Der Begriff des Imperialismus hat seit seinem erstmaligen Auftreten als politisches Schlagwort in den 1880er Jahren in Großbritannien mehrere Wandlungen in seiner Bedeutung vollzogen. Für das ‚British Empire’ bezeichnete Imperialismus eine Maßnahme für die innere Festigung des sich von Großbritannien lösenden britischen Weltreichs. In Deutschland wurde mit Imperialismus das Streben nach der Vergrößerung des durch Bismarck geschaffenen Nationalstaats zur Weltmacht beschrieben und in Italien das Streben nach der altrömischen Mittelmeerherrschaft.
Im 20. Jahrhundert wurden zum Begriff des Imperialismus mehrere Imperialismustheorien entwickelt, die erste verfasste John Atkinson Hobson 1902. Fortan erhielt der Begriff des Imperialismus die geläufige Bedeutung, das Streben nach Weltherrschaft zu bezeichnen. In ‚Herders Konversationslexikon’ von 1906 findet sich folgender Eintrag zum Begriff des Imperialismus:
„Imperialismus, der, das Streben nach Einfluß auf die Leitung der Geschicke der gesamten Kulturwelt, nach Weltherrschaft (imperium), […] nach Erweiterung der polit. Machtsphäre (Kolonialbesitz), unter einseitiger Verfolgung der eignen Interessen u. kalter, selbst die Anwendung von Gewaltmaßregeln nicht scheuender Nichtachtung der Rechte finanziell u. militärisch schwächerer Nationen.“
Neue Imperialismustheorien, die sich am wirtschaftlichen Aspekt der Machtvergrößerung orientierten, entwickelten, auf eine marxistische Grundlagen aufbauend, Rosa Luxemburg und Wladimir I. Lenin in ihren Werken ‚Die Akkumulation des Kapitals’ (Luxemburg, 1912) und ‚Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus’ (Lenin, 1917). Demnach sei der Imperialismus als eine eigene Entwicklungsstufe des Kapitalismus zu betrachten.
Wolfgang J. Mommsen hielt in seinem Buch „Imperialismus. Seine geistigen, politischen und wirtschaftliche Grundlagen“ von 1977 ein bis dato neues
Konzept der Imperialismustheorien fest, das es im Folgenden zusammenzufassen gilt, um es danach mit aktuellen, heutigen Theorien zu vergleichen.
Der Begriff des Imperialismus hat seit seinem erstmaligen Auftreten als politisches Schlagwort in den 1880er Jahren in Großbritannien mehrere Wandlungen in seiner Bedeutung vollzogen. Für das ‚British Empire’ bezeichnete Imperialismus eine Maßnahme für die innere Festigung des sich von Großbritannien lösenden britischen Weltreichs. In Deutschland wurde mit Imperialismus das Streben nach der Vergrößerung des durch Bismarck geschaffenen Nationalstaats zur Weltmacht beschrieben und in Italien das Streben nach der altrömischen Mittelmeerherrschaft.[1]
Im 20. Jahrhundert wurden zum Begriff des Imperialismus mehrere Imperialismustheorien entwickelt, die erste verfasste John Atkinson Hobson 1902. Fortan erhielt der Begriff des Imperialismus die geläufige Bedeutung, das Streben nach Weltherrschaft zu bezeichnen. In ‚Herders Konversationslexikon’ von 1906 findet sich folgender Eintrag zum Begriff des Imperialismus:
„Imperialismus, der, das Streben nach Einfluß auf die Leitung der Geschicke der gesamten Kulturwelt, nach Weltherrschaft (imperium), […] nach Erweiterung der polit. Machtsphäre (Kolonialbesitz), unter einseitiger Verfolgung der eignen Interessen u. kalter, selbst die Anwendung von Gewaltmaßregeln nicht scheuender Nichtachtung der Rechte finanziell u. militärisch schwächerer Nationen.“[2]
Neue Imperialismustheorien, die sich am wirtschaftlichen Aspekt der Machtvergrößerung orientierten, entwickelten, auf eine marxistische Grundlagen aufbauend, Rosa Luxemburg und Wladimir I. Lenin in ihren Werken ‚Die Akkumulation des Kapitals’ (Luxemburg, 1912) und ‚Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus’ (Lenin, 1917). Demnach sei der Imperialismus als eine eigene Entwicklungsstufe des Kapitalismus zu betrachten.[3]
Wolfgang J. Mommsen hielt in seinem Buch „Imperialismus. Seine geistigen, politischen und wirtschaftliche Grundlagen“ von 1977 ein bis dato neues
Konzept der Imperialismustheorien fest, das es im Folgenden zusammenzufassen gilt, um es danach mit aktuellen, heutigen Theorien zu vergleichen.
Zunächst macht Mommsen klar, dass das landläufige Verständnis des Imperialismus als Streben nach Weltmacht nur für die Staaten des Hochimperialismus gelten kann und in den Kriegszielen von 1914 seinen Kulminationspunkt erreichte. Der Begriff ‚Hochimperialismus’ bezeichnet die Phase von 1881-1918, in der im Besonderen die europäischen Industriestaaten eine formelle „territoriale Herrschaft in abhängigen Territorien in Übersee“ errichteten und den „Aufbau bzw. Ausbau von Kolonialreichen“ betrieben.[4]
Nun sei, laut Mommsen, mit dem Begriff des Imperialismus „die Schlußphase des großen Ausbreitungsprozesses der Gesellschaftssysteme der westlichen Welt über die unterentwickelten Regionen des Erdballs“[5] zu bezeichnen, wobei es keine eindeutige Abgrenzung zu den älteren Kolonisationsbewegungen, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen, und den Zuständen der Abhängigkeit der Entwicklungsländer zu den Industriestaaten nach den beiden Weltkriegen und der abgeschlossenen ‚Dekolonisation’ gebe.
Mommsen bezeichnet mit dem Begriff des Imperialismus also nicht nur die formelle territoriale Kontrolle, sondern auch Formen indirekter Herrschaft, wie „handelspolitischer Nutzung überseeischer Territorien, […] Handelsaustausch und wirtschaftliche Durchdringung unter Aufrechterhaltung formell selbstständiger, indigener Herrschaftsstrukturen“.[6]
Denn auch der Aufbau einer informellen Struktur in der Peripherie zwang die Industriestaaten zu politischem und militärischem Engagement, wenn die indigenen Kollaborationsregime, z.B. durch nationalistische Bewegungen, in Gefahr gerieten. Denn die Machterhaltung der kollaborierenden Regierungen war für die ökonomische, kulturelle und sonstige Vorrechte haltenden Metropolen von entscheidender Bedeutung, da ansonsten die Begehrlichkeiten anderer Industriestaaten in einem neuen innenpolitischen Status in der Peripherie geweckt würden.[7] Diese Rivalität zwischen den Kolonialmächten ist der zweite Faktor, der den Typen der informellen Herrschaft über die Peripherie als Konzept des Imperialismus als zulässig erscheinen lässt. Die Streitfragen um Territorien in Übersee konnten nicht lange nur in der Peripherie ausgetragen werden, wie es Bismarck noch zum Teil gelang, sondern schlugen sich immer mehr seit den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts in die politischen Strukturen der europäischen Mächte zurück. „Im Spannungsfeld von sich rasch verändernden gesellschaftlichen Verhältnissen [verschmolzen] traditionelle Nationalismen und imperialistische Begehrlichkeiten immer stärker miteinander“.[8]
[...]
[1] Bertelsmann, S. 344.
[2] Herder, S. 775f.
[3] Bertelsmann, S. 344.
[4] Mommsen, S. 20
[5] Mommsen, S. 19.
[6] Mommsen, S. 20.
[7] Mommsen, S. 21
[8] Mommsen S. 21
- Arbeit zitieren
- Julian Mester (Autor:in), 2008, Zu „Eine Begriffsbestimmung des Imperialismus“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/165375
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