Die deutsche Außenpolitik muss sich seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland in vielen Ländern der deutschen Geschichte von 1933 bis 1945 stellen; in besonderer Weise gilt dies in den Beziehungen zu Israel. Die Vernichtung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland, die im Hebräischen als "Shoah", Katastrophe, bezeichnet wird, ist die Legitimitationsgrundlage der Entstehung und Existenz des jüdischen Staates. Sie ist auf allen Beziehungsebenen, seien es persönliche, geschäftliche, wissenschaftliche, kulturelle oder politische Kontakte, unabweisbar präsent.
In verstärktem Maße müssen die Akteure der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik (AKBP)die deutsche Geschichte berücksichtigen, wenn sie über diplomatische Institutionen und Mittlerorgaqnisationen kulturelle und wissenschaftliche Aktivitäten und Austauschprogramme in Israel initiieren, betreiben und fördern.
Unbeschadet seiner Geschichte ist Deutschland heute der zweitwichtigste Handelspartner Israels und nimmt angesichts des dichten Netzwerkes politischer, gesellschaftlicher und persönlicher Beziehungen zwischen beiden Ländern und Völkern einen Sondernplatz ein.
Die AKBP gilt als eine der drei Säulen der deutschen Außenpoltik. Sie soll mit ihren Mittlerorganisationen wie z.B. dem Goethe-Institut oder dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD)dem deutschen außenpolitischen Interesse am Aus- und Aufbau und der Vertiefung enger Beziehungen anderer Staaten und Völker zu Deutschland dienen und zu gegenseitigem Verständnis beitragen. Auf diese Weise soll zudem ein realitätsbezogenes und differenziertes Deutschlandbild vermittelt werden. Ob und inwieweit dies der deutschen AKBP in Israel gelingt, ist das Untersuchungsanliegen des Autors.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Hinführung zum Thema
1.2 Erkenntnisinteresse, Leitfrage und Gliederung
1.3 Forschungsstand und Quellenlage
1.3.1 Zur auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik
1.3.2 Zu den deutsch-israelischen Beziehungen
1.3.3 Zum Deutschlandbild in Israel
1.3.4 Zur auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in Israel
1.4 Operationalisierung der Leitfrage
1.5 Methodische Vorgehensweise
2 Die deutsche auswärtige Kultur- und Bildungspolitik
2.1 Ziele, Instrumente und Strukturen
2.2 Überblick über die Entwicklung der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in der Bundesrepublik Deutschland
2.3 Akteure der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik
2.3.1 Das Auswärtige Amt
2.3.2 Ausgewählte Mittlerorganisationen
3 Die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel
3.1 Die politischen Beziehungen
3.2 Zusammenfassung
4 Das Deutschlandbild in Israel
4.1 Die aktuelle Bedeutung der Shoah in der israelischen Gesellschaft
4.2 Das Deutschlandbild in Israel im Wandel
4.3 Zusammenfassung
5 Die deutsche auswärtige Kultur- und Bildungspolitik in Israel
5.1 Überblick über die Entwicklung der deutsch-israelischen Kulturbeziehungen
5.1.1 Der deutsch-israelische Jugendaustausch
5.1.2 Die Wissenschaftsbeziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel
5.1.3 Die Entwicklung der allgemeinen Kulturbeziehungen
5.2 Die Akteure der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in Israel
5.2.1 Die Kulturabteilung der Deutschen Botschaft Tel Aviv
5.2.2 Die Goethe-Institute in Israel
5.2.3 Der Deutsche Akademische Austauschdienst in Israel
5.2.4 Das Institut für Auslandsbeziehungen und die Alexander von Humboldt-Stiftung in der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in Israel
5.3 Ziele der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in Israel
5.3.1 Die Förderung eines modernen Deutschlandbildes durch die kulturelle Programmarbeit
5.3.2 Die Förderung der deutschen Sprache
5.3.3 Die Förderung des Studien- und Wissenschaftsstandortes Deutschland
5.4 Zusammenfassung
6 Analyse der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in Israel und Ausblick
6.1 Die deutsche auswärtige Kultur- und Bildungspolitik in der Genese eines Images
6.2 Die deutsche auswärtige Kultur- und Bildungspolitik anhand der Kategorien des Nation Brand Index
6.3 Die deutsche auswärtige Kultur- und Bildungspolitik und die Rahmenbedingungen in Israel
6.3.1 Die Rahmenbedingungen der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in Israel
6.3.2 Die Eignung der kulturpolitischen Instrumente im Hinblick auf die Rahmenbedingungen in Israel
6.4 Fazit und Ausblick
Literatur- und Quellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Truppen das deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Am 8. Mai desselben Jahres endete der von Deutschland begonnene zweite Weltkrieg in Europa mit der bedingungslosen Kapitulation. Erst nach Kriegsende offenbarte sich den alliierten Truppen und der Weltöffentlichkeit die Grausamkeit des nationalsozialistischen Regimes in seinem ganzen Ausmaß: Neben politischen Gefangenen, Homosexuellen, Sinti und Roma töteten die Nationalsozialisten nicht nur im Namen, sondern auch unter Mitwisserschaft und Beteiligung des deutschen Volkes, sechs Millionen europäische Juden. Zur Bezeichnung für die Vernichtung der Juden in Europa bediente man des griechischen Begriffes Holocaust. Im Hebräischen spricht man von der Shoah, was übersetzt Katastrophe bedeutet[1].
In der Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland, aber auch in der Geschichte des 1948 ausgerufenen Staates Israel, spielte die Shoah eine fundamentale Rolle. In der Bundesrepublik Deutschland als Nachfolgerin des Dritten Reiches, dem Land der Täter, entwickelten sich Tendenzen zur Abschwächung und Verdrängung der damals begangenen Verbrechen. Der Umgang mit der eigenen Vergangenheit gelang erst im Laufe vieler Jahrzehnte. Insbesondere für die Nachkriegsgenerationen wurde er unbefangener. Auf einer anderen Bedeutungsebene galt dies auch für die Pervertierung deutscher Identifikationssymbole durch die Nationalsozialisten: Die Deutschen mussten lernen, den Holocaust als Teil ihrer Geschichte zu akzeptieren und unabhängig von ihrer persönlichen Schuld Verantwortung für die NS-Verbrechen zu übernehmen. Sie mussten akzeptieren, dass sie über lange Zeit negativ wahrgenommen wurden und bisweilen auch heute noch mit der Shoah als Wahrnehmungsfilter betrachtet werden. Angesichts der verkrampften und unsachlichen Debatten über deutsche Symbole und Patriotismus ist die langfristige Wirkung des Nationalsozialismus auf die Deutschen bis heute spürbar.
Andere Wirkungen ergaben sich aus der Shoah für die europäischen Juden, dem Volk der Opfer, und die später entstandene jüdische israelische Gesellschaft. Ob die Shoah eine ursächliche Wirkung auf die Gründung des jüdischen Staates Israel im Jahr 1948 hatte, der eine Teilung Palästinas durch die Vereinten Nationen vorausging, kann hier nicht geklärt werden. Aus einer zionistischen Perspektive gab die Massenvernichtung der europäischen Juden auf jeden Fall die Legitimation für einen jüdischen Staat und führte auf dramatische Art und Weise seine Notwendigkeit vor Augen.[2] In der Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel ist die Shoah einer von sechs Gründen, neben z.B. der Annahme der Verheißung des biblischen Kanaan durch Gott oder dem Verweis auf einen jüdischen Staat in der Antike und zahlreichen Verfolgungen in der annähernd zweitausendjährigen Geschichte der jüdischen Diaspora.[3] So zählte sie zu „den prägendsten Ereignissen in der jüdischen Geschichte“.[4] Aufgrund der empfundenen Scham über die Hilflosigkeit und Resignation der europäischen Juden während ihrer systematischen Vernichtung bildete sich das Selbstverständnis des neuen wehrhaften Israeli heraus: „Stärke, Selbstbewusstsein, Eigenständigkeit und ein schrankenloser Entfaltungsdrang“ zählten nun zu seinen Bewußtseinselementen.[5]
Während man in der Zeit der Staatsgründung und in den fünfziger Jahren die Ereignisse der Shoah in Israel zu verdrängen versuchte, wuchs im Verlauf der sechziger und siebziger Jahre, u.a. bedingt durch den Prozess um Adolf Eichmann 1961, aber auch angesichts der israelisch-arabischen Kriege 1967 und 1973, ein breites Interesse an ihr .[6] Mit wachsender Distanz zum eigentlichen Ereignis übernahm die Shoah die primäre und identitätsstiftende Rolle des Staates Israel und bewirkte eine vergangenheitsorientierte, auf sie fixierte Wahrnehmung.[7] Diese Entwicklung ist insofern von Bedeutung für die heutigen deutsch-israelischen Beziehungen, da die Shoah den zentralen Bezugspunkt zwischen beiden Staaten und Völkern darstellt und Bestandteil der gegenseitigen Kontakte ist.[8]
Für die Bundesrepublik Deutschland und den Staat Israel waren die furchtbaren Ereignisse des Holocaust mit unterschiedlichen Lehren aus der eigenen Geschichte verbunden, die bis heute Niederschlag im politischen und gesellschaftlichen Handeln finden. Nie wieder Opfer wurde zum Grundsatz der jungen Israelis und Juden, Nie wieder Täter wurde zum Handlungsmotiv der jungen Deutschen. Obwohl beide Positionen nachvollziehbar seien, bestehe der Gefahr, so Wolffsohn, dass sich beide Seiten einander nicht verstünden, weil die Vergangenheit das Denken in der Gegenwart präge.[9]
1.1 Hinführung zum Thema
Das Auswärtige Amt schreibt auf seiner Internetseite zur Erläuterung der deutschen Nahost-Politik, dass Deutschland bedingt durch seine Geschichte eine besondere historische und moralische Verantwortung für die Sicherheit und Existenz des Staates Israel zu tragen habe.[10] Dieses oft zitierte Bekenntnis zu einer Verantwortung der Bundesrepublik Deutschland gegenüber Israel weist auf das besondere Verhältnis beider Staaten und ihrer Menschen hin. Das Verhältnis ist zum einen bedingt durch die Jahrhunderte alte jüdische Kultur in Deutschland, die mit der Shoah zunächst ein furchtbares Ende fand, aber auch durch das gegenseitige Interesse nachwachsender Generationen über die jeweils andere Kultur nach der Zeit des Nationalsozialismus.[11] Dieses besondere Verhältnis zwischen beiden Staaten muss dabei stets vor dem Hintergrund der Shoah gesehen werden. Wesentliche Eckpfeiler, die aus dieser Vergangenheit erwachsen sind, sind die Aufrechterhaltung der Erinnerung, ein Bekenntnis, derartige Verbrechen nicht noch einmal zuzulassen und das Existenzrecht des Staates Israel anzuerkennen und zu schützen. Sowohl deutsche als auch israelische Repräsentanten bekräftigen immer wieder diese Grundsätze.[12]
Doch trotz der schweren gemeinsamen Geschichte gab es im Verlauf der politischen und nicht-staatlichen Beziehungen Entwicklungen, die zu einer Vertiefung und gegenseitigem Verständnis beitrugen. Deutschland ist heute Israels größter Handelspartner in Europa. Im Gesamtbild der israelischen Außenbeziehungen sei nur Amerika mit Deutschland vergleichbar.[13] Als ein weiteres Merkmal der Besonderheit der deutsch-israelischen Beziehungen kann das dichte Geflecht staatlicher und nicht-staatlicher Beziehungen gesehen werden, von denen viele bereits vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen aufgebaut wurden.[14]
Die Bundesrepublik Deutschland unterhält ein umfangreiches Netzwerk kultureller und wissenschaftlicher Beziehungen mit dem Staat und Volk Israel. Teile davon gehören zur staatlichen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Viele Partnerschaften und Begegnungen sind aber auch initiiert durch Privatpersonen und nicht-staatliche Organisationen. Mit welchen Instrumenten und Zielen die Bundesrepublik Deutschland auswärtige Kultur- und Bildungspolitik in Israel betreibt ist das Interesse dieser Arbeit.
Die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik (AKBP)[15] ist fester Bestandteil der deutschen Außenpolitik. Als „eine der drei Säulen deutscher Außenpolitik“ folgt sie den politischen Richtlinien der Bundesregierung und dient auf Basis eines kulturellen, partnerschaftlichen Austausches den deutschen außenpolitischen Interessen.[16] Auf der Basis eines gemeinsamen Fundamentes sollen Beziehungen zu anderen Staaten und Völkern aufgebaut und intensiviert werden, um zu gegenseitigem Verständnis beizutragen. Neben der Gewinnung von Partnern für Wirtschaft, Gesellschaft und Politik steht eine friedliche, gemeinsame Zukunft unter den Vorzeichen von Demokratie und Menschenrechten im Hauptinteresse deutscher Außenpolitik.[17]
1.2 Erkenntnisinteresse, Leitfrage und Gliederung
Eines der erklärten Ziele der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik ist es, besonders vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Herrschaft, „ein ausgewogenes, wirklichkeitsnahes und selbstkritisches Deutschlandbild“ im Ausland zu vermitteln.[18]
Vor dem Hintergrund der besonderen deutsch-israelischen Beziehungen stellt sich die Frage, wie, also mit welchen Inhalten und Instrumenten, die Bundesrepublik Deutschland dieses Ziel in Israel zu erreichen versucht. Auf staatlicher Ebene gehören zu den Akteuren der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik das Auswärtige Amt, das Bundesministerium für Bildung und Forschung, der Beauftragte der Bundesregierung für die Angelegenheiten der Kultur und Medien, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das Bundesministerium der Justiz, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und das Bundesministerium des Innern. Das deutsche Modell der Außenkulturpolitik ist kein etatistisches Modell: Die kulturellen Beziehungen zum Ausland können zwar durch die Regierung gefördert werden, bedürften aber stets des Austausches von Menschen.[19] Demnach spielen Künstler, Wissenschaftler, Vereine und Kulturgesellschaften die wichtigste Rolle im Kulturaustausch.
Eine besondere Rolle in der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik spielt das Auswärtige Amt. Es erhält knapp die Hälfte der Haushaltsmittel des Bundes für die Förderung von Projekten im Rahmen der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik und ist Impulsgeber für die Gestaltung ihrer Zielsetzung. Es gilt als Hauptakteur in diesem Politikfeld, dem zugleich die Kernbereiche der Außenkulturpolitik zufallen.[20] Es arbeitet in den Bereichen der kulturellen Programmarbeit, der Förderung der deutschen Sprache, des Auslandsschulwesens und des Wissenschafts- und Hochschulaustauschs mit verschiedenen Mittlerorganisationen zusammen. Diese Kulturmittler sind überwiegend Vereine und Stiftungen. Zu den wichtigsten gehören das Goethe-Institut, der Deutsche Akademische Austausch Dienst, die Alexander von Humboldt-Stiftung, das Deutsche Archäologische Institut, das Institut für Auslandsbeziehungen, die deutsche UNESCO-Kommission und das Haus der Kulturen in Berlin. Die Aufgabe des Auswärtigen Amtes liegt darin, Impulse zu geben, die Arbeit der Mittlerorganisationen zu ermöglichen, zu steuern und zu koordinieren. Es stellt dazu finanzielle Mittel und den rechtlichen Rahmen für die Arbeit der Kulturmittler durch Kulturabkommen oder anderweitige bilaterale Absprachen bereit. Die regionale Schwerpunktsetzung erfolgt durch die Kulturabteilung des Auswärtigen Amtes, die in Absprache mit den Mittlern und einer Vielzahl von Gremien geschieht. Sie wird durch Kulturreferenten in den Auslandsvertretungen der Bundesrepublik Deutschland vertreten. Diesen Kulturreferenten obliegt die Aufstellung einer spezifischen Länderkonzeption für die Ausgestaltung der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik.
In dieser Arbeit wird die kulturpolitische Arbeit der Kulturabteilung der Deutschen Botschaft Tel Aviv und die von ausgewählten deutschen Mittlerorganisationen untersucht. Entsprechend des deutschen, staatsfernen Modells der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik nimmt die Kulturabteilung eine koordinierende Funktion ein. Die Veranstaltung von kulturellen Programmen erfolgt durch die Mittlerorganisationen. Der zentrale deutsche Kulturmittler in Israel ist das Goethe-Institut, das mit Instituten in Tel Aviv und Jerusalem zweimal dort vertreten ist. Daneben führen u.a. der Deutsche Akademische Austauschdienst, die Alexander von Humboldt-Stiftung und das Institut für Auslandsbeziehungen Projekte im Rahmen der deutschen Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in Israel durch.
Das Erkenntnisinteresse gilt der Frage, inwiefern die deutsche auswärtige Kultur- und Bildungspolitik unter besonderer Berücksichtigung der Arbeit der Mittlerorganisationen dazu geeignet ist, dazu beizutragen, in Israel ein realitätsnahes und differenziertes Deutschlandbild zu vermitteln.[21] Die Leitfrage lautet:
Kann die deutsche auswärtige Kultur- und Bildungspolitik in Israel dazu beitragen, ein realitätsnahes und differenziertes Deutschlandbild in Israel zu vermitteln?
Für die Erarbeitung der Ergebnisse ist diese Arbeit in sechs Kapitel eingeteilt. Während dieses Kapitel den Leser mit der Fragestellung und dem methodischen Vorgehen vertraut machen soll, stellt Kapitel 2 die geschichtliche Entwicklung der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik bis zu ihrem heutigen Konzept, ihren Zielen und Instrumenten vor. Es dient der Klärung von Begriffen und verschafft einen Überblick. Zugleich werden hier die wichtigsten Kulturmittler vorgestellt.
Kapitel 3 befasst sich mit den deutsch-israelischen Beziehungen auf der politischen Ebene und gibt so einen Überblick über die Rahmenbedingungen der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Darüber hinaus soll dieses Kapitel Konstanten und Bruchlinien in ihren Entwicklungen herausstellen. Es soll auch zeigen, ob es in der Geschichte der Beziehungen der beiden Staaten immer wiederkehrende Streitpunkte oder Themen gab, die die Beziehungen belasten oder positiv beeinflussen konnten.
Kapitel 4 skizziert die Wahrnehmung Deutschlands in der israelischen Gesellschaft. Dieses Kapitel orientiert sich an den historischen Ereignissen, die im Kapitel 3 ausgeführt wurden und stellt anhand von verschiedenen Umfragen und Studien die Einstellung der Israelis zu Deutschen und Deutschland dar. Eingeleitet wird dieses Kapitel durch Ausführungen zur Bedeutung der Shoah für die deutsch-israelischen Beziehungen, da der Massenmord an den europäischen Juden auch über 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges von grundlegender Bedeutung für die Untersuchung des bilateralen Verhältnisses ist.
In Kapitel 5 werden zunächst die allgemeinen kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel skizziert, in welche die deutsche auswärtige Kultur- und Bildungspolitik eingebettet ist. Anschließend wird auf die wichtigen Akteure der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik, ihre Ziele und Instrumente in Israel eingegangen.
Das sechste Kapitel analysiert die Befunde der vorangegangenen Kapitel und gibt eine Antwort auf die Fragestellung dieser Arbeit. Die Ergebnisse werden abschließend anhand einer Skizze veranschaulicht, und geben einen Überblick über Faktoren, die sich auf die Vermittlung eines realitätsnahen und differenzierten Deutschlandbildes auswirken.
1.3 Forschungsstand und Quellenlage
1.3.1 Zur auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik
Zur deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik gibt es neben den amtlichen Dokumenten zahlreiche wissenschaftliche Bücher und Zeitschriften und journalistische Beiträge. Hauptsächlich beschäftigen sich die vorliegenden Studien mit strukturell-institutionellen Situationsbeschreibungen, historischen Betrachtungen oder vereinzelt mit der Arbeit kulturpolitischer Akteure.[22] Das Auswärtige Amt veröffentlicht jährlich den Bericht der Bundesregierung zur Auswärtigen Kulturpolitik und gibt einen Überblick über die Grundlagen, Ziele, Ressourcen, Arbeitsbereiche und Schwerpunkte der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik.[23]
Aktuelle Publikationen zum Thema der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik gibt es u.a. von Maaß, Schulte und Singer. Maaß leistet eine Gesamtdarstellung zum Thema und stellt Beiträge zu Zielen und Instrumenten und historischen Entwicklung vor.[24] Des Weiteren gibt er einen Überblick über die einzelnen Instrumente und Akteure der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Die Beiträge differenzieren zwischen einzelnen Akteuren in diesem Politikfeld und stellen die Arbeit des Deutschen Bundestages, des Auswärtigen Amtes und der Bundesministerien, der Länder, Gemeinden sowie der Mittlerorganisationen, Nicht-Regierungsorganisationen und politischen Stiftungen vor. Ein weiterer Teil beschäftigt sich mit der multilateralen Dimension der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik und wendet sich der UNESCO, dem Europarat und der EU zu. Eine abschließende Einführung in die Außenpolitik der USA, europäischer Staaten und Japans lassen einen Vergleich der verschiedenen Konzepte mit der deutschen Außenkulturpolitik zu.
Schulte befasst sich mit der Fragestellung, ob die auswärtige Kulturpolitik „eine eigenständige und integrierte Politikform“ darstelle.[25] Bei seiner historischen Betrachtung der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik hinsichtlich ihrer Konzeption und Organisation im politischen System der Bundesrepublik Deutschland stellt er fest, dass die deutsche auswärtige Kultur- und Bildungspolitik im politischen System aufgrund der Dominanz anderer außenpolitischer Felder nur „als politischer Willensakt der siebziger Jahre“ ein eigenständiges Politikfeld sei.[26] Er verweist auf wesentliche strukturelle und konzeptionelle Problemfelder und unübersichtliche Zuständigkeiten der verschiedenen Akteure, die seines Erachtens aus dem Fehlen eines integrierten Steuerungszentrums resultieren. Er arbeitet sechs neuralgische Punkte heraus: (1) die Ressortkoordination auf Bundesebene, dann (2) die Bund-Länder-Koordination mit (3) dem daraus erforderlichen horizontale Länderabgleich, (4) die politische Rahmensteuerung der Mittler, (5) ihre horizontale Selbstabstimmung und (6) die Koordination der Maßnahmen vor Ort.[27]
Singer gibt einen Überblick über die Entwicklungsphasen der auswärtigen Kulturpolitik in der Bundesrepublik Deutschland und zeigt ihre Anpassungsprozesse aufgrund innen- und außenpolitischer Veränderungen, wie z.B. der deutschen Einheit oder der Globalisierung, hin zu einer Kultur- und Bildungspolitik als dritte Säule der Außenpolitik auf.[28] Zudem beschäftigt er sich mit der Debatte über europäische Außenkulturpolitik und skizziert abschließend die Bedeutung der kulturellen Dimension der Außenpolitik als „Kulturdialog und Krisenprävention“.[29]
Die jüngste Studie von Kampschulte untersucht den politischen und wissenschaftlichen Diskurs in Deutschland und den USA über internationale Konflikte und arbeitet Faktoren heraus, die die Wahrnehmung und das Handeln deutscher und amerikanischer Akteure in der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik bzw. der amerikanischen Public Diplomacy beeinflussen.[30]
Eine Auseinandersetzung mit der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik unter politikwissenschaftlichen Aspekten fehlt. Es gibt nur wenige theoretische Ansätze, die für die Praxis der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik entwickelt wurden. Rittberger und Andrei nähern sich diesem Feld und ordnen die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik als Instrument internationaler Beziehungen den Außenpolitiktheorien des Neorealismus, des utilitaristischen Liberalismus und des Konstruktivismus zu. Sie kommen zu der Feststellung, dass sich einzelne Bereiche der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik mit diesen Theorien erklären lassen, merken aber auch an, dass es einer befriedigenden Erklärung durch diese Theorien ermangele.[31] Darüber hinaus fehlt es an einer Theorie für die Praxis der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik im Bereich der vergleichenden Kulturforschung und der Wirkungsforschung. Witte sieht Notwendigkeit in der Beantwortung der Frage nach der Wirksamkeit von Kulturpolitik.[32]
1.3.2 Zu den deutsch-israelischen Beziehungen
Das weite und facettenreiche Feld der deutsch-israelischen Beziehungen findet in zahlreichen historischen, politikwissenschaftlichen und pädagogischen Publikationen, sowie Sammelbänden verschiedener Herausgeber und Veröffentlichungen privater Stiftungen Beachtung. Daneben beschäftigen sich Schriftsteller in künstlerischer und autobiographischer Weise mit diesem Thema.[33] Ebenso äußern sich ehemalige und aktive Politiker in verschiedenen Zeitschriften, wie z.B. in der Jubiläumsausgabe der Zeitschrift zum Verständnis des Judentums[34] zu ihren Erfahrungen im deutsch-israelischen Verhältnis.[35] In den neunziger Jahren sind mehrere Aufsatz- und Textsammlungen erschienen, die sich mit verschiedenen Aspekten der deutsch-israelischen und deutsch-jüdischen Geschichte beschäftigen. Ein Themenaspekt ist die Shoah. Zu diesem Bereich gehört die Verdeutlichung der gemeinsamen verhängnisvollen Vergangenheit und die Betonung von Last und Schwere in den deutsch-israelischen Beziehungen.[36] Andere Themenbereiche konzentrieren sich auf die besonderen Beziehungen beider Staaten und Völker und das Gedenken an die Shoah in Deutschland und Israel. Daneben befassen sich andere Autoren mit deutsch-jüdischen Identitäten in Deutschland und Israel und skizzieren dysfunktionale gesellschaftliche Verhaltensweisen, wie z.B. der Vereinnahmung von in Deutschland lebenden Juden als „Aushängeschild der neuen deutschen Demokratie“.[37] Andere Autoren wie Neustadt oder Joschka Fischer betrachten die Abwendung der deutschen Linken von Israel seit dem Sechs-Tage Krieg bis hin zur Selektion jüdischer Flugzeugpassagiere durch deutsche Terroristen in Entebbe.[38] Die Themenbereiche der Versöhnung und des gegenseitigen Verständnisses wie auch die Schilderung von Begegnungen auf nicht-staatlicher und kommunaler Ebene werden u.a. durch Ziegler abgedeckt.[39] Ralph Giordano stellt Beiträge zu Bilanz und Ausblick der deutsch-israelischen Beziehungen und ihrer Reflexionen, zu Bürgerinitiativen und Jugendaustausch, und auch zum Themenfeld des Nahostkonfliktes bereit.[40]
Umfangreiche historische und politologische Werke gibt es u.a. von Hansen, Jelinek, Weingardt und Pallade. Weingardt untersucht die Israel- und Nahostpolitik der Bundesrepublik Deutschland seit ihrem Bestehen und bezieht dabei die Rolle der nationalsozialistischen Vergangenheit und politische Krisen und Umbruchphasen wie z.B. den Kalten Krieg, den Nahost-Konflikt, aber auch die deutsche Wiedervereinigung in seine Betrachtung mit ein.[41] Jelinek und Hansen befassen sich beide mit den deutsch-israelischen Beziehungen der Jahre 1945 bis 1965 bzw. der Ära der beiden Regierungschefs Konrad Adenauer und David Ben Gurion. Wenn auch beide Werke zeitnah erschienen sind, weist Jelineks Darstellung besonders eine israelische Perspektive auf, bezieht allerdings nicht mehr aktuellere Quellen der jüngsten deutschen Forschungsliteratur mit ein.[42] Hansen wertete abgesehen von Quellen aus zwei israelischen Archiven weitestgehend deutsche Quellen aus und legte ein weitaus umfangreicheres Werk vor.[43] Pallade befasst sich in einer umfassenden und tiefgehenden Analyse mit den deutsch-israelischen Beziehungen in den neunziger Jahren und den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts. Er untersucht die Beziehungen auf ihre diplomatischen, wirtschaftlichen und kulturellen Aspekte, geht aber auch auf die Beziehungen in einem multilateralen Rahmen ein und beleuchtet ebenso Begegnungs- und Partnerschaftsprogramme auf nicht-staatlicher und kommunaler Ebene. Eine neue Dimension der Beziehungen beleuchtet er insofern, dass er sich ebenfalls mit sicherheitspolitischen und militärischen Kooperationen auseinandersetzt und diese detailliert schildert.[44]
Darüber hinaus veröffentlichten einzelne Stiftungen und Kooperationsprojekte wie z.B. die Volkswagenstiftung oder das Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen Schriften zu ihren Aktivitäten innerhalb der deutsch-israelischen Beziehungen.[45]
1.3.3 Zum Deutschlandbild in Israel
Stierstorfer leistet einen allgemeinen Beitrag zum Deutschlandbild in ausgewählten Referenzländern und verfolgt einen komparatistischen imagologischen Ansatz.[46] Er stellt Beiträge verschiedener Autoren vor, die vor dem Hintergrund der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart die verschiedenen Deutschlandbilder der untersuchten Referenzländer darstellen. Neben der Betrachtung literarischer Produkte werden im Sinne eines weit gefassten Literatur- und Textbegriffes auch Blicke auf Theater, Funk, Film und bildende Künste miteinbezogen.[47] Trotz der nationalistischen Vergangenheit und der verübten Verbrechen kann allgemein festgestellt werden, dass die europäischen Völker heute nicht mehr in erster Linie an Hitler und den Zweiten Weltkrieg denken, wenn sie nach Ihrer Einstellung zu Deutschland gefragt werden. Die Nazivergangenheit werde in der Außenwahrnehmung der Deutschen zunehmend relativiert.[48]
Wolffsohn zieht für seine Ausführungen Umfrageergebnisse aus verschiedenen Ländern, besonders den USA, Frankreich und Israel, zu Deutschland betreffenden Themen heran. Dabei stützt er sich im Wesentlichen auf Veröffentlichungen des Gallup-Instituts oder auf unveröffentlichte Umfragen des israelischen PORI-Instituts.[49] Neben allgemeinen Meinungen und Einstellungen zu Deutschland und den Deutschen beschäftigt er sich auch speziell mit den deutsch-israelischen Beziehungen. U.a. veröffentlichte er eine Sammlung und Interpretation zu Umfragen in Deutschland und Israel zu den gegenseitigen Beziehungen.[50] Yves Pallade, Moshe Zimmermann und andere Autoren widmeten sich den Meinungen und Einstellungen in beiden Staaten seit den neunziger Jahren,[51] so dass anhand der vorhandenen Literatur die Stimmungsbilder in Deutschland als auch in Israel zu den bilateralen Beziehungen seit den siebziger Jahren bis in die ersten Jahre des 21. Jahrhunderts in ausgewerteter Form nachvollzogen werden können. Bröning untersucht das Deutschlandbild der israelischen Presse der neunziger Jahre und schließt so eine Forschungslücke.[52] Er kommt zum einen zu dem Ergebnis, dass die engen bilateralen Beziehungen beider Staaten eine Entsprechung in der signifikant höheren Beachtung Deutschlands in den israelischen Medien finden.[53] Zum anderen stellt er fest, dass die Bundesrepublik in den neunziger Jahren „weitestgehend als eine „normale, demokratische westliche Konsum- und Industriegesellschaft“ beschrieben werde und sich die Berichterstattung „immer stärker unbefangen mit unterhaltenden „bunten“ Themen“ befasse.[54] Ebenfalls finden in dieser Arbeit Studien der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Konrad-Adenauer-Stiftung zum Deutschlandbild in Israel Beachtung. Während erstere Studie aus dem Jahr 2000 den Wandel zu einer Gleichgültigkeit Deutschland gegenüber feststellt, können aufgrund der letzteren hohe Sympathiewerte für Deutschland unter älteren Israelis konstatiert werden.[55]
1.3.4 Zur auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in Israel
Zum Thema auswärtige Kultur- und Bildungspolitik in Israel ist die Lage an Sekundärliteratur recht dünn. Eine Bibliographie zu den allgemeinen kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel ab den neunziger Jahren wurde vom Institut für Auslandsbeziehungen zusammengestellt.[56] Husseini und Schumacher beschäftigen sich mit der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik der fünfziger und sechziger Jahre im Nahen und Mittleren Osten. Zwar findet auch der Staat Israel dort seine Erwähnung, da jedoch in den ersten beiden Jahrzehnten der Existenz des Staates Israel die Bedingungen für ein deutsches kulturpolitisches Engagement dort nicht gegeben waren, fällt die Abhandlung über die auswärtige Kulturpolitik in Israel sehr knapp aus.[57] Die Entwicklung der wissenschaftlichen Beziehungen stellt Nickel dar.[58] Dabei widmet er sich besonders der Entstehung und Entwicklung des Weizmann Institute of Science in Rehovot. Haenggli beschäftigt sich mit der Entwicklung der kulturellen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel. Sie stellt sich u.a. die Frage, inwiefern die deutsche Kulturpolitik die gegenseitigen Beziehungen zu verbessern vermag. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Bundesrepublik sich aufgrund der historischen Last nicht in der Position befindet in Israel eine aktive Rolle zu spielen. Ihr zufolge liege es nicht in der Hand der Bundesrepublik, die gegenseitigen Beziehungen positiv zu beeinflussen, da Israel als aktiver Part entscheiden könne, ob es deutschen Forderungen nachkomme oder nicht.[59] Die Arbeit wurde im Jahr 1994, in einer Zeit, wo sich die bilateralen Beziehungen auf einem Tiefpunkt befanden, fertig gestellt und kann so nicht mehr die Entwicklung der letzten Jahre aufgreifen. Eine zweite und aktuellere Arbeit ist von Uhlig. Sie vergleicht die französische und deutsche Kulturpolitik in Israel anhand der Arbeit des Goethe-Instituts und des Institut Français und anderer französischer Kultureinrichtungen in Israel.[60] Schubert beleuchtet den aktuellen Stand der deutsch-israelischen Kulturbeziehungen umfassend in der Gesamtheit aller Programmbereiche. Dadurch, dass der gesamte Bereich der kulturellen Beziehungen abgedeckt wird, werden auch aktuelle Aktivitäten der Mittlerorganisationen vorgestellt, die durch das Auswärtige Amt finanziert werden. Darüber hinaus entwickelt sie aus der Analyse der verschiedenen Bereiche Empfehlungen für die weitere gemeinsame Kulturarbeit. Auf Grundlage von Schuberts Analyse kommt Maaß zu der Feststellung, dass zum einen das Verhältnis zwischen beiden Ländern auf lange Zeit ein besonderes bleiben werde und zum anderen, dass das Vermitteln eines stabilen Bildes vom jeweils anderen Land an die nachwachsenden Generationen eine der Herausforderungen der auswärtigen Kulturpolitik sei.[61] Daneben gibt es von den beteiligten Akteuren selbst Dokumente und Veröffentlichungen zum Thema: Die Kulturabteilungen der Deutschen Botschaften sind angehalten Länderkonzeptionen zu entwickeln, auf deren Grundlage die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik länderspezifisch umgesetzt wird. Das Goethe-Institut veröffentlicht Jahrbücher, die die Programme der einzelnen Zweigstellen und Regionen zusammenfassen. Das Goethe-Institut Tel Aviv veröffentlichte im Jahr 2004 anlässlich seines 25-jährigen Bestehens eine Dokumentation und Programmübersicht.
1.4 Operationalisierung der Leitfrage
Die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik gehört zur Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland und ist somit Gegenstand der Politikwissenschaft. Ihre Instrumente, z.B. gegenseitige Begegnungen, Informationen und die Vermittlung der deutschen Sprache sollen Ideen und Bilder von der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Kultur vermitteln und zur Vermittlung eines realitätsnahen Bildes und zu einem positiven Handeln gegenüber Deutschland und Deutschen beitragen. Somit besitzt sie auch eine pädagogische Funktion. Ihre Rahmenbedingungen vollziehen sich auf einer bildungspolitisch institutionalisierten, multi- oder bilateralen Ebene. Eine klassisch pädagogische Beziehung zwischen Erzieher und Zögling besteht zwar dort in einem engeren Sinne nicht; sie bietet vielmehr auf der Ebene ihrer Umsetzung einem interessierten Publikum Bildungsangebote, die auf einer freiwilligen Basis angenommen werden können. Sie kann so Kommunikations- und Lernprozesse anregen und der „Einstellungs- und Verhaltensbeeinflussung ausländischer Bevölkerungen“ dienen.[62]
Arnold versteht unter auswärtiger Kulturpolitik „die Einbeziehung der internationalen Kulturbeziehungen in der Außenpolitik bzw. eine international ausgerichtete Kulturpolitik im Interesse der Außenbeziehungen eines Staates“.[63] In dieser Arbeit wird diese Definition zur Grundlage des Verständnisses von der deutschen AKBP genommen, die durch Schultes Verständnis ergänzt wird. Dieser bedient sich eines praxeologischen Kulturbegriffes, dem zufolge der Bundesrepublik Deutschland als Kulturstaat Aufgabenbereiche zugrunde liegen, die sich von den Aufgabenfeldern des Rechts- und des Sozialstaates abgrenzen lassen. Eine funktionalistische Definition enthalte die Bereiche der Bildung, Wissenschaft, Kunst, Religion, aber auch „Presse und Rundfunk, Jugend und Sport, Bibliotheks- und Archivwesen, sowie Soziokultur“.[64] Weiter stellt sie „transnational ausgerichtete Aktivitäten des politisch-administrativen Systems in diesem Bereich.“ dar.[65] Zusammenfassend kann die deutsche auswärtige Kultur- und Bildungspolitik als „amtliche Förderung kultureller Aktivitäten eines Landes im Ausland, die Vermittlung der Kultur dieses Landes an Ausländer im Inland sowie die Förderung der Vermittlung der Kultur fremder Länder im eigenen Land verstanden“ werden.[66] Sie stellt jedoch keinesfalls die Gesamtheit aller kulturellen Beziehungen zu einem anderen Land dar, da diese auch auf einer nicht-staatlichen Ebene unterhalten werden können. Hosseini macht diesbezüglich auf die Problematik aufmerksam, dass diese in ihrer Gesamtheit gar nicht erfasst werden können.[67]
Da eine Betrachtung aller Akteure, die im Rahmen der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in Israel tätig sind, den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, ist der Gegenstandsbereich dieser Arbeit auf die auswärtige Kulturpolitik des Auswärtigen Amtes und die Arbeit derjenigen Mittlerorganisationen beschränkt, welche durch das Auswärtige Amt zu einem großen Teil finanziert werden. Weitere Akteure der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik, staatliche wie auch nicht-staatliche, werden nur am Rande vorgestellt. Da für das Auswärtige Amt, das Goethe-Institut und das Institut für Auslandsbeziehungen die Vermittlung eines aktuellen Deutschlandbildes zu den Hauptaufgaben gehört,[68] scheint eine Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes auf u.a. diese Akteure als sinnvoll.
In dieser Arbeit wird das Deutschlandbild als Meinung und Vorstellung in Bezug auf Deutschland oder Deutsche verstanden. Die in der persönlichen Vorstellungswelt existierenden Bilder von Deutschland müssen dabei nicht auf Tatsachen beruhen, sondern entstehen vielmehr subjektiv und meist emotional. Das Bild spiegelt Emotionen, Meinungen, Vorstellungen und Mutmaßungen wieder, die eindeutig auf das Stichwort Deutschland oder deutsch ausgelöst werden. Nach dem Image-Verständnis von Lippmann handelt es sich bei einem Bild von Ländern um psychische Konstrukte, Bilder also, die sich Menschen von ihrer Umwelt machten und die ihr Handeln bestimmen, ohne aber dass diese der Realität entsprechen müssen.[69] Diese Bilder können dabei auf direktem oder vermitteltem Wege z.B. durch die Massenmedien oder durch Erzählungen entstehen. Als besonders aufschlussreich erweist sich in diesem Zusammenhang eine Analyse der Deutschlandberichterstattung in Israel: Nach Bröning stellen „Medienbilder stets einen Spiegel gesellschaftlicher Zustände“ dar, die zugleich auch die politische Wirklichkeit prägen können und wesentlich zur Gestaltung gesellschaftlicher Diskurse beitragen können.[70] Ein realitätsnahes und differenziertes Deutschlandbild bezieht sich darauf, ob das Bild von Deutschland durch den modernen demokratischen Rechtsstaat der Bundesrepublik Deutschland mit seinen auf Menschenrechten und Frieden basierenden Interessen geprägt ist, oder eine Vorstellung von einem alten Deutschland vorherrscht, das durch Militarismus, Nationalismus, Antisemitismus und Intoleranz gekennzeichnet ist.
1.5 Methodische Vorgehensweise
Für die Bearbeitung der Fragestellung wurde zunächst eine breite Literaturrecherche vorgenommen, so dass das Thema in seinen umfassenden Aspekten erschlossen werden konnte. Wie schon allgemeine Kenntnisse zum Thema vermuten ließen, zeigte diese Recherche, dass die Behandlung eines kulturpolitischen Themas in den deutsch-israelischen Beziehungen keineswegs für sich allein stehen kann, sondern im allgemeinen Kontext der bilateralen Beziehungen gesehen werden muss. Wie die thematische Gliederung dieser Arbeit zeigt, wurden in der Recherche die Bereiche der diplomatischen Beziehungen, der Bedeutung der Shoah und des Deutschlandbildes in Israel einbezogen. Um sich der Fragestellung bereits während der Literaturrecherche zu nähern, wurden sechs Unterfragen für das weitere Vorgehen gestellt: Zunächst musste bestimmt werden, welche Mittler- und Nichtregierungsorganisationen mit Projekten und Programmen in Israel im Rahmen der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik tätig sind. Das Goethe-Institut spielt in Israel eine große kulturpolitische Rolle, ist aber nicht der einzige Akteur. Die erste Unterfrage lautete demnach: (1) Welche Akteure sind neben dem Goethe-Institut an der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in Israel beteiligt?
Allgemeine Publikationen zum Thema der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik nennen u.a. den Beitrag zur Gestaltung einer friedlichen Weltordnung, das Vorantreiben des europäischen Integrationsprozesses und die Sicherung Deutschlands als Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort als aktuelle Ziele der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Von Bedeutung war hier, ob diese allgemeinen Ziele im Hinblick auf den Staat Israel um andere Inhalte ergänz wurden. Gerade die leidvolle Geschichte, die beide Länder verbindet, ließ vermuten, dass hier bestimmte Schwerpunkte gesetzt werden. Es stellte sich die Frage: (2) Welche spezifischen bildungs- und kulturpolitischen Ziele verfolgen die deutsche auswärtige Kultur- und Bildungspolitik und ihre Mittlerorganisationen in Israel? Und (3) durch welche Maßnahmen sollen diese Ziele erreicht werden?
Israel ist ein Einwanderungsland. Seine Gesellschaft ist heterogen und hat in der Vergangenheit verschiedene kulturelle und politische Strömungen aufgenommen. Die jüngste Einwanderungswelle erfolgte Anfang der neunziger Jahre mit Juden aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Es gibt askenasische, aus Europa, und sephardische, aus dem Mittelmeerraum stammende, jüdische Gruppen, sowie eine große arabische Minderheit. Daneben unterscheiden sich die jüdischen Gruppen nicht nur in ihrer politischen Gesinnung, sondern auch hinsichtlich ihrer Religiosität: Es gibt säkular-orientierte, national-religiöse und orthodoxe Gruppen. Aufgrund dieser Vielfalt stellte sich (4) die Frage, welche Bevölkerungsgruppen in der israelischen Gesellschaft durch die deutsche auswärtige Kultur- und Bildungspolitik angesprochen werden. Gibt es angesichts der verschiedenen Ziele und Inhalte der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik unterschiedliche Zielgruppen, z.B. nach Alter, Bildung, Beruf oder Multiplikatorenwirkung?
Dass es zwischen Deutschland und Israel ein besonderes Verhältnis gibt, muss auf die wechselhafte deutsch-jüdische Geschichte und die Shoah zurückgeführt werden. Daraus ergibt sich für beide Staaten eine Verpflichtung der Erinnerung an dieses schreckliche Ereignis. Auf einer anderen Bedeutungsebene ist für die Beziehungen sicherlich die Tatsache von Bedeutung, dass der politische Zionismus in Deutschland entstand. Und schließlich spielten beim Aufbau besonders der wissenschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Staaten eine anfangs deutsche Wissenschaftstradition eine wichtige Rolle. Vor diesem Hintergrund sollte geprüft werden, (5) ob die deutsche auswärtige Kultur- und Bildungspolitik in Israel einen besonderen Stellenwert im Rahmen ihrer Gesamtkonzeption hat? Gibt es spezielle Elemente in der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in Bezug auf Inhalte, Ziele und Mittel, die auf ein besonderes Verhältnis der beiden Staaten hinweisen?
Erstaunlich ist, wie schnell sich in einigen Bereichen die deutsch-israelischen Beziehungen entwickelten. Trotz einer größtenteils positiven und tiefgehenden Verbindung zwischen beiden Staaten und Völkern gab es immer wieder Rückschläge und Irritationen auf der einen oder anderen Seite. In dieser Arbeit sollte auch versucht werden, anhand historischer und aktueller Ereignisse bestimmte Themenbereiche und Problemfelder herauszufiltern, die entweder zu einer besonderen positiven Vertiefung der Beziehung beitragen oder die Beziehungen belasten können: (6) Lassen sich aus der Geschichte der deutsch-israelischen Beziehungen wiederkehrende Ereignisse erkennen, die Einfluss auf diese Beziehungen haben?
Nachdem ein allgemeiner Überblick über das Thema verschafft wurde, wurde deutlich, dass es zurzeit, abgesehen von Hannah Schuberts Bestandsaufnahme zu den kulturellen Beziehungen, an aktuellen Publikationen zur auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in Israel mangelte. Eine systematische Darstellung der Zielsetzungen und Instrumente der deutschen Kulturpolitik in Israel hätte auf dieser Grundlage nur begrenzt erfolgen können.
Zur Erschließung weiterer Informationen wurden in einem zweiten Schritt während eines sechswöchigen Praktikums an der Kulturabteilung der Deutschen Botschaft Tel Aviv vom 19.02. bis 30.03.2007 vier Leitfaden-Interviews mit Personen durchgeführt, die mit der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in Israel befasst waren oder Positionen inne hatten, die ihr zuzuordnen sind. Bei diesen Personen handelte es sich um die Leiterin der Kulturabteilung der Deutschen Botschaft Tel Aviv, den Leiter des Goethe-Instiuts Tel Aviv, Herrn Dr. Georg Blochmann, und eine der DAAD-Dozentinnen in Israel. Eine israelische Perspektive wurde durch das Interview mit Herrn Amos Dolav, dem Programmreferenten des Goethe-Instituts Tel Aviv, berücksichtigt. Der Interview-Leitfaden richtete sich nach den o. g. Unterfragen und wurde auf die Rolle des Interviewten innerhalb ihres Tätigkeitsbereiches abgestimmt. Die Grundversion des Interview-Leitfaden beinhaltete folgende Fragen:
1. Was umfasst Ihrer Meinung nach die deutsche auswärtige Kultur- und Bildungspolitik?
2. Welche spezifischen bildungs- und kulturpolitischen Ziele verfolgt die deutsche auswärtige
Kultur- und Bildungspolitik in Israel?
3. In welchen Sachbereichen wird die deutsche auswärtige Kultur- und Bildungspolitik be-
trieben?
4. Hat die Konzeption 2000 des Auswärtigen Amtes zu Veränderungen bei den bisherigen
Zielen, Inhalten und Aktivitäten geführt?
5. Welches sind neben dem Goethe-Institut die wichtigsten Mittlerorganisationen für die deutsche auswärtige Kultur- und Bildungspolitik in Israel?
6. Versuchen Sie den Erfolg der Programme Ihrer Institution zu evaluieren? Mit welchen Instrumenten tun Sie dies?
7. Ist die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik Ihrer Institution auf bestimmte Zielgruppen
ausgerichtet? Durch welche Kriterien (z.B. Alter, Bildung, Beruf oder Multiplikatoren-
funktion) definieren sie diese?
8. Worin sehen Sie die Aufgabe der Kulturabteilung der Deutschen Botschaft Tel Aviv im Rahmen der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in Israel?
9. Gibt es Faktoren, die die Effizienz und Effektivität der kulturpolitischen Arbeit oder ihrer Institution einschränken wie z.B. Haushaltslage, Konkurrenz unter einzelnen Ressorts, Differenzen mit anderen Kulturmittlern?
10. Inwiefern unterscheidet sich Ihres Erachtens nach die deutsche auswärtige Kultur- und
Bildungspolitik in Israel von derjenigen, die Deutschland in anderen Ländern betreibt? Hat
die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik in Israel einen besonderen Stellenwert im Rahmen
der Gesamtkonzeption der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik?
11. Was bedeutet für Sie persönlich das besondere Verhältnis zwischen der Bundesrepublik und Israel?
12. Gibt es spezielle Elemente in der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik und ihrer Ausgestaltung, die auf ein besonderes Verhältnis der beiden Staaten hinweisen?
13. Wie beurteilen Sie das Bild, das in Israel von Deutschland vorherrscht? Gibt es eine differenzierte Wahrnehmung Deutschlands z.B. nach Altergruppen, Religionsbindung oder politischer Orientierung?
14. Ist die deutsche auswärtige Kultur- und Bildungspolitik dazu geeignet, zu einem realitätsnahen und differenzierten Deutschlandbild beizutragen?
15. Welche Faktoren spielen neben der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in Israel eine Rolle für die Vermittlung eines realitätsnahen und differenzierten Deutschlandbildes?
16. Worin sehen Sie die Stärken und Schwächen der deutschen auswärtigen Kultur- und
Bildungspolitik in Israel, und wo sehen Sie Verbesserungsbedarf?
Die durchgeführten Interviews wurden als systematische Experteninterviews verstanden, die an der Teilhabe an exklusiven Expertenwissen orientiert waren.[71] Der Auswahl der zu interviewenden Personen richtete sich nach dem Expertenverständnis von Bogner und Menz, die den Experten als eine Person sehen, „die vermittels des Besitzes bzw. der Zuschreibung besonderer Kompetenzen über einen sozialen Status verfügt bzw. eine Funktion ausübt, die sie in den Stand setzt, ihre Handlungsorientierungen und Situationsdefinitionen auch durchsetzungsfähig zu machen“.[72] Den letzen Aspekt führen sie an anderer Stelle weiter aus: „Das Wissen des Experten, seine Handlungsorientierungen, Relevanzen usw. weisen zudem – und das ist entscheidend – die Chance auf, in der Praxis in einem bestimmten organisationalen Funktionskontext hegemonial zu werden, d.h., der Experte besitzt die Möglichkeit zur (zumindest partiellen) Durchsetzung seiner Orientierungen. Indem das Wissen des Experten praxiswirksam wird, strukturiert es die Handlungsbedingungen anderer Akteure in seinem Aktionsfeld in relevanter Weise mit“.[73] Alle vier interviewten Personen übten eine berufliche Funktion aus, die entweder in einer leitenden Funktion oder aber auf der direkten Umsetzungsebene bestand. Darüber hinaus zählten sie zu den wenigen Sachkundigen in der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in Israel bzw. Teilbereichen von ihr, die vor Ort tätig waren. Zu den weiteren Quellen, die während des Aufenthaltes in Israel erschlossen werden konnten, gehören aktuelles Archivmaterial der Deutschen Botschaft Tel Aviv. Diese Quellen waren als Verschlusssache nur für den Dienstgebrauch eingestuft und durften hier nicht zitiert werden. Aus diesem Grund konnten einige interessante Aspekte und kulturpolitische Vorhaben in dieser Arbeit nicht zur Sprache gebracht werden. Dennoch fanden sie Berücksichtigung in der abschließenden Analyse.
Nachdem in einem weiteren Schritt nach der Auswertung der Quellen und Interviews eine deskriptive Darstellung der deutschen kulturpolitischen Aktivitäten erfolgte, stellte sich die Frage, wie eine Bewertung der Kulturpolitik bezüglich der Fragestellung durchgeführt werden könne. Es gibt keine Möglichkeiten, eine direkte Wirkung von kulturpolitischen Aktivitäten zu messen. Dies zeigt sich darin, dass z. Zt. bestehende Instrumente der Evaluation nur sehr begrenzt im Bereich der Kulturpolitik eingesetzt werden können.[74] Da also quantitative Daten für die hier vorliegende Fragestellung nicht mittels eines validen Instrumentes ausgewertet werden konnten, erfolgte die Analyse der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik auf einer theoretischen Ebene, die in drei Schritte gestaffelt war und so eine Betrachtung aus verschiedenen Perspektiven ermöglichte: (1) Wurden Anhand eines kommunikations-wissenschaftlichen Ansatzes zur Genese von Images Rahmenbedingungen herausgearbeitet, nach denen die Vermittlung von Bildern über ein Land erfolgt. Daraufhin wurden die Instrumente der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in Israel anhand der Kategorie Form der Informationsgewinnung auf ihre theoretische Eignung überprüft. (2) Dann wurde die Analyse mittels Anholts Nation Brand Index von einer anderen Perspektive durchgeführt. Nach diesem Modell beeinflussen die sechs Kategorien Tourismus, Exporte, Regierung, Investition und Immigration, Kultur und Bevölkerung die Nation Brand, das Bild von einem Land. (3) Schließlich wurde untersucht, inwiefern die Instrumente der deutschen kulturpolitischen Arbeit auf die konkreten Bedingungen in Israel abgestimmt sind. Der Analyse lagen die Kategorien äußere Einflusse, Zielgruppen, Art des vermittelten Deutschlandbildes und Wege der Informationsvermittlung und Intensität der Erfahrung zugrunde.
2 Die deutsche auswärtige Kultur- und Bildungspolitik
2.1 Ziele, Instrumente und Strukturen
Der Bericht der Bundesregierung zur auswärtigen Kulturpolitik von 2005/2006 nennt folgende Ziele der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik:[75] (1) die Förderung deutscher kultur- und bildungspolitischer Interessen, (2) Sympathiewerbung für Deutschland bzw. Vermittlung eines zeitgemäßen Deutschlandbildes, (3) Förderung des europäischen Integrationsprozesses und (4) einen Beitrag zur Konfliktprävention durch einen Wertedialog. Diese Ziele werden durch verschiedene Instrumente verfolgt:[76] (1) Durch die eigene Präsenz im Ausland, z.B. durch Goethe-Institute oder Büros des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, (2) die Förderung von Mobilität und Begegnung z.B. durch Workshops, Symposien, Kulturveranstaltungen und Stipendienprogramme für Studenten und Wissenschafter, (3) die Information über Deutschland durch z.B. Vorträge, Bibliotheken, Studienberatung, (4) materielle Hilfen wie der Ausstattung von Schulen, Kindergärten oder anderer Einrichtungen mit PCs und wissenschaftlichem Gerät und schließlich (5) die Sprachvermittlung und Förderung der deutschen Sprache an Schulen und Hochschulen oder durch die Sprachkurse des Goethe-Instituts.
Das deutsche Modell der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik weist im Vergleich zu anderen europäischen Modellen am meisten Staatsferne auf.[77] Die staatlichen Akteure finanzieren privat organisierte Einrichtungen und beauftragen sie mit der Umsetzung der kulturpolitischen Projekte und Programme. Diese privaten Organisationen, zu denen vor allem die Mittlerorganisationen[78] zählen, sind nicht unmittelbarer Teil der staatlichen Administration.[79] Man spricht hier vom Delegationsprinzip, welches eines der Hauptmerkmale der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik ist. Der Staat tritt bewusst zurück, um den Begegnungen zwischen Menschen und nicht zwischen Staaten Raum zu geben. Die Hauptrolle bei der Verwirklichung von kulturellem Austausch spielen Künstler, Wissenschaftler und Kulturgesellschaften.[80] Das andere Merkmal der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik ist der Trägerpluralismus, der besagt, dass neben dem Auswärtigen Amt auch andere Bundesressorts mit Teilbereichen der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik befasst sind. Die Mittlerorganisationen besitzen zwar die Autonomie über die Inhalte ihrer Aktivitäten, sind aber an den Zielen der deutschen Außenpolitik orientiert.[81] Die Umsetzung der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik ist Sache der Exekutiven, wobei der Bundestag als Legislative aber gewisse indirekte Einflussmöglichkeiten besitzt. Durch das Budgetrecht kann er steuernd auf die Haushaltsmittel einwirken, die für die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik zur Verfügung gestellt werden. Außerdem hat er Informations- und Kontrollmöglichkeiten durch das Plenum, durch Ausschüsse und Unterausschüsse. Durch das Zitier- und Interpellationsrecht kann die Anwesenheit von Regierungsmitgliedern verlangt werden. Das Selbstbefassungsrecht gilt als wichtiges Instrument der politischen Kontrolle und ermöglicht die Anhörung von Experten. Weitere Möglichkeiten der Information zum Gebiet der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik sind Kommissionen, die wissenschaftlichen Dienste des Bundestages, die Berichtspflichten der Bundesregierung zur auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik und Informationsreisen von Fachausschüssen.[82] Seit 1998 gehört die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik zum neu eingesetzten Bundestags-Ausschuss Kultur und Medien.[83]
Als der wichtigste Akteur und Impulsgeber in der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik gilt das Auswärtige Amt, dessen Kultur- und Bildungsabteilung für die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik zuständig ist. Daneben sind mehrere andere Bundesminiserien und innerhalb der Bundesregierung 340 Referate mit außenkulturpolitischen Tätigkeiten beschäftigt, wovon nur 70 zum Auswärtigen Amt gehören.[84] Neben der Vielfalt der staatlichen Akteure, gibt es auch auf der Ebene der Mittlerorganisationen und Stiftungen eine unüberschaubare Vielzahl.[85] Weitere Verschränkungen ergeben sich durch das föderale Prinzip der Bundesrepublik Deutschland: Während gemäß Art.32 GG die Pflege der Beziehungen zu auswärtigen Staaten Sache des Bundes ist, besitzen die Länder die Kulturhoheit.[86] Die erste Klärung der Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern in der auswärtigen Kulturpolitik erfolgte im Jahr 1957 durch die Lindauer Absprache, die die Bildung eines Gremiums aus Vertretern der Länder als Ansprechpartner für das Auswärtige Amt beschloss.[87] Zur Regelung der multilateralen Außenkulturpolitik innerhalb der Europäischen Union wurde 1993 das Gesetz über die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern in Angelegenheiten der Europäischen Union erlassen. Die Länder sind ein wichtiger Akteur für die staatliche auswärtige Kultur- und Bildungspolitik, da sie im Rahmen von Kultur- und Bildungsaustauschen ausländische Schüler, Studenten, Lehrer und Wissenschaftler in ihre Einrichtungen aufnehmen und so die Umsetzung der staatlichen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik des Bundes ermöglichen, der gar nicht über solche Kapazitäten verfügt. Sie tragen so einen entscheidenden Teil der entstehenden Kosten. Daneben unterhalten die einzelnen Länder Kulturbeziehungen mit Regionen oder Institutionen anderer Staaten. Auch einzelne Gemeinden unterhalten Auslandsbeziehungen: Zurzeit bestehen über 5.000 Städtepartnerschaften zwischen deutschen Städten und ausländischen Kommunen.[88]
2.2 Überblick über die Entwicklung der deutschen auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in der Bundesrepublik Deutschland
Die junge Bundesrepublik vollzog den ersten Schritt zu außenkulturellen Tätigkeiten mit der Einrichtung einer Verbindungsstelle vom Bundeskanzleramt zur Hohen Alliierten Kommission im Jahr 1949. Diese Verbindungsstelle wurde ein Jahr später in die Dienststelle für Auswärtige Angelegenheiten umgewandelt. Die Grundpfeiler für eine multilaterale Zusammenarbeit wurden durch die Mitarbeit der Bundesrepublik im Rat für kulturelle Zusammenarbeit des Europarats ab 1950 und deren Beitritt zur UNESCO 1951 aufgestellt.[89] Der institutionelle Neubeginn der bundesdeutschen auswärtigen Kulturpolitik wurde aber erst ein weiteres Jahr später, 1952, mit der Neugründung des Auswärtigen Amtes und seiner schon in der Weimarer Zeit tätigen Kulturabteilung gemacht.[90] Diese hatte zunächst nur die Hauptstädte der westlichen Besatzungsmächte im Mittelpunkt der deutschen auswärtigen Kulturpolitik: Washington, London, Paris. Daneben wurden Anfang der fünfziger Jahre viele alte Institutionen wieder gegründet, u.a. auch viele der alten Kulturmittler, wie z.B. das Goethe-Institut, der Deutsche Akademische Austauschdienst, das Institut für Auslandsbeziehungen und die Alexander von Humboldt-Stiftung. Hinzu kam 1952 Inter Nationes, das für die Verbreitung von Informationen über das deutsche Kulturleben im Ausland zuständig war. Als neues Instrument kam der Auslandsrundfunk D eutsche Welle im Jahr 1953 hinzu.[91] Das Auswärtige Amt gründete Kulturinstitute im Ausland oder reaktivierte einige von denen, die bereits im Nationalsozialismus als Instrument des Kulturimperialismus bestanden. Diese Kulturinstitute waren zunächst in die Ministerialverwaltung integriert, wurden aber 1961 an das Goethe-Institut übergeben, was das Delegationsprinzip flächendeckend verwirklichte.[92] Die verschiedenen Mittler- und andere Organisationen, die „im Wildwuchs“ entstanden sind,[93] haben dazu beigetragen, dass die außenkulturellen Aktivitäten nicht zentralisiert wurden, wie z.B. in Frankreich oder Großbritannien.[94] So pflegten neben dem Auswärtigen Amt und seinen Kulturmittlern auch andere Bundesministerien, Kulturministerien und etwa 60 kleinere Organisationen kulturelle Beziehungen zum Ausland.[95] Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik war somit nie einziger Akteur oder zentrale Steuerungsinstanz der auswärtigen kulturellen Beziehungen. Diese strukturellen Unterschiede zum meritorischen Außenkulturmodel des Nationalsozialismus kam den außenpolitischen Zielen der fünfziger und sechziger Jahre der Bundesrepublik Deutschland zugute, die vor allem eine Rehabilitierung Deutschlands bei den westlichen Verbündeten anstrebte. Es sollte das Bild eines neuen Deutschlands entstehen, das sich deutlich vom Nationalsozialismus distanzierte.[96] Daneben sollte die deutsche auswärtige Kulturpolitik der fünfziger und sechziger Jahre ganz klar die antikommunistische und antitotalitäre Stellung der Bundesrepublik hervorheben und trotz des Bestehens zweier deutscher Staaten eine unteilbare deutsche Kultur vermitteln.[97] Allerdings existierte bis in die sechziger Jahre keine klare konzeptionelle Grundlage, was auch daran lag, dass es in den fünfziger Jahren keinen tief greifenden Diskurs zu Grundbefindlichkeiten der deutschen Kultur, gerade vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus, gegeben hatte, sondern nur politisch unbedenkliche Themen aufgegriffen wurden.[98] Ausgegangen wurde dabei von einem engen Kulturbegriff, der sich auf „das Schöngeistige, Herausgehobene, Elitäre“[99] beschränkte und ausschließlich Musik, Literatur oder bildende Kunst umfasste. Dabei wurde von deutscher Seite aus darauf geachtet, dass kulturelles Engagement nur dort stattfand, wo von ausländischer Seite Bedarf bestand. Eine aufdringliche Kulturvermittlung wurde vermieden. Ein weiterer konzeptioneller Mangel, der zu Reformbestrebungen und Diskursen zur Weiterentwicklung der auswärtigen Kulturpolitik führte, war die Tatsache, dass kein kultureller Austausch mit anderen Ländern erfolgte, sondern die Bundesrepublik vielmehr eine einseitige Selbstdarstellung betrieb.[100]
In den sechziger Jahren versuchte man diese konzeptionelle Lücke zu schließen. Zusammen mit inneren Reformen in der Bundesrepublik bezüglich der Kultur-, Bildungs-, und Gesellschaftspolitik, aber auch einer Reform des Auswärtigen Dienstes, kam es zu einer Reform der Auswärtigen Kulturpolitik. Willy Brandt betrachtete bereits als Außenminister der Großen Koalition von 1967-69 die auswärtige Kulturpolitik als einen Pfeiler der modernen Außenpolitik. Dabei betonte er ihre Gleichrangigkeit mit den beiden anderen Pfeilern, der Diplomatie im engeren Sinne und der Außenwirtschaftspolitik.[101] Als er ab Jahr 1969 in der nachfolgenden Bundesregierung Bundeskanzler war und eine neue Ostpolitik einleitete, mit der kulturelle Aktivitäten nun auch in Ländern des Warschauer Paktes durchgeführt wurden, fand etwa zeitgleich die Bildung eines erweiterten Kulturbegriffes statt, der nun auch Bildung, Wissenschaft, Technik, Medien und Umwelt einschloss und den Aspekt des kulturellen Austausches betonte. Dabei löste man sich von der Vermittlung elitärer Künste und schuf Platz für eine „Eliten- und Massenkultur gleichermaßen“.[102] Witte forderte, dass „neben der Kultur im engeren Sinne auch Bildung und Wissenschaft sowie vor allem auch die Massenmedien und die internationale Zusammenarbeit gesellschaftliche Gruppen umfassen (…) sollte.“.[103] Dieser erweiterte Kulturbegriff war auch Grundlage der Leitsätze für die auswärtige Kulturpolitik, die auf Initiative von Ralf Dahrendorf vorgelegt wurden und für den Zuständigkeitsbereich des Auswärtigen Amtes galten.[104]
Die Phase von der Gründung der Bundesrepublik Deutschland bis Anfang der siebziger Jahre stand im Zeichen des Aufbaus der institutionellen Infrastruktur, während nun die entscheidende Reformphase der auswärtigen Kulturpolitik erfolgte, in der es zu wichtigen konzeptionellen Neuerungen kam.[105] Auf Grundlage der Leitsätze für die auswärtige Kulturpolitik wurden verschiedene Bestandsaufnahmen und Gutachten durchgeführt. Das Peisert-Gutachten von 1971 z.B. widmete sich einer gründlichen Sichtung der Bereiche der Kulturpolitik und untersuchte sie auf Problembereiche. Als Problemfelder wurden besonders die Vielfalt der Mittlerorganisationen und der Mangel an einer abgestimmten Planung hervorgehoben.[106] Die Reformphase schloss mit dem Bericht der Enquete-Kommission 1975 und der Stellungnahme der Bundesregierung 1977, die das erste verbindliche Konzept für die auswärtige Kulturpolitik in der Geschichte der Bundesrepublik darstellte, ab.[107] Zu den wesentlichen institutionellen Neuerungen gehörte eine Erweiterung der an der auswärtigen Kulturpolitik beteiligten Ressorts, die mit der Ausweitung des Kulturverständnisses einherging. Die Einbeziehung der Jugend- und Erwachsenenbildung sowie der Ausbau der gesellschaftlichen Zusammenarbeit führten dazu, dass mit den Bundesministerien für wirtschaftliche Zusammenarbeit, für Jugend und Familie und für Forschung und Technologie drei weitere Ressorts im Bereich der auswärtigen Kulturpolitik hinzukamen.[108] Dazu kamen Instrumente zur Verbesserung der Koordination auf den verschiedenen Ebenen wie z.B. der interministerielle Abteilungsausschuss (IMAA) oder die Kommission für internationale Angelegenheiten (KIA), die eine bessere Koordination auf der föderalen Ebene ermöglichen sollte. Der neue Rahmenplan mit dem Goethe-Institut von 1976 sollte die Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt verbessern. Die anderen bedeutenden Mittlerorganisationen hatten bereits seit 1972 mit der Vereinigung für internationale Zusammenarbeit (VIZ) ein Koordinationsgremium.
[...]
[1] Der Begriff Holocaust bedeutete ursprünglich Brandopfer, wird aber vor allem für die Verfolgung, Gettoisierung und insbesondere Vernichtung der europäischen Juden während der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland und Europa verwendet, s. Brockhaus Enzyklopädie Band 12. Zu Shoah vgl. Hansen 2002, S. 840. In dieser Arbeit werden die beiden Begriffe synonym verwendet.
[2] Der Historiker Michael Wolffsohn widerspricht dem Denkansatz Ohne Hitler kein Israel und bezieht sich auf die jüdische Migration nach Palästina vor dem Nationalsozialismus in Deutschland (Wolffsohn 1988, S. 10ff.). Er sieht Hitler vielmehr als „unfreiwilligen großen Beschleuniger einer Entwicklung (...), die schon längst begonnen hatte“ (Wolffsohn 1988, S. 15).
[3] Vgl. Zimmermann 1998, S. 47. Der aus dem Griechischen stammende Begriff Diaspora bedeutet übersetzt Zerstreuung und bezeichnet „die Gesamtheit der dauernd außerhalb des Landes Israel (heute des Staates Israel) lebenden Juden“ (Brockhaus Enzyklopädie Band 6).
[4] Neustadt 1990, S. 37.
[5] Neustadt 1990, S. 39.
[6] Vgl. Zimmermann 1998, S. 48f.
[7] Vgl. Meroz 1992, S. 101.
[8] So gehört z.B. die Besichtigung der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem bei Jerusalem zu einem Programmpunkt vieler deutscher Besuchergruppen.
[9] Wolffsohn 2002 unter www.bpb.de/publikationen/5nrbf.html.
[10] http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Aussenpolitik/RegionaleSchwerpunkte/Nahost/NO-Deutsche Politik.html.
[11] Eylon 1992, S. 104f.
[12] Vgl. z.B. Herzog 1995, S. 53f., Peres 1995, S. 67f., Kinkel 1995, S.73, Katzav 2005, S. 83ff.
[13] Meroz 1992, S. 99.
[14] Köhler 2005, S. 8.
[15] Der Begriff der auswärtigen Kulturpolitik wurde im Jahr 1998 um die Dimension der Bildungspolitik erweitert. Dementsprechend wird in der vorliegenden Arbeit sowohl von auswärtiger Kulturpolitik (AKP) als auch auswärtiger Kultur- und Bildungspolitik (AKBP) gesprochen. Die Verwendung des jeweiligen Begriffes richtet sich nach dem zeitlichen Kontext. Die Begriffe können synonym verwendet werden, wenn auch das Konzept der AKBP seit der Konzeption 2000 um die Dimensionen der Sicherheitspolitik und Konfliktprävention erweitert wurde, s. hierzu Kap. 2.
[16] Bericht der Bundesregierung zur auswärtigen Kulturpolitik 2005/2006, S. 5.
[17] Bericht der Bundesregierung zur auswärtigen Kulturpolitik 2005/2006, S. 5.
[18] Maaß 2005, S. 25.
[19] Sautter 2005, S. 180.
[20] Singer 2003, S. 36.
[21] Der erste israelische Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland, Asher Ben-Nathan, schreibt: „Farben, Worte, Töne aus Kunst, Literatur und Musik sind es, die Menschen einander näher bringen, sie das Gleiche empfinden lassen“ (Ben-Nathan 2005, S. 88). Gerade vor der schweren deutsch-jüdischen Vergangenheit scheint das Erkenntnisinteresse an einem Beitrag der deutschen auswärtigen Kulturpolitik zur Vermittlung eines realitätsbezogenen und differenzierten Deutschlandbildes gerechtfertigt.
[22] Kampschulte 2006, S. 23ff.
[23] http://www.auswaertigesamt.de/diplo/de/Aussenpolitik/Kulturpolitik/ Uebersicht.html.
[24] Maaß (Hrsg.) 2005.
[25] Schulte 2000, S. 2.
[26] Schulte 2000, S. 140.
[27] Schulte 2000, S. 143f.
[28] Vgl. Singer 2003.
[29] Singer 2003, S. 49.
[30] Vgl. Kampschulte 2006.
[31] Rittberger, Andrei 2005, S. 52.
[32] Witte 2001.
[33] Vgl. z.B. Feinberg , 1998; Meckel, Efrat (Hrsg.) 1993; Oz 2005 und Oz-Salzberger 2001.
[34] Vgl. Romberg 2005.
[35] Vgl. z.B. Primor 1999a oder Ben-Nathan 2005.
[36] Vgl. z.B. Faulenbach, Schütte (Hrsg.) 1998.
[37] Brumlik 1990, S. 57.
[38] Vgl. Neustadt 1994, S. 77-88 und Fischer 1994, S. 164.
[39] Vgl. Ziegler (Hrsg.) 1992.
[40] Vgl. Giordano 1992.
[41] Vgl. Weingardt 2002.
[42] Wengst 2004, S. 15.
[43] Vgl. Hansen 2002.
[44] Vgl. Pallade 2005.
[45] Vgl. Pecht 2002, S. 481-490, Diner 2002, S. 491-506 und Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen 2002, aber auch Ben-Perez, Kron 1996.
[46] Stierstorfer 2003, S. 11.
[47] Stierstorfer 2003, S. 15.
[48] Trautmann 1991, S. 10 .
[49] Vgl. insbes. Wolfssohn 1990, S. 163-184.
[50] Vgl. Wolffsohn 1986.
[51] Vgl. z.B. Pallade 2005, S. 343-368 und Zimmermann 1997, S. 265-280.
[52] Vgl. Bröning 2004, S. 5.
[53] Bröning 2004, S. 86f.
[54] Bröning 2005, S. 106.
[55] Vgl. Snaider 2000, S. 46. und www.kas.de/proj/home/pub/24/1/year-2007/dokument_id-10196/index.html.
[56] Vgl. Institut für Auslandsbeziehungen 2002.
[57] Vgl. Hosseini 1996, S. 365-368 und Schuhmacher 2000, S. 37-41.
[58] Vgl. Nickel 1989.
[59] Vgl. Haenggli 1994, S. 51.
[60] Vgl. Uhlig 2005.
[61] Maaß 2004, S. 5.
[62] Kampschulte 2006, S. 14.
[63] Arnold 1980, S. 9.
[64] Schulte 2003, S.1 FN 2.
[65] Schulte 2003, S.1 FN 2.
[66] Hosseini 1996, S. 6.
[67] Hosseini 1996, S. 6.
[68] Schubert 2005, S. 11.
[69] Hubel, May 1995, S. 10f.
[70] Bröning 2005, S. 96.
[71] Bogner, Menz 2005, S. 37.
[72] Bogner, Menz 2005, S. 66.
[73] Bogner, Menz 2005, S. 46.
[74] Dem Thema Evaluation in der Kulturpolitik war die Frühjahrstagung eines Arbeitskreises der Deutschen Gesellschaft für Evaluation vom 31.06. bis 01.07. 2007 gewidmet, der sich in Zukunft mit diesem Problemfeld auseinandersetzen wird.
[75] Bericht der Bundesregierung zur Auswärtigen Kulturpolitik 2005/2006, S. 5f.
[76] Maaß 2005, S. 28f.
[77] Maaß 2005, S. 205.
[78] Des Weiteren können noch Nichtregierungsorganisationen und die politischen Stiftungen der Parteien zu den Akteuren in der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik gehören. In dieser Arbeit wird der Fokus auf die Mittlerorganisationen gelegt. Zu den Stiftungen der fünf großen politischen Parteien ist noch zu sagen, dass kulturpolitische Aktivitäten nicht in deren Hauptaufgabenbereich gehören und sie keine nennenswerten Träger der deutschen AKBP darstellen. Durch ihre Projekte im zivilgesellschaftlichen Bereich und der Entwicklungszusammenarbeit können sie aber Bereiche streifen, die der AKBP zugeordnet werden können. Ihre Aktivitäten erweitern das Spektrum der deutschen Repräsentanz und Präsenz im Ausland und können ebenfalls zur Vermittlung eines modernen Deutschlandbildes beitragen. Demnach unterstützen und ergänzen die politischen Stiftungen die AKBP, s. Pogorelskaja 2005, S. 225.
[79] Singer 2003, S. 8.
[80] Sautter 2005, S. 180.
[81] Thamm 2001, S. 29.
[82] Singer 2005, S. 176ff.
[83] Der Ausschuss für Kultur und Medien fast vorher verstreute Angelegenheiten zu Kultur und Medien zusammen und übernimmt so auch die auswärtige Kulturpolitik. Er lässt sich vom Außenminister berichten, führt Gespräche mit kulturellen Vertretern und hört Sachverständige an. Durch die Übernahme der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in den Ausschuss für Kultur und Medien ist eine Inkongruenz zwischen Ausschüssen und Ressorts entstanden: Der Ausschuss für Kultur und Medien ist nämlich nicht für außenpolitische Angelegenheiten zuständig, während der Auswärtige Ausschuss nicht mehr mit der Außenkulturpolitik betraut ist, s. Singer 2005, S. 177.
[84] Maaß 2005, S. 193.
[85] Unter der Website www.deutsche-kultur-international.de des Instituts für Auslandsbeziehungen werden 214 Organisationen der Auslandskulturarbeit, darunter Bundesressorts, Mittlerorganisationen und Stiftungen, aufgeführt.
[86] Seine kulturellen Kompetenzen hat der Staat durch Art. 35 des Einigungsvertrages und mit Errichtung des Amtes des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Jahr 1998 erweitern können, s. Maaß 2005, S. 197.
[87] Vgl. Schuhmacher 2000, S. 5.
[88] Sofern die Beziehungen zum Ausland die kommunale Ebene nicht überschreiten, sind diese Beziehungen nach allgemeinem Verständnis des Art. 28. Abs. 2 GG verfassungskonform. Maaß spricht hier nicht von einem Teil der Außenkulturpolitik, sondern von Auslandsbeziehungen oder transnationalen Aktivitäten, s. Maaß 2005, S. 20. Gerade im Hinblick auf die große Zahl von Städtepartnerschaften mit dem Ausland erscheint hier eine Nennung dieser Aktivitäten dennoch sinnvoll. Allerdings fehlt es an einer systematischen Untersuchung auf diesem Gebiet. Wie viele dieser Partnerschaften noch aktiv sind, kann nicht gesagt werden.
[89] Znined-Brand 1999, S. 35.
[90] Singer 2003, S. 7.
[91] Singer 2003, S. 8.
[92] Schulte 2000, S. 43.
[93] Carlo Schmidt zitiert nach Singer 2003, S. 8.
[94] Vgl. zu Frankreich Znined-Brand 1999 und zu Großbritannien und anderen europäischen Ländern Lutzmann, s. Schneider 2005, S. 291-300.
[95] Znined-Brand 1999, S. 37.
[96] Dem Zwecke der Rehabilitierung diente bereits die auswärtige Kulturpolitik der Weimarer Republik. Die Niederlage im Ersten Weltkrieg und die anschließende Isolierung Deutschlands erlaubten nicht mehr eine Fortführung der auf Expansion ausgerichteten Kulturpropaganda, s. Schulte 2000, S. 37.
[97] Singer 2003, S. 11 FN 19.
[98] Schulte 2000, S. 45.
[99] Znined-Brand 1999, S. 36.
[100] Schulte 2000, S. 47.
[101] Heide 1996, S. 26 .
[102] Singer 2003, S. 15.
[103] Witte 2003, S. 247. Vgl. auch Witte 1991, S. 377f.
[104] Auf Betreiben Dahrendorfs wurden in der Kulturabteilung 1970 51 Leitsätze erarbeitet. Diese Leitsätze wurden auf 15 Thesen reduziert und sollten als Kabinettsgrundlage für den Entscheidungsprozess der Bundesregierung dienen. Aufgrund formeller Mängel konnten diese aber nicht behandelt werden, so dass das Auswärtige Amt Ende 1970 die Leitsätze für die auswärtige Kulturpolitik nur für ihren Zuständigkeitsbereich verwenden konnte.
[105] Singer 2003, S. 20.
[106] Peisert 1978, S. 335.
[107] Singer 2003, S. 17.
[108] Singer 2003, S. 18f.
- Citar trabajo
- Sebastian Schwärzl (Autor), 2007, Die deutsche auswärtige Kultur- und Bildungspolitik in Israel, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164813
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