Die Nacherfindung des Porzellans in Europa ist eine aus verschiedenen Blickwinkeln interessante Begebenheit. [...]
Schon in dieser frühen Zeit scheinen diese Kostbarkeiten wertvolle Fassungen aus Edelmetall erhalten zu haben. Das früheste überlieferte Beispiel, zugleich das früheste datierbare Chinaporzellan in Europa überhaupt, ist ein Familienbecher der Familie von Catzenelnbogen, heute im Landesmuseum Kassel befindlich2. Es handelt sich um ein Yüan-zeitliches Seladon mit einer europäischen Fassung um 1450.
In großen Mengen - als Schiffsballast nämlich - wurde Porzellan erst seit dem 16.Jh. in Europa eingeführt. Es blieb allerdings so kostbar, daß einheitliche Service, selbst für eine Person, nicht überliefert sind.
Eine bedeutende Wende vollzog sich, als in China die Yüan-Dynastie 1368 von der Ming-Dynastie abgelöst wurde: In der Folgezeit trat das unterglasurblau dekorierte weiße Porzellan gleichberechtigt neben die Seladon-Porzellane und verdrängte diese schließlich. Daher war für die Europäer, die Porzellan in verstärktem Maße erst im Verlauf des 16. und 17.Jh. kennenlernten, der Farbdualismus Blau-Weiß mit Porzellan assoziert, was eine nicht unerhebliche Rolle bei der Erfindung und in der Frühzeit des europäischen Hartporzellans spielen sollte.
Der Traums von einer europäischen Porzellanproduktion wurde in Sachsen zu Beginn des 18. Jh. verwirklicht.
Die nachfolgende Arbeit wird den daran beteiligten Personen jeweils ein eigenes Kapitel widmen. Sie waren es, die schließlich das Porzellan als Ergebnis systematischer Untersuchungen auf der Basis strenger Naturwissenschaft hervorbrachten.
Die Versuche, mit dem neuen Material zu einer eigenen, europäischen Formen- und Dekorsprache zu gelangen, setzten bereits zu einem ganz frühen Zeitpunkt ein, als man kaum über das Versuchsstadium hinausgelangt war. Es entstand ein gänzlich neuer Zweig des Kunstgewerbes, dessen sich das 18.Jh. zum Ausdruck seiner künstlerischen Auffassungen so vollkommen bedient hat, daß Zeitalter und Material quasi miteinander identisch wurden.
Abschließend soll ein kurzer Blick auf die Wiederentdeckung des sog. ,,Böttcher-Steinzeugs" am Beginn unseres Jahrhunderts diese Arbeit über die Frühzeit des europäischen Porzellans beschließen.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Einleitung
- 1 Chinesisches Porzellan
- 2 Die Erfindung des Porzellans in Europa
- 2.1 Erste Versuche
- 2.2 Johann Melchior Steinbrück: Der Geschichtskalender von 1712 und der Steinbrück-Bericht von 1717
- 2.2.1 Der Geschichtskalender von 1712
- 2.2.2 Der Steinbrück-Bericht von 1717
- 3 Die Väter des europäischen Porzellans
- 3.1 Ehrenfried Walther von Tschirnhaus
- 3.2 Johann Friedrich Böttger
- 4 Das europäische Hartporzellan
- 4.1 Die technischen Versuche auf der Jungfernbastei in Dresden
- 4.2 Das Böttgersteinzeug
- 4.3 Das Böttgerporzellan
- 4.4 Die frühen Farben
- 5 Die Wiederentdeckung des Böttgersteinzeugs im 20. Jh.
- 5.1 Die Wiedereinführung
- 5.2 Werke des 20. Jahrhunderts in Böttgersteinzeug
- 5.2 Die Böttgerehrung 1982
- 6 Benutzte Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Erfindung und Frühzeit des Meißner Porzellans. Sie beleuchtet die historischen und technischen Aspekte der Porzellanherstellung in Europa, insbesondere in Sachsen zu Beginn des 18. Jahrhunderts.
- Chinesisches Porzellan als Vorbild und Ausgangspunkt
- Die Rolle von Ehrenfried Walther von Tschirnhaus und Johann Friedrich Böttger als Väter des europäischen Hartporzellans
- Die Entwicklung der technischen Verfahren und Masseversätze
- Die Herausforderungen der frühen Farbherstellung, insbesondere des Unterglasurblau
- Die Wiederentdeckung des Böttgersteinzeugs im 20. Jahrhundert
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und beleuchtet die Faszination, die Porzellan seit seiner Einführung aus dem Orient in Europa auslöste. Sie beschreibt die frühen Versuche, das Geheimnis der Porzellanherstellung zu lüften und die Bedeutung des „Medici-Porzellans" als ersten Erfolg einer europäischen Porzellanproduktion.
Das Kapitel über chinesisches Porzellan zeichnet die Entwicklung der Keramik in China nach und erklärt die Besonderheiten des chinesischen Weichporzellans. Es beleuchtet die Bedeutung des Exportmarktes für Europa und die Rolle der kaiserlichen Manufaktur in Jingdezhen.
Das Kapitel über die Erfindung des Porzellans in Europa beschreibt die frühen Versuche, das Porzellanrezept zu entschlüsseln. Es stellt die beiden Schlüsselfiguren, Ehrenfried Walther von Tschirnhaus und Johann Friedrich Böttger, vor und erläutert deren unterschiedliche Herangehensweisen an die Forschung.
Das Kapitel über das europäische Hartporzellan schildert die technischen Versuche auf der Jungfernbastei in Dresden und die Entstehung des Böttgersteinzeugs sowie des Böttgerporzellans. Es beschreibt die Herausforderungen bei der Entwicklung der frühen Farben, insbesondere des Unterglasurblau.
Das Kapitel über die Wiederentdeckung des Böttgersteinzeugs im 20. Jahrhundert beleuchtet die Wiederbelebung des Materials in der Meißner Manufaktur und die Verwendung des Steinzeugs durch zeitgenössische Künstler.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Porzellan, Meissen, Böttger, Tschirnhaus, Hartporzellan, Böttgersteinzeug, Unterglasurblau, Farbherstellung, Keramik, China, Europa, 18. Jahrhundert, 20. Jahrhundert, Wiederentdeckung.
- Citar trabajo
- Detlev Freigang (Autor), 1998, Erfindung und Frühzeit des Meissener Porzellans, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1682
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