Die Fragestellung, unter der diese Arbeit zunächst stehen sollte, betraf die moralisch-ethische Legitimation der Organtransplantation, vor allem deren Beurteilung durch die christliche Ethik. Bei der Literaturrecherche und –aufbereitung zeigte sich jedoch recht schnell, dass sich weitaus mehr Problemfelder und ethische Fragen ergeben, als im Rahmen einer Seminararbeit behandelt werden können – eine Reduktion und Fokussierung auf einige zentrale Aspekte wird daher unumgänglich sein. So wird der Problemkreis der Lebendorganspende nur gestreift, ebenso die Frage nach Zustimmungslösungen, die in den vergangenen Monaten für neuen Zündstoff in der Debatte über mangelnde Spendebereitschaft und fehlende Spenderorgane gesorgt hat. Einen größeren Stellenwert wird hingegen die postmortale Organtransplantation einnehmen, wobei es sich durch die verschiedenen beteiligten Personen- und Interessengruppen ebenfalls um ein komplexes und vielschichtiges Thema handelt.
Um die Thematik angemessen darzustellen, sollen zumindest grundlegende Fakten und aktuelle Daten zum Stand der modernen Transplantationsmedizin erwähnt werden, um einen Eindruck über Chancen und Möglichkeiten operativer Verfahren in diesem Bereich zu schaffen. Da die vorliegende Arbeit das Thema Organtransplantation vor allem aus ethischer bzw. christlich-religiöser Perspektive betrachtet, wird der medizinische sowie der rechtliche Hintergrund einbezogen, sofern er wesentliche Aspekte betrifft, die bei der Behandlung der Organspende-Problematik unbedingt berücksichtigt werden müssen. Vor allem das so genannte „Hirntod-Kriterium“ hat nicht nur medizinisch-rechtliche Konsequenzen, sondern berührt das Verständnis von Menschsein, von Leben und Tod und damit von ganz existenziellen Grundkonstanten im menschlichen Bewusstsein, die mit den Entwicklungen der modernen Medizin ins Wanken geraten sind.
Im abschließenden Ausblick sollen neben einem Resümee aktuelle Entwicklungen in der Transplantationsmedizin erwähnt werden, die in der Zukunft – die bei der Geschwindigkeit der heutigen Wissenschaft immer schon in der Gegenwart beginnt – für weitere ethische Diskussionen sorgen werden und auch von den christlichen Kirchen eine Positionierung verlangen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Daten und Fakten zur modernen Transplantationsmedizin
- Exkurs: Die Lebendspende – medizinische und ethische Aspekte
- Das Transplantationsgesetz - mehr Rechtssicherheit, aber nicht mehr Organe?
- Wann ist ein Mensch tot? Todeskonzeptionen im Wandel
- Die Hirntodkonzeption - Basis für geltendes Transplantationsrecht
- Das Hirntod-Konzept in der Kritik
- Die Kirchen und ihre Stellung zur Organtransplantation
- Was ist der Mensch? Leben und Tod aus der Perspektive christlicher Anthropologie
- Ethische Problemfelder im Bereich der postmortalen Organtransplantation
- Die Würde des Menschen – gültig über den Tod hinaus?
- Zwischen Pflicht und Freiwilligkeit
- Die Angehörigen des Spenders - Verlustbewältigung und Entscheidungskonflikt
- Weitere Problemfelder
- Resümee und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der moralisch-ethischen Legitimation der Organtransplantation, insbesondere aus der Perspektive der christlichen Ethik. Sie beleuchtet verschiedene ethische Problemfelder, die sich im Zusammenhang mit der Organtransplantation ergeben, insbesondere im Bereich der postmortalen Organtransplantation.
- Die ethische Legitimation der Organtransplantation
- Das Konzept des Hirntods und seine ethischen Implikationen
- Die Rolle der Kirchen in der Debatte um die Organtransplantation
- Die Würde des Menschen im Kontext der Organtransplantation
- Der Entscheidungsprozess der Angehörigen von Organspendern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über die Problematik der Organtransplantation und skizziert die wichtigsten Themenfelder, die in der Arbeit behandelt werden. Das zweite Kapitel liefert Daten und Fakten zur modernen Transplantationsmedizin, darunter auch die unterschiedlichen Arten von Transplantationen und die Erfolgsraten.
Im dritten Kapitel werden verschiedene Todeskonzeptionen beleuchtet, insbesondere die Hirntodkonzeption, die die Grundlage für das geltende Transplantationsrecht bildet. Das vierte Kapitel beleuchtet die Haltung der Kirchen zur Organtransplantation und stellt die Frage nach dem Wesen des Menschen aus der Perspektive der christlichen Anthropologie.
Das fünfte Kapitel widmet sich den ethischen Problemfeldern der postmortalen Organtransplantation, darunter die Frage nach der Würde des Menschen über den Tod hinaus, die Freiwilligkeit der Organspende und die schwierige Situation der Angehörigen von Organspendern.
Die weiteren Kapitel beleuchten weitere Problemfelder, die im Zusammenhang mit der Organtransplantation relevant sind. Die Arbeit schließt mit einem Resümee und einem Ausblick, in dem aktuelle Entwicklungen in der Transplantationsmedizin und ihre ethischen Implikationen diskutiert werden.
Schlüsselwörter
Organtransplantation, christliche Ethik, Hirntod, Todeskonzeption, Würde des Menschen, Freiwilligkeit, Angehörige, Lebendspende, postmortale Organspende, Transplantationsgesetz, Apparatemedizin, Immunsuppression, Eurotransplant Foundation.
- Citation du texte
- Rebecca Weber (Auteur), 2007, Das Leben als Geschenk. Die Organspende als Zeichen der Nächstenliebe?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/165200