Die Leyenda El rayo de luna, verfaßt von Gustavo Adolfo Bécquer1 im Jahre 1862, ist eine
romantische Erzählung, die vermutlich in der Zeit des mittelalterlichen Spanien spielt. Protagonist
der Leyenda ist Manrique, der, auf der Suche nach Vervollkommnung seiner Persönlichkeit
in Gestalt einer Frau den Verstand verliert.
In dieser Hausarbeit werde ich zunächst näher auf den Inhalt der Leyenda, sowie auf die
darin enthaltenen romantischen Elemente eingehen. Darüber hinaus möchte ich die Intention
des Autors analysieren und eine Parallele zur deutschen Romantik ziehen.
Die Leyenda El rayo de luna besteht aus einer kurzen Einleitung und sieben weiteren Kapiteln.
Die ersten sechs Kapitel stellen dabei eine zusammenhängende und chronologische
Handlung dar, während der siebte Abschnitt eine eigene Einheit verkörpert. Er spielt einige
Jahre später als der andere Teil der Leyenda und beinhaltet eine Stellungnahme des Autors.
In der Einleitung beginnt Bécquer mit der Erklärung, daß er nicht wisse ob es sich bei seiner
Erzählung um eine wahre Geschichte handelt, die einem Märchen ähnelt, oder um ein
Märchen welches einer wahren Geschichte gleicht. Seiner Meinung nach enthält El rayo de
luna jedoch eine tieftraurige Wahrheit, aus der er persönlich Konsequenzen bzw. eine Lehre
ziehen wird. Er sagt außerdem, daß andere Schriftsteller über die Geschichte möglicherweise
ein melancholisches und philosophisches Buch geschrieben hätten, er selber
habe daraus jedoch eine Leyenda gedichtet. Und sie mag alle, die in ihr nichts weiter als
eben diese sehen, zumindest für eine Weile unterhalten. Es ist demnach ersichtlich, daß
Bécquer in der Erzählung einen tieferen Sinn sieht, der zumindest für ihn von Belang ist
und den er auch seiner Leserschaft näherbringen möchte.
Nachfolgend beginnt das erste Kapitel mit einer Beschreibung des Protagonisten. Sein
Name ist Manrique, er stammt aus adeligem Hause und ist nach Darstellung des Autors
unter Waffengeklirr geboren worden. [...]
1 Gustavo Adolfo Bécquer, geboren bei Sevilla 1836, gestorben 1870.
Bécquer war einer der wichtigsten, wenn nicht sogar der bedeutendste romantische Dichter Spaniens.
Fachbereich Hispanistik
Die Leyenda El rayo de luna, verfaßt von Gustavo Adolfo Bécquer[1] im Jahre 1862, ist eine romantische Erzählung, die vermutlich in der Zeit des mittelalterlichen Spanien spielt. Protagonist der Leyenda ist Manrique, der, auf der Suche nach Vervollkommnung seiner Persönlichkeit in Gestalt einer Frau den Verstand verliert.
In dieser Hausarbeit werde ich zunächst näher auf den Inhalt der Leyenda, sowie auf die darin enthaltenen romantischen Elemente eingehen. Darüber hinaus möchte ich die Intention des Autors analysieren und eine Parallele zur deutschen Romantik ziehen.
Die Leyenda El rayo de luna besteht aus einer kurzen Einleitung und sieben weiteren Kapiteln. Die ersten sechs Kapitel stellen dabei eine zusammenhängende und chronologische Handlung dar, während der siebte Abschnitt eine eigene Einheit verkörpert. Er spielt einige Jahre später als der andere Teil der Leyenda und beinhaltet eine Stellungnahme des Autors.
In der Einleitung beginnt Bécquer mit der Erklärung, daß er nicht wisse ob es sich bei seiner Erzählung um eine wahre Geschichte handelt, die einem Märchen ähnelt, oder um ein Märchen welches einer wahren Geschichte gleicht. Seiner Meinung nach enthält El rayo de luna jedoch eine tieftraurige Wahrheit, aus der er persönlich Konsequenzen bzw. eine Lehre ziehen wird. Er sagt außerdem, daß andere Schriftsteller über die Geschichte möglicherweise ein melancholisches und philosophisches Buch geschrieben hätten, er selber habe daraus jedoch eine Leyenda gedichtet. Und sie mag alle, die in ihr nichts weiter als eben diese sehen, zumindest für eine Weile unterhalten. Es ist demnach ersichtlich, daß Bécquer in der Erzählung einen tieferen Sinn sieht, der zumindest für ihn von Belang ist und den er auch seiner Leserschaft näherbringen möchte.
Nachfolgend beginnt das erste Kapitel mit einer Beschreibung des Protagonisten. Sein Name ist Manrique, er stammt aus adeligem Hause und ist nach Darstellung des Autors unter Waffengeklirr geboren worden. Folglich ist anzunehmen, daß Kampf und Krieg im Elternhaus Manriques eine bedeutsame Rolle spielen, auch wenn davon nie explizit die Rede ist. Der Protagonist hingegen scheint keinerlei Interesse an dem Kampfgeschehen zu haben. Nicht einmal der Klang einer Kriegstrompete kann ihn nämlich von seiner Lektüre
des Schwanengesanges eines Troubadours[2] ablenken. Manrique liebt die Einsamkeit und wer ihn sucht darf dies nicht im Innenhof seiner Burg, wo Diener, Reitknechte und Söldner ihrer Arbeit nachgehen, da er Gesellschaft meidet. Als seine Mutter die Untergebenen nach dem Verbleib ihres Sohnes fragt, entgegnen sie, daß sie es nicht wissen, jedoch vermuten, daß er sich im Kreuzgang des Klosters aufhält. Oder er sitzt am Rande eines Grabes, wo er versucht ein Wort dessen zu verstehen was die Toten sagen. Vielleicht beobachtet er aber auch die Wellen, die Wolken, die Sterne oder die Irrlichter über dem Sumpf – aber immer wird Manrique nur dort zu finden sein wo kein anderer Mensch zugegen ist.
Im Anschluß daran folgt eine nähere Beschreibung des Protagonisten. Wie bereits oben erwähnt liebt er die Einsamkeit so außerordentlich, daß er sich manchmal wünscht er hätte keinen Schatten der ihm überallhin folgt. Da der Schatten jedoch unabänderlich mit der Persönlichkeit verbunden ist und in der Tiefenpsychologie die Darstellung des Unbewußten symbolisiert, mutet diese Begehren etwas seltsam an.
In der Isolation kann der Protagonist seiner Phantasie freien Lauf lassen und eine Traumwelt erfinden die er mit Geschöpfen seiner Imagination bevölkert. Manrique ist ein Dichter und Poet, so sehr, daß ihm keine Form genügt um seine Gedanken auszudrücken, er andererseits doch auch nicht in der Lage ist, seine Gedanken zu Papier zu bringen. Er poetisiert das ganze Leben und lebt im Einklang mit der Natur in einer Welt, die seiner Einbildung entspringt. Allerdings lebt die Hauptfigur nicht nur zeitweilig in diesem Reich der Träume, sondern wie anzunehmen ist, ununterbrochen. Sie zieht sich vollkommen von der realen Welt zurück und flieht vor der Wahrheit. Da Manrique Künstler ist, läßt sich sein Verlangen nach Einsamkeit darüber hinaus dadurch erklären, daß es zum einen im Wesen des Künstlertums an sich begründet ist, und möglicherweise auch seine unbewußte Abwehrhaltung gegen die Welt demonstriert.
Man könnte Manriques Phantasie als überschäumend bezeichnen – z.B. sieht er in den glühenden Kohlen eines alten gotischen Kamins feurige Geister die in 1000 Farben in den Flammen tanzen. Ebenso in den Wellen der Flüsse, den Nebeln über den Seen und in der Luft sieht er geheimnisvolle Frauen, Undinen,[3] Feen[4] und Sylphen,[5] die dort leben. Er lauscht ihrem Lachen und Klagen, versuchend die Intention zu ergründen und später einmal in Worte zu fassen. Er glaubt also nicht nur Geister zu sehen, sondern obendrein wundersame Laute zu vernehmen, die für ihn so himmlisch klingen, daß Manrique nicht in der Lage ist sie zu begreifen.
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[1] Gustavo Adolfo Bécquer, geboren bei Sevilla 1836, gestorben 1870.
Bécquer war einer der wichtigsten, wenn nicht sogar der bedeutendste romantische Dichter Spaniens.
[2] Troubadoure sind ein typisches Element der Romantik, von denen eine der drei hervorstechenden Gattungen des Mittelalters hervorging: der Minnesang. Minnesang war die Lyrik des höfischen Mittelalters, ausgehend vom Kulturkreis der provençalischen Minnesänger des 11.-14. Jhds. Es handelte sich dabei um einen Kunstgesang, den der Verfasser selbst rezitierte und mit einem Instrument begleitet, dessen Thema die Liebe zu einer Frau war. Die Frau verkörpert höchste Vollkommenheit und der Ritter unterwirft sich ihr um ihr zu dienen.
[3] Weibliche Wassergeister.
[4] Weibliche, schöne oder düstere Märchengestalten.
[5] Weibliche Luftgeister aus der Mythologie des Mittelalters.
- Citation du texte
- Ilka Kreimendahl (Auteur), 1999, Analyse der Leyenda "El Rayo de Luna" von Gustavo Adolfo Bécquer, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16667
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