Ziel dieser Arbeit ist es zu untersuchen, welches Handlungsmotiv die USA zur Durchführung des Marshall-Plans bewegte. Es soll die These unterstrichen werden, dass über allen Hilfsmaßnahmen die Containment-Politik, also die Eindämmung des Sowjetkommunismus das wichtigste Handlungsmotiv der Vereinigten Staaten von Amerika darstellte.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Forschungsansätze
3. Containment-Politik
3.1. Wirtschaftspolitisches Interesse der USA
3.2. Auslandshilfe
4. Marshall-Plan
5. Schlussbetrachtung
1. Einleitung
"Our policy is directed not against any country or doctrine but against hunger, poverty, desperation, and chaos. Its purpose should be the revival of a working economy in the world so as to permit the emergence of political and social conditions in which free institutions can exist."[1]
So beschreibt George Catlett Marshall am 5. Juni 1947 seine Vorstellung der Politik nach dem 2. Weltkrieg. Dieser Auszug aus seiner berühmten Rede in Harvard legt die Grundzüge und Ziele eines Wiederaufbauprogramms für Europa dar, das allgemein unter dem Namen Marshall-Plan oder offiziell als European Recovery Program in die Geschichte eingehen sollte. Auf den wirtschaftlichen Aufbau des nach dem Krieg verwüsteten Europas sollte natürlich das Hauptaugenmerk gelegt werden. Weiterhin verfolgten die USA ebenso ökonomische, politische und strategische Ziele unterschiedlicher Art. Für dieses Programm wurden insgesamt 14 Milliarden Dollar bereitgestellt, die den 16 teilnehmenden europäischen Ländern: Großbritannien, Frankreich, Italien, Westdeutschland, Niederlande, Griechenland Österreich, Belgien, Dänemark, Irland, Island, Luxemburg, Norwegen, Portugal, Schweden und der Türkei als Unterstützung dienen sollten.[2] Mit dem Marshall-Plan wurde eine bis dato noch nie vorgekommene Dimension internationaler Wirtschaftspolitik erreicht. An der Aktualität des Themas ist nicht zu rütteln, angesichts unserer heutigen Wirtschaftslage rückt der Marshall-Plan mit seinem enormen Erfolg nach und nach wieder in den Vordergrund und steht mit seinem Namen sogar Pate für internationale Hilfswerke.[3] Ziel dieser Arbeit ist es zu untersuchen, welches Handlungsmotiv die USA zur Durchführung des Marshall-Plans bewegte. Es soll die These unterstrichen werden, dass über allen Hilfsmaßnahmen die Containment-Politik, also die Eindämmung des Sowjetkommunismus das wichtigste Handlungsmotiv der Vereinigten Staaten von Amerika darstellte.
2. Forschungsansätze
John Gimbel, der sich als einer der Ersten mit Untersuchungen zum Marshall-Plan beschäftigte, befasste sich mit der Entstehungsgeschichte des Marshall-Plans.[4] Seine jedoch umstrittene Hauptthese, der Marshall-Plan diene hauptsächlich der Verzahnung des deutschen mit dem europäischen Wiederaufbau, wird heute zurückgewiesen. Jüngere Zeithistoriker sehen das ERP dagegen hauptsächlich als Defensivkonzept der Vereinigten Staaten von Amerika gegen das sowjetische Expansionsstreben.[5] Bereits 1978 interpretierte Friedrich Jerchow den Marshall-Plan als Schlüssel zur Westintegration und Instrument einer umfassenden Außenwirtschaftspolitik.[6] Anknüpfend an diese Arbeit folgte eine Reihe von Untersuchungen zur amerikanischen Deutschlandpolitik am Beispiel des Marshall-Plans als Integrationsinstrumente zur Einbeziehung Westdeutschlands. Hierbei wurden Durchführung, Ziele und Ergebnisse des ERP ausführlich erörtert.[7] Als weiterer kritischen Historiker ist hier Manfred Knapp zu erwähnen, der die Lückenhaftigkeit von Gimbels Betrachtung ausführlich dargelegt hat. So äußert er sich diesbezüglich so:
„In Gimbels Untersuchung wird nicht klar genug herausgearbeitet, daß die amerikanische Deutschlandpolitik gerade durch den Marshall-Plan zum Teilstück einer umfassenden Stabilisierungspolitik in Europa geworden war.“[8]
Zusätzlich zu den genannten Einzelmeinungen der Historiker kann die Ansicht über die Handlungsmotive der USA die zum Marshall-Plan führten, in zwei Lager aufgegliedert werden.
Zum einen die so genannte “revisionistische Geschichtsschreibung“, die als Hauptmotiv die ökonomischen Gesichtspunkte in den Vordergrund rückt, bei denen es sich um das amerikanische Interesse an einem „Durchdringen des europäischen Marktes“ dreht. Zum anderen die “traditionalistische Geschichtsschreibung“, welche die Ansicht vertritt, dass der Marshall-Plan hauptsächlich dazu konzipiert war, die Eindämmungspolitik Amerikas voranzutreiben.[9] Dieser Auffassung geht auch diese Arbeit nach.
[...]
[1] Zitiert aus: Agnew, John / Entrikin, J. Nicholas: The Marshall Plan today: model and metaphor, New York, 2004. S. XV.
[2] Hardach, Gerd: Der Marshall-Plan.Auslandshilfe und Wiederaufbau in Westdeutschland 1948-1952, München, 1994. S. 9.
[3] Vgl. http://www.globalmarshallplan.org ,[ zuletzt eingesehen am 25.08.2009].
[4] Gimbel, John: The Origins of the Marshall Plan, Stanford, 1976.
[5] Schröder, Hans-Jürgen: Marshallplan. Amerikanische Deutschlandpolitik und europäische Integration 1947-1950, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 18, 1987.
[6] Jerchow, Friedrich: Deutschland in der Weltwirtschaft 1944-47. Alliierte Deutschland- und Reparationspolitik und die Anfänge der westdeutschen Außenwirtschaft, Düsseldorf, 1978.
[7] Vgl. Herbst, Ludolf / Bührer, Werner / Sowade, Hanno: Vom Marshallplan zur EWG. Die Eingliederung der Bundesrepublik in die westliche Welt, München, 1990. Maier, C.S. (Hrsg.): The Marshall Plan and Germany. West German Development within the Framework of the European Recovery Program, Oxford u.a., 1991.
[8] Knapp, Manfred: Das Deutschlandproblem und die Ursprünge des Europäischen Wiederaufbauprogramms. Eine Auseinandersetzung mit John Gimbels Marshall-Plan-Thesen, in: Schröder, Hans-Jürgen (Hrsg.): Marshall-Plan und westdeutscher Wiederaufstieg. Positionen – Kontroversen, Stuttgart 1990. S. 22ff.
[9] Clemens, Gabriele / Reinfeldt, Alexander / Wille, Gerhard: Geschichte der europäischen Integration. Ein Lehrbuch, Paderborn, 2008.
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- Verena König (Author), 2009, Der Marshall-Plan und das Handlungsmotiv der USA, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168001
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