Non vacant tempora! - Die Zeiten bleiben nicht müßig!
Der Versuch etwas über Augustinus, sein Leben, seine geistliche Entwicklung, sein sozio-kulturelles Umfeld oder seiner Theologie zu sagen, muß jedem a priori entmutigen, wenn er sich vor Augen führt, welche Flut an hochwissenschaftlicher Literatur jedes Jahr über Augustinus und seiner Zeit die große und weite Welt der Wissenschaften überfluten. Die bereits erschienene Literatur und die noch entstehende ist Legion, zahlreich wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meer. Wer kann sie zählen? Ich habe mir einmal von einem Professor unserer Fakultät erzählen lassen, daß jedes Jahr eigens ein stattliches Buch erscheint, daß allein die Titel der veröffentlichten Publikationen zu Augustinus aufscheinen läßt! Sicherlich, durch die Empfehlung des II. Vatikanums studiert man wieder intensiver wie vielleicht noch nie in der Theologiegeschichte der Jahrhunderte zuvor die Vätertheologie. Doch Augustinus muß hier einen besonderen Stellenwert einnehmen, gemäß seiner Schlüsselposition für die gesamte Entwicklung der abendländisch-lateinischen Theologie. Doch kein angehender junger wissenschaftlicher Theologe (oder Patristiker) ist zu beglückwünschen, wenn er ausgerechnet Augustinus, diesen wohl leuchtendsten Stern aller Väter (private Meinung des Verfassers!), zu seinem Freund und Gesprächspartner erwählt hat. Er/Sie sei gewarnt: Augustinus ist nicht leicht zu genießen. Mit ihm ist nicht unbedingt gut Kirschen essen! Er erschließt sich nicht sofort, weiht seine jungen Freunde nicht zu vorschnell in seine theologischen Geheimnisse ein! Warum denn auch? Schon sein engsten und intimsten Mitarbeiter haben sich an ihm die Zähne ausgebissen! Er erschließt sich erst, wenn man liebevoll, mit dem nötigen Respekt, aber doch hartnäckig und mit einer gewissen intellektuellen Verbissenheit, mit ihm und seinen Schriften umgeht. ,,Niemand wird erkannt außer durch Freundschaft", ruft Augustinus seinen Schülern auch noch heute zu, und er selbst weiß am besten, daß er kein pflegeleichter Freund ist! So modern der große Bischof von Hippo uns auch erscheinen mag (da viele seiner Gedanken zum geistigen Allgemeingut, zum festen Erbbestand unserer abendländisch-christlichen Kultur wurden), es trennen uns doch ca. 1500 Jahre, die wir nur unter äußerst erschwerten Vorzeichen zu überbrücken imstande sind. Darum auch die ungewöhnliche Flut an Literatur über ihn, sein Denken und seine Zeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitendes
- Die Kontroverse Augustinus- mit den Donatisten
- Die nordafrikanische Kirche als eine Kirche der Märtyrer
- Cvprian von Karthago
- Kurzer historischer Abriß des Donatistenproblems (311-363)
- Die Position des hl. Augustinus innerhalb des donatistischen Schismas (390-411)
- Die Svnode von Karthago (411) und das „Ende" des Donatistenschismas
- Gottes Triumph in den Märtvrem Augustinus' frühe Gedanken zu einer Theologie der Gnade und Erwählung als Absage gegen die nordafrikanische Theologie der Märtvrer
- Exkurs: Kurzer „theolozieeeschichtlicher Ausflug" zu Thomas von Aquin. Gottes übermächtige Gnade und der Anspruch des Menschen auf Freiheit
- Nachtrae•: Augustlnus Stellung im Kontext der nordafrikanischen Theologen-Landschaft
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Auseinandersetzung des Kirchenvaters Augustinus mit dem Donatismus, einer bedeutenden religiösen Strömung in der nordafrikanischen Kirche des 4. Jahrhunderts. Die Arbeit untersucht die historischen Wurzeln und theologischen Argumente des Donatistenstreits, beleuchtet die Position Augustinus' in dieser Kontroverse und analysiert die Bedeutung seiner Gedanken für die Entwicklung der abendländischen Theologie.
- Die nordafrikanische Kirche im Kontext der Märtyrerverehrung
- Die theologischen Grundlagen des Donatismus
- Augustinus' Ekklesiologie und Sakramentenlehre im Gegensatz zum Donatismus
- Die Rolle der Gnade und Erwählung in Augustinus' Theologie
- Die Bedeutung des Donatistenstreits für die Entwicklung der abendländischen Theologie
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel widmet sich der Einführung in das Thema und stellt die nordafrikanische Kirche als eine Kirche der Märtyrer vor. Es werden die spezifischen Herausforderungen und Konflikte dieser Kirche im Kontext der römischen Verfolgungen und der sich entwickelnden Reichskirche beleuchtet.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Kontroverse Augustinus' mit den Donatisten und geht auf die historischen Wurzeln und theologischen Argumente des Donatistenstreits ein. Es werden die Positionen beider Seiten detailliert dargestellt und die Bedeutung des Streits für die Entwicklung der nordafrikanischen Kirche beleuchtet.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Position Augustinus' innerhalb des Donatistenstreits und analysiert seine theologischen Argumente gegen den Donatismus. Es werden Augustinus' Ekklesiologie, Sakramentenlehre und seine Theologie der Gnade und Erwählung im Kontext der Donatistenkontroverse untersucht.
Der Exkurs im vierten Kapitel beleuchtet die Bedeutung des Augustinus'schen Denkens für die mittelalterliche Theologie, insbesondere für Thomas von Aquin. Es wird die Frage nach der Freiheit des Menschen im Kontext der göttlichen Gnade und die Entwicklung der Schöpftngstheologle im Mittelalter behandelt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Augustinus, Donatismus, nordafrikanische Kirche, Märtyrerverehrung, Ekklesiologie, Sakramentenlehre, Gnade, Erwählung, Schöpftngstheologle, Thomas von Aquin, Reichskirche, Nationalkirchentum, Geschichte der abendländischen Theologie.
- Citation du texte
- Christoph Bernhard Ramsauer (Auteur), 1999, Augustinus und der Donatistenstreit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1662
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