Die überwiegende Mehrheit der Bücher, deren Inhalte sich auf die Borderline- Persönlichkeitsstörung beziehen, sind in der Regel eher für Therapeuten und Ärzte von Nutzen. In der vorliegenden Fachbereichsarbeit soll es aber vor allem das Ziel sein, einige Schritte mehr in Richtung Pflege und den Umgang mit Borderline-Patienten zu gehen. Die Arbeit soll zum besseren Verständnis bei Betroffenen, deren Angehörigen sowie Pflegepersonen im Umgang mit BPS beitragen. Nicht unmittelbar betroffenen Menschen soll geholfen werden, ein Gespür für diese Störung zu entwickeln, eventuell bestehende Vorurteile gegenüber psychisch Erkrankten abzulegen bzw. Verständnis und Einfühlungsvermögen aufzubauen.
In der vorliegenden Arbeit wird das Borderline-Syndrom, die diagnostischen Symptome sowie Pflegemaßnahmen und Pflegeziele beschrieben und näher erläutert. Es wurden bei den Pflegemaßnahmen medikamentöse und psychotherapeutische Therapien ganz bewusst weggelassen, da diese nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit den Aufgaben des psychiatrischen Pflegepersonals stehen. Dem Laien soll das Zusammenspiel zwischen der Symptomatik/ Diagnostik der BPS und den pflegerelevanten Schritten transparent vermittelt werden, um im “Grenzland” nicht verloren zu gehen.
Für den inhaltlichen Praxisrahmen wurde ein Fallbeispiel ausgewählt, dem eine Begebenheit aus dem Akutbereich einer Aufnahmestation eines Krankenhauses in Wien zugrunde liegt. Der Fall dieser 22-jährigen Frau, die aufgrund einer massiven, selbstverletzenden Symptomatik eingeliefert wurde zeigt, welche pflegerischen Maßnahmen im Akutfall vordergründig zu ergreifen sind, damit eine mögliche Stabilisierung der Patientin geleistet werden kann.
Inhaltsverzeichnis
1 Die Borderline-Persönlichkeitsstörung
1.1 Definition
1.2 Ursachen und Verlauf
1.3 Symptome, Pflegediagnosen, Maßnahmen und Ziele
2 Behandlungsprinzipien
3 Fallbeispiel
4 Zusammenfassung
5 Literaturverzeichnis
Vorwort
Im Laufe meiner Praktika habe ich auf verschiedenen Stationen sowohl weibliche als auch männliche Borderline-Patienten kennen und vielleicht auch ein wenig verstehen gelernt.
Diese Arbeit soll einer Freundin aus Deutschland gewidmet werden. Damals war mir nicht bewusst, dass diese junge Frau unter einer Persönlichkeitsstörung namens Borderline leidet.
Die Borderline-Störung als solche ist eine relativ jung diagnostizierte Erscheinung und weist, daraus resultierend, einen nicht unbeträchtlichen Rätselcharakter auf. Sehr spezifische Erscheinungsformen dieser Störung sowie die damit verbundenen Belastungen für das Umfeld sind überaus auffällig. Die Stärke des Auftretens der Störung und das damit verbundene Leiden sind von Person zu Person individuell verschieden. Nicht zuletzt die Tatsache, dass eine Heilung derzeit nicht möglich ist, sollte Ansporn zu vermehrter Forschungsarbeit sein. Die genannten Gegebenheiten haben mich in meinem Entschluss bestärkt, die vorliegende Fachbereichsarbeit dem Krankheitsbild Borderline-Störung zu widmen.
Einleitung
Die überwiegende Mehrheit der Bücher, deren Inhalte sich auf die Borderline- Persönlichkeitsstörung beziehen, sind in der Regel eher für Therapeuten und Ärzte von Nutzen. In der vorliegenden Fachbereichsarbeit soll es aber vor allem das Ziel sein, einige Schritte mehr in Richtung Pflege und den Umgang mit Borderline-Patienten zu gehen. Die Arbeit soll zum besseren Verständnis bei Betroffenen, deren Angehörigen sowie Pflegepersonen im Umgang mit BPS beitragen. Nicht unmittelbar betroffenen Menschen soll geholfen werden, ein Gespür für diese Störung zu entwickeln, eventuell bestehende Vorurteile gegenüber psychisch Erkrankten abzulegen bzw. Verständnis und Einfühlungsvermögen aufzubauen.
In der vorliegenden Arbeit wird das Borderline-Syndrom, die diagnostischen Symptome sowie Pflegemaßnahmen und Pflegeziele beschrieben und näher erläutert. Es wurden bei den Pflegemaßnahmen medikamentöse und psychotherapeutische Therapien ganz bewusst weggelassen, da diese nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit den Aufgaben des psychiatrischen Pflegepersonals stehen. Dem Laien soll das Zusammenspiel zwischen der Symptomatik/ Diagnostik der BPS und den pflegerelevanten Schritten transparent vermittelt werden, um im “Grenzland” nicht verloren zu gehen.
Für den inhaltlichen Praxisrahmen wurde ein Fallbeispiel ausgewählt, dem eine Begebenheit aus dem Akutbereich einer Aufnahmestation eines Krankenhauses in Wien zugrunde liegt. Der Fall dieser 22-jährigen Frau, die aufgrund einer massiven, selbstverletzenden Symptomatik eingeliefert wurde zeigt, welche pflegerischen Maßnahmen im Akutfall vordergründig zu ergreifen sind, damit eine mögliche Stabilisierung der Patientin geleistet werden kann.
Abschließen soll noch erwähnt werden, dass die vorliegende Arbeit im Sinn der Geschlechtsneutralität verfasst worden ist. Auch für den Fall, dass männliche Worte zur Anwendung kommen, soll damit keinesfalls eine Geschlechterbevorzugung ausgedrückt werden.
1 Die Borderline-Persönlichkeitsstörung
Borderline-Störungen werden heutzutage bei jungen Erwachsenen so häufig diagnostiziert, dass man teilweise schon fast von einer Diagnose zur Modediagnose sprechen bzw. die Diagnose als solches zur Modekrankheit erklären kann. Man darf an dieser Stelle aber auf keinen Fall vergessen, dass es eine psychische Störung ist, die wie keine andere die Zerrissenheit sowie Orientierungslosigkeit und Grenzlosigkeit unseres Zeitalters widerzuspiegeln scheint (Niklewski/Riecke-Niklewski 2006: 17).
1.1 Definition
Die wörtliche Übersetzung von “Borderline” lautet “Grenzlinie”. Erstmals eigeführt wurde der Begriff um die 1930er Jahre und galt aber vorerst nur als Sammelbegriff für Grenzfälle zwischen den beiden anderen großen Störungskategorien: Neurose und Psychose. Man hat damals festgestellt, dass viele Patienten tiefgreifendere, aber vor allem auch länger anhaltende psychische Probleme hatten als Neurotiker, dass sie andererseits aber auch nicht so gestört waren wie Menschen, die beispielsweise an Schizophrenie leiden. Borderline galt somit viele Jahre als unerforscht und war eine Zwischenkategorie, die sich im Wesentlichen nur dadurch definierte, was sie nicht ist, nämlich: nicht mehr Neurose, aber auch noch keine Psychose (Möhlenkamp 2006: 9). Gekennzeichnet ist diese Erkrankung durch eine Instabilität des Fühlens, Verhaltens sowie der Beziehung zu sich selbst und zu anderen Menschen. Betroffene erleben sich selbst und andere als fremdartig. Im Folgenden sind einige der wichtigsten Borderline-Probleme im Überblick dargestellt:
Schwarz-weiß-Denken
Ein typisches Borderline Merkmal ist die Schwierigkeit, positive und negative Vorstellungen von sich selbst und auch von anderen Personen unter einen Hut zu bekommen. Auf eine geliebte Person wütend zu sein, dabei aber nicht die positive Grundeinstellung zu verlieren, ist demnach für einen Borderline-Patienten sehr schwer. Es gibt sozusagen nur Entweder-Oder. Einstellungen, Stimmungen, aber auch Meinungen polarisieren sich in auffälliger Weise nach dem Muster, dass ein Borderline-Patient entweder eine Person mag oder sie nicht ausstehen kann. Es gibt kein dazwischen: Freund oder Feind, gut oder böse – die Welt wird immer nur schwarz-weiß wahrgenommen (Möhlenkamp 2006: 59). Was dem Borderline-Patienten also nicht zur Verfügung steht, ist das Wissen, dass es ein Mensch sowohl gute als auch böse Anteile beinhalten kann und man ihn trotzdem als eine vollständige Person wahrnehmen kann. Aus dieser Tatsache – nicht zu wissen, dass ein Mensch verschiedene Farbschattierungen aufweisen kann – entwickeln sich dann verheerende Beziehungsprobleme. Es fehlt ihnen das Gefühl, sich in andere hineinzuversetzen und andere Menschen realistisch einzuschätzen. Es fehlt außerdem die Möglichkeit eine echte Anteilnahme und auch Schuldgefühle zu entwickeln. Dieser Umstand führt dann dazu, dass Beziehungen einseitig auf die Bedürfnisse des Borderline-Patienten konzentriert bleiben. Andere Menschen werden sozusagen für die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse instrumentalisiert und auch manipuliert (Röhr 2006: 148 ff.).
Emotionale Instabilität
Ein Bordlerline-Patient kennzeichnet sich durch unbeständige und auch unberechenbare Stimmungen. Dies führ dazu, dass auch noch so kleine Anlässe einen Anfall von heftigen, gefühlsbetonten Reaktionen auslösen kann. Boderline-Patienten erleben demnach eine ‚Achterbahn der Gefühle‘(Möhlenkamp 2006: 59). Bei diesem Menschen besteht eine deutliche Tendenz, Impulse auszuagieren, ohne Berücksichtigung von Konsequenzen sowie wechselnder und launenhafter Stimmung. Häufig treten deshalb Wutausbrüche auf, wenn Handlungen von anderen Personen kritisiert werden (Schäfer 2003: 10).
Schwierigkeiten mit der Spannungsregulation und Selbstkontrolle
„Anhaltende Zustände von körperlich und psychisch erlebter Hochspannung beeinträchtigen das alltägliche Funktionieren und führen zu verschiedensten psychosomatischen und psychischen Symptomen (Schmerzen, Schlafstörungen, psychosomatische Funktionsstörungen). Es kommt zu nur schwer kontrollierbaren impulsiven Entlastungsversuchen (Wutausbrüche, Suchtverhalten, Selbstschädigung, Zwänge)“ (Möhlenkamp 2006: 59).
Geringe Frustrationstoleranz
Geringste Enttäuschungen, hier vor allem Kritik und Zurückweisung, lösen starke Affekte – primär Wut - bei Borderline-Patienten aus. Die Folgen davon sind ein geringes Durchhaltevermögen, Abbrüche von Beziehungen und Arbeitsverhältnissen sowie ständige Konflikte (ebd.).
Angst vor dem Verlassenwerden und Alleinsein
Beim Borderline-Patienten ist es vor allem die Angst vor dem Verlassenwerden, die jede Selbstbehauptung unmöglich erscheinen lässt. Der Mensch gerät in einen unauflösbaren inneren Konflikt, der sich zwischen dem Drang nach Autonomie und der Angst vor dem Verlassenwerden abspielt. Diese Verlassenheitsangst verhindert die Versuche zur Verselbstständigung und macht es umso schwerer eine eigene Persönlichkeit aufzubauen (Niklewski/Riecke-Niklewski 2006: 66). „Die absolute Katastrophe ist die Trennung einer wichtigen Bezugsperson: Trennung wird als Verlust von etwas erlebt, was elementar zu einem gehört, als würde etwas im tiefsten Inneren zerbrechen, als sei man ohne den anderen nicht lebensfähig“ (Möhlenkamp 2006: 14 f.).
Negatives Selbstbild
Das Selbstwertgefühl ist durch selbstabwertendes und destruktives Denken geprägt und schwankt zwischen Größenideen und Minderwertigkeitsgefühl (ebd.: 60). Fast alle Borderline-Patienten sind stark verunsichert und leiden unter einer so genannten ‚Identitäsdiffusion‘, also der Mangel an Sicherheit darüber, wer sie wirklich sind. Diese Unsicherheit kann zu erheblichen Veränderungen in den Einstellungen sowie den Zielsetzungen und Wünschen führen. Das eigene negative Selbstbild führt dann auch häufig zur Ablehnung des eigenen Körpers (Sieber 2004: 24).
Im Folgenden sind Verhaltensmuster bzw. Mechanismen in Anlehnung an Kernberg (2000) aufgelistet , wie eine Person mit Borderline agiert. Diese wurden durch eigene Beispiele aus der Praxis ergänzt.
Identitätsdiffusion (Identität ohne bestimmte Grenze): Da der Borderline-Patient zu seiner eigenen Person oder zu anderen Menschen nur mangelhafte Integration erkennen lässt, kommt es für ihn zu einer chronisch inneren Leere.
Dies kann zur Folge haben, dass Selbstwahrnehmung (“wie sehe, fühle ich mich?”) und Verhaltenweisen widersprüchlich auftreten.
Befindet sich der Patient z. B. in einem Zustand der chronischen Leere (“ich spüre mich nicht”), führt er eine selbstverletzende Handlung an sich durch (schneiden, verbrennen), damit er sich wieder spüren kann. Schon allein die optische Wahrnehmung des eigenen Blutes ist Beweis dafür, noch am Leben zu sein.
Übertragung:
Der Patient erlebt Gefühle, die er von früher kennt, wieder.
Beispiel: Im Gespräch mit seiner Psychologin erlebt der Borderliner Gefühle der Sicherheit, Wärme und Zuwendung. Er erinnert sich an Zeiten vor der Krankheit, als dieses Empfinden auftrat. Seine Mutter war damals in diesen Situationen eine “gute” Mutter. Das bedeutet, dass der Patient die Psychiaterin als “Mutterersatz” ansieht.
Gegenübertragung:
Eine mögliche Reaktion der Psychiaterin auf das Verhalten des Borderliners ist hier näher erläutert. Sie würde sich wahrscheinlich (wegen der vermuteten Gegenübertragung) fürsorglich und liebevoll um den Patienten kümmern.
Reaktion und Gegenreaktion gehen in diesem Beispiel “Hand in Hand“. Dies gilt sowohl für positive als auch für negative Übertragungen. In der Zusammenarbeit mit Borderline-Patienten kann es manchmal passieren, dass man sich nicht so verhält, wie man es üblicherweise von sich kennt (Beispiel: das Gefühl, manipuliert zu werden, kann entstehen). Übertragung und Gegenübertragung kann schon eine Form der Abwehr des Patienten sein.
Abwehroperationen (= Abwehrmechanismen): Abwehrmechanismen sind notwendige Vorgänge zum Schutz der Seele und die Chance auf psychisches Überleben, wobei die Funktionsweise sich größtenteils primitiv darstellt (deshalb spricht man bei Erklärungsversuchen auch von frühen Abwehrmechanismen).
Im Mittelpunkt der Abwehrmechanismen steht die Spaltung. Durch die Spaltung werden das eigene Selbst genauso wie Mitmenschen (Familienmitglieder, Beziehungspartner, Pflegepersonal, usw.) in “gut” und “böse” unterteilt. Für den Borderline-Patienten bedeutet das, die Welt und alles darin vorwiegend in schwarz/weiß zu sehen!
Beim Betroffenen selbst und/ oder bei den anderen Personen kommt es zu einem Gefühlswirrwarr. Der Borderliner und auch sein Gegenüber werden verunsichert; Angst wird ausgelöst. Ein Gefühl übertönt das andere und Beziehungen leiden schließlich darunter. Fallbeispiel: Eine Patientin schenkt ihrem Therapeuten zum Geburtstag einen Schokoriegel. Dieser freut sich sehr darüber, wundert sich jedoch, wie seine Klientin diesen Tag herausfinden konnte. Die Patientin fragt: “Vertrauen Sie mir?” Daraufhin der Therapeut: “Ja, natürlich.“ Die Patientin meint: “Schließen Sie die Augen und strecken Sie mir ihre Hand entgegen.” Als dies geschieht, nimmt die Borderlinerin eine Rasierklinge und fügt dem Therapeuten eine Schnittwunde zu. Daraufhin fragt sie: “Vertrauen Sie mir noch immer?” Hier wurde gerade eine Beziehung aufgebaut, jedoch sofort wieder im Keim erstickt. Grund dafür ist, dass der Boderline-Patient irrsinnige Angst vor dem Verlassenwerden hat. Um dem zuvorzukommen, zerstört er selbst durch diverse Handlungen oder Aussagen, jedoch nicht immer bewusst, die Beziehung. Nun hat er wieder den Beweis dafür, nichts wert zu sein, denn sonst würde man ihm doch vertrauen und die Beziehung aufrechterhalten.
Primitive Idealisierung:
Bei der Person, die idealisiert wird, liegt die Erwartung der totalen Vollkommenheit. Da sich dies aber verständlicherweise als unmöglich erweist, wird früher oder später dieser Mensch absolut entwertet. Beispiel: Eine Pflegeperson kümmert sich fürsorglich um den Patienten und führt täglich ein Entlastungsgespräch mit ihm. Eines Tages fällt die Krankenschwester selbst wegen Krankheit für die Dauer von einer Woche aus und kann nicht wie gewohnt ihren Dienst am Patienten versehen. Erscheint sie danach wieder und nimmt die Gespräche mit dem Patienten wieder auf, wird sie von ihm als “böse” bewertet und ignoriert. Die hohen Ansprüche, die die Borderliner stellen, können nicht erfüllt werden und enden im Beziehungsabbruch.
Verleugnung:
Sie dient dem Borderline-Patienten dazu, sein inneres Weltbild beizubehalten. Er belügt sich selbst, um der Realität zu entfliehen. Hierbei kann der Lüge wirklich geglaubt werden, da sie sich dem Patienten verinnerlicht.
Omnipotente (göttliche, allmächtige) Kontrolle und Entwertung:
Der Borderline-Patient versucht, durch Handlungen oder Aussagen die Kontrolle über andere Personen zu gewinnen. Er möchte damit erreichen, dass sich alle Welt um ihn sorgt. Beispiel: Ein Patient erzählt in der Therapiestunde, dass er sich vor kurzem ein Messerset in der Absicht gekauft hat, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Obwohl ein Suizid nie ausgeschlossen werden kann, wird in diesem speziellen Fall demonstriert, dass der Patient durch den Besitz der Messer ein Gefühl der Macht und Handlungsfähigkeit bekommen hat.
Eingeschränkte Fähigkeit der Realitätsprüfung: Die Realität wird teilweise als fremdartig erlebt. Dabei kommt es zu einem unangemessenen Verhalten und zur Störung des Realitätsbezugs. Beispiel: Eine Patientin hat eine Essstörung. Sie ist bereits extrem abgemagert, möchte jedoch immer noch abnehmen, weil sie nach wie vor der Meinung ist, zu dick zu sein. Die Frau sieht sich zwar im Spiegel, erlebt aber die Realität anders. Hier handelt es sich nicht um eine Psychose. Der Borderline-Patient bewegt sich lediglich an der Grenze zur Psychose. (Langer 2004: 152 f.)
1.2 Ursachen und Verlauf
„Die Ursache für die Neigung zu extremen Affekten sah man zunächst in einer Störung der normalen Persönlichkeitsentwicklung in den ersten Lebensjahren, weshalb man auch von einer Frühstörung spricht. Was im Kleinkindalter, also in den ersten zwei bis drei Lebensjahren normal ist, nämlich ein Kippen des Affekts von einem Pol zum anderen, zum Beispiel vom satten Lächeln zum nervtötenden Schreien, das wird als Reaktionsbereitschaft beibehalten“ (Möhlenkamp 2006: 13).
Auch Röhr (2006) beschreibt, dass die Entwicklungsphase eines Kindes ausschlaggebend dafür ist, ob sich eine BPS entwickelt oder nicht. Kann eine Mutter die Bedürfnisse des eigenen Kindes nicht oder zumindest nur sehr unzureichend befriedigen, hat dies Auswirkungen auf alle folgenden Beziehungen im Leben eines Menschen. Das frühkindliche Ich ist noch nicht bzw. nur mangelhaft in der Lage, gute und böse Haltungen der Mutter gleichzeitig zu integrieren. Demnach spaltet das Baby alle Teile der Mutter, die eine positive Beziehung gefährden, ab. Diese Spaltung ist der früheste Abwehrmechanismus, der ihm zur Verfügung steht, um diese unangenehmen Gefühle zu beseitigen. Wenn Borderline-Patienten sich in der frühen Kindheit also nicht genügend mit der Mutter identifizieren konnten, gelingt es ihnen auch im Verlauf der weiteren Entwicklung nicht, eine ganzheitliche Wahrnehmung aufzubauen (Röhr 2006: 148 f.).
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- Citation du texte
- Dietmar Schmidt (Auteur), 2007, Borderline-Persönlichkeitsstörung: Pflege an der Grenzlinie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168243
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