In meiner Facharbeit beschäftigte ich mit verschiedenen Stadtplanungs- und Stadtneugründungkonzepten.Als Beispiele, um diese Thematik darzustellen, suchte ich Washington D.C., Canberra und Lingang New City aus. Zum einen stammen diese drei Beispiele aus absolut unter-schiedlichen Zeitpunkten und sind auf jeweils anderen Kontinenten gelegen. Zudem ist Canberra nach einem Konzept entstanden, dass teils auf dem von Washington aufbaut und ebenfalls entworfen wurden, um die Hauptstadtfrage einer Nation zu klären. Trotz-dem wird sich im Folgenden herausstellen, dass beide Städte eine sehr unterschiedliche Entwicklung hinter sich haben. Das Projekt Lingang New City stellt hingegen ein neu-artiges Konzept dar, über dessen Erfolg heute noch nicht geurteilt werden kann, da die Entwicklung der Stadt erst in Jahrzehnten abgeschlossen werden sein wird. Außerdem ist die Stadt durch ihren heutigen Fortschritt erst in der Lage einen Bruchteil der geplan-ten Einwohnerzahl zu beherbergen.
Die zentrale Frage ist hierbei, welche Problematiken eine Stadtneugründung zu durchgehen hat und ob es möglich ist als einzelner Architekt, bzw. Architekturbüro eine Stadt soweit zu planen, dass Infrastruktur, Wohnräume, Gewerbe- und Industrieflächen so verknüpft sind, dass sie ein problemloses Zusammenspiel erlauben. Zudem ist zu prü-fen, ob eine „am Zeichenbrett enstandene Stadt“ einen Charakter entwickeln kann, wie eine Stadt die durch ihre Bevölkerung geprägt wurde und nicht durch einen festen Plan.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Washington – Eine Hauptstadt für die Ewigkeit
2.1 Die Geschichte Washingtons
2.2 Der L’Enfant Plan
2.3 Der McMillan Plan
2.4 Washington Heute
3. Canberra – Stadtentwicklung im Angesicht vieler Probleme
3.1 Walter Burley Griffins Konzept
3.2 Die Bauphasen
3.3 Heutige Situation der Stadt
4. Lingang New City – Die Stadt aus dem Tropfen
4.1 Modernes Konzept einer Stadtneugründung
4.2 Die Bedeutung von Wasser in Lingang
4.3 Heutige Einschätzung des Projekts
5. Schlusswort
6. Literaturverzeichnis
7. Anhang
8. Die Erklärung
1. Einleitung
Im Sommer 2003 besuchte ich mit meinen Eltern, die beide als Architekten tätig sind, eine Ausstellung des Architekturbüros GMP (Gerkan, Marg und Partner) in Hamburg. In dieser Ausstellung wurde das bis dato einzigartige Stadtkonzept der Stadt Luchao (heute: Lingang New City) vorgestellt: Eine Stadt nach dem reinen Design einer Gruppe von Architekten. Dieses Thema imponierte mir, und durch das, bei der Ausstellung erstandene Buch sowie viele Architekturmagazine wurde meine Aufmerksamkeit immer wieder auf das Thema Stadtplanung gezogen: Ich fragte mich, auf welche Faktoren Acht zu geben sei, wie die Verkehrsplanung aussah und wie viele Freiheiten einem Architekten bei der Gestaltung einer solchen Stadt noch blieben. Als es dann zur Wahl eines Themas für die Facharbeit kam, war mir schnell klar, dass ich mich, jetzt da mir die Gelegenheit gegeben wurde, mit diesem Thema beschäftigen würde:
Als Beispiele, um diese Thematik darzustellen, suchte ich Washington D.C., Canberra und Lingang New City aus. Zum einen stammen diese drei Beispiele aus absolut unterschiedlichen Zeitpunkten und sind auf jeweils anderen Kontinenten gelegen. Zudem ist Canberra nach einem Konzept entstanden, dass teils auf dem von Washington aufbaut und ebenfalls entworfen wurden, um die Hauptstadtfrage einer Nation zu klären. Trotzdem wird sich im Folgenden herausstellen, dass beide Städte eine sehr unterschiedliche Entwicklung hinter sich haben. Das Projekt Lingang New City stellt hingegen ein neuartiges Konzept dar, über dessen Erfolg heute noch nicht geurteilt werden kann, da die Entwicklung der Stadt erst in Jahrzehnten abgeschlossen werden sein wird. Außerdem ist die Stadt durch ihren heutigen Fortschritt erst in der Lage einen Bruchteil der geplanten Einwohnerzahl zu beherbergen.
Die zentrale Frage ist hierbei, welche Problematiken eine Stadtneugründung zu durchgehen hat und ob es möglich ist als einzelner Architekt, bzw. Architekturbüro eine Stadt soweit zu planen, dass Infrastruktur, Wohnräume, Gewerbe- und Industrieflächen so verknüpft sind, dass sie ein problemloses Zusammenspiel erlauben. Zudem ist zu prüfen, ob eine „am Zeichenbrett enstandene Stadt“ einen Charakter entwickeln kann, wie eine Stadt die durch ihre Bevölkerung geprägt wurde und nicht durch einen festen Plan.
2. Washington – Eine Hauptstadt für die Ewigkeit
2.1 Die Geschichte Washingtons
Bis zu Beginn des Unabhängigkeitskrieges war Philadelphia zweifelsohne die Hauptstadt der USA. Als britische Truppen die Regierung jedoch aus ihrem Sitz vertrieb, musste eine Stadt gefunden werden, die als neue Hauptstadt dienen sollte. Daraufhin zog die Hauptstadt in schneller Folge häufig um: Lancaster, York, Philadelphia, Princeton und schließlich Annapolis, wo 1783 der Friedensvertrag mit England unterschrieben wurde. Daraufhin flammte die Diskussion um den Ort der Hauptstadt auf: Neben New York und Philadelphia, das sich „nach wie vor für die natur- und gottgewollte Kapitale“[1] hielt, bewarben sich noch 40 weitere Städte. Darunter auch die von Krefelder Einwanderern bewohnte Gemeinde Germantown in Pennsylvania. Die Frage, ob die neue Hauptstadt auf dem Territorium der Süd- oder Nordstaaten errichtet würde, sorgte für heftige Diskussionen. George Washington, der damalige Präsident der Vereinigten Staaten, setzte sich dafür ein, eine Stadt zwischen dem Fluss Potimac, zwischen Virginia und Maryland zu errichten. Die Nordstaatler wollten ihre Hauptstadt nicht derart weit im Süden sehen. Schließlich wurde eine Einigung gefunden: Die nötigen Stimmen der Nordstaaten wurden gegen fehlende Stimmen für einen Plan des Finanzministers Hamilton zur Tilgung von Kriegsschulden getauscht[2]. Somit stand einer Errichtung der Hauptstadt in einem Gebiet der ehemaligen Sklaverei nichts mehr im Wege. Daraufhin machten sich Präsident Washington und der spätere Präsident Thomas Jefferson auf die Suche nach der genauen Auslegung zur Errichtung der Hauptstadt. Diese endete auf ein 26 Quadratkilometer großes Gebiet, das ihnen von den Staaten Maryland und Virginia überlassen wurde und in unmittelbarer Nähe zu Washingtons Anwesen lag, was ihm die Entscheidung erleichterte („lag dieser Ort doch quasi vor seiner Haustür“[3] ). Doch auch Thomas Jefferson war der festen Überzeugung, dass dieser Ort ein sehr geeigneter sei. Der nächste Schritt war die Wahl eines Architekten, der in der Lage war, eine Hauptstadt für die Ewigkeit zu entwerfen. Beauftragt wurde der Französische Baumeister Pierre Charles L’Enfant, der durch einen „grandiosen Entwurf für die City Hall in New York auf sich aufmerksam gemacht hatte“³.
2.2 Der L’Enfant Plan
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der junge Franzose, der mit 22 Jahren der französischen Hof verlassen hatte, um den Pionierkorps des amerikanischen Militärs zu dienen, realisierte schnell, welch große Karriere nun vor ihm stand und arbeitete in elf Monaten einen Plan heraus, in dem Grundideen der aufklärerischen Elemente Paris’ zu finden waren[4]. Die ganze Stadt orientiert sich an zwei Achsen, die rechtwinklig zueinander stehen[5]: Die Straßen wurden rechtwinklig in einem Schachbrett- Muster angelegt. Vertikal verlauf-ende Straßen wurden von Osten nach Westen mit aufsteigenden Nummern benannt (1st Street, 2nd Street etc.). Horizontal verlaufende Straßen bekamen Buchstaben (A Street, B Street etc.). Zudem durchzogen diagonale Avenues die Stadt. Diese wurden nach Bundesstaaten der USA benannt (Pennsylvania Avenue, New York Avenue etc.)[6]. Diese Avenues sollten eine besondere Bedeutung erhalten:
“L'Enfant specified in notes accompanying the plan that these avenues were to be wide, grand, lined with trees, and situated in a manner that would visually connect ideal topographical sites throughout the city, where important structures, monuments, and fountains were to be erected. On paper, L'Enfant shaded and numbered 15 large open spaces at the intersections of these avenues and indicated that they would be divided among the states. He specified that each reservation would feature statues and memorials to honor worthy citizens”[7]
Die Avenues sollten Prachtstraßen werden: groß, breit und mit Bäumen bepflanzt. Dazu kam ein Platz an jeder der 15 Kreuzungen, die je ein Bundestaat mit einem Denkmal für eine besondere Persönlichkeit verzieren durfte. Ausgehend von den beiden wichtigsten Gebäuden, dem Kapitol und dem Weißen Haus, verliefen sie strahlenförmig. Der Hauptsitz der Regierung sollte zentral in der Stadt am Ufer des Potomac angelegt werden. Das weiße Haus im Norden und das Kapitol im Osten sollten durch eine rechtwinklig angelegte Gründfläche (die Mall) verbunden werden. An der Kreuzung der beiden Schenkel der Grünflache wurde das Washington Monument Memorial errichtet, welches als eines der Wahrzeichen Washingtons bekannt ist. Beide Gebäude wurden auf einer Erhöhung errichtet. Durch die weite Entfernung wurde einerseits die Trennung der staatlichen Gewalten klar. Durch den Sichtkontakt aufgrund der Hügel, konnte allerdings gezeigt werden, dass die Gewalten auf Augenhöhe arbeiteten. Die Mall, das wichtigste Element des Stadtplans, sollte „als baumbestandene Promenade der ‚allgemeinen Erholung’ dienen und auf beiden Seiten von Gebäuden wie Theater, Akademien oder Versammlungsstätten flankiert sein“ und „die gebildeten anziehen und dem Müßiggänger Zerstreuung bieten“[8]. Die Mall, das Zentrum der Stadt, erinnert stark an die Grundzüge des Grand Canal in Versailles.
[...]
[1] Gerste, Roland ; S.3
[2] Metzler, Felix; S.59
[3] Gerste, Roland; S.4
[4] Hesse, Michael; S.97
[5] Hegemann, Werner; S.285
[6] Gerste, Roland.; S.5
[7] U.S. National Park Service; S.2
[8] Ochs, Haila; S.42
- Citar trabajo
- Moritz Brand (Autor), 2010, Washington, Canberra, Lingang - Am Reißbrett geplante Städte, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166488
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