Die Frage, warum der Prager Friede nicht zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges führte, weist tief hinein in die Geschehnisse und Umstände im Europa des Siebzehnten Jahrhunderts. Die Zeit zwischen 1618 und 1648 war in Europa geprägt durch einen Konflikt, der sowohl hegemoniale, wie auch religiöse Komponenten berührte. Zum einen zeigte er sich im Konflikt zwischen den Habsburgern und Frankreich, der sich auf die europäische Ebene ausweitete und zum anderen in einem Religionskrieg auf dem Territorium des Heiligen Römischen Reiches zwischen protestantischen und katholischen Vertretern.
Frage:
Warum führte der Prager Friede von 1635 nicht zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges?
Die Frage, warum der Prager Friede nicht zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges führte, weist tief hinein in die Geschehnisse und Umstände im Europa des Siebzehnten Jahrhunderts. Die Zeit zwischen 1618 und 1648 war in Europa geprägt durch einen Konflikt, der sowohl hegemoniale, wie auch religiöse Komponenten berührte. Zum einen zeigte er sich im Konflikt zwischen den Habsburgern und Frankreich, der sich auf die europäische Ebene ausweitete und zum anderen in einem Religionskrieg auf dem Territorium des Heiligen Römischen Reiches zwischen protestantischen und katholischen Vertretern.
Der Prager Friede war einer von vielen Friedensschlüssen in dem dreißig Jahre andauernden Konflikt. Er wurde im Mai des Jahres 1635 von dem Kurfürst von Sachsen, als Führer der Protestanten in Deutschland, und dem deutschen Kaiser, als weltliche Vormacht der katholischen Kirche, unterzeichnet. Den übrigen Reichsständen stand es frei, dem Prager Frieden beizutreten. Mit Ausnahme von Bernhard von Weimar und Landgraf von Hessen-Kassel nahmen alle Fürsten diese Möglichkeit wahr.
Nach dieser Einigung verfolgten der Kaiser und die Reichsstände zwei gemeinsame Ziele: zum einen wollten sie eine funktionierende Ordnung im Deutschen Reich schaffen, die durch den konfessions- und verfassungspolitischen Dialog entstehen sollte; zum anderen sollte der Einfluss fremder Kronen, womit Schweden und Frankreich gemeint sind, auf das Reich verhindert und diese dazu bewegt werden, sich vom deutschen Territorium zu entfernen.
Das Grundproblem, dass der Fragestellung zugrunde liegt ist, dass der Prager Friede ein Friedensschluss war, der innerhalb des Deutschen Reiches getroffen wurde und andere Mächte dabei gänzlich außen vor ließ.
Der Dreißigjährige Krieg war jedoch kein Konflikt, der nur innerhalb des deutschen Reiches ausgetragen wurde - auch nicht zur Zeit des Prager Friedens. Auch andere Mächte waren an ihm beteiligt und diese hatten ihre eigene Vorstellung von einem möglichen Friedensschluss. Vorrangig vermutlich die, an selbigem beteiligt und nicht übergangen zu werden. Nach diesem sich selbst ergebenden Aspekt gab es natürlich Gründe, aus welchen die kriegführenden Mächte den Krieg begonnen beziehungsweise in diesen eingetreten waren. Diese Gründe ergaben sich wiederum aus Zielen, die sie durch den Abschluss eines Friedens erreicht wissen wollten.
Auch wenn der Kaiser und der sächsische Kurfürst den Prager Frieden möglicherweise als Basis für die Beendigung des Konflikts mit Schweden und Frankreich angesehen haben, so ist in ihm neben dem innenpolitischen Ziel, auch das bereits erwähnte Ziel der Vertreibung der fremden Mächte vom deutschen Territorium enthalten. Dies impliziert, dass die Ziele der ausländischen Mächte keine Erfüllung finden sollten, sondern dass Schweden und Frankreich sich ohne irgendwelche 'Belohnungen' aus dem Deutschen Reich zurückziehen sollten. Darüber hinaus war diese Zielstellung von deutscher Seite nicht ohne Überzeugung der ausländischen Mächte durchführbar. Schweden und Frankreich durch den Einsatz von Gewalt vom deutschen Territorium zu vertreiben war nicht möglich, da das Deutsche Reich zu einer gewaltsamen Lösung militärisch nicht in der Lage war.
Auf französischer Seite konnte dieser Aspekt des Prager Friedens nicht toleriert werden, da diese Zielsetzung den Ausschluss Frankreichs aus dem Reich bedeutet hätte und ihm damit untersagte, Bündnisse mit den Reichsständen zu schließen und Einfluss auf das Reich zu nehmen. Frankreichs Gegner in diesem Konflikt, das habsburgische Spanien, konnte bei dieser Sachlage seinen Einfluss hingegen weiter ausbauen und festigen, da Spanien mit dem deutschen Kaiser durch die Linie der Habsburger verbunden war und der Kaiser ohnehin einen Friedensschluss unter Einbeziehung Spaniens anstrebte. Hiermit kollidierte der Prager Friede mit dem Ziel Frankreichs, den habsburgischen Einfluss zurückzudrängen.
Die andere Macht, die es von deutscher Seite aus zu vertreiben galt war Schweden. Das Königreich hatte gänzlich andere Ziele als Frankreich. Ursprünglich war es in dem Konflikt von schwedischer Seite um die Vormachtstellung im Ostseeraum und um Hilfe für die deutschen Protestanten gegangen. Darüber hinaus verfolgte Schweden das Ziel, eine Entschädigung in Form territorialer und finanzieller Zugeständnisse zu erhalten. Ein weiterer wichtiger Aspekt, den das protestantische Königreich als Bedingung für einen Friedensschluss forderte, war die Wiederherstellung des politisch-konfessionellen Vorkriegszustands, also die Rückgabe der Rechte an die Protestanten, die diese vor dem Restitutionsedikt inne gehabt hatten. Der Kaiser hatte dieses mit der Aussetzung um vierzig Jahre zwar indirekt revidiert, es galt aber dennoch nicht für alle Reichsstände. Vor allem in Süddeutschland war die Amnestie bis zum Zeitpunkt des Prager Friedens von kaiserlicher Seite noch nicht erteilt worden.
Da die Zielsetzungen der ausländischen Mächte mit dem Prager Frieden nicht erfüllt wurden, konnten Schweden und Frankreich diesen nicht anerkennen, weshalb eine Fortführung des Krieges beinahe unvermeidlich war.
Ein anderer möglicher Grund dafür, dass der Prager Friede nicht zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges führen konnte ist der, dass es zum Zeitpunkt des Prager Friedens, also Mitte der Dreißiger Jahre des Siebzehnten Jahrhunderts, keinen direkten Sieger und keinen direkten Verlierer gab. Zwar hatten Schweden und Frankreich in der Schlacht von Nördlingen durch die Annäherung zwischen dem Kaiser, Bayern und Spanien, zu der es im Jahr 1633 gekommen war, eine beträchtliche Niederlage erlitten, komplett besiegt waren sie deswegen aber nicht. Ihre Kriegsziele blieben folglich bestehen und sie waren weiterhin darauf bedacht, sowie auch in der Lage, diese durchzusetzen. Schweden erlitt durch den Verlust bei der genannten Schlacht zwar erhebliche Einbrüche in der Machtstellung in Süddeutschland, sowie später auch in der Mitte des Reiches, Frankreich verstärkte seinen Kampf gegen die Habsburger jedoch massiv, indem es ebenfalls im Mai Spanien den Krieg erklärte.
Somit war der Prager Friede zwar ein Friedensschluss innerhalb des Deutschen Reiches und damit sicherlich ein Teilerfolg, er bezog aber nicht alle Mächte gleichermaßen mit ein, weshalb er kein allgemein gültiger Friede sein konnte. Durch die ungenügende Berücksichtigung der ausländischen Mächte hatte der Prager Friede keinen Erfolg bei der Beendigung des Dreißigjährigen Krieges.
Obwohl in ihm von deutscher Seite eine Basis gesehen wurde, sahen die ausländischen Mächte dennoch Gründe für die Fortführung des Krieges und so dauerte es noch über zehn Jahre, bis es mit dem Westfälischen Friede 1648 zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges kam.
Quellen:
- Höfer, Ernst: Das Ende des Dreißigjährigen Krieges. Strategie und Kriegsbild, Köln 1997
- Kampmann, Christoph: Europa und das Reich im Dreißigjährigen Krieg. Geschichte eines europäischen Konflikts, Stuttgart 2008
- Schormann, Gerhard: Der Dreißigjährige Krieg, Göttingen 1985
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- Citation du texte
- Anna Wengel (Auteur), 2009, Warum führte der Prager Friede von 1635 nicht zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164898