewussteren Lebensführung und einer Änderung der Ernährungsgewohnheiten führen. Da Fasten wissenschaftlich bisher nicht begründet und für viele Menschen mit gesundheitlichen Gefahren belastet ist, lehnen ernährungsmedizinische und ernährungswissenschaftliche Fachgesellschaften und Organisationen diese Methode ab und warnt nachdrücklich davor. Sinnvoller ist eine langfristige Ernährungsumstellung in Kombination mit ausreichend Sport, um Übergewicht abzubauen oder eine gesunde Lebens- und Ernährungsweise, um den Organismus zu entlasten. Da das religiös bedingte Fasten nicht zu einer extrem hypokalorischen Ernährungsweise mit Proteinmangel führt, ist es aus ernährungswissenschaftlicher Sicht nicht abzulehnen, sondern sogar ausdrücklich zu befürworten.
Fasten, Heilfasten und Nulldiät aus ernährungswissenschaftlicher Sicht
In jedem Frühjahr beginnt die Zeit des Fastens. Damit sind das medizinische Fasten und das religiös bedingte Fasten gemeint. In der Bevölkerung herrscht der Irrglaube, dass Fasten und Heilfasten gesundheitsförderlich sind. Zudem haben viele die Meinung, dass Fasten ungefährlich ist. Die gesundheitlichen Risiken des Fastens sind jedoch immens. Ernährungswissenschaftler Dipl. oec. troph. Thomas Reiche, Köln hat sich zusammen mit Sven-David Müller, M.Sc., Marburg an der Lahn, wissenschaftlich mit dem Fasten beschäftigt.
Der althochdeutsche Begriff „Fasten“ (mittelhochdeutsch: „vastan“, gotisch: „fastan“) ist abgeleitet von „(fest-)halten, beobachten, bewachen“. Wahrscheinlich brachte ursprünglich die ostgotische Kirche damit den wichtigen christlichen Wert der Enthaltsamkeit zum Ausdruck, im Sinne von „an den (Fasten-)Geboten festhalten“. Anschließend hat sich der Begriff im 5. Jahrhundert bei anderen germanischen Stämmen und den Slawen ausgebreitet 1. Ursprünglich leitete sich das Fasten religiös her. Viele Religionen kennen Fastenzeiten zur Reinigung der Seele, Buße, Abwehr des Bösen, Streben nach Konzentration, Erleuchtung oder Erlösung. In der Neuzeit wird verstärkt aus therapeutischen Gründen (Heilfasten) oder mit politischen Motiven (Hungerstreik) gefastet. Heutzutage fasten die meisten Menschen allerdings vor allem, um ihr Übergewicht zu bekämpfen. Oder sie verzichten auf andere schlechte Gewohnheiten, wie z. B. Rauchen, Alkohol, Süßigkeiten oder Fernsehen.
Definition des Fastens
Nach den Leitlinien der „Ärztegesellschaft für Heilfasten und Ernährung (ÄGHE)“ ist unter Fasten der freiwillige Verzicht auf feste Nahrung und Genussmittel für begrenzte Zeit zu verstehen. Bei richtig durchgeführtem Fasten besteht gute Leistungsfähigkeit ohne Hungergefühl. Fasten betrifft den Menschen in seiner Körper-Seele-Geist-Einheit 2. Die Deckung des Energie- und Substratbedarfs erfolgt während des Fastens (Energieaufnahme 0 bis 300 Kilokalorien) aus körpereigenen Depots. Geschieht dies aus gesundheitlichen Gründen, spricht man vom Heilfasten oder therapeutischen Fasten. Unverzichtbar beim Fasten sind eine ausreichende kalorienfreie Flüssigkeitszufuhr (mindestens 2,5 Liter/Tag Mineralwasser, Tee), Förderung aller Ausscheidungsvorgänge sowie ein ausgewogenes Verhältnis von Bewegung und Ruhe sowie ein sorgfältiger Kostaufbau mit Hinführung zu einem gesünderen Lebensstil [2, 3]. Kurzfasten (5 bis 10 Tage) stellt für Gesunde eine Form der Erwachsenenbildung dar und soll der eigenverantwortlichen Gesundheitsförderung und Verhaltensänderung dienen. „Fasten für Gesunde“ zielt auf eine intensivere körperliche und seelisch-geistige Wahrnehmung sowie ein positives Verzichterlebnis in einer Konsumgesellschaft ab und kann somit Auftakt zur Änderung der Ernährungsweise sein. Langzeitfasten (14 bis 28 Tage), auch therapeutisches Fasten oder Heilfasten genannt, dient der Vorbeugung und Behandlung ernährungsabhängigen Stoffwechselkrankheiten (z. B. dem metabolischen Syndrom) und Krankheiten des Bewegungsapparates (Tab. 1). Heilfasten ist ein Naturheilverfahren, das ausschließlich unter ärztlicher Kontrolle in Fastenkliniken durchgeführt wird [2, 3].
Tab. 1: Indikationen und Kontraindikationen des Heilfastens (Quelle: Mod. nach [2, 4, 5])
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Fastenformen
Die nachfolgende Vorstellung weitverbreiteter Fastenformen konzentriert sich auf die Grundform des therapeutischen Fastens, dem Heilfasten, dessen Diätplan - mit Ausnahme des totalen Fastens - in den übrigen Fastenformen lediglich variiert wird:
Heilfasten nach Buchinger
- Beim Heilfasten handelt sich dabei um einen Begriff, den Dr. Otto Buchinger (1878-1966) zuerst im Jahre 1935 prägte. Damit verbindet er das ärztlich betreute, stationäre multidisziplinäre Fasten, das die drei Dimensionen des Menschen berücksichtigt (medizinisch, psychosozial, spirituell) und sich sowohl für Prävention und Therapie als auch für das „Fasten für Gesunde“ anbietet. Das Heilfasten ist keine Therapieform, die man einfach zu Hause durchführen kann, da eine wesentliche äußere Voraussetzung dafür der Abstand vom Alltag ist. Dieser ist nur in speziellen Fastenkliniken unter Aufsicht erfahrener Fastenärzte immer gewährleistet. Für Buchinger stellte das Fasten nur die Bedingung für die Entfaltung der menschlichen Seele dar. Beim Heilfasten geht es also nicht um profanes Abspecken um jeden Preis. Die Gewichtsreduktion steht nicht im Vordergrund, sondern ist eine positive Begleiterscheinung [5, 6]. Buchinger legte großen Wert auf die religiöse, spirituelle und psychotherapeutische Wirkung des Fastens.
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- Citation du texte
- M.Sc. Sven-David Müller (Auteur), 2011, Fasten, Heilfasten und Nulldiät ernährungswissenschaftlich bewertet, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169558
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