John Rawls entwirft 1971 in seinem Werk „Eine Theorie der Gerechtigkeit“ ein Konzept, das – im Gegensatz zum Utilitarismus – nicht das größtmöglichste Glück der Mehrheit, sondern die gerechte Verteilung der Freiheiten und Chancen zur Verwirklichung eines eigenen Lebensplans des Einzelnen vorsieht.
In diesem Konzept folgt Rawls der Tradition der Kontraktualisten Immanuel Kant, John Locke, Thomas Hobbes und Jean-Jacques Rousseau. Rawls Aufbau des Urzustandes ist im Wesentlichen vergleichbar mit diesen klassischen Vertragstheorien. Gravierende Unterschiede bestehen jedoch in Rawls Gerechtigkeitsprinzipen, die einerseits ein System gleicher Grundfreiheiten und Chancengleichheit – die so genannten Grundgüter – vorsehen, die die Basis einer stabilen Gesellschaft bilden sollen, und andererseits im zweiten Grundsatz, dem Differenzprinzip. Dieses Prinzip bezieht sich auf die Verteilung des Eigentums, das nun nicht nur geschützt werden soll, wie es die vorangegangenen Theorien verlangen, sondern es soll zusätzlich einen Ausgleich sozialer und wirtschaftlicher Ungleichheiten zu Gunsten der Schwächeren schaffen.
Diese Gerechtigkeitsprinzipien werden im Urzustand von Personen entwickelt, die sich unter dem Schleier des Nichtwissens befinden, das heißt, dass sie nicht wissen in welcher gesellschaftlichen Position sie sich tatsächlich befinden, entwickelt. Rawls geht davon aus, dass diese Personen, nämlich die Bürger einer Gesellschaft, die die Grundstruktur bilden, dementsprechend nach dem Maximin-Prinzip entscheiden, welche Grundprinzipien für sie gerecht sind und so zu den bereits genannten zwei Gerechtigkeitsprinzipien kommen.
Sowohl Rawls Modell des Urzustandes als auch die Gerechtigkeitsprinzipien, vor allem aber das Differenzprinzip, haben heftige Diskussionen und Kritik ausgelöst. Um dieser Kritik gerecht zu werden hat John Rawls sein Konzept mehrfach überarbeitet und erläutert, um ihr entgegen zu treten.
In seinem Werk „Politischer Liberalismus“ (1993) konzipiert er seine Grundidee unter Berücksichtigung der einzelnen Kritikpunkte und der Frage nach einer stabilen Gesellschaft, die trotz freier und gleicher Bürger in Bezug auf ihre religiösen, moralischen und philosophischen Lehren pluralistisch bleiben, neu.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grenzen der Ideen des Guten durch politische Konzeption
- Das erste Merkmal
- Das zweite Merkmal
- Das letzte Merkmal
- Die Idee des Guten als das Rationale
- Die Idee der Grundgüter
- Die Idee zulässiger umfassender Konzeptionen des Guten
- Die Idee der politischen Tugenden
- Die Idee des Gutes einer wohlgeordneten Gesellschaft
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
John Rawls' Werk "Politischer Liberalismus" stellt eine Erweiterung seiner früheren Theorie der Gerechtigkeit dar. In diesem Werk befasst er sich mit der Frage, wie eine gerechte Gesellschaft funktionieren kann, die gleichzeitig pluralistisch und tolerant gegenüber verschiedenen Lebensentwürfen und Weltanschauungen ist. Rawls argumentiert, dass die Idee des Guten in einer liberalen Gesellschaft eine wichtige Rolle spielt, aber nicht die Gerechtigkeit als Fairness dominieren darf.
- Die Grenzen der Ideen des Guten in einer politischen Gerechtigkeitskonzeption
- Die Verbindung von Gerechtigkeit und der Idee des Guten
- Die Rolle des Urzustandes in Rawls' Theorie
- Die Bedeutung der Grundgüter für eine gerechte Gesellschaft
- Die Herausforderungen eines pluralistischen Gemeinwesens
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Rawls' Werk "Eine Theorie der Gerechtigkeit" vor und erklärt die zentralen Elemente seiner Gerechtigkeitskonzeption. Das Kapitel "Grenzen der Ideen des Guten durch politische Konzeption" beleuchtet die Unterschiede zwischen einer politischen Gerechtigkeitskonzeption und einer umfassenden moralischen Lehre. Es zeigt auf, wie Rawls die Grenzen der Idee des Guten in seiner Theorie definiert.
Die folgenden Kapitel befassen sich mit den verschiedenen Aspekten der Idee des Guten, wie sie von Rawls verstanden wird. Es werden die Idee des Guten als das Rationale, die Idee der Grundgüter und die Idee zulässiger umfassender Konzeptionen des Guten erläutert.
Die Kapitel über die Idee der politischen Tugenden und die Idee des Guten einer wohlgeordneten Gesellschaft beleuchten die Auswirkungen der Idee des Guten auf die politische Ordnung und das Zusammenleben in einer liberalen Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Politischer Liberalismus, Gerechtigkeit als Fairness, Idee des Guten, Urzustand, Grundgüter, umfassende Konzeptionen des Guten, politische Tugenden, wohlgeordnete Gesellschaft, Pluralismus, Toleranz, Freiheit, Gleichheit.
- Quote paper
- Rita Hering (Author), 2009, John Rawls „Der Vorrang des Rechten und die Idee des Guten“ - ein Überblick, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166914
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