Der symbolische Interaktionismus
ist im Gegensatz zu anderen soziologischen Theorien vorallem auf die kleinen Zusammenhänge in
konkreten Situationen ausgerichtet. Die Richtung entstand um die Jahrhundertwende in den USA,
vorallem in Chicago. Zu dieser Zeit gab es eine große Anzahl von Einwanderern, die sich zum
großen Teil in den Städten auf der Suche nach Arbeit niedergelassen hatten. Die Industrialisierung
hatte das Leben der Menschen grundlegend verändert und das nicht nur zum Guten. Dies alles
schlug sich natürlich auch auf den Universitäten nieder. Man verstand sich oft als „Anwälte sozialer
Reformen“ und hatte den Anspruch, Menschen irgendwie zu helfen. So auch Herbert Mead, der als
Begründer des Symbolischen Interaktionismus gilt. Man wollte ein neues Konzept entwickeln, aus
dem sich das menschliche Handeln „verstehen“ ließe. Große gesellschaftliche Vorgänge zu
„erklären“, war nicht das Ziel dieser Richtung. Es geht darum dem menschlichen Handeln einen
Sinn abzugewinnen. Wie der Name schon sagt, steht die Interaktion im Mittelpunkt. Mead
unterscheidet zwei Arten: „Nicht-symbolische“ und die „symbolische“ Interaktion. Die Letztere
unterscheidet sich dadurch von der Ersteren, dass das Ergebnis noch nicht feststeht und erst durch
Austausch von Gesten und Symbolen ausgehandelt wird. Diese Symbole können verbal oder nonverbal
sein; auf jeden Fall hat das Symbol die Eigenart, dass es nicht nur in dieser speziellen
Situation, sondern z.B. in der gesamten Gesellschaft verstanden wird. Im symbolischen
Interaktionismus wird davon ausgegangen, dass die Menschen aufgrund der Bedeutung handeln, die
die Dinge für sie haben. Sie entsteht in der Interaktion zwischen Menschen und wird mit Symbolen
ausgedrückt. Die Bedeutung ist aber nicht für alle Mal festgelegt, sondern wird immer neu
interpretiert und festgelegt. Eng verbunden mit dem Symbolischen Interaktionismus ist die Rolle.
Sie wird einem nicht total von vorne bis hinten vorgegeben, sondern man macht sie zu einem guten
Teil selber. Man versetzt sich in die Rolle des anderen und gestaltet derweil seine eigene aus. Hat
man seine eigene Rolle gefunden und kann man die seines Gegenüber genau einschätzen, ist
Rollenhandeln möglich. Zugleich mit der Konstruktion und der Festigung einer Rolle ergibt sich die
Identität. Man ist sich seiner Rolle bewusst geworden. Durch Rollenübernahme des anderen erklärt
Mead aber auch das Erwachsenwerden von Kindern. [...]
Inhalt
A)Der symbolische Interaktionismus
B)Kurzer Überblick über das Leben und die Werke Erving Goffmans
C)Interaktion bei Goffman
D)Wir alle spielen Theater - Das „dramaturgische“ Modell
E)Das Menschenbild Goffmans & Kritik am Modell
F)Quellen
A) Der symbolische Interaktionismus
ist im Gegensatz zu anderen soziologischen Theorien vorallem auf die kleinen Zusammenhänge in konkreten Situationen ausgerichtet. Die Richtung entstand um die Jahrhundertwende in den USA, vorallem in Chicago. Zu dieser Zeit gab es eine große Anzahl von Einwanderern, die sich zum großen Teil in den Städten auf der Suche nach Arbeit niedergelassen hatten. Die Industrialisierung hatte das Leben der Menschen grundlegend verändert und das nicht nur zum Guten. Dies alles schlug sich natürlich auch auf den Universitäten nieder. Man verstand sich oft als „Anwälte sozialer Reformen“ und hatte den Anspruch, Menschen irgendwie zu helfen. So auch Herbert Mead, der als Begründer des Symbolischen Interaktionismus gilt. Man wollte ein neues Konzept entwickeln, aus dem sich das menschliche Handeln „verstehen“ ließe. Große gesellschaftliche Vorgänge zu „erklären“, war nicht das Ziel dieser Richtung. Es geht darum dem menschlichen Handeln einen Sinn abzugewinnen. Wie der Name schon sagt, steht die Interaktion im Mittelpunkt. Mead unterscheidet zwei Arten: „Nicht-symbolische“ und die „symbolische“ Interaktion. Die Letztere unterscheidet sich dadurch von der Ersteren, dass das Ergebnis noch nicht feststeht und erst durch Austausch von Gesten und Symbolen ausgehandelt wird. Diese Symbole können verbal oder non-verbal sein; auf jeden Fall hat das Symbol die Eigenart, dass es nicht nur in dieser speziellen Situation, sondern z.B. in der gesamten Gesellschaft verstanden wird. Im symbolischen Interaktionismus wird davon ausgegangen, dass die Menschen aufgrund der Bedeutung handeln, die die Dinge für sie haben. Sie entsteht in der Interaktion zwischen Menschen und wird mit Symbolen ausgedrückt. Die Bedeutung ist aber nicht für alle Mal festgelegt, sondern wird immer neu interpretiert und festgelegt. Eng verbunden mit dem Symbolischen Interaktionismus ist die Rolle. Sie wird einem nicht total von vorne bis hinten vorgegeben, sondern man macht sie zu einem guten Teil selber. Man versetzt sich in die Rolle des anderen und gestaltet derweil seine eigene aus. Hat man seine eigene Rolle gefunden und kann man die seines Gegenüber genau einschätzen, ist Rollenhandeln möglich. Zugleich mit der Konstruktion und der Festigung einer Rolle ergibt sich die Identität. Man ist sich seiner Rolle bewusst geworden. Durch Rollenübernahme des anderen erklärt Mead aber auch das Erwachsenwerden von Kindern. Dann nämlich ist das Kind in der Lage mit den von der Gesellschaft vorgegebenen Einstellungen, Normen und Werte zu leben.
B) Kurzer Überblick über das Leben und die Werke Erving Goffmans
Erving Goffman wurde am 11. Juli 1922 als Sohn jüdischer Einwanderer in Alberta (Kanada) geboren. Er studierte zuerst an der University of Toronto, wo er 1945 mit dem bachelor of arts abschloss. Dann ging er nach Chikago und machte dort seinen Master of arts in Soziologie. Everett Hughes und W. Lloyd Warner gelten als seine wichtigsten Lehrer. Darauf ging er für zwei Jahre nach Edinburgh. Aus diesem Forschungsaufenthalt ging auch seine 1953 fertiggestellte Dissertation hervor. 1958 wurde er Assistenzprofessor an der University of California, wo er auch vier Jahre später zum ordentlichen Professor ernannt wurde. Im Jahre 1969 ging er an die University of Pennsylvania, an der er bis zu seinem Tod wirkte. Ein Jahr vor seinem Tod (1982) wurde er zum Präsidenten der American Sociological Society gewählt.
Goffmans Arbeiten zeichnen sich durch eine leicht verständliche und witzige Sprache aus. Vielleicht waren seine Bücher auch deshalb so erfolgreich. Reines abgehobenes Theoretisieren war ihm zutiefst zuwider. Sein bevorzugter Forschungsgegenstand waren alltägliche Situationen und Interaktionen wie z.b. Parties, Telefongespräche und Werbespots. Viele seiner Konzepte, die aus seinem mikrosziologischen Ansatz hervorgegangen sind, gehören mittlerweile zum soziologischen Standard. „Zentrierte und nicht-zentrierte Interaktion“, „Eindrucksmanagement“oder auch„Rahmen“haben die Soziologie nachhaltig geprägt.
Deutsche Übersetzungen
-1967 Stigma. Über Techniken der Bewältigung beschädigter Identität. Frankfurt am Main. Suhrkamp.
-1969 Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag. München. Piper.
-1971a Verhalten in sozialen Situationen. Strukturen und Regeln der Interaktion im öffentlichen Raum. Gütersloh. Bertelsmann.
-1971b Interaktionsrituale. Über Verhalten in direkter Kommunikation. Frankfurt am Main. Suhrkamp.
-1972 Asyle. Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen. Frankfurt am Main. Suhrkamp.
-1973 Interaktion. Spaß am Spiel. Rollendistanz. München. Piper.
-1974 Das Individuum im öffentlichen Austausch. Mikrostudien zur öffentlichen Ordnung. Frankfurt am Main. Suhrkamp.
-1977 Rahmen-Analyse. Ein Versuch über die Organisation von Alltagserfahrungen. Frankfurt am Main. Suhrkamp.
-1978 Erwiderungen und Reaktionen. In: Hammerich, K./Klein, M. (Hg.). Materialien zur Soziologie des Alltags. Opladen. 120-176.
-1981a Strategische Interaktion. München. Hanser.
-1981b Geschlecht und Werbung. Frankfurt am Main. Surkamp.
-1982 die Vernachlässigte Situation. In: Steger, H. Anwendungsbereiche der Soziolinguistik. Darmstadt.
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