Exposé
1. Relevanz:
Seit ETA 1968 während einer Verkehrskontrolle, in dem Polizisten José Pardines ihr erstes Opfer forderte, fanden über 800 Menschen durch ETA den Tod.
An dieser Stelle ist anzumerken, dass ETA zunächst landesweite Bewunderung als Speerspitze im antifranquistischen Widerstand entgegenschlug. Und tatsächlich war es ETA, die mit der Ermordung von Luis Carrero Blanco, dem designierten Nachfolger von Francisco Franco, die Transformation Spaniens zur Demokratie einleitete.
Ironischerweise war es allerdings auch ETA, die diese junge Demokratie immer wieder bis ins Mark erschütterte. So legte sie nach genannter Transformation keineswegs ihre Waffen nieder. Im Gegenteil, nie wieder in ihrer Geschichte tötete ETA so viele Menschen, wie unmittelbar nach der Transformation und dem Erlangen umfangreicher Autonomierechte für das Baskenland. Nicht Autonomie, nicht Wohlstand und auch nicht kulturelle Freiheit und Förderung im Baskenland konnte die Organisation bis zum heutigen Tage dauerhaft vom Pfade der Gewalt abbringen.
2. Fragestellung:
Naturgemäß hat die einzureichende Magisterarbeit nicht den Anspruch mit den umfangreichen Untersuchungen ausgewiesener Experten zu konkurrieren. Jedoch will sie mit dem möglichst engen Blickwinkel auf die Persistenz terroristischer Gewalt im Baskenland, den neuesten Stand dieser Gewaltstrategie sowie seine Ursachen und mögliche Perspektiven herausarbeiten. Folglich lautet die Forschungsfrage:
Wie entwickelte sich der militante baskische Nationalismus seit dem Übergang zur Demokratie? Warum konnten seit der so genannten Transición, weder Demokratie, noch Autonomie den baskischen Terrorismus bis zur Gegenwart beenden? Wo liegen die Anreize und Strukturen fortdauernder Gewaltanwendung?
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- EINLEITUNG
- Einführung und Fragestellung
- Vorgehensweise
- THEORETISCHE GRUNDLAGEN
- Begriffsbestimmungen
- Terrorismus und Terror
- Nationalismus
- Staat, Nation und Ethnizität
- Minderheitenkonflikte und ethnische Konflikte in der Theorie
- Ted Robert Gurrs Modell der Analyse von Minderheitenkonflikten
- Typen ethnopolitischer bzw. kommunaler Gruppen
- Why Minorities Rebel
- Salience of Ethnocultural Identity (Der Stellenwert der Gruppenidentität)
- Incentives for Ethnopolitical Action (Kollektive Handlungsanreize)
- Kollektive Benachteiligungen
- Der Verlust politischer Autonomie
- Repression
- Ethnopolitische Rahmenwerke
- Dynamik eines festgefahrenen Konfliktes
- The Capacity for Collective Action (Die Fähigkeit zu kollektivem Handeln)
- Territoriale Konzentration, Organisationsgrad, Koalitionen und Faktionalisierung sowie Politische Anführerschaft
- Opportunities and Choices (Das Verhältnis zwischen Gefährdungen und Handlungschancen)
- Der Gebrauch staatlicher Macht, institutionalisierte Demokratie und demokratische Transformation
- Der international Kontext eines regionalen Konfliktes
- Zusammenfassung
- Anwendung
- BASKISCHE MOBILISIERUNGSGESCHICHTE BIS ZUM TODE FRANCISCO FRANCOS 1975 – IDENTITÄT, ANREIZE UND STRUKTUREN
- Die Entstehung des modernen baskischen Nationalismus oder die Verbindung von Mythos und Identität bei der Geburt einer Bewegung
- Anreize zur Rebellion oder vom Mythos zur Realität
- Repression und kollektive Benachteiligung unter Franco
- Physische Gewalt und kulturelle Repression
- Euskera – Unterdrückung der baskischen Sprache
- Wirtschaftliche Unterdrückung
- Vom geschärften Identitätsbewusstsein zum Ausbruch der Gewalt (Der Prozess der Mobilisierung)
- Strategie als Generationenfrage: Vom Scheitern eines ethnopolitischen Rahmenwerks
- Von fortdauernder Repression zu einem neuen ethnopolitischen Handlungsrahmen - Neue und alte Mobilisierungsanreize und der Weg zu einer neuen Organisation
- Der Ausbau der Handlungsfähigkeit: Parallele Weiterentwicklung von ethnopolitischem Handlungsrahmen und Organisationsstruktur-ETA: (1959-1968)
- Ideologie und Strategie
- Die Genese der Gewalt
- ETA gegen den Staat – Höhepunkt baskischer Mobilisierung und Solidarität unter Franco
- Der Prozess von Burgos und der Tod Carrero Blancos – Neue Handlungschancen für ETA
- Zwischenbetrachtung
- PERSISTENZ DES BASKISCHEN TERRORISMUS UND DER NATIONALISTISCHEN GEWALT IM DEMOKRATISCHEN SPANIEN
- Baskische Identität und ihr Stellenwert in der Demokratie
- Vorbemerkungen zu Identität, Identitätsgruppen und baskischer Identität
- Generationen baskischer Identität und das Auftauchen einer neuen Konfliktachse
- Die Territoriale Identität
- Der Abstammungsmythos
- Die Integration von Zuwanderern in die baskische Identität und den militanten Nationalismus
- Euskera - Die baskische Sprache als Identitätsstifter
- Der Stellenwert baskischer Identität
- Anreize zu nationalistischem Terrorismus und Gewaltanwendung
- Vorbemerkung
- Ausbeutungsmythos als kollektive Benachteiligung – Wirtschaftliche Überlegenheit zwischen Identität und Anreiz in der baskischen Gesellschaft
- Repression durch staatlichen Terror - die GAL, ihre Vorgänger und die Folgen
- Luis Carrero Blancos Vermächtnis oder der erste schmutzige Krieg
- Die GAL – Terror nach dem Übergang zur Demokratie
- Die Aufarbeitung des Terrors und die Konsequenzen
- Weitere Aspekte staatlichen Verhaltens als Anreize zur Fortführung des terroristischen Kampfs im demokratischen Spanien
- Folter in der Demokratie
- Strukturelle und Personelle Kontinuität des Franco-Regimes in der spanischen Demokratie
- Fähigkeit zu nationalistischem Terrorismus und Gewaltanwendung
- Vorbemerkung
- Territoriale Konzentration
- Organisationsgrad und politische Vertretung
- Möglichkeiten und Handlungschancen zu nationalistischem Terrorismus und Gewaltanwendung
- Balance zwischen Gefährdung und Handlungschancen
- Angst als begünstigender Faktor nationalistischer Gewalt
- Der staatliche Kontext und der Einfluss der Demokratie
- Die Entstehung und Entwicklung des modernen baskischen Nationalismus
- Die Rolle von Repression und kollektiver Benachteiligung als Anreize für den Terrorismus
- Der Stellenwert baskischer Identität im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in Spanien
- Die Fähigkeit der ETA zur Organisation und zur Gewaltanwendung
- Die Auswirkungen staatlichen Verhaltens auf den Verlauf des Konflikts
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit setzt sich zum Ziel, die Geschichte der baskischen ETA von ihren Anfängen im antifranquistischen Widerstand bis zu ihrer jüngsten Phase der Gewalt im demokratischen Spanien zu untersuchen. Sie analysiert die Faktoren, die zur Entstehung und zur Persistenz des baskischen Terrorismus beigetragen haben, wobei der Fokus auf den dynamischen Zusammenspiel von Identität, Anreizen und Strukturen liegt.
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage und die Vorgehensweise der Arbeit dar. Kapitel 2 präsentiert die theoretischen Grundlagen und analysiert das Modell von Ted Robert Gurr zur Analyse von Minderheitenkonflikten. Kapitel 3 zeichnet die Geschichte der baskischen Mobilisierung bis zum Tod Francos nach, mit einem Fokus auf die Entstehung und die Entwicklung des modernen baskischen Nationalismus, die Repression unter Franco und die Entstehung der ETA.
Kapitel 4 untersucht die Persistenz des baskischen Terrorismus und der nationalistischen Gewalt im demokratischen Spanien. Es analysiert die Bedeutung der baskischen Identität, die Anreize für den Terrorismus, die Fähigkeit der ETA zur Gewaltanwendung und die Möglichkeiten und Handlungschancen im Kontext der Demokratie.
Schlüsselwörter (Keywords)
Baskischer Nationalismus, ETA, Terrorismus, Minderheitenkonflikte, Repression, Identität, Anreize, Strukturen, Gewalt, Demokratie, Spanien, Euskal Herria, Euskera.
- Citation du texte
- Jan Schoor (Auteur), 2008, Politische Gewalt im Baskenland – Ursachen und Perspektiven des nationalistischen Terrorismus in Spanien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168105