„Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen, ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.“ (Johann Wolfgang von Goethe) Goethe drückt in diesem Zitat aus, was das soziologische Konzept der „alltäglichen Lebensführung“ impliziert: fast alles im Alltag bereitet Arbeit und muss wohl geplant sein [...] das erfordert wohl eingespielte, familiäre Routinen, die uns dabei helfen das tägliche Pensum an Arbeit zu bewältigen.
In den letzten Jahren ist es schwieriger geworden eine solche Routine aufrecht zu erhalten: dabei störende flexible Arbeitszeiten werden immer häufiger.[...] Diese flexiblen Arbeitszeitmodelle ermöglichen einerseits eine (zumindest teilweise) flexible Einteilung der Arbeitsstunden, andererseits muss aber ein weiteres Element des Tagesablaufs geplant werden und ist nicht stetig.
„Fernsehserien: Die attraktivste Art, dem eigenen Alltag zu entfliehen, ist für viele, in den Alltag anderer einzusteigen.“ (Dr. phil. Ernst Reinhardt) Fernsehserien zeigen uns wie andere Menschen leben und was sie erleben. Wie auch wir, müssen die Charaktere in Fernsehserien ihren Alltag ordnen und Probleme bewältigen. Wir werden als Zuschauer zum Zeugen ihrer „alltäglichen Lebensführung“, dazu zählen auch die Arbeitsbedingungen, wie zum Beispiel flexible Arbeitszeiten. An der Realitätsnähe dieser Darstellung der „alltäglichen Lebensführung“, zweifelt die kopernikanische Antwort [...] Umweltstimuli sind in der medialen Darstellung selektiert, verarbeitet und interpretiert worden, daher schwindet vermutlich die Wirklichkeitsnähe des skizzierten Bildes vom Leben der Fernsehcharaktere und damit auch die Realitätsnähe der Darstellung von flexible Arbeitszeiten. In diese Hausarbeit wird versucht heraus zu finden wie realitätsnah die mediale Darstellung ist, anhand einer Beispiel-Fernsehserie: „Eine himmlische Familie“. Als Realitätsreferenz wird die Studie „Zwischen Volks- und Kinderwagen“ von Kerstin Jürgens und Karsten Reinecke herangezogen. Diese Studie beschäftigt sich mit der familialen
Lebensführung von Industriearbeitern und ihren Partnerinnen. Ziel dieser Arbeit ist heraus zu finden, ob und in wie weit die Mediendarstellung von Lebensführung der gelebten Realität außerhalb der Medien entspricht und in wie weit dies, hinsichtlich der Authentizität der Medien, überhaupt von Belang ist.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Fernsehserien: ein realitätsnaher Einstieg in den Alltag anderer?
- 2. Mediale Darstellung und erlebte Realität
- 2.1 Inszenierte Authentizität im Fernsehen
- 2.2 Gestatten? Die Beispielfernsehserien-Familie Camden
- DER ALLTAG DER CAMDENS
- 2.3 Die „TYPISCHE“ FAMILIE AUS DER REALITÄT
- TYPEN FAMILIALER LEBENSFÜHRUNG
- I. TYP 1: HIERARCHISCH-RESIGNATIVE LEBENSFÜHRUNG
- II. TYP 2: KOMPLEMENTÄR-HARMONISIERTE LEBENSFÜHRUNG
- III. TYP 3: INDIVIDUALISIERT- PRAGMATISCHE LEBENSFÜHRUNG
- IV. TYP 4: KOOPERATIV-REFELEKTIERTE LEBENSFÜHRUNG
- 2.4. TYPENANALYSE: VERGLEICH ZWISCHEN MEDIEN UND REALITÄT
- 2.4.1 EINORDNUNG DER FERNSEH-FAMILIE
- 2.4.2 FLEXIBLE ARBEITSZEITEN...
- I. ...IN DER REALITÄT
- II. ...IN DEN MEDIEN
- MEDIEN VS. REALITÄT
- EXKURS: WIE REALITÄTSNAH IST DIE FIGUR REVEREND CAMDEN?
- ZWISCHENFAZIT ZUM VERGLEICH „MEDIEN VS. REALITÄT“
- 3 FAZIT: FAMILIALE LEBENSFÜHRUNG IN TV-SERIEN ALS SPIEGEL DER REALITÄT?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht, ob und inwiefern die Mediendarstellung von Lebensführung der gelebten Realität außerhalb der Medien entspricht. Der Fokus liegt dabei auf der Fernsehserie „Eine himmlische Familie“ und der Studie „Zwischen Volks- und Kinderwagen“, die sich mit der familialen Lebensführung von Industriearbeitern beschäftigt.
- Analyse der Authentizität medialer Darstellungsweise
- Vergleich der Serien-Familie „Eine himmlische Familie“ mit der Typologie der Familien aus der Studie
- Untersuchung der Darstellung von flexiblen Arbeitszeiten in der Serie im Vergleich zur Realität
- Bewertung der Realitätsnähe der Serie im Hinblick auf das Konzept der familialen Lebensführung
- Kritik der Verwendung von „role models“ in Fernsehserien im Kontext der konstruierten Realität
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in das soziologische Konzept der „alltäglichen Lebensführung“ ein und stellt den Zusammenhang zwischen Flexiblen Arbeitszeiten und dem familiären Alltag dar. Es wird die These aufgestellt, dass Medien die Realität selektieren, verarbeiten und interpretieren, was die Realitätsnähe der medialen Darstellung in Frage stellt.
Kapitel 2 analysiert die mediale Darstellung und erlebte Realität. Es wird erläutert, wie mediale Authentizität durch „role models“ erzeugt wird und die Beispielserien-Familie Camden vorgestellt. Anschließend wird die Typologie der familialen Lebensführung aus der Studie „Zwischen Volks- und Kinderwagen“ skizziert, die vier verschiedene Typen beschreibt: hierarchisch-resignative, komplementär-harmonisierte, individualisiert-pragmatische und kooperativ-reflektierte Lebensführung.
Im weiteren Verlauf des Kapitels wird die Fernsehserien-Familie Camden dem Typ 2, der komplementär-harmonisierten Lebensführung, zugeordnet. Es folgt ein Vergleich der Darstellung von flexiblen Arbeitszeiten in der Serie und in der Realität, anhand des Typus 2 aus der Studie.
Kapitel 3 zieht ein Fazit über die Realitätsnähe der familialen Lebensführung in TV-Serien. Es wird festgestellt, dass die Serie zwar ein realitätsnahes Familienarrangement zeigt, aber negative Aspekte von flexiblen Arbeitszeiten ausblendet oder schönfärbt. Die Authentizität der Serie und die mögliche Identifikation der Zuschauer mit den Fernsehcharakteren werden kritisch beleuchtet und die Gefahr der Verzerrung der Realität durch die medial konstruierten „role models“ aufgezeigt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind familiale Lebensführung, Mediendarstellung, Authentizität, „role models“, flexible Arbeitszeiten, Typologie, Familienarrangement, komplementär-harmonisierte Lebensführung und die Studie „Zwischen Volks- und Kinderwagen“.
- Quote paper
- Marina Anna Henn (Author), 2010, Familiale Lebensführung: Wie realitätsnah sind Fernsehserien?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/165615