Evita – ein Name wie Donnerhall. Jeder kennt das „Don’t Cry For Me Argentina“ aus dem weltbekannten Musical oder hat zumindest vor Augen, wie Madonna auf dem Balkon des Regierungspalastes steht und das Stück mit großem Pathos zum Besten gibt. Dass man zumindest in Europa weniger mit konkreten historischen Begebenheiten und politischen Hintergründen vertraut ist, liegt nicht zuletzt daran, dass sich seit dem frühen Tod Eva Peróns ein Mythos gebildet hat, der mit der Zeit immer schwerer zu greifen ist. Ziel dieses Essay ist es, darzustellen, welche wichtige politische Position Eva Perón zu Lebzeiten inne hatte und wie die Mythenbildung in der Folgezeit entstanden ist. Dabei sollen die verschiedenen Bilder gezeigt werden, die sich im Laufe der Jahre entwickelt haben – sowohl auf peronistischer, als auch auf anti-peronistischer Seite. Abschließend soll betrachtet werden, welche Rolle Evita heute im Alltag und in der Politik spielt.
Mythos Evita
Evita – ein Name wie Donnerhall. Jeder kennt das „Don’t Cry For Me Argentina“ aus dem weltbekannten Musical oder hat zumindest vor Augen, wie Madonna auf dem Balkon des Regierungspalastes steht und das Stück mit großem Pathos zum Besten gibt. Dass man zumindest in Europa weniger mit konkreten historischen Begebenheiten und politischen Hintergründen vertraut ist, liegt nicht zuletzt daran, dass sich seit dem frühen Tod Eva Peróns ein Mythos gebildet hat, der mit der Zeit immer schwerer zu greifen ist. Ziel dieses Essay ist es, darzustellen, welche wichtige politische Position Eva Perón zu Lebzeiten inne hatte und wie die Mythenbildung in der Folgezeit entstanden ist. Dabei sollen die verschiedenen Bilder gezeigt werden, die sich im Laufe der Jahre entwickelt haben – sowohl auf peronistischer, als auch auf anti-peronistischer Seite. Abschließend soll betrachtet werden, welche Rolle Evita heute im Alltag und in der Politik spielt.
María Eva Duarte ist am 7. Mai 1919 als viertes Kind von Juana Ibarguren und Juan Duarte im argentinischen Los Toldos geboren. Die Familie war weder arm noch reich, gehörte der unteren Mittelschicht an. Schon in jungen Jahren war Eva von dem Theater und der Musik begeistert. Die Kleinstadt Los Toldos hatte in dieser Hinsicht jedoch wenig zu bieten und war dementsprechend unattraktiv für die heranwachsende Frau. Es verwundert demnach nicht, dass Eva ihr Elternhaus bereits mit 15 Jahren verließ, um in Buenos Aires ihr Glück zu suchen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnte sie erste Jobs als Model, später als Radiomoderatorin und Filmschauspielerin ergattern. Mit der Zeit erarbeitete Eva sich eine solide finanzielle Basis, ihr zunehmender Bekanntheitsgrad ermöglichte ihr, sich vermehrt für wohltätige Zwecke einzusetzen. Auf einer Spendenaktion im Jahr 1944 lernte Eva Duarte Juan Domingo Perón kennen. Perón war zu diesem Zeitpunkt 49 Jahre alt und bereits verwitwet. Nachdem er 1943 als Militär hohen Ranges maßgeblich am Putsch gegen das Regime unter Rámon Castillo beteiligt war, war er nun Vorsitzender des Staatssekretariats für Arbeit und soziale Sicherung. Die Beziehung der aufstrebenden Schauspielerin und des bekannten Politikers war von Anfang an für beide Seiten mehr als vorteilhaft. Eva bekam Angebote von Film und Funk, Perón wiederum profitierte von der Beliebtheit und Attraktivität seiner jungen Frau. Die Popularität des Paares gipfelte schließlich in ihrer Hochzeit 1945.
Schon bald nach ihrem Treffen unterstützte Eva ihren Mann in der Politik. Obwohl die Zeit, in der sie tatsächlich politisch aktiv war, nur gute fünf Jahre umfasste, hatte sie großen Einfluss auf verschiedene politische Felder. Am prominentesten war dabei die Arbeits- und Sozialpolitik. Nachdem Perón aus den Präsidentschaftswahlen von 1946 als Sieger hervorging, übernahm Eva eine Stellung im Ministerium für Arbeit. Sie engagierte sich stark für die Belange der Arbeiter und sah sich selbst als deren Patronin. Wo es nur ging bekundete sie ihre Liebe zu den so genannten descamisados , die zu den treusten Anhängern Peróns zählten. Zudem setzte sie sich auch weiter für wohltätige Zwecke ein. So gründete sie beispielsweise die Fundación Eva Perón , eine Stiftung, die die Menschen mit grundlegenden Mitteln versorgte und Krankenhäuser, Schulen und Universitäten baute. Außerdem nahm Eva in der Frauenbewegung eine Art Vorreiterrolle ein und unterstützte u. a. den Kampf um das Frauenwahlrecht, das schließlich 1947 unter der Regierung ihres Mannes eingeführt wurde.
Vorerst in ihrer Radiosendung, später auf Kongressen und öffentlichen Kundgebungen verbreitete Eva, die mittlerweile unter dem Namen Evita bekannt war, ihre Ansichten und Überzeugungen und wurde dafür von ihren descamisados gefeiert. Die Emotionalität und Volksnähe, die Evita vermittelte, machten sie dabei zum perfekten Sprachrohr des Peronismus. Sie war die Manifestation Peróns im Volk und somit die beste Form von politischer Unterstützung für ihren Mann. Die Rolle Evitas wird in der Literatur oft als „bridge of love“ zwischen Führer und Volk bezeichnet, wird allerdings häufig auch als reine Propaganda angesehen, denn in all ihren Reden demonstrierte Evita vollkommene Loyalität ihrem Mann und seiner Politik gegenüber:
„He, knowing well what he wanted to do; I, only feeling it; [...] he, prepared for the struggle; I ready for everything without knowing anything;[...] he, the master, and I, the student;[...] He, sure of himself and I, sure only of him!“[1]
Eben diese vollkommene Hingabe war es, die das peronistische Volk begeisterte. Evita entsprach all dem, was man von einer idealen Ehefrau erwartete. Sie unterwarf sich vollkommen der Identität und Überzeugung ihres Mannes. Wo sie auch hinkam, wurde sie für diese vollkommene Aufopferung gefeiert. Als Ehefrau war sie die Stellvertreterin ihres Mannes und wurde bei Veranstaltungen wie der Regierungschef selbst empfangen.
Doch es war nicht nur die Rolle als perfekte Ehefrau, für die Evita nahezu angebetet wurde. Auch generell wurde ihre Schönheit, Reinheit und Weiblichkeit verehrt. Als attraktive junge Dame, die für ihr elegantes Auftreten bekannt war, erfüllte Evita alle Eigenschaften, die eine ideale Frau in den Augen der Peronisten haben sollte. Zudem schrieb man ihr aufgrund ihrer mädchenhaften Statur eine Art Jungfräulichkeit und dadurch Reinheit in physischer wie spiritueller Hinsicht zu. Vergleiche zu der Jungfrau Maria wurden von der peronistischen Propaganda mit Freuden aufgenommen und verbreitet. Unterstützt wurden diese Ansichten u. a. durch Evitas Autobiographie La razón de mi vida , in der sie sich für ein gemäßigtes Sexualleben ausspricht.
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[1] Zitat entnommen aus: Taylor, Julie M., Evita Perón. The Myths of a Woman, Oxford, 1979. S. 91.
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- Ulrike Ziegler (Author), 2010, Die Rolle von Evita Perón für ihren Mythos und ihre Politik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168778
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