1. Einleitung
30 Künstler bangen um ihre Existenz. Seitdem feststeht, dass das Kunsthaus Tacheles in der Oranienburger Straße in Berlin geräumt werden soll, ist erneut ein Kampf um das ehemalige Passagenkaufhaus entstanden. Am 13. Februar 1990 besetzte die Künstlerinitiative Tacheles die leerstehende Ruine. Bereits Anfang der achtziger Jahre hatte die Regierung des Landes Berlin damit begonnen, Teile des baufälligen Gebäudes zu sprengen. Mit der Besetzung des bis dahin noch erhalten gebliebenen Teils der Ruine forderte die Initiative den Stopp des Abrisses. Die Künstler ließen neue Gutachten zur Bausubstanz und Statik der Ruine erstellen. Aufgrund der positiven Auswertung der neuen Befunde konnte der erhalten gebliebene Teil des ehemaligen Kaufhauses 1992 unter Denkmalschutz gestellt werden. Die Besetzer konnten mit dem damaligen Eigentümer einen 10 Jahre laufenden Mietvertrag aushandeln, der eine symbolische Mietzahlung von einer Deutschen Mark, später 50 Cent, beinhaltete. Das Kunsthaus Tacheles ist mittlerweile zu einem Symbol der Subkultur über Berlin hinaus geworden. Mit seinen zahlreichen Ateliers und dem bekannten Cafe Zapata versprüht das Haus einen besonderen Charme in der ansonsten „sauber geleckten Stadtmitte.“ Seitdem der Mietvertrag aber Anfang 2009 auslief, wurden aus den Künstlern wieder Besetzer. Das Gelände soll geräumt werden, um einem Neubau Platz zu machen. Noch harrt eine kleine Künstlergruppe im Tacheles aus und hofft, auch in Zukunft weiter in ihrer Ruine leben und arbeiten zu können.
Den Hausbesetzern in der Oranienburger Straße geht es vor allem darum, ein alternatives Kunstzentrum im Herzen der Stadt Berlin zu erhalten. Doch worum ging es den Hausbesetzern in den achtziger und neunziger Jahren, als diese Szene ihre Hochphase erlebte? Anhand eines kurzen geschichtlichen Abrisses der Hausbesetzerbewegung in Deutschland ab 1970 soll die unterschiedliche Entwicklung der Protestform in der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik aufgezeigt werden. Die Hausbesetzungen der Mainzer Straße im November 1990 stellten einen besonders verzweifelten Versuch der Besetzer dar, ihr besetztes Terrain zu verteidigen...
Inhaltsangabe
1. Einleitung
2. Hausbesetzungen in Deutschland
2.1 Ursachen für Hausbesetzungen
2.2 Geschichtliche Entwicklung
3. Die Besetzung der Mainzer Straße in Berlin
4. Die Zukunft von Hausbesetzungen
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
30 Künstler bangen um ihre Existenz. Seitdem feststeht, dass das Kunsthaus Tacheles in der Oranienburger Straße in Berlin geräumt werden soll, ist erneut ein Kampf um das ehemalige Passagenkaufhaus entstanden.
Am 13. Februar 1990 besetzte die Künstlerinitiative Tacheles die leerstehende Ruine. Bereits Anfang der achtziger Jahre hatte die Regierung des Landes Berlin damit begonnen, Teile des baufälligen Gebäudes zu sprengen. Mit der Besetzung des bis dahin noch erhalten gebliebenen Teils der Ruine forderte die Initiative den Stopp des Abrisses. Die Künstler ließen neue Gutachten zur Bausubstanz und Statik der Ruine erstellen. Aufgrund der positiven Auswertung der neuen Befunde konnte der erhalten gebliebene Teil des ehemaligen Kaufhauses 1992 unter Denkmalschutz gestellt werden. Die Besetzer konnten mit dem damaligen Eigentümer einen 10 Jahre laufenden Mietvertrag aushandeln, der eine symbolische Mietzahlung von einer Deutschen Mark, später 50 Cent, beinhaltete.
Das Kunsthaus Tacheles ist mittlerweile zu einem Symbol der Subkultur über Berlin hinaus geworden. Mit seinen zahlreichen Ateliers und dem bekannten Cafe Zapata versprüht das Haus einen besonderen Charme in der ansonsten „sauber geleckten Stadtmitte.“[1]
Seitdem der Mietvertrag aber Anfang 2009 auslief, wurden aus den Künstlern wieder Besetzer. Das Gelände soll geräumt werden, um einem Neubau Platz zu machen. Noch harrt eine kleine Künstlergruppe im Tacheles aus und hofft, auch in Zukunft weiter in ihrer Ruine leben und arbeiten zu können.
Den Hausbesetzern in der Oranienburger Straße geht es vor allem darum, ein alternatives Kunstzentrum im Herzen der Stadt Berlin zu erhalten. Doch worum ging es den Hausbesetzern in den achtziger und neunziger Jahren, als diese Szene ihre Hochphase erlebte? Anhand eines kurzen geschichtlichen Abrisses der Hausbesetzerbewegung in Deutschland ab 1970 soll die unterschiedliche Entwicklung der Protestform in der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik aufgezeigt werden. Die Hausbesetzungen der Mainzer Straße im November 1990 stellten einen besonders verzweifelten Versuch der Besetzer dar, ihr besetztes Terrain zu verteidigen. Vor allem durch den plötzlichen Ausbruch der Gewalt sowohl auf Seiten der Polizei als auch auf Seiten der Aktivisten hinterlässt diese Besetzung auch noch 10 Jahre nach ihrer Eskalation einen bitteren Beigeschmack bei vielen ehemals direkt und indirekt Beteiligten. Die „Mainzer Straße“ wurde zu einem Politikum, an welchem die damals in Berlin regierende rot-grüne Koalition zerbrach. Am Ende der Arbeit wird die Frage aufgegriffen, ob Hausbesetzungen auch heute noch möglich sind bzw. ob sie überhaupt noch eine geeignete Protestform darstellen.
2. Hausbesetzungen in Deutschland
2.1 Ursachen für Hausbesetzungen
Unter Hausbesetzung versteht man die Inbesitznahme eines Hauses oder Wohnung meist gegen den Willen des Eigentümers. Hausbesetzungen werden aus sehr unterschiedlichen Gründen durchgeführt. Als ein Hauptmotiv, Häuser zu besetzten, kann akuter Wohnungsmangel genannt werden. Zudem dienen Hausbesetzungen als eine Protestform gegen die Umstrukturierung ganzer Straßenzüge und zum Erhalt bzw. zur Verwirklichung von Autonomievorstellungen. Dabei geht es den Besetzern vor allem darum, individuelle Lebensräume zu schaffen und „der Gesellschaft Raum für eigene Alternativen abzutrotzen, um sich mit Gleichgesinnten zu treffen und um mit diesen zusammenzuleben.“[2]
Hausbesetzungen riefen vor allem in den achtziger und neunziger Jahren ein breites Medienecho hervor. Die Diskussionen um den knappen Wohnraum wurden so weiter angeheizt. Die massiven Aneignungen leerstehender Häuser bewirkten etwa, dass Hausbesetzungen geduldet und vielfach sogar durch Mietverträge legalisiert wurden. Die Besetzerszene selbst begann sich 1980 durch einen „Besetzerrat“ zu formieren und erzielten schließlich sogar das Absetzen von Politikern, die in Skandale rund um die Wohnungspolitik verwickelt waren.
Gegenwärtig werden Hausbesetzungen kaum noch Beachtung geschenkt. Vielen Besetzern geht es heute vor allem darum, zusätzliche autonome Kulturzentren zu bilden und nicht wie vor 20 Jahren gegen die akute Wohnungsnot zu protestieren.
[...]
[1] http://www.taz.de/1/leben/kuenste/artikel/1/kampfbereite-kuenstler/
[2] Arndt et al. 1992, 256
- Arbeit zitieren
- Nadine Möller (Autor:in), 2010, Hausbesetzungen in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/167834
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