Einleitung
Seit der Antike hat die Pest (lat.: pestis = Seuche) wie keine andere Krankheit die Menschen beeindruckt und die kollektive Vorstellung von Machtlosigkeit und Untergang geprägt. Allein das Wort symbolisiert Verderben und Tod. Noch im heutigen Sprachgebrauch, auch wenn die Krankheit in Europa praktisch ausgerottet ist, verheißt „die Pest“ nichts Gutes: „Die Luft ist verpestet“ oder „es stinkt wie die Pest“. Solche Sprachwendungen haben ihren Ursprung in den frühen Erklärungsmodellen der Krankheitsübertragung.
In zahlreichen Epidemien (=regional begrenzt auftretende Seuchen) und drei Pandemien (=länderübergreifende Seuchen) fiel die Pest über die Menschheit her. Die letzte, ausgehend von Asien Ende des 19. Jahrhunderts, forderte laut dem Medizinhistoriker Manfred Vasold bis Mitte des 20. Jahrhunderts an die 15 Millionen Todesopfer weltweit.(1)
Doch spätestens seit in den Jahren 1347/48 der „Schwarze Tod“ über Europa hereinbrach, weckte die Pest immer wieder von neuem Urängste.
Man unterscheidet verschiedene Arten der Pest, ausgehend von Übertragungsweg und Symptomen, doch kann man, unter Berücksichtigung des damaligen medizinischen Wissenstandes, tatsächlich immer von dem reden, was wir heute unter der Pest verstehen?
Diese Frage stellt ein großes Problem für die Retrodiagnose dar, obwohl seit dem 16. Jahrhundert eine recht hohe Quellendichte zu diesem Thema vorliegt. Bakteriologische Erkenntnisse hierüber entwickelten sich erst im späten 19. Jahrhundert.
Behandelt werden soll hier die Gesamtheit der Pestepidemien im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit, da gerade hier, noch geprägt von der zweiten großen Pestpandemie (1347/48), erstmals auf allen gesellschaftlichen Ebenen systematisch gegen die Seuche vorgegangen wurde.
[...]
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(1) Vasold, Manfred: Die Pest. Ende eines Mythos; S.80
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geschichtlicher Abriss über die Pest und ihre Folgen
- Medizinische Fakten aus heutiger Sicht
- Entstehung und Verbreitung
- Arten der Pest
- Beulen-/ Bubonenpest
- Lungenpest
- Pestsepsis / Pestseptikämie
- Das Problem einer Retrodiagnose
- Historische Erklärungsmodelle und tatsächliche Ursachen
- Wissenschaftliche und weltliche Ansätze
- Die Seuche als Gottes Strafe
- Tatsächliche Ursachen
- Maßnahmen und Umgang mit der Seuche
- Allgemeine Maßnahmen
- Pestordnungen
- Tatsächliche Gründe für das Verschwinden der Pest
- Fliehen vor der Pest
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Pest und ihre Auswirkungen auf Europa im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Sie untersucht die historischen Erklärungsmodelle für die Seuche, die medizinischen Fakten aus heutiger Sicht und die verschiedenen Maßnahmen, die gegen die Pest ergriffen wurden.
- Die Pest als historisches Phänomen
- Historische Erklärungsmodelle für die Pest
- Medizinische Fakten und die Problematik der Retrodiagnose
- Gesellschaftliche und politische Reaktionen auf die Pest
- Maßnahmen zur Bekämpfung der Pest
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Bedeutung der Pest als historisches Phänomen dar und erläutert die Problematik der Retrodiagnose. Kapitel 2 bietet einen geschichtlichen Abriss über die Pest und ihre Folgen, beginnend mit der Antike bis zum 18. Jahrhundert. Kapitel 3 beleuchtet die medizinischen Fakten aus heutiger Sicht, einschließlich der Entstehung, Verbreitung und Arten der Pest. Kapitel 4 analysiert die historischen Erklärungsmodelle für die Seuche, sowohl wissenschaftliche und weltliche Ansätze als auch die Vorstellung von der Pest als Gottesstrafe. Kapitel 5 befasst sich mit den Maßnahmen und dem Umgang mit der Pest, einschließlich allgemeiner Maßnahmen, Pestordnungen und der tatsächlichen Gründe für das Verschwinden der Pest.
Schlüsselwörter
Pest, Seuche, Mittelalter, Frühe Neuzeit, Historische Erklärungsmodelle, Medizinische Fakten, Retrodiagnose, Gesellschaftliche Reaktionen, Politische Maßnahmen, Pestordnungen, Gottesstrafe, Yersinia pestis.
- Arbeit zitieren
- Steffen Armbrust (Autor:in), 2009, Der Umgang mit Seuchen im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit am Beispiel der Pest, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168540
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