Vor 50 Jahren kannte kaum jemand das Wort Stress.1 Heute wird Stress häufig als
die Krankheit der Gegenwart bezeichnet, das belegen 274 000 Herzinfarkte in der
Bundesrepublik pro Jahr.2 Die Weltgesundheitsorganisation hat Stress zu einer der
größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts erklärt.3
Unser tägliches Leben beinhaltet viele Stressoren, d.h. Stressauslöser. Auch im Studium
kommt es immer wieder zu stressigen Situationen und der Klausurendruck bildet
einen Dauerstressor. Das sind nur drei von vielen Gründen, sich mit diesem
Thema intensiv zu beschäftigen.
Im ersten Teil der Arbeit soll das Phänomen Stress hinsichtlich medizinischer und
historischer Aspekte näher vorgestellt werden. Daran anschließend werden ausgewählte
Stressoren aus der Arbeitswelt vorgestellt und Bewältigungsmöglichkeiten
aufgezeigt.
Das Phänomen Stress wird in der Wissenschaft mit verschiedenen Ansätzen zu erklären
versucht. Vor allem für die Aspekte der Stressbewältigung scheint der Ansatz
von Stress als Bedrohung sinnvoll. Das „Konzept der Bedrohung“ geht auf Richard
S. Lazarus zurück und besagt grundsätzlich, dass Bedrohung eine notwendige Bedingung
von Stress ist4.
Diether Gebert definiert Stress folglich als „einen Zustand, in dem sich die Person
[…] unmittelbar bedroht fühlt und Handlungen zur Bedrohungsbewältigung einzuleiten
versucht. […] Stress liegt dann vor, wenn die Person im Rahmen einer Handlung
zur Abwehr von Bedrohungspotentialen negative Emotionen wie Ärger - Wut, Lästigkeit
- Beschwerlichkeit u.ä. mit hinreichender Intensität erlebt […] “.5
Belastungsfaktoren werden demnach zu Stressoren, wenn sie individuelle Zielerreichungen
des jeweiligen Betroffenen gefährden.
Nach Lazarus kann man unter Stressbewältigung „alle Handlungen […], die eine
Person in der Absicht vollzieht, die Bedrohlichkeit einer Situation zu beenden“6 verstehen.
1 Possemeyer, Ines: Stress – Luxusproblem der Satten? Oder akutes Volksleiden? In: GEO. 03/2002.
Hamburg 2002. S. 148.
2 Techniker Krankenkasse: Der Stress, Stressoren erkennen, Belastungen vermeiden, Stress bewältigen.
Hamburg. 2000. S. 5.
3 Vgl. Possemeyer. S. 148.
4 Lazarus, Richard S.: Psychological stress and the coping process. New York 1966. Vgl. Gebert, Diether:
Belastung und Beanspruchung in Organisationen. Stuttgart 1981.
5 Gebert. S. 16.
6 Lazarus Zit. nach: Gebert. S. 11.
INHALTSVERZEICHNIS
1. Einleitung
2. Medizinische Grundlagen
2.1. Begriffliche Abgrenzung von Stress und Stressoren
2.2. Anfänge der Stressforschung
2.3. Das Allgemeine Adaptationssyndrom (AAS)
2.3.1. Die medizinische Funktion der Nebennieren
2.4. Veränderung der Stressoren – früher und heute
3. Stressoren und Möglichkeiten der Bewältigung
3.1. Lärm als Stressor
3.1.1. Bewältigungsmöglichkeiten von Stress durch Lärm
3.2. Schicht- und Nachtarbeit als Stressor
3.2.1 Bewältigungsmöglichkeiten von Stress durch Schicht- und Nachtarbeit
3.3. Monotonie als Stressor
3.3.1. Bewältigungsmöglichkeiten von Stress durch Monotonie
3.4. Tempoarbeit als Stressor
3.4.1. Bewältigungsmöglichkeiten von Stress durch Tempoarbeit
3.5. Stress durch Verlust des Arbeitsplatzes
3.5.1. Bewältigungsmöglichkeiten von Stress durch Verlust des Arbeitsplatzes
3.6. Stress durch Statusgefährdungen und Rivalitäten 15
3.6.1. Bewältigungsmöglichkeiten von Stress durch Statusgefährdungen und Rivalitäten
3.7. Autonomiebeschränkungen als Stressor
3.7.1. Bewältigungsmöglichkeiten von Stress durch Autonomiebeschränkungen
3.8. Rollenkonflikte beim Führen als Stressor
3.8.1. Bewältigungsmöglichkeiten von Rollenkonflikten
4. Fazit
LITERATURVERZEICHNIS
1. Einleitung
Vor 50 Jahren kannte kaum jemand das Wort Stress.[1] Heute wird Stress häufig als die Krankheit der Gegenwart bezeichnet, das belegen 274 000 Herzinfarkte in der Bundesrepublik pro Jahr.[2] Die Weltgesundheitsorganisation hat Stress zu einer der größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts erklärt.[3]
Unser tägliches Leben beinhaltet viele Stressoren, d.h. Stressauslöser. Auch im Studium kommt es immer wieder zu stressigen Situationen und der Klausurendruck bildet einen Dauerstressor. Das sind nur drei von vielen Gründen, sich mit diesem Thema intensiv zu beschäftigen.
Im ersten Teil der Arbeit soll das Phänomen Stress hinsichtlich medizinischer und historischer Aspekte näher vorgestellt werden. Daran anschließend werden ausgewählte Stressoren aus der Arbeitswelt vorgestellt und Bewältigungsmöglichkeiten aufgezeigt.
Das Phänomen Stress wird in der Wissenschaft mit verschiedenen Ansätzen zu erklären versucht. Vor allem für die Aspekte der Stressbewältigung scheint der Ansatz von Stress als Bedrohung sinnvoll. Das „Konzept der Bedrohung“ geht auf Richard S. Lazarus zurück und besagt grundsätzlich, dass Bedrohung eine notwendige Bedingung von Stress ist[4].
Diether Gebert definiert Stress folglich als „einen Zustand, in dem sich die Person […] unmittelbar bedroht fühlt und Handlungen zur Bedrohungsbewältigung einzuleiten versucht. […] Stress liegt dann vor, wenn die Person im Rahmen einer Handlung zur Abwehr von Bedrohungspotentialen negative Emotionen wie Ärger - Wut, Lästigkeit - Beschwerlichkeit u.ä. mit hinreichender Intensität erlebt […] “.[5]
Belastungsfaktoren werden demnach zu Stressoren, wenn sie individuelle Zielerreichungen des jeweiligen Betroffenen gefährden.
Nach Lazarus kann man unter Stressbewältigung „alle Handlungen […], die eine Person in der Absicht vollzieht, die Bedrohlichkeit einer Situation zu beenden“[6] verstehen.
2. Medizinische Grundlagen
2.1. Begriffliche Abgrenzung von Stress und Stressoren
Wir alle kennen dieses Gefühl: Ein gewisses Maß an Anspannung ist für uns wichtig und hält unseren Organismus in Schwung, genau wie ein bestimmter Grad von Belastung und Druck unsere Konzentration fördert. Zuviel dieser Belastung kann uns jedoch sogar krank machen. Doch welche medizinischen Vorgänge in unserem Körper verursachen diese Belastung?
Als Definition für Stress versteht man im Allgemeinen:
„Stress ist ein Muster spezifischer und unspezifischer Reaktionen eines Organismus auf Reizereignisse, die sein Gleichgewicht stören und seine Fähigkeiten zur Bewältigung strapazieren oder überschreiten.“[7]
Es ist also die Antwort unseres Körpers auf jegliche Anforderungen, die an ihn gestellt werden. Diese Reizereignisse, die sowohl externe als auch interne Einflüsse und Umstände beinhalten, bezeichnet man als sogenannte Stressoren. Hierbei können diese Einwirkungen sowohl negativer als auch positiver Art sein, und auch verschiedene Ebenen ansprechen – die entstehenden Veränderungen sind möglicherweise emotionale, physiologische oder kognitive Veränderungen.[8] Wenn jemand beispielsweise Geburtstag hat, dann spricht man eher von sogenannten positiven Stressoren, ein Unfall oder der Tod eines Angehörigen oder besonderer Leistungsdruck im Beruf sind hingegen ein deutlich negativer Stressor.
Seit Menschengedenken gibt es immer wieder Ereignisse, die uns in Stresssituationen versetzten und unser Handeln beeinflussen oder sogar beeinträchtigen, doch wie bereits erwähnt, hat man erst seit Mitte der 20er Jahre dieses Jahrhunderts begonnen, die Auswirkungen dieser Stressoren gezielt zu analysieren.
2.2. Anfänge der Stressforschung
Bei der Betrachtung der Veränderungen im Körper unterscheidet man zwischen akutem und chronischem Stress. Der amerikanische Physiologe Walter Cannon verfasste Mitte der 20er Jahre an der Harvard University als erster eine wissenschaftliche Beschreibung der Reaktionen sowohl von Menschen als auch von Tieren auf äußere Gefahren. Er stellte fest, dass im Körper, genauer in den Nerven und Drüsen, eine Abfolge von Aktivitäten ausgelöst wird, die den Körper auf Gegenwehr und Kampf vorbereitet – oder im Gegenzug dazu auf die Flucht in Sicherheit. Im Bezug auf unserer Berufsleben können diese beiden gegensätzlichen Verhaltensmuster auf Bedrohung oder eben auch Herausforderung (Kampf) bezogen werden.
Cannon nannte diese zweifache Stresssituation das Kampf- oder Fluchtsyndrom, oder wissenschaftlich auch bekannt als „fight-or-flight-syndrom“[9]. Diese Kampf-oder-Flucht - Reaktion ist sozusagen das erste Stadium des Stresssyndroms.
Der österreichische Endokrinologe Dr. Hans Selye war hingegen der erste Wissenschaftler, der diese Veränderungen bei andauerndem Stress im menschlichen Organismus mit modernen wissenschaftlichen Methoden untersuchte und versuchte, diese Vorgänge medizinisch zu erklären. Bei seinen Untersuchungen in Canada stellte er fest, dass Patienten, die an sehr unterschiedlichen Krankheiten litten, trotzdem gemeinsame Symptome aufwiesen, unter anderem beispielsweise Gewichtsverlust, Appetitmangel und allgemeine Schwäche.
Dr. Selye bezeichnet diesen Zustand als das „allgemeine Kranksein“[10] oder Unwohlsein. Bei näherer Untersuchung dieser Vermutung stellte er fest, dass eben nicht nur Krankheiten diese Symptome auslösen können, sondern diesem Verhalten auch andere Ursachen, wie eben gute oder schlechte Ereignisse zugrunde liegen.
2.3. Das Allgemeine Adaptationssyndrom (AAS)
Der Körper reagiert mit einer lebensnotwendigen Veränderung des Organismus, welche Dr. Selye als das „allgemeine Adaptations- oder Anpassungssyndrom (AAS)“[11] bezeichnet. Dieses Muster von unspezifischen adaptiven physiologischen Mechanismen ist eine Reaktion des Körpers auf eine Bedrohung durch einen ernstzunehmenden Stressor. Selye fand eine Abfolge von drei Phasen, die dieses Syndrom kennzeichnen und teilte sie 1956 in Alarmreaktion, Phase der Resistenz und Phase der Erschöpfung ein.[12]
In der Phase der Alarmreaktion reagiert der Körper auf das Ereignis oder die bedrohliche Situation und versetzt den Organismus in Bereitschaft, um mit dem Stressor fertig zu werden. Wenn wir zum Beispiel plötzlich vor einer schwierigen Aufgabe stehen und der Leistungsdruck steigt, steigt auch gleichzeitig der Hormonspiegel an und der Körper wird auf den möglichen „Kampf“ vorbereitet.
In der Phase der Resistenz leistet der Körper aktiv Widerstand gegenüber dem Stressor, indem er zum Beispiel Abwehrkräfte mobilisiert, um einer möglichen Infektion oder Verletzung entgegen zu wirken. Der Hormonspiegel ist gleichbleibend und der Körper ist mit der Lösung der Aufgabe beschäftigt und verwendet alle ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen.[13]
Die Phase der Erschöpfung ist durch eine „Niederlage“ gekennzeichnet. Der Körper kann dem Stressor nichts entgegensetzen und unterliegt. Bei physischem Stress erreichen wir das Endstadium der Erschöpfung gewöhnlich gar nicht, denn der Körper passt sich im zweiten Stadium dem Stressor schon so an, dass alles veranlasst wird, um ihm zu widerstehen.[14] Bei einem Marathonlauf beispielsweise ist die körperliche Anstrengung als Stress anzusehen, doch durch ausreichendes Training passt der Körper sich dem Stressor an. Das gleiche gilt im weitesten Sinne auch für seelischen Stress - dort fühlen wir in übermäßigen Stresssituationen ein Gefühl von Ausgebranntsein, doch auch hier signalisiert uns unser Körper durch Warnzeichen wie Kopfschmerzen oder Nervosität, wenn der Organismus überlastet ist und die Phase der Erschöpfung bevor steht.[15]
2.3.1. Die medizinische Funktion der Nebennieren
Medizinisch gesehen spielen sich im Körper also zwei Vorgänge ab:
Der Hypothalamus nimmt bei der Stressreaktion eine zentrale Rolle ein und wird wegen seiner Doppelfunktion auch als Stresszentrum bezeichnet. Er ist der Teil des Gehirns, der die lebenserhaltenden Funktionen, wie zum Beispiel Hunger oder Durst steuert. Zum einen kontrolliert er das autonome Nervensystem und zum anderen aktiviert er die sogenannte Hypophyse (Hirnanhangsdrüse).[16]
Der Hypothalamus sendet also Signale an die Nebennieren und die Hirnanhangdrüsen aus und setzt so den Körper in Alarmbereitschaft. Die Nebennieren, die wie eine hormonbildende Drüse oben auf der Niere selber liegen, spielen eine zentrale Rolle in der Stressreaktion. Der obere Teil der Nebenniere wird als Rinde (Kortex) bezeichnet und produziert eine Reihe von Hormonen, die zusammengefasst als Kortikosteroide bezeichnet werden und verschiedene Körperfunktionen regulieren, beispielsweise den Blutdruck oder eben das Reagieren des Immunsystems auf Krankheiten oder Verletzungen – eben sogenannte Bedrohungen.[17]
Das autonome Nervenzentrum ist für die Regulation der Körperorgane zuständig und unter stressreichen Bedingungen wird deshalb unter anderem die Atmung schneller, der Herzschlag wird beschleunigt, die Blutgefäße verengen sich und der Blutdruck steigt. Gleichzeitig öffnen die Muskeln die Hals - und Nasenwege um eine erhöhte Menge an Luft in die Lunge zu lassen und gleichzeitig den Gesichtsausdruck zu verändern, um zum Beispiel Zeichen von Anspannung und Konzentration zu zeigen.[18]
Die zweite Funktion des Nervensystems in einer Stresssituation ist die Produktion und das Ankurbeln des Adrenalinflusses. Auch hier haben die Nebennieren eine zentrale Rolle, in diesem Fall aber der untere Teil der Nebenniere, der als Mark (Medulla) bezeichnet wird. Dieser schüttet wiederum das Adrenalin aus, welches seinerseits weitere Vorgänge im Körper beeinflusst:[19]
[...]
[1] Possemeyer, Ines: Stress – Luxusproblem der Satten? Oder akutes Volksleiden? In: GEO. 03/2002. Hamburg 2002. S. 148.
[2] Techniker Krankenkasse: Der Stress, Stressoren erkennen, Belastungen vermeiden, Stress bewältigen. Hamburg. 2000. S. 5.
[3] Vgl. Possemeyer. S. 148.
[4] Lazarus, Richard S.: Psychological stress and the coping process. New York 1966. Vgl. Gebert, Diether: Belastung und Beanspruchung in Organisationen. Stuttgart 1981.
[5] Gebert. S. 16.
[6] Lazarus Zit. nach: Gebert. S. 11.
[7] Zimbardo, Philipp G.; Richard J. Gerrig: Psychologie. Berlin, Heidelberg, New York 1999. S. 370.
[8] Ebd. S. 371.
[9] Zimbardo. S. 370.
[10] Whittlesey, Maria: Stress. Der Umgang mit Stresssituationen / Techniken zur Stressreduzierung / Hilfen bei Stresskrankheiten. München 1989. S. 7.
[11] Zimbardo, S. 373.
[12] Ebd. S. 373.
[13] Ebd. S. 373 f.
[14] Vgl. Zimbardo. S. 373 f.
[15] Vgl. Whittlesey. S. 14.
[16] Ebd. S. 7.
[17] Vgl. Boucsein, Wolfram (Hrsg.): Pinel, John P.J.: Biopsychologie. Eine Einführung. Heidelberg und Berlin 1997.S. 472.
[18] Vgl. Zimbardo. S. 371.
[19] Vgl. Whittlesey. S. 6.
- Quote paper
- Jan Schüttler (Author), 2003, Medizinische Aspekte von Stress. Stressbewältigung und theoretische Beispiele für ihre Anwendung., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16769
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