Peter Handke wurde 1942 in Österreich geboren. 1966 veröffentlichte er seinen ersten großen Erfolg „Publikumsbeschimpfung – ein Sprechstück“. Aufgrund der in diesem Stück „auswuchernden Sprachklischees“ übersieht man fast die darin enthaltene Sprachkritik. Deutlicher wird diese in seinem späteren Werk „Kaspar“, das 1968 uraufgeführt wurde. Zugrunde legt Handke diesem den Kaspar-Hauser-Stoff, allerdings ohne sich inhaltlich wirklich darauf zu beziehen: „Das Stück „Kaspar“ zeigt nicht, wie es wirklich ist oder wirklich war mit Kaspar Hauser.“. Der Österreicher legt sein Augenmerk vielmehr auf das Verhältnis Kaspars zur Sprache, also auf die Entwicklung von Sprachlosigkeit hin zur Sprache und die damit verbundene Manipulierbarkeit des Individuums. Da Kapar die Sprache aufgedrängt wird, ist der Untertitel „Sprechfolterung“ durchaus berechtigt und inhaltlich passend. Im Gegensatz zur vordergründigen Provokation der Zuschauer in der „Publikums-beschimpfung“ tritt in „Kaspar“ die offensichtliche Sprachkritik in den Vordergrund, so dass die Zuschauer ihre Augen nicht mehr davor verschließen können. Diese Sprachkritik weitet sich in „Kaspar“ zu einer ganzen Gesell-schaftskritik aus, die für die Literatur und das Theater der 60er Jahre typisch ist. Sprache macht den Menschen zum Menschen, so Handkes Auffassung. Legt man dieses Zitat zugrunde, wird deutlich, dass die Beschäftigung mit Sprache im Allgemeinen und gerade die Beziehung von Sprache zum Menschen sehr wichtig ist für den 1942 geborenen Autor. „Kaspar“ ist somit ein Werk der „[...] Menschwerdung durch Sprachfindung [...]“.
Im Folgenden werde ich zwei Inszenierungen von Handkes „Kaspar“ miteinander vergleichen: die Bonner Aufführung von Alexander Riemenschneider aus dem Jahr 2010 mit der bereits 1987 entstandenen und seither unveränderten Inszenierung von Roberto Ciulli vom Theater an der Ruhr in Mülheim.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vergleich
- Das Bühnenbild
- Die Requisiten
- Die Figuren
- Die Kostüme
- Das Regiekonzept
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert und vergleicht zwei Inszenierungen von Peter Handkes Stück "Kaspar", um die unterschiedlichen Interpretationen und Bühnenkonzepte der Regisseure Alexander Riemenschneider und Roberto Ciulli zu untersuchen. Die Arbeit beleuchtet die Inszenierung des Bühnenbildes, der Requisiten und die Darstellung der Figuren, um die jeweilige Interpretation des Stücks und die Umsetzung der Sprachkritik Handkes zu erforschen.
- Sprachkritik und Menschwerdung
- Manipulierbarkeit des Individuums durch Sprache
- Gesellschaftliche Normen und ihre Infragestellung
- Bühnenbild als Mittel der Interpretation
- Die Rolle der Requisiten in der Inszenierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Stücks "Kaspar" ein und stellt den Autor Peter Handke sowie seine Intentionen im Stück vor. Des Weiteren wird ein Überblick über die beiden Inszenierungen gegeben, die im weiteren Verlauf der Arbeit verglichen werden.
Das Kapitel "Vergleich" widmet sich der detaillierten Gegenüberstellung der beiden Inszenierungen. Zuerst wird das Bühnenbild analysiert und die unterschiedlichen Ansätze der beiden Regisseure hinsichtlich der Umsetzung von Handkes Bühnenbildvorstellung beleuchtet. Im Anschluss werden die wichtigsten Requisiten beider Inszenierungen betrachtet und deren Bedeutung im Kontext der jeweiligen Interpretation des Stücks erläutert.
Schlüsselwörter
Peter Handke, Kaspar, Sprachkritik, Bühnenbild, Requisiten, Inszenierung, Theater, Gesellschaft, Menschwerdung, Manipulation, Wolfsmasken, Interpretation, Riemenschneider, Ciulli.
- Citar trabajo
- Juliane Veit (Autor), 2010, Peter Handkes "Kaspar" - Ein Vergleich zweier Theaterinszenierungen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169246
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