Als die Zhou-Dynastie die Shang-Dynastie abgelöst hat, war die Stellung ihrer Kultur nicht so hoch wie die der Shang. Trotzdem haben sie es geschafft, neue Götter in China zu etablieren. In der späten Zhou Dynastie wurde dieser neue Gott (Tian=Himmel) sogar mit der Moral gleichgesetzt. Wer falsch handelte, konnte durch das Volk oder andere Könige abgesetzt werden. Herrschaftswechsel wurden von nun an mit einem Verlust des Himmelsmandats legitimiert
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Geschichtlicher Hintergrund: notwendige strukturelle Veränderungen
2.1 Shàngdì, oberste Gottheit in der Shāng-Dynastie (etwa 1700-1100)
2.2 Die Zhōu-Zeit, Neue Ober-Gottheit (1100–256)
3.0 Der Himmel: Interpretationsspielraum eines unerklärbaren Phänomens
4.0 Gleichsetzung und Ersetzung von Tiān und Ti (Shàngdì)
Literaturverzeichnis:
1. Einführung
Gegenstand dieser Untersuchung ist die Entstehung des Himmelsmandats. Das damit zusammenhängende Konzept ist eines der zentralsten im ostasiatischen Raum. Unter anderem soll die Frage geklärt werden, warum die Natur in engem Zusammenhang zur Politik und damit zum menschlichen Verhalten gedacht wird. Eine Folge dieser Verknüpfung ist die wieder aktuell werdende Auslegung von Naturkatastrophen in China als Verlust des Himmelsmandats in der außer-chinesischen Presse.[1]
Die Auseinandersetzung mit der Entstehung des Mandats kann jedoch nicht leisten, Fragen nach den Personen, die hinter dieser Entwicklung standen, zu beantworten. Vielmehr soll von den Umständen die Rede sein, die eine derartige Entstehung erlaubt oder sogar gefördert haben. Besondere Aufmerksamkeit werde ich auf die Koppelung zwischen Politik und Religion legen, welche die Gleichbedeutsamkeit des Himmels und der kosmischen Ordnung zum Grund und die vielreichende Interpretationsmöglichkeit von Unruhen wie Naturkatastrophen zur Folge hat.
2. Geschichtlicher Hintergrund: notwendige strukturelle Veränderungen
Die Arbeit fängt mit der Untersuchung des Übergangs von der Shāng- zur Zhōu-Dynastie an. In dieser Zeit vollzieht sich der Wechsel von einer polytheistischen Weltauffassung, in welcher sich der Gott der Shāng als der oberste bewiesen hat, zu einer Auffassung, in der es keinen tier- oder menschenähnlichen Gott mehr gibt, sondern die Welt gelenkt wird vom abstrakten Wesen des Himmels (Tiān, 天 ).
2.1 Shàngdì, oberste Gottheit in der Shāng-Dynastie (etwa 1700-1100)
Die Shāng ist die erste Dynastie, die durch archäologische Funde und Aufzeichnungen in Form von Orakelknochen nachgewiesen werden kann. Man geht davon aus, dass die Menschen sich zu Beginn dieser Dynastie von den tierähnlichen Göttern entfernten und menschenähnlichere anbeteten. Für Werner Eichhorn stammt der Anstoß „für das Aufkommen [...] der götterartigen Wesen“[2] aus einer Auffassung aus dem Zeitalter des Totemismus. Die Zeit vor dem Auftauchen der Götter in China soll demnach durch das Totem geprägt worden sein, mit dem sich der Mensch in einer nicht erklärbaren Welt zurechtgefunden hat. Doch wichtig in Hinsicht auf das Himmelsmandat ist lediglich das Emporkommen einer Obergottheit genannt: Shàngdì (上帝, Oberste Gottheit, Wade-Giles: Shang Ti), das „unbedingte Oberhaupt aller religiös wirkenden Mächte“[3].
2.2 Die Zhōu-Zeit, Neue Ober-Gottheit (1100–256)
In der Zhōu-Dynastie, die Zeit in der die Entstehung des Konzepts des Himmels-Mandates fällt, entstand neben dem alten Hochgott Shàngdì ein neuer Gott. Dieser wurde Tiān (天 ) oder Tiān-Shén genannt.[4] Auch er hatte zunächst menschenähnliche Gestalt. Manche meinen, dass das Schriftzeichen Tiān aus den Zeichen ‚groß’ (dà, 大)und ‚eins’ (yī, 一) bestünde und damit ursprünglich gekennzeichnet werden sollte, dass es nur einen gibt, der so groß ist wie Tiān. Niemand überragte den neuen Gott, der mit dieser Bezeichnung zum obersten aufstieg.[5]
[...]
[1] Vgl.: Stefan Kornelius in Sueddeutsche Zeitung, Erdbeben in China, Das Mandat des Himmels, 14.05.2008.
[2] Werner Eichhorn, Die Alte Chinesische Religion Und Das Staatskultwesen, (Handbook of Oriental Studies: Section 4, China, Religions and Customs), S. 5.
[3] Ebenda, S. 23.
[4] Ebenda, S. 37.
[5] Ebenda, S. 37.
- Quote paper
- Anonymous,, 2007, Entstehung des Himmelsmandats, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/165085