Das Radio kann als erstes elektronisches Massenmedium auf eine lange Tradition als Tagesbegleiter in deutschen Haushalten zurückblicken. In seiner Bedeutung für Jugendliche nahm es eine erstaunliche Entwicklung; so war der Hörfunk unmittelbar an der jugendkulturellen Verbreitung des Rock'n'Roll beteiligt oder trug mit speziellen Jugendsendungen in den späten 1960er Jahren zur adoleszenten Identitätsbildung bei. Dennoch wurde dem Radio – spätestens seit Etablierung des audiovisuellen Rundfunkpendants – sowohl in wissenschaftlichen Publikationen als auch von außerakademischen Forschungsinstanzen nur in geringem Maße Beachtung geschenkt.
Der Hörfunk, quasi-zyklisch totgesagt, ist auch heute nicht von der medialen Bildfläche verschwunden; für Heranwachsende bietet er – nicht erst seit der verstärkten Etablierung von Jugendprogrammen in den 1990er Jahren – vielfältige Möglichkeiten. In einer Zeit facettenreicher medialer Alternativen gewinnt allerdings die Frage nach seiner Konstitution wieder an Bedeutung. Im neuen Jahrtausend sehen sich die jungen Rezipienten mit einer immer größeren Angebotsvielfalt konfrontiert, die Anbieter einem härteren intermedialen Wettbewerb ausgesetzt. Wie diese Arbeit herausstellen wird, ist das Radio für Heranwachsende vor allem als Musikmedium von Bedeutung; in dieser Funktion hat es jedoch in den letzten Jahren zahlreiche Konkurrenten hinzugewonnen. In einer immer stärker konvergenten Medienwelt bieten multifunktionale Endgeräte neue Alternativen, Musik zu hören, doch auch die Angebote selbst dehnen sich aus und lassen junge Hörer aus einer Fülle von Möglichkeiten schöpfen. Computer, MP3-Player und Internet sind für Jugendliche zu wichtigen Abspieloptionen geworden und auch das Radio macht vor dieser Entwicklung nicht Halt: mit dem Konvergenzmedium schlechthin, dem Internet, können und müssen dem Hörfunk neue Wege erschlossen werden. Doch gelingt es ihm, im Verhältnis zu neuen Musikmedien im jugendlichen Medienensemble zu bestehen? Welche Position nimmt das Radio in Zeiten eines sich kulminierend ausdifferenzierenden Marktes und zenitaler Zeitbudgets jugendlicher Medienrezeption ein?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Problemdarstellung
- 1.2. Ziel der Arbeit
- 1.3. Fragestellungen
- 1.4. Untersuchungsmethode
- 1.5. Erläuterungen
- 2. Institutionelle Grundlagen des Themenkomplexes
- 2.1. Parameter Hörfunk – Rundfunkforschung und Jugend
- 2.2. Parameter Jugend – Jugendforschung und Medien
- 2.3. Medienpädagogik - Zwischen den Stühlen
- 2.4. Zusammenfassung
- 3. Jugend und Hörfunk – Der gegenwärtige Forschungsstand
- 3.1. Ein Forschungsdesiderat?
- 3.1.1. Exkurs: Gewaltforschung in Bezug auf Medien und Jugendliche
- 3.1.2. Historische Einbettung der Forschungslage
- 3.2. Dauerhafte Forschungsinstanzen
- 3.2.1. Parameter Hörfunk
- 3.2.2. Parameter Jugend
- 3.2.3. Exkurs: Internetstudien
- 3.3. Charakteristika jugendlichen Hörfunkverhaltens
- 3.3.1. Aufmerksamkeit
- 3.3.2. Empfundene Glaubwürdigkeit
- 3.3.3. Information und Wortbeiträge
- 3.3.4. Bindung
- 3.4. Hörfunk in der Entwicklung Heranwachsender
- 3.4.1. Hörfunk im Übergang zum Jugendalter
- 3.4.2. Hörfunk in der Frühadoleszenz
- 3.4.3. Hörfunk in der mittleren und späten Adoleszenz
- 3.5. Jugendliche, Radio und Musik
- 3.5.1. Die Bearbeitung jugendlichen Entwicklungsbedarfs
- 3.5.2. Musik und Gefühl
- 3.6. Fazit
- 3.6.1. Teil I: Der Hörfunk als Jugendmedium
- 3.6.2. Teil II: Der Forschungsstand zum Komplex Hörfunk und Jugendliche
- 4. Jugend und Hörfunk – Entwicklungen und Trends
- 4.1. Jugendliche Hörfunknutzung - Aktuelle Tendenzen im geschichtlichen Vergleich
- 4.2. Das Radio als Musikmedium und die neuen Konkurrenten
- 4.2.1. Webradio
- 4.2.2. Personalisierte Online-Musikangebote
- 4.3. Fazit
- 5. Zusammenfassung und Folgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung des Hörfunks im Medienensemble Jugendlicher. Sie analysiert den aktuellen Forschungsstand und beleuchtet die Entwicklungstendenzen des Radios im Kontext der medialen Veränderungen. Ziel ist es, die Rezeption und Bedeutung des Hörfunks für Jugendliche zu verstehen und die Rolle des Radios in der heutigen Medienlandschaft zu analysieren.
- Der Forschungsstand zum Hörfunk und Jugendlichen
- Die Relevanz des Hörfunks als Musikmedium im jugendlichen Medienkonsum
- Die Herausforderungen des Hörfunks im Wettbewerb mit neuen Medien
- Die Bedeutung des Internets für die Zukunft des Hörfunks
- Die Entwicklungstendenzen des Hörfunks im Kontext der Medienkonvergenz
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik des Hörfunks im jugendlichen Medienensemble dar und beschreibt die Zielsetzung und Fragestellungen der Arbeit. Kapitel 2 beleuchtet die institutionellen Grundlagen des Themenkomplexes, indem es auf die Parameter Hörfunk, Jugend und Medienpädagogik eingeht. Kapitel 3 analysiert den gegenwärtigen Forschungsstand zum Hörfunk und Jugendlichen, während Kapitel 4 die Entwicklungen und Trends des Hörfunks im Kontext der neuen Medien beleuchtet. Die Zusammenfassung und Folgerung fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und diskutiert deren Relevanz.
Schlüsselwörter
Hörfunk, Jugend, Medienensemble, Medienkonvergenz, Musikmedium, Webradio, Jugendforschung, Medienpädagogik, Forschungsstand, Entwicklungstendenzen.
- Arbeit zitieren
- Stefan Heinrich (Autor:in), 2010, Hörfunk im jugendlichen Medienensemble, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169422
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