Wer sich als Grundschullehrer derzeit überlegt ein neues Deutschbuch anzuschaffen, sieht sich einer Fülle von Angeboten gegenüber. Fast 30 verschiedene Lehrwerke sind auf dem Markt. Fibeln, Wörterbücher und sonstiges Arbeitsmaterial noch gar nicht mit eingerechnet. Außerdem muss man zunächst die Entscheidung fällen ob man ein integriertes Deutschbuch (also Sprach- und Lesebuch in einem) haben möchte, oder, wie bisher, ein Sprach- und ein Lesebuch.
Ein Schulbuch ist mit fast 20 Euro pro Stück eine kostspielige Angelegenheit und wird daher auch nur alle paar Jahre neu zugelegt. Eine sorgfältige Analyse der einzelnen Angebote ist nötig, um das passende Buch zu finden.
Inhaltsverzeichnis
1 Über das Buch
2 Aufbau, Integration und Methodik am Beispiel von Kapitel 2
3 Tintenklecks als Sprachbuch
4 Tintenklecks als Lesebuch
5 Direkter Vergleich: „Das Jahr“ in Tintenklecks und Leseschule
6 Arbeit mit Tintenklecks im Unterricht
7 Literaturverzeichnis
Der Einfachheit halber werde ich im Folgenden nur die männliche Form „Schüler“ benutzen – gemeint sind natürlich sowohl Schüler als auch Schülerinnen.
Wer sich als Grundschullehrer derzeit überlegt ein neues Deutschbuch anzuschaffen, sieht sich einer Fülle von Angeboten gegenüber. Fast 30 verschiedene Lehrwerke sind auf dem Markt. Fibeln, Wörterbücher und sonstiges Arbeitsmaterial noch gar nicht mit eingerechnet. Außerdem muss man zunächst die Entscheidung fällen ob man ein integriertes Deutschbuch (also Sprach- und Lesebuch in einem) haben möchte, oder, wie bisher, ein Sprach- und ein Lesebuch.
Ein Schulbuch ist mit fast 20 Euro pro Stück eine kostspielige Angelegenheit und wird daher auch nur alle paar Jahre neu zugelegt. Eine sorgfältige Analyse der einzelnen Angebote ist nötig, um das passende Buch zu finden.
1. Über das Buch
Meine Lehrbuchanalyse untersucht „Tintenklecks 4“, ein integriertes Deutschbuch des Auer-Verlags für die vierte Klasse. Die Ausgabe S ist speziell für Baden-Württemberg konzipiert und seit 3/2004 auf dem Markt.
Um eine Entscheidung pro oder contra ein Lehrbuch treffen zu können, muss man es natürlich auch mit anderen vergleichen. In den direkten Vergleich mit Tintenklecks stelle ich das integrierte Deutschbuch „Leseschule 4“ vom Oldenbourg-Verlag. Als weitere Vergleichshilfen nutze ich „Piri“ vom Klettverlag. Dies ist ein Sprach-Lesebuch für Klasse 3. Daher auch nur der indirekte Vergleich, der vor allem auf Design und Aufbau, nicht aber auf den Lehrinhalt bezogen ist.
Die 239 Seiten von Tintenklecks teilen sich in 11 Kapitel à ca. 20 Seiten auf. Es werden Themen wie Gemeinsamkeit, Länder, Tiere, Geschichte, Natur und Umwelt, Nachrichten und das Jahr behandelt. Das letzte Kapitel stellt eine Art Nachschlage- und Übungswerk für Rechtschreibung und Grammatik dar. Die Leseschule beschäftigt sich zwar mit weniger Themen, dafür werden sie ausführlicher behandelt (25-40 Seiten pro Kapitel). Tintenklecks bietet ein Lernangebot aus vielfältigen Bereichen. Es knüpft an die Lebenswelt und das Interesse der Viertklässler an und verbindet dies mit Fremdartigem und Neuem.
Im Mittelpunkt des Buches stehen Leseförderung und Methodenkompetenz. Die Kinder „lernen in jedem Kapitel ein Texterschließungsverfahren kennen“ und die „Methoden zu den Bereichen Sprechen, Schreiben und Sprachbewusstsein entwickeln“ werden ihnen Schritt für Schritt näher gebracht (Auer-Verlagsseite). Gerade zum Thema Lesekompetenz hält das Buch sehr viele Möglichkeiten bereit, da es eine Fülle verschiedener literarischer Gattungen und viele Lesetexte (auch Buchauszüge) anbietet. Auch die Differenzierung für „Kinder mit Schwierigkeiten beim Schriftspracherwerb“ (ebd.) ist recht deutlich dargestellt: Längere Texte sind abschnittweise gelb eingefärbt, die die schwächeren Schüler dann lesen.
Die einzelnen Aufgaben wechseln sich in Methoden und Sozialformen ab, sie sind – sofern nicht Einzelarbeit verlangt ist – mit Piktogrammen gekennzeichnet, die auf der ersten Seite erklärt werden. Auch Leseschule hat solche Symbole, die z.B. Gruppenarbeit, Schleichdikate oder Abschreiben kennzeichnen. Bei Piri wird dies durch das Wiesel, das die Kinder durch das Buch führt, ausgedrückt.
Eine solche Figur, die die Schüler leitet, gibt es bei Tintenklecks nicht. Durch verschiedene, wieder aufkehrende Elemente im Textbereich wird trotzdem eine Art roter Faden hergestellt (z.B. viele Texte der Autorin Cornelia Funke oder verschiedene Textauszüge aus dem Buch „Meine Oma lebt in Afrika).
Auch der systematische Aufbau der Kapitel bleibt gleich: Auf die Eingangsseite folgen Leseseiten, dann Lese-Methodik, Sprachreflektion und – am Ende – Rechtschreiben mit Lernwörter-Training.
2. Aufbau, Integration und Methodik am Beispiel von Kapitel 2
Das Thema des zweiten Kapitels lautet „In anderen Ländern zu Hause sein“ und umfasst 18 Seiten. Ähnliche Inhalte vermitteln auch die anderen beiden Schulbücher (bei Piri : „In anderen Ländern“, bei Leseschule : „Eine Erde, viele Welten“). Das Thema kann natürlich, dem Integrationsprinzip folgend, fächerübergreifend behandelt werden. Besonders im MeNuK-Unterricht findet man dazu im Bildungsplan den Lerninhalt „Kinder dieser Welt: Sich informieren, sich verständigen, sich verstehen“ (105). Und genau hier liegt der Schwerpunkt dieses Kapitels: Im informationsentnehmenden Lesen und im Informationen einholen, besonders am Beispiel von Sachtexten.
Eingangsseite
Das Kapitel beginnt mit der obligatorischen Einstiegsseite, die im Übrigen auch typisch für Leseschule und Piri ist. Auf einer Doppelseite wird durch einen Bildimpuls und kurzen Texten, Sprüchen, Gedichten und Sprichwörtern ein Überblick über das jeweilige Thema gegeben. Hier sieht man verschiedene Wohnmöglichkeiten (Wolkenkratzer, Rundhütte, Tipi und ein europäisches Haus) und Kinder aus aller Welt. Man findet auch einen kurzen Text mit dem Titel „Wenn Menschen reisen“, eingebunden in die Gestalt des Hauses, und ein Sprichwort an der Wand der Rundhütte („In der Fremde ist jeder ein Fremder“). Diese „Panoramaseite“ bietet also sehr viel Gesprächsanlass zum Einstieg.
Lesetexte
Der systematische Aufbau eines jeden Kapitels wird nun durch fünf sehr unterschiedliche Lesetexte fortgesetzt. Die Lebenswelterfahrung der Kinder, zum Beispiel durch den alltäglichen Umgang mit Ausländern, Urlauben etc., wird um fremde Erfahrungen erweitert oder ihnen gegenüber gestellt.
Die Geschichte „Das Ausland“ wird durch die kreisförmige Anordnung und diverse Bilder optisch unterstützt und regt zum Nachdenken an. Auf den nächsten zwei Seiten werden in sechs kurzen Sachtexten unterschiedliche Behausungen aus aller Welt bzw. im Wandel der Zeit dargestellt („Wer wohnt wie?“). Die Kinder üben daran informationsentnehmendes Lesen und werden interkulturell geschult. Der nächste Sachtext über „Ein Haussa-Dorf in Niger“ mit einem Foto von selbigen geht schon mehr ins Detail und verlangt von den Schülern, auch Informationen aus anderen Quellen zu suchen. „Der Wettlauf um den höchsten Wolkenkratzer“ – auch ein Sachtext – ist in Form eines Hochhauses geschrieben und handelt von der Geschichte des Wolkenkratzerbaus. Der Auszug aus dem Buch „Meine Oma lebt in Afrika“ steht ohne Aufgabe für sich alleine da. Er bietet sehr viel Differenzierungsmöglichkeit: Die gelb eingefärbten Sätze für die schwächeren Leser sind zusammen lediglich eine Seite lang, während der ganze Text auf zwei Seiten kommt.
Die Arbeitsanregungen zu den Texten sind nach dem Prinzip der Methodenvielfalt – also auch ein Merkmal eines integrierten Deutschbuchs – gestellt. Dies gilt natürlich für das gesamte Buch: Die Lernbereiche sind miteinander verzahnt, es werden Aufgaben aus dem mündlichen und dem schriftlichen Sprachgebrauch verbunden, Textanalyse wird mit Textproduktion verknüpft (siehe Abraham, 59). Die verschiedenen Methoden dienen zum verbesserten Textverständnis. So können sich die Schüler durch ein Rollenspiel (gekennzeichnet mit dem Symbol „Gruppenarbeit“) besser in die Geschichte einfühlen. Diese Handlungs- und Produktorientierung soll „alle Aktivitäten…erfassen, die…auf Produktion abzielen, etwas Neues oder anderes, zumindest etwas Eigenes entstehen lassen“ (ebd. 65).
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- Quote paper
- Lisa Vogt (Author), 2006, Lehrbuchanalyse "Tintenklecks 4", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168555
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